Armelion sah mit Erleichterung wie die Fusstruppen in ihre Richtung marschieren. Es war zu keinerlei Kämpfen mehr gekommen und darüber war er froh. Sie konnten sich keine starken Verluste leisten. Er liess die Reiter aufsitzen und ritt den Fusstruppen entgegen. Sie hatten weniger Zeit gebraucht als er gedacht hatte. Nach der Zusammenschliessung bestand die Armee aus an die 1000 Mann. Weitere 1500 würden von Tyre zu ihnen stossen und dann würden sie die Hauptstadt von Vaesna angreifen, doch bevor sie weitermachten mussten sie ihr Vorgehen besprechen. Er hatte zwar schon einen Plan, doch er wollte sich trotzdem mit den anderen Hauptmännern vorher absprechen. Vielleicht hatten sie eine bessere Idee.
Nachdem die Soldaten ihr Lager aufgeschlagen hatten und frische Vorräte von einem Transportschiff gebracht worden war, rief er eine Versammlung der Hauptmänner zusammen. Er schickte auch Ro einen Boten. Wie er von den Soldaten gehört hatte, hatten sie und ihre Leute gut gekämpft und es war auch ihre Idee gewesen, die es ihnen ermöglicht hatte die Festung an der nördlichen Spitze der Halbinsel einzunehmen. Er hatte einen groben Tisch aufstellen lassen und ein paar Stühle. Ein Diener hatte anschliessend ein paar Amphoren Wein gebracht zusammen mit schlichten Tonbechern. Nach wenigen Minuten kam der Stellvertretende Kommandant in Begleitung von ein paar weiteren Offizieren. Armelion hatte kurz vorher mit ihm geredet. Der eigentliche Kommandant war verrückt geworden. Er hatte das Blutbad in der Festung offensichtlich nicht ausgehalten. Der Elf schüttelte den Kopf. Er war nicht einverstanden mit dem was passiert war, doch er musste zugeben, dass er das gleiche getan hätte wie Ro. Der Krieg forderte Opfer und auch wenn er sie möglichst klein halten und die Bevölkerung schonen wollte, wusste er dass er sie nicht vollständig raushalten konnte.
Armelion setzte sich auf einen Stuhl und schenkte sich einen Becher Wein ein. Nun musste er nur noch warten bis alle Offiziere sich versammelt hatten, dann könnten sie mit der Beratung beginnen.

"Was hast du da?", fragte Ro argwöhnisch.
Promt versuchte Arsa den Flachmann, aus dem er eben einen Schluck getrunken hatte, in einer Tasche seines Gambesans zu verstecken. Ro war schneller, wand ihn ihm aus der Hand und roch daran. "Rum! Woher hast du den?" Sie sah, wie er den Kopf einzog. "Oder nein, ich glaub ich wills gar nicht wissen." Der Rum war ihnen noch vor dem Angriff auf die Festung im Norden ausgegangen und Ro wusste zwar, dass mit den Schiffen jetzt neuer gekommen war, aber der war noch nicht verteilt. Ausserdem gehörte dieser Flachmann ganz bestimmt nicht Arsa, denn das Lederband darum herum war bestickt und Arsa war der letzte, der einen Sinn für Zierde hatte.
"Ich krieg mal noch richtig Ärger wegen euch", knurrte sie und trank einen Schluck aus dem Flachmann.
Arsa verzog das Gesicht. "Wegen einem verdammten Flachmann Rum?"
Ro schnaubte. "Hältst du mich für blöd? Was meinst du, wer hat jedesmal hinter euch aufgeräumt, damit der Kommandant nichts rauskriegt?"
Er wurde eine Spur rot. "Oh verdammt." Dann wurde er blasser, als er kapierte, was sie mit aufräumen meinte. Schliesslich ereiferte er sich: "Was denkt sich denn der Typ? Wir sind doch keine Eunuchen, Mann!"
"Das brauchst du nicht mir zu sagen", meinte Ro und trank einen weiteren Schluck Rum.
Arsa schien plötzlich zu kapieren, dass sie da seinen Rum wegtrank, und fuhr auf. "He, gib wieder her."
Lachend trat sie einen Schritt zurück. "Nein", sagte sie schelmisch und trank provokativ noch einen Schluck.
Er trat auf sie zu und versuchte ihr den Flachmann wegzunehmen, doch sie wich ihm lachend aus, verschloss den Flachmann und band ihn am Gürtel fest. Wieder griff er nach ihr, sie wich ihm abermals aus und stellte ihm ein Bein, aber er stolperte nicht, sondern packte sie am Schulterschutz und zog sie umgekehrt über sein Bein. Sie fiel hin, rollte herum und sprang wieder auf, duckte sich unter seinen Händen durch und schlug ihm in den Magen. Er zuckte kaum zusammen, sie verfluchte seinen Gambeson und fiel der Länge nach hin, als er ihr gleichzeitig auf beide Schultern schlug.
In genau dem Moment kam der Bote. Er musterte sie, dann Arsa, dann wieder sie und meinte schliesslich: "Der Legat will euch sehen."
Sie rappelte sich auf. "Komme sofort."
Als sie dem Boten nachlaufen wollte, packte Arsa sie am Kragen. "Nicht so schnell."
Sie wand sich aus seinem Griff, packte sein Handgelenk, verdrehte es und drückte ihn zu Boden. Dann kniete sie sich auf seinen Ellbogen und liess mit der freien Hand den Flachmann vor seinen Augen am Riemen hin und her baumeln. Er versuchte danach zu greifen, aber sie zog ihn schnell ausser seiner Reichweite. "Verdammt, Ro!", rief er augenverdrehend. Sie lachte, stand auf und rannte davon, in Richtung des Kommandozeltes
If you're going through hell, keep going.

