"In Ordnung", meinte Samor und folgte kurz darauf Valis und seinen Männern. Er war sich nicht sicher wohin sie ihn brachten, wahrscheinlich in ihr Lager oder ähnliches. Langsam kam er in die Realität zurück. Das Schlachtfeld sah fürchterlich aus. Bauern, die gegen Soldaten gekämpft hatten. Auf beiden Seiten grosse Verluste. Er fragte sich wie viele Söhne gegen ihre Väter kämpften und wie viele Brüder sich gegenseitig das Leben genommen hatten. Die beiden anderen Männer und die Elfe schienen ähnliches zu denken, denn mit jedem Schritt den sie auf dem Feld taten, wurde ihre Laune düsterer und betrübter und ihre Schultern schienen eine schwere Last auf sich zu nehmen.
Widerwillig warf auch Siney sein Schwert beiseite. Keiner der Prinzen rührte sich, die vier Brüder sahen lediglich Arsa abwartend an.
some men just want to see the world burn

(ups.... habs geändert)
"General? Wie werden wir weiter gegen diesen Gegner fortgehen? Werden wir Samor zur Nachtzinne eskortieren und dann mit Verstärkung zurückkehren? Falls dies der Fall ist, sollten wir Candamir einen Boten hinterherschicken. Nicht das er mit der Verstärkung aus Avedis hier auftaucht und wir sind nicht mehr hier." Benjen hatte sein Pferd neben Valis Tier gelenkt und sprach mit leiser Stimme, so dass die Fremden ihn nicht hören konnten.
Avedis
Candamir lenkte sein verschwitztes Tier in den Burghof und winkte einen Stallburschen herbei. Seine abgerissene Erscheinung weckte die Aufmerksamkeit der Wachen. Er musste selbst zugeben, dass er nicht gerade einen vertrauenswürdigen Eindruck machte. Sein Haar war mittlerweile auf Schulterlang und die schwarzen Locken waren zu einem unentwirrbaren Dickicht verfilzt. Mit einer Hand fuhr er sich über den kurzen Bart, doch dagegen konnte er jetzt nichts machen. Er begnügte sich damit einen Eimer Wasser aus dem Brunnen hochzuziehen und ihn sich über den Kopf zu giessen. Prustend schüttelte er den Kopf und trat anschliessend auf die Torwachen zu.
"Bettler haben hier nichts zu suchen, doch kommt in einer halben Stunde wieder, dann bekommt ihr die Reste von der Tafel unserer Herrin.", riet ihm eine der Wachen nicht unfreundlich. Candamir schnaubte und zog Valis Brief aus seinem Panzerhandschuh. "Ich bin in Valis Auftrag hier und erbitte eine Audienz bei Lady Alyrna." Er hielt dem Mann das Siegel unter die Nase. Er zögerte einen Augenblick.
"Lady Alyrna ist gerade beim Essen. Ihr werdet wohl bis morgen warten müssen.", beschied er Candamir schliesslich unverbindlich.
"Du willst mich wohl auf den Arm nehmen? Ich bin so schnell ich konnte von Cadogan nach Avedis geritten um eurem famosen General neue Männer zu bringen und ihr wollt mich wie einen gewöhnlichen Bittsteller hier warten lassen?", knurrte er. Unverholene Wut schwang in seiner Stimme mit. "Ich geh jetzt rein."
Die Wachen waren für einen Moment so verdutzt über seine Unverfrorenheit, dass er die Türe zur Burg aufstossen konnte, bevor sie nach ihm griffen. Der kleine Tumult, der daraufhin entstand, lockte in Windeseile einen Sergeanten herbei. "Was verdammt nochmal ist hier los?", brüllte er. Candamir, der einen der Soldaten am Kragen gepackt hatte, liess den Mann augenblicklich wieder los.
"Ich verlange augenblicklich eine Audienz bei Lady Alyrna. Ich bringe eine Botschaft von General Valis. Er bittet um Verstärkung."
"Zeig her!" Der Sergeant riss ihm förmlich das Dokument aus dem Finger und überflog es. Sein Gesicht wurde dunkel vor Zorn und er wandte sich zu den unglückseligen Wachen. "Wieso habt ihr ihn nicht durchgelassen?" Sie murmelten eine Antwort, dass sie nicht lesen konnten und daher nicht wussten ob der Fremde die Wahrheit gesagt hatte, doch bevor sie ausreden konnten, wandte sich der Sergeant wieder Candamir zu. "Lasst eure Waffen hier und folgt mir. Ich bin sicher Lady Alyrna wird euch empfangen."
Candamir nickte und reichte einem der Wachen sein Schwert und den kurzen Wurfspeer. Der Sergeant nickte zufrieden und führte ihn ohne zu zögern in die Burg hinein. Er klopfte forsch an eine Türe und ein Diener machte auf. "Ein Bote von General Valis ist soeben eingetroffen. Er bringt eine Botschaft für Lady Alyrna. Es ist dringend."

