#151

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 21.07.2013 05:35
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Maenavry", antwortete er und musste lächeln, da er anscheinend vergessen hatte, dass er vergessen hatte, ihr seinen Namen zu sagen.


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#152

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 01:06
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Meiner ist Muirgheal", sagte sie, schmiegte sich an seinen Arm und schlief ein.
Meyra sass draussen vor dem Zelt und blickte hoch an den Himmel. Es hatte etwas aufgeklart und dann und wann blitzte ein Stern durch Löcher in der Wolkendecke. Magie. Die beiden Menschen, mit denen sie reiste, waren Magier. Von dem Drachen, der auf der anderen Seite des Feuers schlief, ganz zu schweigen. Es war erstaunlich, fantastisch, auch ein bisschen erschreckend. Denn sie begriff, sie war mitten in einer Legende gelandet. Mitten zwischen Leuten, die eine Rolle spielten im Fortgang dieser Welt. Die mit entschieden, wie diese Welt einmal werden würde. Diese Erkenntnis nahm ihr den Atem und sie wusste nicht, ob sie jubeln wollte, oder Angst haben.

Am zweiten Abend ihrer Reise hörte es wenigstens auf zu regnen. Dafür wurde es kalt, und Eran war keineswegs bereit, seinen Groll gegenüber Lor zu begraben. Auch die Tatsache, dass sie nur dank Lors übrigem Steinöl überhaupt ein Feuer zustande brachten, um sich daran zu wärmen, änderte daran überhaupt nichts.
Was Lor dabei am meisten aufregte war, dass wegen dem schlechten Wetter und der allgemein gedrückten Laune niemand Lust hatte, ihn zu fragen, was er denn jetzt in Loney wirklich angestellt hatte. Dadurch hatte er keinen Vorwand, die ganze Geschichte noch einmal detailliert zu erzählen. Und natürlich interessierte sich auch keiner für die mysteriöse Brandflüssigkeit. Vermutlich glaubten sie, er habe den Teil der Geschichte eh nur unter Drogeneinfluss zusammenfantasiert.
Aber das hatte er nicht. Die Flasche mit den Flammen darin steckte als unwiderlegbarer Beweis in einer Innentasche in seinem Wams und manchmal hatte er das Gefühl, als spüre er ihre Wärme durch das Glas hindurch.


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#153

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 01:22
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Am nächsten Tag reisten sie weiter. Zu Fuss, da sie nur noch ein Pferd hatten und auf dem sass Meyra. Fero trug einen Teil ihrer Ausrüstung und sie redeten nicht viel. Woran das lag, wussten sie nicht genau, wahrscheinlich am Vorfall des vergangenen Abends oder wegen des schlechten Wetters.
Jedenfalls marschierten sie weiter nordwärts den Fluss entlang. Und so kamen sie nach einigen Stunden an ein kleines Fischerdorf.
Maenavry hoffte dort mindestens einen Esel kaufen zu können, doch er wollte sich dann doch keine zu grossen Hofnungen machen.
Das Dorf war klein, heruntergekommen und die Fischer wirkten arm, zu dünn und ausgemergelt, zu alt zum arbeiten.


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#154

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 02:41
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Marketenderin bemerkte schnell, dass mit diesem Dorf hier etwas nicht stimmte. Normalerweise waren in einem Dorf alle Altersgruppen gleichmässig vertreten, hier aber schien es nur alte Leute zu geben. Sie waren schon durch einen Drittel des Dorfes gelaufen, und hatten noch keinen Menschen unter fünfzig oder sechzig Jahren gesehen.
Schliesslich trat sie auf eine alte Frau zu, die auf einer Türschwelle sass und kauend auf den Fluss hinausblickte. "Guten Tag, Mütterchen. Wo sind denn Eure Kinder?"
Die Alte spuckte Kautabak aus und streckte eine magere Hand aus.
Die Marketenderin folgte mit den Augen der Richtung des knochigen Fingers und stiess auf einen Hügel, der etwas abseits des Flusses aus dem Wald ragte. Die Bäume schienen sich auf der Kuppe zu lichten und sie glaubte, etwas schwarzes dazwischen zu sehen, wie Fundamente eines alten Gebäudes.
"Was ist dort?", fragte sie.
"Es lockt sie", krächzte die Alte und der Klang ihrer Stimme liess der Marketenderin einen kalten Schauer über den Rücken laufen. "Die jüngsten zuerst. Dann immer mehr."
"Was lockt?", fragte die Marketenderin beunruhigt.
"Es hat euch noch nicht gesehen", sagte die Alte und spuckte abermals schwarzen Speichel. "Verschwindet, bevor es zu spät ist. Oder es wird euch fressen wie all die anderen."


