Nach einigen Minuten kam Durien zurück, begleitet von Orgon. In der Hand trug der Fürst einen Pergamentrolle. Als er sie erreichte drückte er sie Armelion in die Hand.
"Danke Durien.", sagte der Elf und wandte sich Reyla zu. "Ich tu es. Alleine!", fügte er noch hinzu und blickte ihr ins Gesicht. "Der da wird nur unnötige Probleme verursachen und ich habe keine Lust Energie zu verschwenden indem ich ihn mitnehme." Er steckte sich die Pergamentrolle in den Hanschuh und trat zurück. "Ich hoffe ein kleiner Plan funktioniert Reyla." Mit diesen Worten verschwand er.
Durien drehte sich zu Reyla und den anderen Assassinen. "Ich muss vorbereitungen treffen, also wenn ihr noch was von mir wollt, muss ich euch bitten mir das jetzt zu sagen. Die Nachtzinne ist im Moment unbemannt und ich muss Soldaten hierherrufen." Ein paar seiner Schiffe lagen im Hafen. Die Matrosen mussten für den ersten Moment reichen. Im gesamten waren es zwar weniger als 200 Mann, doch das musste für den Moment reichen, bis Armelion zurückkehrte. Zudem musste er Nachrichten zu seiner Grafschaft Tyre schicken und die gleichnamige Stadt ausbauen lassen. Die Grafschaft von Vaesna lag an der Küste und würde darum ihr erster und wichtigster Feind sein. Er hoffte das sich die anderen währenddessen bekämpfen würden und ihr Aufmerksamkeit von der Nachtzinne auf die anderen Grafen richten.

"Nein. Ich überlasse ab jetzt alles euch und Armelion. Wenn ich euch als Hilfe dienen kann, zögert nicht nach mir rufen zu lassen. Orgon wird sich um die Überwachung der Adelshäuser kümmern", sagte sie und sah den einäugigen Zwergen an. Dieser nickte und liess Mei einige Clanführer zusammenrufen. Ran verabschiedete sich und verliess, von Earon gefolgt, die Stadt.
Nur wenige Minuten nachdem sie ihn gerufen hatte, landeten die Nachtkatzen Apollo und Aries neben ihnen. Sie würden in nicht einmal einer Viertelstunde das Lager Geviras erreichen.
some men just want to see the world burn

mittlerweile in der ersten Hälfte des Augusts, einige Tage nach dem Eintrag am Grünsee
Sie erwachte langsam. Dämmriges Licht drang durch ihre geschlossenen Augenlider. Die Wolldecke kratzte an ihrem Kinn. Sie fröstelte und wollte sie enger um sich ziehen, aber ihre Hände waren so schwach, dass sie sie nicht einmal fassen konnte. Sie versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, aber die Bilder, die in ihrem Kopf auftauchten waren so wirr und zusammenhangslos, dass sie keine Ahnung hatte, was davon Wirklichkeit war und was nicht.
Vorsichtig öffnete sie die Augen. Über ihr hing eine Zeltplane. Dem Licht nach zu urteilen, musste es Abend sein. Langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Fieber. Sie hatte Fieber gehabt. Aber jetzt war sie nicht mehr fiebrig. Nur müde, obwohl sie sich gleichzeitig so fühlte, als hätte sie sehr lange geschlafen. Sie versuchte sich aufzurichten, aber ihr Körper wollte ihr einfach nicht gehorchen. Sie war viel zu schwach. Aber sie lebte.
Gerade als sie sich fragte, ob sie nach jemandem rufen sollte, einfach damit es nicht mehr so fürchterlich still war, ertönten Stimmen vor dem Zelt. "Du musst was essen", sagte die eine. Ein Bild blitzte in ihrem Kopf auf. Dunkle Augenbrauen, eine Narbe im Gesicht, immer halb hinter den Schild geduckt. Arsa. "Ich mag nichts", antwortete die andere Stimme. Nesh. Sie hätte den Namen beinahe laut gesagt.
"Es nützt mir nichts, wenn du auch noch aus den Latschen kippst", meinte Arsa aufgebracht.
Nesh knurrte. "Lass mich in Ruhe!"
Die Zeltplanen schlugen auseinander, als er eintrat. Er kam einige Schritte auf sie zu und blieb wie angewurzelt stehen. "Du...du bist wach."
Sie nickte, oder zumindest deutete sie eine solche Bewegung an. Er schien einige Augenblicke lang überhaupt nicht zu wissen, ob er eher zu ihr laufen sollte, oder Arsa nachrennen, um ihm das zu erzählen. Dann riss er sich zusammen und stotterte: "Ich... du... brauchst was zu Essen."
Er stürzte kopflos aus dem Zelt und promt hörte sie einen Aufprall und einige üble Flüche gegen eine Zeltschnur. Es dauerte wohl nicht lange, bis er zurückkehrte, aber Ro kam es vor wie eine Ewigkeit. Er brachte einen Becher und eine Schale mit irgendeiner Art Suppe oder sowas ähnlichem. Es sah ziemlich merkwürdig aus, aber sie schluckte es, ohne etwas zu sagen. Er liess sie vorsichtig zurück auf das Bett sinken und sie schlief fast sofort ein, aber diesmal war es wirklich Schlaf, ohne wirre Träume.
If you're going through hell, keep going.