Valis seufzte. Es war - unadelig ausgedrückt - eine verdammte Scheiss-Situation. Wenn sie zur Nachtzinne gingen und die Verstärkung von Avedis zurückhielten, dann ermöglichten sie dem Feind, wieder zu erstarken. Wenn sie jedoch hier blieben, mit den gerade einmal hundert Mann, die sie nun waren, und womöglich noch einen Teil davon als Eskorte mit Samor von Gevira zur Nachtzinne schickten, dann liefen sie jederzeit Gefahr, erneut in eine Falle zu geraten. Keine Eskorte zu schicken und Samor selbst hierzubehalten, kam wiederum nicht in Frage, weil es einen Krieg auslösen konnte, wenn der Kronzprinz Geviras in ihrem Land starb - auch wenn er nicht ganz legal hier war.
"Ich schlage vor, wir kehren zurück nach Cadogan und warten dort auf die Verstärkung", sagte er schliesslich. von dort wäre es noch am ehesten möglich, das Gebiet etwas im Auge zu behalten. "Aber ich würde gerne Eure Meinung dazu hören."
"Kommt mit!", befahl Arsa.
Die jungen Söldner formten einen Kreis um die Prinzen und geleitete sie durch das Tor ins Dorf, während einer ihre Schwerter aufhob und mittrug. Arsa führte sie durch das Dorf in den Hof und in den Palas der Burg. Dort stiess er die Tür eines der kleinen Seitenräume im Erdgeschoss auf und befahl den im Moment darin wohnenden Söldnern, das Zimmer zu räumen. Sie gehorchten schnell und als sie alle ihre Habseligkeiten entfernt hatten, befahl Arsa den Prinzen, hineinzugehen.
Lady Alyrna hörte, was der Diener zu berichten hatte, nickte ihm zu zum Zeichen, dass sie gleich kommen würde. Mit einem höflichen Lächeln entschuldigte sie sich bei ihrem Tischnachbar, stand auf und folgte den Diener durch eine Seitentür in den Korridor.
Kaum hatte sie den Saal verlassen, atmete sie hörbar auf. Sie war alles andere als unglücklich darüber, einen guten Grund zu haben, von diesem Gespräch wegzukommen, denn es war schlicht und einfach öde gewesen. Nicht dass sie Mühe damit hatte, sich floskelhaft über Nichtigkeiten zu unterhalten, aber es war durchaus nicht ihre liebste Beschäftigung. Sie war eine Frau der Tat.
Sie betrat die Empfangskammer, in die man den Boten mittlerweile gebracht hatte und erfasste mit einem Blick, dass der Mann eine anstrengende Reise hinter sich hatte. Mit einem Wink befahl sie dem Diener zwei Stühle, Speis und Trank zu bringen, dann widmete sie sich dem Boten.
"Seid willkommen zurück", sagte sie mit ihrer Stimme, die das Wort "Gräfin" ganz eindeutig nicht als "Frau eines Grafen", sondern als "Herrscherin" definierte. "Man sagte mir, Ihr bringt Nachricht von General Valis."
If you're going through hell, keep going.

"Das ist eine gute Idee. Dennoch denke ich, sollten wir Samor mit einer Eskorte zur Nachtzinne schaffen und dann über die Grenze bringen. Der König von Gevira könnte es als Provokation auffassen, falls wir ihn hier behalten.", gab Benjen zu bedenken. "Sobald er über die Grenze gebracht wurde, ist er jedoch nicht mehr unser Problem."
Avedis
"Ich bringe euch eine Botschaft von General Valis. Wir haben schwere Verluste erlitten und er bittet euch um Verstärkung." Candamir überreichte ihr das Dokument und betrachtete sie dann verstohlen. Es war das erste Mal, das er sich in den Kreisen des höheren Adels bewegte. Allein ihre Kleidung und Schmuck war wahrscheinlich mehr wert, als er in einem ganzen Jahr als Soldat verdiente. Es war schon irgendwie ungerecht, doch andererseits genoss Candamir sein einfaches Leben. Er konnte sich nicht vorstellen, sich tagein tagaus mit Machthungrigen Adligen herumschlagen zu müssen. Das war es sicher sicher nicht wert, befand er.

