Wieder verzog sie den Mund zu einem spöttischen Lächeln. "Keine Sorge, wenn es um Magier geht, dann tue ich fast alles. Was mich übrigens zur zweiten Frage bringt."
Sie sah den Elfen an. "Was zum Teufel habt ihr mit Ran zu tun, der Hexe von den Assassinen? Kontrolliert sie euch?"
Denn dass es Ran war, war ihr klar anhand der Beschreibungen, die sie gehört hatte. Sie hatte zwar nicht ausgesehen wie Ran, aber die änderte ja ihr Aussehen sowieso nach belieben. Und ihr Verhalten war eindeutig. Dieses sich aufspielen, als hätte sie die Weisheit mit Löffeln gefressen, und wäre das einzige intelligente Wesen auf Erden. Diese Überheblichkeit, nur weil sie etwas hatte, was die anderen nicht hatten, als wäre sie dadurch eine bessere Lebensform. Diese grossen Reden, alles nur zum wohl der anderen zu tun, die Anmassung, überhaupt entscheiden zu können, was für die anderen gut war, und am Ende doch nur blinder Egoismus. Zu sehr von sich selbst überzeugt um zu begreifen, dass man mit Menschen anders umgehen musste als mit irgendwelchen willenlosen Assassinen, wenn man sie von etwas überzeugen wollte.
Sie ballte die Fäuste und unterdrückte den Drang, mit den Zähnen zu knirschen. Sie würde Ran nicht jagen dafür, nicht diesmal, denn sie hatte Nesh gerettet. Aber sie beschloss, dass diese Schuld damit jetzt beglichen war. Von jetzt an, war sie nur noch irgendeine Magierin. Und Magier, die ihre Macht missbrauchten, mussten bestraft werden.
If you're going through hell, keep going.

Armelion musste lachen. "Reyla? Du kennst sie auch? Ich bin nicht ihr Diener, wenn du dich das fragst. Sie wollte mich umbringen, als sie mich das erste mal sah und ihre Silberschwinge hatte dasselbe vor. Wenn du sie kennst, wie denkst du hat sie reagiert als sie meine Rüstung gesehen hat? Sie war kurz davor mir die Kehle rauszureissen, doch sie hatte ihre Befehle und durfte mich nicht töten. Doch nun bin ich ihr was schuldig und muss sagen ich beginne sie zu verstehen." Er schaute Ro an und schüttelte nochmals den Kopf. "Ich bin hier, weil ich 20 Jahre für Alvian gekämpft habe. Sein Sohn Alvias war ein guter Freund von mir, bis er vor meinen Augen hingerichtet wurde. Von den Soldaten von Gevira.", fügte er mit einem Knurren hinzu, dann wechselte er abrupt das Thema. "Gilthen hat mir gesagt das ihr Magie hasst. Warum tut ihr das wenn ich fragen darf?"

Ro musterte den Elfen scharf. Wie viel sollte sie ihm sagen? Trotz dem, was er gesagt hatte, musste sie damit rechnen, dass alles, was sie ihm sagte auch Ran früher oder später erfuhr. Und die wusste am besten möglichst wenig. Allerdings - von der Sache in Navrila wusste sie ohnehin. Also musste sie nur aufpassen, dass das ganze nicht so krank und krass klang, dass sie gleich als Schwarzmagier hingerichtet wurde. Andererseits hatte sie einen Magier vor sich, folglich konnte sie es durchaus genauer erklären als sie es bis jetzt versucht hatte.
"Ich habe bis jetzt verschiedene Formen von Magie gesehen", sagte sie schliesslich. "Sie sind alle Energie, die aus dem eigentlichen Gefüge der Welt gerissen wird und auf eine Art verwendet, wie die Natur es ihr nicht zugedacht hat. Meist mit verheerenden Folgen. Ich meine dabei nicht den Tod einiger Leute." Sie grinste schief. "Ich bin Söldner, ihr könnt euch ausrechnen, dass mir so etwas nichts bedeutet. Ich spreche vom Tod von Völkern, vom Tod der Erde selbst. Und davon, dass Regeln gebrochen werden, die niemals brechen dürfen. Die Regeln von Leben und Tod." Sie holte Luft und sah den Elfen an. "Ich habe einmal wirklich Magie verwendet. Das Ergebnis war das schrecklichste, was ich jemals gesehen habe. Niemand sollte fähig sein, so etwas zu tun. Magie gibt ihrem Träger eine Macht in die Hand, der kein Wesen gewachsen ist. Niemand sollte den Leuten um ihn herum gegenüber so überlegen sein, dass sie ihn nicht aufhalten können."
If you're going through hell, keep going.

Armelion neigte den Kopf. Er verstand was sie meinte. "Krieg kann auch ein ganzes Volk auslöschen Hauptmann Ro. Darum will ich ihn beenden", erwiderte er ausdruckslos, "Dennoch muss ich zugeben, du hast in diesem Punkt recht. Keiner sollte über zu grosse Macht besitzen wenn er sie willkürlich und nach eigenem Gutdünken einsetzt. Aber ich habe trotzdem eine Frage für euch. Was würdet ihr tun, wenn ihr ein verletztes Kind findet und die einzige Chance es zu retten wäre Magie einzusetzen? Würdet ihr es einfach sterben lassen?"

