Maenavry nickte und es wurde noch später und dunklere Nacht. Der Schrei einer Frau gellte durch die Luft, aus der Seitengasse neben dem Lokal kommend. Die drei eilten herbei, um die Erinnerung nicht zu verpassen. Die Zigeunerin war anscheinend mit ihrem alten Vater in der Stadt, wo der Rest war, war unklar, wahrscheinlich ausserhalb, doch sie hatten nicht mit dem gerechnet was gerade passiert war. Der alte lag blutend an eine Wand gelehnt, leise stöhnend, mit aufgeplatzter Stirn. Die Zigeunerin stand umzingelt von drei Seemännern an die Wand eines Hauses gedrückt, ihr farbenfrohes Kleid zerrissen. Einer der Seemänner stand daneben, eine fast leere Flasche in Händen und aus ihr trinkend, der zweite wetzte ein Messer daneben und der dritte hielt sie fest, ihr Gesicht in seinem Griff. "Wieso singst du nicht jetzt?", brüllte er lachend. "Na los! Sing! Sing du Hure!", rief er. Die Frau bettelte, versuchte sich zu befreien, doch es war nutzlos. Als der Seemann seine Hose aufschnürte ertönte ein brüllen. "Was soll das, du versiffter Hurenbock!?" Es war ein besoffener und wütender Barôn. Der kahlköpfige Mann stand neben Maenavry und Elairon, welche ebenfalls besoffen hintaumelten. Sie wussten, dass die Zigeunerin es Barôn angetan hatte und dieser stürmte auf die Seemänner zu, unüberlegt und packte den einen an der Schulter, riss ihn von der Zigeunerin weg, wobei diese zusammensackte und sich nicht rührte. Nur ein Schluchtzen ertönte. Der Mann verpasste Barôn einen Kinnhacken, wobei dieser seine Beherrschung verlor, einen seiner Hämmer vom Gürtel löste und dem Mann den Schädel zertrümmerte. Der zweite Seemann zerbrach seine Flasche und stürmte wütend auf Barôn zu, der Dritte kam mit dem Messer hinzu und sie begannen sich zu prügeln, aufeinander einzustechen und zu brüllen, bis Elairon Maenavry anwies, dazwischen zu gehen.
Er wollte zuerst nicht, doch Befehl war Befehl und so versuchte er zuerst mit Waffen dazwischen zu gehen, was nichts nützte. Schlussendlich wollte er sie mit Feuer erschrecken, verwechselte aber den Spruch und die Seemänner gingen unter gellenden Schreien in Flammen auf, die sich in Maenavrys entsetztem Gesicht wiederspiegelten. Der Dämon wandte sich ab und das Bild verschwand. "Es gab niemanden, der das verhindern wollte", sagte er, dann verschwamm das Bild und sie standen in einem anderen Teil von Ravi, an den Docs, wo sie gerade Käfige mit Sklaven entluden. "Habt ihr genug gesehen?", fragte er dann.

Die Stadt verschwand und Schwärze umfing sie. "Ich sage nicht, dass es nur in Ravi so ist", er nahm eine ihrer Locken und spielte kurz mit ihr, bevor er sie ihr hinters Ohr strich, "Aber in Ravi ist es Alltag. In vielen anderen Städten wird es euch vielleicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit oder garnicht passieren, aber in Ravi bestimmt. Und das will ich verhindern", sagte er und sah sie ernst an. "Wenn ihr dorthin wollt, dann begleite ich euch."

"Das wird nicht nötig sein", meinte Maenavry lächelnd und löste den Traum auf. Sie sassen an genau der gleichen Stelle am Fluss und die Hand der Marketenderin ruhte in Maenavrys, die des Mädchens darüber. Wobei ruhen leicht untertrieben war, denn der Mann spürte ihre Fingernägel in seiner Haut versenkt. Als sie es merkte liess sie schnell los, so als würde ihre Hand von der seinen, so schnell wie möglich, flüchten wollen.
Er lächelte. "Wollt ihr wirklich dahin?"

Maenavry konnte es nicht lassen und verstrubbelte der Marketenderin das Haar. Er mochte nicht wirklich, den Ton, den sie automatisch annahm, wenn sie mit ihm redete, denn dann fühlte er sich wie sonst ein Reisemittel. Er wusste ja, dass sie auch anders sein konnte. "Ich habe Wein dabei, willst du etwas?", fragte er und hielt ihr den Weinschlauch hin, nachdem er aufgestanden war und ihn geholt hatte.

Maenavry nickte. "Das Mädchen lässt sich aber Zeit", bemerkte er trocken. "Vielleicht solltest du besser nach ihr sehen."