Valis nickte. "Ja, da stimme ich Euch zu."
Sie erreichten den Rest der Truppe, die mittlerweile einige Dutzend Überlebende zusammengesucht hatten. Valis überflog die Männer mit schnellem Blick und versuchte, sich seine Erschütterung nicht anmerken zu lassen. Die meisten von ihnen hatten so tiefe Wunden, dass sie kaum überleben würden, oder wenn, dann nur als Krüppel. Das bedeutete, diese verfluchten Räuber hatten praktische seine ganze Armee vernichtet, neunhundert tapfere Soldaten aus Avedis, die niemals zu ihren Familien zurückkehren würden.
Er schwor sich, dass es von jetzt an kein Pardon mehr geben würde. Weder für die Räuber noch für die Dorfbewohner, die sie unterstützten.
Sie bedeutete dem Boten, sich auf den Stuhl zu setzen, den der Diener ihm hinstellte, und sich an Essen und Wein zu bedienen, während sie das Dokument las. Man hatte die Truppen also dazu abgeordert eine Horde Banditen zu jagen, die sich im nördlichen Cadogan breitgemacht hatten. Und diese Banditen hatten sich als widerstandsfähiger herausgestellt als angenommen.
Schliesslich stand sie auf. "Ruht Euch aus", sagte sie zum Boten. "Ich werde alles Notwendige veranlassen und Euch morgen mit einer Botschaft zurückschicken."
Damit verliess sie das Zimmer und kehrte nachdenklich zurück in die Halle.
If you're going through hell, keep going.

Samor und seine Begleiter folgten den Nachtzinnern ohne ein Wort. Er fragte sich was genau hier passiert war und wieso die Geister ihn hergebracht hatten. An seinem Gürtel hing ein Fläschchen, das ihm erst vor wenigen Minuten aufgefallen war. Er fragte sich was sich darin befand. Vielleicht der Schatz des Berges? Er wusste es nicht, doch was er wusste war, dass er zum wahrlich unpassendsten Moment hier aufgetaucht war. Gerheer, Kawin und Nala schienen das gleiche zu denken, denn ihre Laune war noch betrübter, als nach dem Angriff des Dreiherjer. Er seufzte innerlich.
Ausser nachdenken und laufen blieb ihm nicht viel anderes zu tun. Und so dachte er über die Reise nach. Sie war lange gewesen, vielen Gefahren waren sie begegnet und Sindras. Sindras war jetzt wahrscheinlich tot. Samor hatte nicht den Tod seines Bruders mit eigenen Augen gesehen, doch er nahm es an. Was war eigentlich mit seinen anderen Brüdern? Mit Siney, Sargon, Sembra und Simian? Waren sie auch tot? Er schluckte. Siney und Sargon waren doch noch Kinder und Simian war gegen seinen Willen aufgebrochen. Samor hoffte, dass seine Brüder noch wohlauf waren.
Sie folgten den Anweisungen des Banditen. Den Prinzen war klar geworden, dass dies kein Lord hätte sein können. Nicht nur wegen der Narbe, die sein Gesicht spaltete, sondern auch wegen dem Verhalten und Auftreten des Mannes. Er hatte Einfluss, das war klar, aber er herrschte nicht durch Titel, sondern Gewalt. Als die Tür ins Schloss fiel und sie in der Kammer allein standen, presste Simian sofort sein Ohr gegen die Tür, um zu hören, welche Anweisungen ihren Wachen gegeben werden würden.
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"Wie viele Männer sollen wir ihm mitgeben?", fragte Benjen.
Candamir nahm einen kräftigen Schluck vom Becher und stellte fast, dass dies der beste Wein war, den er je gekostet hatte. Vielleicht lohnte es sich trotzdem sich mit ein paar Adligen rum zu streiten. Er zückte sein Speisemesser und genoss das warme Mahl. In der letzten Woche hatte er lediglich Trockenfleisch und steinhartes Brot zu sich genommen. Nicht gerade das was er eine Delikatesse nennen würde. Nachdem er fertig gegessen hatte, hob er den Weinkrug und blickte hinein. Er war immer noch fast voll und alleine trinken, war langweilig. Er öffnete die Türe, ging hinaus und stiess fast mit dem Sergeanten zusammen, der draussen auf ihn wartete. Genau der Mann nach dem er gesucht hatte. Das Gesicht des Soldaten hellte sich auf, als Candamir ihm seine Absichten erklärt hatte und sie verzogen sich in den Burghof, wo sie den Krug hin und her wandern liessen, während sie ein paar Rekruten bei ihren Übungen zuschauten.

