"Hm, wie ich Naja von ihrem Auftritt in der Nachtzinne her einschätze, versuchen, ihnen die Köpfe abzureissen und ihr Blut zu trinken", meinte die Marketenderin und fing einen schockierten Blick von Meyra auf. "Ich habe die Halbdrachen bis anhin nicht als sehr angenehme Zeitgenossen wahrgenommen."
Sie trank einen Schluck Tee. "Nun, im Moment sind wir eh viel zu weit von den Bergen weg, als dass wir etwas herausfinden könnten, aber auf die Distanz wird es uns auch nicht betreffen. Ich schätze, am besten reisen wir einfach mal weiter."

An einem der nächsten Tage, als sie gerade das Lager aufgeschlagen hatten, ging die Marketenderin unter dem Vorwand, pinkeln zu müssen, in den Wald hinein und so weit, dass sie sicher sein konnte, dass niemand mehr sie hörte. Dann trat sie an das Ufer des Flusses, wo eine Wurzel die Strömung brach und blickte in das spiegelglatte Wasser. Einen Augenblick lang zögerte sie noch, dann spuckte sie in das Wasser, sprach einige Worte und machte eine bestimmte Geste.
Einen Augenblick lang blieb es still, doch dann begann das Wasser sich zu wölben und plötzlich spiegelten sich nich mehr die Äste der Bäume darin, sondern ein Gesicht, das nicht das ihre war, sondern das eines alten Mannes mit grauen Haaren und einer Fischersmütze. "Was hast du erfahren?", fragte eine Stimme, wie von ferne gurgelnd.
Sie erzählte, was Maenavry ihr gesagt hatte, über die vier Alten und den Ruf, und dass der neue Ruf von jemand anderem stammte. Der Fischer nickte nur. "Geh weiter nach Osten und erstatte mir wieder Bericht", sagte er nur, dann verschwand er, ohne ein weiteres Wort. In einem Wutanfall trat die Marketenderin gegen das Wasser, aber alles, was sie damit erreichte, waren nasse Füsse. Was fiel dem Kerl eigentlich ein? War sie sein Laufbursche oder was? Er hätte sich wenigstens bedanken können, oder danach erkundigen, wie es ihr bisher ergangen war, aber nein! Alles was ihn interessierten, waren verdammte Fakten!
Wütend verliess sie den Fluss und stapfte zurück zum Lager. In Zukunft würde er sich seinen Bericht sonstwohin stecken können!
Der Rest der Reise entlang des Loney verlief ohne Zwischenfälle und nach etwa anderhalb Wochen erreichten sie die von Menschen und Elfen bewohnte Handelsstation am Ausfluss des Spiegelsees. Es war ein guter Ort um die Vorräte aufzufrischen und da das Wirtshaus recht komfortabel war, beschlossen sie, einige Tage zu verweilen, auch weil Meyra sich eine Erkältung eingefangen hatte.
Fünf Tage später, als sie am Abend, bevor sie wieder aufbrechen wollten, beim Abendessen sassen betraten vier vom Regen nasse Söldner das Wirtshaus, warfen klappernt ihre Helme auf den Tisch und ihre Rücksäcke auf den Boden und riefen laut nach einem warmen Met. Während der Wirt sich beeilte, ihnen etwas zu bringen, sah der eine, ein dünner, hochgewachsener Typ mit in alle Richtungen abstehendem schwarzen Haar, sich um, und fast sofort blieb sein Blick an Maenavry hängen. "Maenavry!", rief er überrascht. "Dir läuft man aber auch überall über den Weg!"

"Naja, wir dachten, es sei mal besser, aus Loney zu verschwinden, nach der Sache da", meinte Lor grinsend und setzte sich zu ihnen an den Tisch, die anderen folgten. "Und weil wir von Westen gekommen waren, blieb nichts anderes, als nach Osten weiterzugehen. Und da kommt man zwangsläufig hier durch. Aber sag mal..." Er stutzte plötzlich. "Wie bist denn du plötzlich so schnell hierher gekommen? Ich mein, du bist doch in Loney geblieben, als wir gegangen sind?"

"Äh...", meinte Lor und kratzte sich am Kopf. "Ich schätze Ravi kommt besser raus, was meint ihr?"
Er sah die anderen an auf eine Weise, die klar machte, dass sie eigentlich alle die Antwort kannten.
"Jaah, das denke ich auch", meinte Eran gedehnt. "Die Elfen würden uns wohl nicht sehr mögen."
Devro versuchte nirgends hinzusehen und Pave schüttelte vage die Hand.

"Wir hatten es eigentlich nicht vor", meinte Eran.
"Hm", sagte Pave. "Aber es wäre vielleicht gar nicht so ungeschickt dieses eine Elfendorf zu umgehen..."
"Geht denn das überhaupt?", fragte Lor. "Ich dachte, das kann man gar nicht."