Ro blickte zu Boden. "Ich werde niemals vor dieser Wahl stehen. Die Magie, die ich kenne, kann nicht retten. Und wäre diese Tatsache nicht genau so, dann wäre ich jemand anderes und würde anders entscheiden."
Sie sah wieder auf. "Ich schätze meine Entscheidung hinge von meiner Stimmung ab, von dem, was ich zuvor getan habe." Oder anders gesagt, von dem, was ich dann gerade bin, fügte sie in Gedanken hinzu. Dämon oder Mensch. Sie fragte sich, was der Elf in ihr sah. Vermutlich ein Mensch. Immerhin war sie mit Menschen unterwegs.
"Sie hängt auch davon ab, wie schwer das Kind verletzt wäre", fuhr sie fort. "Wenn die Magie lediglich eine Erleichterung sein soll, damit die Heilung beschleunigt wird oder weniger starke Schäden zurückbleiben, dann würde ich sie anwenden. Wenn aber das Kind eigentlich schon so gut wie tot ist, oder offensichtlich ist, dass nur die Magie es am Leben erhalten würde, dann ja. Dann würde ich es sterben lassen." Ihre Stimme wurde leise. "Der Tod weiss, wen er sich holt und wen nicht."
Sie blickte wieder auf und sah Nesh hinter dem Elfen im Flur stehen und ein Stich in der Magengegend durchzuckte sie. "Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht immer nach diesem Grundsatz gehandelt habe."
If you're going through hell, keep going.

"Du sprichst vom Tod als ob es ein Wesen wäre.", sagte Armelion nachdenklich und blickte sie an. Dann warf er einen kurzen Blick über die Schulter und sah Nesh an. Den Gesichtsausdruck konnte er mühelos deuten. Ro hatte offenbar jemanden gebeten ihn zu heilen, aber das sollte ihn nicht stören. Sie schien eine Frau mit Prinzipien zu sein und das gefiel ihm. Er drehte sich wieder Ro zu. "Ich würde das Kind retten, oder jedwedes Lebewesen wenn es in meiner Macht steht. Soweit ich es verstehe hasst du Magier, aber du solltest dir mal Gedanken darüber machen ob dein Hass dich vielleicht blendet, so wie mein Hass auf die Drachen mich geblendet hat und das immer noch tut.", fuhr er fort. Was schwafelte er hier eigentlich? "Ist ja auch egal. Was ich noch fragen will ob ihr uns die Treue halten werdet, auch wenn die Bezahlung gleich bleibt?"

Ro sah ihn einige Momente gross an. Denn er hatte es gerade geschafft, etwas in Worte zu fassen, was sie schon lange verwirrte, weil sie es nicht in einem konkreten Gedanken ausdrücken konnte, aber von dem sie wusste, dass es im Grunde ziemlich merkwürdig war. Sie dachte vom Tod als ein Wesen. Ein Wesen, das sie kannte.
Erst dann wurde ihr bewusst, dass er sie etwas gefragt hatte. "Ja. Wir werden für euch kämpfen, wenn der Sold so bleibt, wie er ist. Ich kann mit Magiern leben, wenn sie nicht versuchen, anderen ihren Willen aufzuzwingen."
If you're going through hell, keep going.

Er grinste. "Dann werde ich mein Bestes geben, damit ihr mit mir, so wie ihr es ausdrückt, mit mir leben könnt. Aber ich habe noch weitere Fragen. Diese stelle ich nicht in Gilthens Auftrag, sondern nur aus reinem Interesse. Wie ist eine Frau, die noch dazu so jung ist, Anführer einer Söldnerbande gworden? Nicht dass ich etwa daran anstoss nehme oder eure Fähigkeiten in Frage stelle, aber soweit ich euer Alter einschätzen kann seid ihr keine zwanzig Jahre alt. Ich frage mich wwarum Männer, wie der Betrunkene, den ich draussen getroffen habe, deine Befehle ausführen." Er machte eine kurze Pause und schaute sie neugierig an, dann fügte er hinzu, "Wenn ihr wollt müsst ihr nicht antworten."

Sie grinste unwillkürlich. Die Frage war nicht ganz unberechtigt.
"Mein Vater war schon Hauptmann", antwortete sie. "Ein ziemlich berüchtigter Hauptmann. Ich bin auf den Schlachtfeldern aufgewachsen."
Ihr Grinsen wurde noch etwas breiter. "Ausserdem mache ich wohl ziemlich Eindruck, wenn ich kämpfe."
Jemand klopfte ihr auf die Schulter. Sie hätte sich beinahe umgedreht und ihm eine reingehauen, denn obwohl ihr Rücken grob verheilt war, war er immer noch empfindlich.
"Sie ist unser Rabe", sagte Eran. "Immer da, wo der Krieg ist. Und wir sind der Haufen Verrückte, der ihr nachrennt." Er lachte.
Sie beschloss, das Reinhauen bleiben zu lassen, und es ihm später irgendwie heimzuzahlen.
If you're going through hell, keep going.

"Stimmt Gilthen hat so etwas in der Richtung erwähnt.", sagte Armelion nachdenklich. "Aber wie auch immer. Gilthen hat mich nicht hierhergeschickt, damit ich die ganze Zeit mit euch plaudere. Er wollte, dass ich herausfinde wie ihr unsere Pikeniere so schnell überwunden habt? Und er hat mir ausserdem befohlen, euch zu fragen ob eure Männer als Reiter kämpfen können? Er muss wissen wie er euch und eure Männer am besten einsetzen kann. Er will unsere Verluste so gering wie möglich halten und das geht nur, wenn er die Stärken seiner Leute kennt.", schloss er und sah sie erwartungsvoll an.

![]() 0 Mitglieder und 4 Gäste sind Online |
![]()
Das Forum hat 111
Themen
und
30462
Beiträge.
|
![]() | Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de |