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#155

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 02:44
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Was meint ihr mit 'ES'?", fragte Maenavry nach, doch die Alte wiederholte sich erneut. Er seufzte und gab schnell auf. "Können wir ein Pferd hier irgendwo kaufen?" Er hatte keine Lust Zeit zu verschwenden und dieses Dorf war ihm nicht geheuer.


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#156

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 02:50
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Ein Lächeln teilte die dünnen Lippen der Alten, und es war ein sehr beängstigendes Lächeln. "Kein Pferd wird Euch schnell genug von hier weg tragen", keifte sie. "Es ist zu spät. Ihr seid verloren."
In diesem Moment hörte die Marketenderin eine Stimme in ihrem Kopf. Komm, komm, komm... Es war, als zerfetze diese Stimme ihr Hirn, für einen Augenblick wurde ihr schwarz vor Augen, weil der Schmerz so heftig war, dann liess er nach, aber die Macht, die von diesen Worten ausging, war unbeschreiblich. Komm, komm, komm... Automatisch drehte ihr Körper sich um und machte einen Schritt in die Richtung des Hügels, aber sie kämpfte dagegen an und es gelang ihr, still zu stehen. Meyra hingegen ging unbeirrt und leicht staksig, als würde sie von jemandem gelenkt, auf den Wald zu.


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#157

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 02:53
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Hey, hey hey hey!", rief Maenavry erschrocken aus und sprang Meyra hinterher. Er packte das Mädchen am Arm und hielt es zurück, oder versuchte es zumindest. Denn er konnte sie nicht festhalten, ohne sie zu verletzen. "Was ist bloss in dich gefahren?"


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#158

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 02:59
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Meyra gab keine Antwort, sondern riss sich los mit einer Kraft, die man ihrem schmächtigen Körper nicht zugetraut hätte.
Die Marketenderin sah es, aber sie konnte sich nicht rühren. Oder besser gesagt, ihr gesamter Geist war darauf konzentriert, sich nicht zu rühren, denn es war ihre einzige Chance, um nicht genau wie Meyra los zu laufen. Sie wusste nicht, wie lange sie das noch durchhalten würde.


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#159

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 23.07.2013 03:02
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Maenavry sah ihr nach. Was zum Teufel war bloss los mit diesem Dorf?
Er drehte sich um zur Marketenderin, doch die stand wie eine Salzsäule da. "Muirgheal?", fragte er halb verzweifelt, doch sie antwortete genauso wenig wie das Mädchen. Mindestens, wanderte sie nicht herum wie ein Zombie.
Er versuchte Meyra aufzuhalten, doch es ging nicht, also hob er sie hoch und versuchte sie zum Pferd zu bringen.


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#160

RE: Nordufer des Spiegelsees und Oberlauf des Loney

in Dreitan - das Spiel 24.07.2013 00:54
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Marketenderin rang mit der Stimme. Es musste einen Weg geben, einen Weg, wie sie darüber siegen und die Macht in ihrem Kopf zurückerlangen konnte. Es musste. Es gab immer einen Weg. Diese Leute hier hatten vielleicht keinen gefunden. Aber sie war eine Magierin. Sie war eine Magierin. Mit einem geistigen Aufschrei riss sie rings um sich die Erde aus dem Boden, wirbelte sie in die Luft und zerrieb sie mit der Gewalt ihres Schmerzes zu Pulver, bis sie von einer Kuppel aus Staub umgeben war, zu drei Teilen Erde, zu einem Teil Luft.
Sofort brach die Stimme ab und erst, als sie genauer hinhörte, nahm die Marketenderin sie noch leise wahr, aber sie hatte ihre Kraft verloren. Die Marketenderin atmete auf und versuchte durch den Dunst etwas zu sehen. Dafür machte sie ihn etwas dünner, und die Stimme wurde stärker, aber nicht so stark, dass es schwer gewesen wäre ihr zu widerstehen. Sie sah den Feuertänzer, der Meyra festhielt. Meyra zappelte und trat um sich, wand sich in seinem Griff und kratzte mit den Fingernägeln über sein Gesicht.
"Schlag sie k.o.!", rief die Marketenderin. "Sie kann nicht selbst widerstehen!"


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