Als Ro angekommen war schaute er sich noch einmal um zu kontrollieren dass alle hier waren. "Gut, nun da aller hier sind, kann ich euch den weiteren Plan erläutern. Wir marschieren jetzt geradewegs auf Eyni zu. Unterwegs werden wir alle Dörfer einnehmen, aber es wird nicht geplündert.", fügte er hinzu und blickte Ro scharf an. Es waren Gerüchte über ein paar Vorfälle an seine Ohren gekommen, doch er fuhr fort, "Die Stadt Eyni liegt am Meer. Durien wird mit seiner Flotte angreifen und den Hafen einnehmen, während wir vom Land her angreifen. Wir werden kein Belagerungsgerät haben, daher werden wir Leitern bauen müssen. Vaesna gebietet, laut den Berichten unserer Späher, über etwa 1800 Soldaten. Wir sind ihnen also überlegen was die Zahlen angeht, aber sie werden den Vorteil der Mauern haben. Wir werden sie nicht rauslocken können. Der Graf von Vaesna ist ein vorsichtiger Mann. Uns wird also nichts anderes übrig bleiben als die Mauern zu erstürmen." Er schaute in die Gesichter der Offiziere und sah wie sie die Gesichter verzogen. Eine Mauer zu erstürmen ohne die Verteidiger vorher mit Belagerungsgerät unter Beschuss zu nehmen war schwierig und sie würden schwere Verluste erleiden. Ihre Hoffnung ruhte auf Durien. Er musste die Hauptstreitmacht in den Hafen locken und sie dort in einen Kampf verwickeln. Dann hatten sie vielleicht eine Chance die Mauern einzunehmen. "Hat irgendjemand Vorschläge?", fragte er schliesslich.

Ro überschlug in Gedanken einige Ideen und kam zum Schluss, dass alle hirnrissig und nicht durchführbar waren. Den übrigen Offizieren schien es ähnlich zu gehen, denn niemand sagte etwas. Schliesslich trat doch Ro vor. "Ich habe keinen Vorschlag", begann sie, damit nicht jemand sich falsche Hoffnungen machte. "Aber eine Frage: Was haben wir von der Bevölkerung von Eyni zu erwarten? Hängen sie an ihrem Grafen oder ist ihnen eigentlich egal, von wem sie beherrscht werden? Werden sie den Soldaten helfen, die Stadt zu verteidigen? Werden sie uns Probleme machen, wenn der Graf abgesetzt ist? Oder brauchen wir lediglich die Residenz des Grafen zu erobern, damit die Stadt geschlagen ist?"
If you're going through hell, keep going.