Als sie das nächste Mal erwachte, war es dunkle Nacht. Zuerst glaubte sie, es sei auch ruhig, aber dann hörte sie jemanden schnarchen, ziemlich nahe. Irritiert wandte sie den Kopf und sah Nesh am Boden neben einem Hocker liegen. Ihr Magen knurrte. Sie hatte ziemlich Hunger, aber sie wollte Nesh nicht wecken, denn sie ahnte, dass er seit Tagen nicht geschlafen hatte, wenn er vor Erschöpfung vom Hocker gekippt war. Ausserdem sah er irgendwie so friedlich aus. Allerdings war sie sich auch sicher, dass ihre Beine sie nicht einen Schritt weit getragen hätten. Also musste das Essen bis zum Morgen warten.
Immerhin konnte sie sich wieder bewegen, auch wenn es anstrengend war. Und obwohl sie auf dem Rücken lag, tat es nicht allzu weh. Das konnte ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein. Langsam drehte sie sich auf die Seite und verrenkte den Arm, um unter ihr Hemd zu tasten. Ihre Finger trafen auf ein Geflecht aus dickem Schorf, das sich über den ganzen Rücken zog. Vorsichtig zog sie die Hand zurück und liess sich wieder auf den Rücken sinken. Sie wusste, dass diese Wunden hässliche Narben geben würden. Aber sie hatte überlebt. Und wen kümmerte es schon, wie ihr Rücken aussah?
Sie erwachte erst wieder, als man sie zwischen Gepäck und Zelte auf einen Wagen legte. Den grössten Teil des Tages verschlief sie, aber in der restlichen Zeit konnte sie nichts anderes tun, als an die Wagenplane zu starrten, und sich über das Geruckel aufregen. Ihr war furchtbar langweilig und das wurde nicht besser, als man sie am Abend wieder in ihr Zelt verfrachtete. Dennoch blieb sie liegen. Ihr war klar geworden, dass sie den Tod für dieses mal vielleicht genug herausgefordert hatte.
Zwei Tage später erreichten sie die Nachtzinnte.
If you're going through hell, keep going.

Sobald Reyla gesagt hatte er könne gehen, war er ins Lager zurückgekehrt und hatte lange mit Gilthen geredet. Es hatte eine Weile gedauert, doch schlussendlich hatte der General ihm und dem Schreiben seines Bruders geglaubt. Doch das lag schon einige Tage zurück.
Nun standen Armelion und Gilthen über einen Tisch gebeugt in einem der Adelshäuser in der Nachtzinne. Vor ihnen lag eine ausgebreitete Karte, die das Land der Nachtzinne zeigten. Sie hatten lange geredet, nachdem er zurück zum Lager gekommen war. Er war als Legat der 1. Kompanie wieder einberufen worden. Er verdächtigte Durien, dies angeordnet zu haben, doch er konnt sich nicht beklagen.
"Die Armee hat sich aufgelöst. Die Soldaten gehen wieder zurück zu ihrer Heimat und werden von dort aus Kämpfen. Die 2. Kompanie kommt von Tyre und ist mir treu ergeben.", erklärte Gilthen mit leiser Stimme. "Die Männer der 1. Kompanie kommen alle aus der Stadt. Ihr Hauptanliegen ist es diese zu verteidigen. Was wir jetzt tun müssen ist die Verteidigung der Stadt vorzubereiten und etwa die Hälfte aller Männer entlassen. Wir haben nicht das Geld um sie weiter zu bezahlen. Das Bedeutet dass wir noch 1000 Mann von der 1. Kompanie haben. Durien muss mindestens dreiviertel seiner Männer auf die Insel Tyre holen, anonsten steht er einem Angriff wehrlos gegenüber. Unser grosser Vorteil ist dass wir noch die Söldnertruppe von Hauptmann Ro haben. Sie ist eine gute Kämpferin und ihre Männer ebenso."
"Sie...?"
"Ja, sie ist eine junge Frau. Aber sie ist fähig. Glaub mir.", erwiderte Gilthen. "Doch sie hat was gegen Magie, also zaubere besser nicht vor ihr rum.", fügte er mit einem schwachen Lächeln hinzu.
Armelion grinste. "Werd ich schon nicht tun."
"Gut, denn du wirst nachher mit ihr reden müssen und ihr einige Fragen stellen bezüglich des Solds und der Anzahl ihrer Männer und versuch ihr die Situation zu erklären. Ich habe das Gefühl, dass sie noch wichtig für uns sein könnte.", bat er.
"Zu Befehl." Der Elf salutierte spöttisch und ging aus dem Haus. Es war das grösste Gebäude in der Stadt abgesehen von der Zitadelle und hatte einem der Adelshäuser gehört, die mit Alvian verwandt gewesen waren. Armelion schlenderte langsam die Strasse runter und schaute sich dabei ausgiebig um. Die Stadt schien lebendiger geworden zu sein. Die Menschen gingen ihren Geschäften nach wie sie es jeden Tag getan hätten und doch wirkten sie irgendwie entspannter. Er wusste dieser Friede würde nur von kurzer Dauer sein, aber er hatte keine Wahl gehabt. Dieser Wahnsinnige hätte das Land ins Chaos gestürzt.