"Dreissig", sagte Valis nach kurzem Nachdenken. "Und sie sollten das Gebiet hier weiträumig im Westen umgehen."
Arsa befahl den Söldnern schlicht, die Türe zu verschliessen, sie nicht wieder zu öffnen, ausser auf seinen Befehl, und Wache zu halten. Dann holte er sich einen Krug Wein und setzte sich zu einigen Männern in der Mitte der Halle. Es waren ältere Söldner, die letzten, die ihm noch geblieben waren - viele waren irgendwann plötzlich verschwunden. Er wusste, warum, aber es störte ihn nicht sonderlich. Andere waren umgekommen.
"Stan, Webjen", sprach er zwei von ihnen an. "Ich will, dass ihr für mich nach Süden reitet und unserem Feind eine Nachricht überbringt. Werdet ihr das tun?"
Die beiden sahen sich an, dachten nach und nickten schliesslich.
Arsa sagte ihnen die Botschaft und liess sie sie nachsprechen, dann schickte er sie los. Sie gingen nach draussen, liessen sich Proviant und Pferde geben und ritten los.
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Währendessen hatten es sich die Prinzen in der Kammer mehr oder weniger gemütlich gemacht.
"Endlich ein weiches Bett unter dem Rücken", seufzte Sembra und verschränkte die Arme im Nacken. Er hatte sich ohne viel zu zögern aufs Bett geworfen. Simian sah ihn entgeistert an.
"Was redest du da?", fuhr er seinen Bruder an. "Wir sind Gefangene, Sembra! Gefangene! Geht das nicht in deinen Dickschädel rein? Die werden uns vielleicht hinrichten, ist dir das bewusst!?"
Sembra schnaubte nur. "Ist mir scheiss egal. Und werden sie nicht, sonst hätten sie es schon getan."
Simian hielt die Luft an und zählte bis zehn, um nichts zu sagen. Er selber schwang sich in eines der oberen Betten und überlegte, was sie als nächstes tun sollten, um von hier so heil wie möglich zu verschwinden.
Siney hatte sich an die Wand gesetzt und beobachtete seine Brüder stumm. Er fühlte sich schwach und schuldig, für ihre missliche Lage. Doch weinen wollte er nicht. Nicht nach all denen Malen in denen ihn seine Brüder, ausser Simian und Samor, als Weichei bezeichnet und herumgeschubst hatten, wenn er den Tränen auch nur nahe kam.
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"Ich werde ihnen den Befehl weiterleiten. Doch ich denke sie sollten erst von Cadogan aus losziehen. Dann können wir sie eine Weile im Auge behalten." Valis nickte zustimmend und Benjen zügelte sein Pferd um zu einer Gruppe von Soldaten zu reiten. Er erteilte dem Sergeanten die Befehle und dieser nickte wiederwillig. Nach dem was er heute gesehen hatte, würde er lieber sein Schwert in einen dieser Banditen versenken anstatt den Prinzen von Gevira zu eskortieren.
Avedis
Candamir stand am nächsten Morgen leicht verkatert vor dem Audienzzimmer der Fürstin. Der Sergeant stand neben ihm und wirkte vollständig erholt. Der Soldat grinste und klopfte Candamir auf die Schulter. Er schien genau zu wissen, wie er sich fühlte. Mit einem ungeduldigen Brummen schüttelte Candamir die Hand ab. Er wollte endlich losziehen. Er hatte so ein Gefühl, dass die Männer in Cadogan in Verstärkung gut gebrauchen könnten.

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