"Der Grossteil der Stadtbevölkerung besteht aus Händlern und deren Bedienstete und verschiedenen Arbeitern. Aber sie machen nur einen kleinen Teil der Bevölkerung von Vaesnas Herrschaftsgebiet aus. Der wichtigste Teil ist die Landbevölkerung. Sie besteht zum grössten Teil aus Leibeigene und das wird unser Vorteil sein. Sobald wir die Stadt genommen und den Grafen abgesetzt haben werden wir eine Reform ausrufen, die alle Leibeigene zu freien Bauern und Pächtern erklärt. Dies wird uns die Sympathien der Bevölkerung sichern. Was die Menschen in Eyni angeht... Wir wissen noch nicht ob sie Seite an Seite der Soldaten kämpfen werden, doch Durien hat Spitzel in die Stadt eingeschleust, die die Nachricht verbreiten, dass wir die Stadt nicht plündern werden. Die Bewohner von Eyni wollen vor allem beschützt werden. Sie wissen das ein Bürgerkrieg im Land herrscht und die Händler wollen dass ihre Geschäfte weitergehen. Ihnen ist es grundsätzlich egal, wer sie beschützt solange er es nur kann. Wenn sie sehen, dass Vaesna uns nicht standhalten kann, werden sie vielleicht sogar unsere Reihen verstärken.", erwiderte er und nahm einen Schluck Wein um seine Kehle zu befeuchten. Anschliessend fuhr er fort, "Ich denke wenn wir den Grafen und seine Familie getötet oder in unserer Gewalt haben, dann gehört die Stadt uns. Beantwortet das deine Fragen Hauptmann Ro?"

"Ja", antwortete Ro. "Also werden wir auf direktem Weg den Palace des Grafen angreifen, und dann von dort aus die Soldaten in der Stadt jagen?"
Ihr fiel erst, als sie es schon gesagte hatte, dass das Wort "jagen", vielleicht ein bisschen merkwürdig gewählt war. Zumindest für den Geschmack normaler Leute. Die hatten normalerweise etwas dagegen, wenn man Menschen mit Tieren verglich.
Überhaupt, sie war sich nicht sicher, wie sie mit diesem Elfen sprechen sollte. Konnte sie reden wie ein Söldner, ohne dabei zu riskieren, ihn vor den Kopf zu stossen, wenn ihm der Schutz der Zivilbevölkerung so viel bedeutet? Dann für einen Söldner waren Leute ohne Waffen entweder ein Hindernis, oder Gelegenheit zu bekommen, was immer man wollte. Das war auch so eine Sache. Sie fragte sich, wieso der Elf das mit dem nicht Plündern so verdächtig oft sagte. Was wusste er? Oder was ahnte er? Nun ja, so schwierig war es auch wieder nicht darauf zu kommen, dass ein Haufen Männer mit Waffen sich gewohnt war zu bekommen, was sie wollten, notfalls mit Gewalt.
If you're going through hell, keep going.

Armelion nickte. "Wenn ihr es so ausdrücken wollt, dann ist meine Antwort ja. Wir gehen in die Stadt, töten die, die uns aufhalten wollen und besetzen den Palast des Grafen.", erwiderte er und wandte sich anschliessend an drei der Offiziere, "Ihr werdet 100 Reiter nehmen und die Vorhut bilden. Weicht feindlichen Truppen aus und geht auf keinen Kampf ein. Reist durch offenes Gelände, so dass ihr in keinen Hinterhalt gelockt werden könnt." Die Männer nickten und verliessen das Zelt. Armelion schickte auch den Rest der Männer weg, bis nur noch Ro und er am Tisch sassen. Mit gemächlichen Bewegungen schenkte er ihr einen Becher Wein ein und schob ihn zu ihr rüber.
"Hauptmann Ro. Ihr werdet zusammen mit euren Männern einen Angriff auf einen Mauernabschnitt führen. Wo genau werde ich mit euch besprechen sobald wir die Stadt erreicht und ihre Verteidigung gesehen haben. Aber deswegen habe ich euch nicht hierbehalten. Ich habe eine Frage an euch... Könnt ihr eure Männer kontrollieren? Oder lasst ihr sie tun was sie wollen, so lange es innerhalb gewisser... Grenzen liegt?" Er schaute sie eindringlich an, doch bevor sie antworten konnte fügte er noch hinzu, "Sprecht bitte frei mit mir. Sagt mir gerade heraus was ihr denkt. Ihr werdet für keine eurer Worte zur Rechenschaft gezogen werden, ihr habt mein Wort darauf."

Maeva sass steif im Sattel. Sie war angezogen wie die männlichen Schattenjäger, welche auch als Assassinen bekannt waren. Ihre Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen und ihre kurze Romphaia hing ihr am Rücen. Die Soldaten warfen ihen Skeptische Blicke zu, ihr und Mei. Die Assassine zog ihr Pferd an den Zügeln hinter sich her.
"Hier sind wir", sagte die Frau und gab ihr die Hand. Maeva nahm sie und schwang sich geschickt aus dem Sattel.
"Das ist das Zelt in dem sich der Legat befindet?", fragte sie und Mei nickte. "Sie beraten gerade", fügte sie hinzu, doch die junge Prinzessin ignorierte sie.
Mae Schritt auf das Zelt zu und hämmerte mit dem Dolchknauf gegen die Plane. Drinnen wurde es still. Nur zwei Schatten wurden vom Licht auf die Planen geworfen und als niemand öffnete, trat sie selber ein.
Als auch ihr Schatten an die Planen geworfen wurde, schlug sie die Kapuze zurück und nickte nur Armelion zu. "Ich habe eine Nachricht", meinte sie die Frau gegenüber von ihm ignorierend.
some men just want to see the world burn