Armelion fragte sich durch die Stadt und erreichte schlussendlichd as Quartier in dem die Söldner untergebracht worden waren. Sie hatte gute Häuser bekommen stellte er zufrieden fest. Er traf einen betrunkenen Söldner auf der Strasse und fragte ihn wo das Quartier des Hauptmanns war.
"Warum willst du das wissen?", fragte der Mann streitlustig.
"Ich bin vom General geschickt worden um mit Hauptmann Ro einige Dinge zu besprechen.", erwiderte Armelion.
Der Mann betrachtete ihn für einige Augenblicke und zuckte dann mit den Schultern. "Es ist das Haus da vorne, aber du musst schon Nesh oder Arsa fragen ob du reindarfst.", fügte er hinzu und torkelte weiter.
"Keine Disziplin.", murmelte der Elf und ging in Richtung des Hauses. "Mal sehen was Ro für eine Person ist."

Ro zwängte sich in ihre Rüstung und schnallte sich den Säbel um.
"Ich weiss nicht, ob das...", setzte Nesh an, aber Ro liess ihn gar nicht erst zuende reden. "Hör endlich auf. Ich bin so gut wie heil. Und wenn ich noch einen Tag länger hier rumliegen muss, sterbe ich tatsächlich, und zwar vor Langeweile."
Sie zog sich die Stiefel an und schnürte sie zu. "Ausserdem hat Gilthen gesagt, dass dieser Typ mich sprechen sprechen, dieser Elf. Und ich werd bestimmt nicht schon aus der schwächeren Position anfangen, weil ich rumliege und ihn von unten her ansehen darf, wenn ich mit einem Magier rede. Der soll nicht meinen, er wär mir gegenüber in irgendeiner Weise überlegen, nur weil er mit Feuer herumspielen kann, verdammt!"
Sie stand auf und streckte sich vorsichtig, dann trat sie durch die Tür, ging schnurstracks die Treppe hinunter zum Feuer im Hinterhof und fragte: "Hat irgendwer was zu Essen?"
"Ah, da ist jemand wieder auf den Beinen", meinte Dolma. "Und zwar mit fabelhaft schlechter Laune", murmelte Eran. "Ganz der Vater."
Ro sah sie beide wütend an und verkniff sich den Kommentar, dass sie längst tot wäre, hätte sie genau wie ihr Vater gehandelt. Schliesslich drückte ihr irgendjemand eine Schale pampigen Brei in die Hand, den sie in Rekordgeschwindigkeit herunterschlang, bevor sie mit einem Becher verdünnten Wein nachspülte. Sie sah die wässrig rote Flüssigkeit missmutig an. Verdammt, sie wollte wieder einmal Bier, nicht immer dieses Zeug.
Sie fragte sich, ob dieser Elf, Legat oder was er war, zu ihr kommen würde, oder ob er erwartete, dass sie zu ihm kam. Die Männer hatten ihr erzählt, was in den letzten Tagen in der Nachtzinne geschehen war, aber so richtig blickte niemand durch, und die ganze Geschichte wirkte verdammt abstrus. Der Elf, der vor einiger Zeit auf dem Schlachtfeld herumgefackelt hatte, und danach den König angegriffen hatte und desertiert war, war offenbar zurückgekehrt, hatte den König ganz umgebracht und die Macht einem Politiker namens Durien übergeben. Damit waren logischerweise nicht alle einverstanden und deshalb stand jetzt ein Bürgerkrieg ins Haus. So viel hatte sie kapiert, und mehr brauchte sie als Hauptmann einer Horde Söldner eigentlich auch nicht zu kapieren. Wenn der Elf nicht mit einer Magierin aufgetaucht wäre, deren idiotisches Verhalten ihr verdammt bekannt vorkam. Oh, das würde eine lustige Unterhaltung werden.
Sie beschloss gerade, dass es besser war, sich selbst auf die Suche nach dem Legaten zu machen, als sie aus dem Flur, der die Vordertür mit der offen stehenden Hintertür verband, Stimmen hörte. "Sie ist oben im ersten Stock, links", hörte sie Jeso sagen.
Sie schluckte den Wein hinunter und rief: "Ich bin hier draussen, was gibts?"
Durch die Tür trat ein hochgewachsener Elf mit dunklem Haar. Schnell stellte sie den Becher hin, stand auf und salutierte. Dabei fiel ihr auf, dass er eine ziemlich aussergewöhnliche Rüstung trug. Die Struktur kam ihr bekannt vor, aber erst auf den zweiten Blick wusste sie, woher. Drachenschuppen. Nicht schlecht. Hielten bestimmt einiges aus. Sie fragte sich, ob er den Drachen selber getötet hatte, oder ob er das Ding irgendwo geklaut hatte.
If you're going through hell, keep going.

