"So ein Dorf hier am See", meinte Eran vage.
Lor schüttelte den Kopf. "Quatsch mit Sosse. Die würden uns eh nicht wiedererkennen. Ich mein, wenn man uns wiedererkennen würde, dann hätten sie uns hier schon gehängt."
"Shhht!", sagte Devro. "Du musst es ihnen nicht noch auf die Nase binden, du Vollidiot!"
"Sorry", meinte Lor sofort und sah sich beunruhigt um.
"Ich schätze, wir werden nicht die Wüste durchqueren", meinte Pave. "Das erscheint mit zu riskant. Aber wohin bist du unterwegs?"
"Und wer sind deine hübschen Begleiterinnen?", fügte Eran hinzu mit einem Blick auf die rothaarige Frau und das Mädchen neben ihr, das überhaupt nicht wie ihre Tochter aussah.

"Sehr erfreut", meinte Eran und verneigte sich formvollendet.
Lor zerstörte die Vorstellung, indem er ihm so heftig auf den Rücken schlug, dass Eran fast von der Bank fiel, dann kam das Bier und sie stiessen auf die Gesundheit der beiden Frauen an.
Die Marketenderin taxierte die vier Männer schnell. Sie waren Söldner, aber nicht solche von der ganz üblen Sorte. Der grosse blonde war eher zurückhaltend und auch den beiden jungen schien ein Hauch von Anstand nicht ganz fremd zu sein. Nur der kleine, den Maenavry als Devro vorgestellt hatte, war schwer einzuschätzen.
"Dann kommt ihr also aus Loney?", fragte sie und trank einen Schluck Wein.
"Ja, also jetzt grad schon", meinte Eran. "Aber sonst eigentlich nicht."
"Wir waren in der Nachtzinne", erklärte Lor. "Aber ich komm eigentlich aus Immen."
"Ich bin von der Nordküste", sagte Eran. "Pave hier auch. Woher kommt ihr?"

"Ich komme aus der Nachtzinne", erwiderte die Marketenderin. "Aber zuletzt waren wir in Loney, wie ihr. Wir müssen uns um ein paar Tage verpasst haben."
"Scheint so", meinte Lor. "Maenavry hier haben wir nämlich noch dort getroffen. Haha, das war auch ein witziges Abenteuer, was?", meinte er an Maenavry gewandt. "Aber jetzt nochmal. Wie zum Teufel hast du es geschafft, vor uns hier zu sein, ohne uns zu überholen?"

(ich weiss, ich hab gesagt, ich hätte hier noch eine Idee, aber ich hab grad überhaupt keine Lust, sie zu schreiben)

Sie beschlossen, da sie alle in die gleiche Richtung mussten, gemeinsam weiter zu reisen, zumindest entlang des Spiegelsees. Die Söldner waren darüber nicht unglücklich, weil sie so noch weniger Gefahr liefen, den Elfen aufzufallen, und die Marketenderin freute sich auf etwas mehr Gesellschaft. Maenavry war zwar wirklich nett, und sie mochte ihn mehr als jeden anderen vorher, aber er war meist nicht sehr gesprächig. Was man von den Söldnern nicht behaupten konnte.
Die Marketenderin und Meyra verabschiedeten sich früh und gingen zu Bett, Maenavry folgte bald, während die Söldner noch eine Weile unten blieben und mehr als genug Bier tranken. Am nächsten Morgen sahen sie dementsprechend verkatert aus, aber sie standen pünktlich zur vereinbarten Zeit bereit und so brachen sie gemeinsam auf. Da die Marketenderin spontan noch ein Pferd für Maenavry aufgetrieben hatte, konnten sie nun alle reiten und kamen zügiger voran.

Sie folgten mehr oder weniger dem Seeufer. Die Söldner ritten voran und suchten den Weg, denn sie schienen sich in der Gegend schon auszukennen. Die Marketenderin redete oft mit ihnen. Meistens klopften sie zwar nur Sprüche und gaben zum besten, was den anderen jeweils peinliches passiert war - besonders die beiden jüngeren versuchten sich dabei gegenseitig zu übertreffen; die Marketenderin wusste schon warum; sie musst aufpassen, sich nicht darüber kaputt zu lachen - aber die Marketenderin fand heraus, dass sie alle im Bürgerkrieg der Nachtzinne gekämpft hatten, aber noch vor der Schlacht um die Hauptstadt desertiert waren. Respektive gekündigt hatte, so der Ausdruck auf dem sie beharrten. Sie konnte sich allerdings nicht vorstellen, dass sie dafür irgendein formelles Schreiben aufgesetzt hatten.
Abends schlugen sie ihre Zelte auf, assen und tranken gemeinsam und stellten eine Wache auf. Die Marketenderin hielt das zwar in den Gebieten der Elfen nicht unbedingt für notwendig, aber die Söldner bestanden darauf. Eines Nachts, als Pave Wache hielt - die anderen hatten sich schon seit geraumer Zeit schlafen gelegt - öffnete sich eine der Zeltplanen und Meyra setzte sich zu ihm ans Feuer und hielt die Hände über die Flammen, um sie zu wärmen.
"Kannst du nicht schlafen?", fragte Pave.
Sie schüttelte den Kopf.
Pave musterte das Mädchen. Sie war sehr still. Deshalb hatte er sie beobachtet. "Ist Muirgheal wirklich deine Schwester?"
"Nein", antwortete Meyra knapp. "Wir sind nur Schwestern im Geist."
Pave nickte. "Maenavry scheinst du nicht sehr zu mögen."
"Ich traue ihm nicht", sagte Meyra und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
"Warum?", fragte Pave. "Er erscheint mir recht... höflich zu sein."
"Vielleicht genau darum", meinte Meyra. Sie beugte sich näher zu Pave, um sicher zu gehen, dass niemand bei den Zelten ihre Worte hörte. "Ich glaube, er führt etwas im Schilde. Er ist ein Dämon!"
"Wie kommst du denn auf die Idee?", fragte Pave. Klar, er wusste, was Dämonen waren, auch ihm hatte man als Kind Angst damit gemacht. Aber seit er erwachsen war, war er eigentlich davon überzeugt, dass es überhaupt keine Dämonen gab. Sonst hätte er doch längst einem begegnen müssen, oder einem, der einem begegnet war, oder nicht?
"Er hat es mir gesagt", flüsterte Meyra mit grossen Augen.
"Hm", meinte Pave. "Bist du dir sicher, dass er dich nicht einfach veräppelt hat?"
"Nein, natürlich nicht", entgegnete Meyra, wodruch Pave's Meinung von ihr augenblicklich stieg. Sie war offenbar kein Kind, das etwas behauptete, ohne dafür Gründe zu haben. "Aber er ist schon ein komischer Typ", fuhr sie fort. "Erstens beherrscht er Magie. Zweitens kann er Illusionen machen und einen darin herumführen. Drittens reist er mit einem Drachen."
"Mit einem Drachen?!", fragte Pave entgeistert.
"Shhht!", sagte Meyra und er wurde sofort leiser. Vermutlich hatte man ihn bei den Zelten zwar nicht gehört, aber man musste es ja nicht herausfordern. "Was glaubst du, wie hat er euch überholt?", fragte Meyra und gab gleich selber die Antwort: "In dem er mit einem Drachen geflogen ist!"
Pave hob beide Augenbrauen. Das war in der Tat eine interessante Neuigkeit.