Ro blickte auf den Becher und unterdrückte den Drang, davon zu trinken. Besser sie behielt erst Mal einen klaren Kopf. Sie dachte kurz nach, dann blickte sie auf und sagte: "Ja. Ich lasse meinen Männern ihren Willen, solange er innerhalb gewisser Grenzen liegt. Sie sind Männer mit einem eigenen Hirn, keine Maschinen. Ich denke, der Knackpunkt liegt darin, wo diese Grenzen sind."
Sie lächelte schief. "Ich sehe eure Bemühungen die Zivilbevölkerung zu schützen. Das ist sicher sehr ...edelmütig. Aber meine Männer sind sich anderes gewohnt. Und ich auch, ehrlich gesagt. Wir sind Söldner. Von uns wird erwartet, für Geld zu töten. Warum sollten wir nicht auch Gewalt anwenden, um anderes zu bekommen? Die meisten von uns sind Kriegshunde, die niemals wirklich etwas anderes getan haben als zu töten und versuchen, selber am Leben zu bleiben. Ein Leben immer am Abgrund des Todes macht egoistisch. Es kann jederzeit zuende sein, also will man die Zeit bis dahin verdammt nochmal so sehr ausnutzen, wie nur möglich.
Und noch etwas kommt hinzu: Die meisten der Männer haben schon in mehreren Kriegen gekämpft, und nicht immer war die Versorgungslage so rosig wie hier im Moment. Ich wette, wenn ihnen das Essen ausgeht, kommen auch eure Soldaten schnell auf den Gedanken, dass die Bauern Essen haben. Wenn man einmal geplündert hat, sieht man danach nicht mehr ein, warum man es nicht tun sollte. Und die Bauern haben eben nicht nur Essen, sondern auch Kleider, Wein, Rum, Frauen, alles Dinge, an denen es einem Söldner mangeln kann."
Sie biss sich auf die Lippen. "Ich will das nicht rechtfertigen, ich schätze in euren Augen gibt es gar keine Rechtfertigung dafür, was Söldner gewöhnlich mit der Zivilbevölkerung machen. Ich weiss einfach, dass es meinen Söldnern verdammten Spass macht zu plündern, zu morden, zu vergewaltigen und was immer sonst noch. Und ein Stück weit kann ich das ziemlich gut nachvollziehen. Deshalb zögere ich, es ihnen ganz zu verbieten und das Verbot wirklich durchzusetzen."
Sie blickte auf und wartete angespannt auf die Antwort des Legaten.
Bevor er dazu kam, zu antworten, schlug jemand gegen die Zeltplane. Eine kleine Gestalt mit Kapuze trat unaufgefordert ein. Ein Mädchen in den Kleidern der Assassinen. "Sie an", murmelte Ro mit einem merkwürdigen Grinsen, von dem sie selber nicht recht sagen konnte, ob es eher belustigt oder bösartig war. "Die Assassinen werden auch immer jünger."
If you're going through hell, keep going.

Bvor der Elf etwas sagen konnte zog sie ihre Romphaia. "Der Schmied schickt mich. Eure Waffen sind fertig, nur kann er sie euch nicht bringen", sagte sie und rammte die Spitze in den Boden. Die sichelartige Klinge, welche etwas länger war, als Maeva selber, schimmerte wie der Mond. "Ausserdem werden die Assassinen sich zurückziehen. Ich soll euch sagen: 'Sobald der Mond ganz untergegangen, der Phönix zu Asche zerfallen, die Kobra zu Ende getanzt und der Wolf sein letztes Lied gesungen, werden wir ihrem Ruf folgen und völligst in den Schatten verschwinden.' Was das heisst müsst ihr selber herausfinden", sagte sie und nahm wieder ihre Waffe. Geschickt schwang sie sie zurück auf ihren Rücken. "November, soll alles ein Ende finden, soll ich euch noch vom Hohepriester ausrichten", sagte sie von ihnen abgewandt. "Die Assassinen waren immer schon so jung und noch jünger, Frau. Nur weil ihr uns nie zu Gesicht bekommt,heisst es nicht, es gibt uns nicht", bemerkte sie grinsend und verliess das Zelt.
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