Armelion erwiderte ihren Gruss und lehnte sich nachher an die Türe. "Ich bin von Gilthen geschickt worden um euch über die Situation aufzuklären.", begann er und stellte sich in eine gemütlichere Position. "Alvian ist wie du schon weisst tot. Ich habe ihn getötet. Er war verrückt geworden und hatte sich zur Marionette eines Schwarzmagiers machen lassen. Er wollte seinen eigenen Enkel und seine Schwiegertochter töten. Ich weiss nicht warum, aber das tut auch nichts zur Sache. Das wichtigste ist, dass die Nachtzinne vor einem Bürgerkrieg steht. Dies war nicht meine Absicht, doch.....", er zögerte und fuhr schliesslich fort, "Mir wurde die Situation sozusagen aufgezwungen. Ich wollte ein paar fähigen Politikern das regieren überlassen, bis Biarn alt genug ist um selber das Szepter zu führen. Allerdings ist nicht alles so gelaufen wie ich es geplant habe und nun ist die Situation wie sie ist. Die Armee der Nachtzinne hat sich aufgelöst und sich den sechs grossen Adelshäusern angeschlossen Avedis, Ekain, Cadogan, Veasna, Dara und Aeldur. Durien gehört dem Hause Aeldur an und ich werde ihm helfen, den Thron für Biarn zu sichern." Armelion brach ab und dachte einen Augenblick nach. "Ich denke das war alles. Wenn du noch mehr wissen willst, kannst du mich das jederzeit fragen.", schloss er.

Ro grinste schief. Wenn da tatsächlich diese gewisse Person die Finger im Spiel gehabt hatte, wobei sie sich dabei sehr sicher war, dann konnte sie sich vorstellen, dass so ziemlich gar nichts gelaufen war, wie es hätte laufen sollen für alle anderen.
Sie unterdrückte das Grinsen wieder und sagte: "Eure Beweggründe sind nicht meine Sache. Ich verstehe nichts von Politik. Ich habe nur zwei Fragen. Erstens: könnt ihr uns bezahlen?" Sie sah den Elfen an. "Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht gierig. Aber ich und meine Leute, wir müssen auch von irgendwas leben, auch wenn der Krieg vielleicht einmal zu Ende ist."
If you're going through hell, keep going.

"Ja, euer üblicher Sold wird nach wie vor ausgezahlt werden.", erwiderte Armelion und mass sie mit einem Blick. Sie war wirklich jung. Keine Zwanzig schätzte er. "Und ich wollte euch nicht in die Politik verstricken sondern euch nur darüber informieren wie die Situation ist. Wir haben fünf Gegner und an die 4000 Mann stehen uns zur Verfügung. Es wird ein harter Kampf werden und da gibt es noch einen Schwarzmagier, der mich und ein paar andere fast umgebracht hat.", fügte er hinzu und hob die linke Hand. Die schwarzen Verfärbung war noch immer deutlich zu sehen. "Ich wäre ehrlich gesagt um jede Hilfe dankbar um diesen Mistkerl zu erledigen."

![]() 0 Mitglieder und 12 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |