Als die Kutschen ankamen und sie den Weg hinauf in die Zitadelle gefahren wurden, herrschte ein warems Willkommen unter dem Volk, das Samor nicht erwartet hätte. Viele der Leute - vor allem junge Damen, die von reichen Earls und Lords träumten - schienen den Krieg fast vergessen zu haben und drängten sich eng und neugierig vor, um die Hoheiten der Nachtzinne und Geviras zusehen. Kia war beschäftigt damit sich um Mirija und Ezon zu kümmern, die beide neugierig aus den Fenstern schauten und ab und an den Leuten zurück winkten, sie machte sie aufmerksam auf einige interessante Bauten und den schwarzen Stein, aus dem die Zitadelle gebaut worden war. "Mamma, wieso ist sie so dunkel?", fragte Mirija enttäuscht. "Schwarz und Silber sind die Farben der Nachtzinne, mein Kind", antwortete Lady Kia, "und ein schwarzes Bauwerk passt bestens zum Namen de-"
"Wir sind da", unterbrach Samor freundlich, seine Frau funkelte ihn böse an, lächelte aber kurz darauf, etwas, das Samor ein wenig Angst einflößte. Sie stiegen aus der Kutsche, folgten Bjarn, dem jungen König, und Durien, die in einer anderen der Kutschen gefahren worden waren. Sie tauschten hie und da noch Floskeln aus, die Prinzen Geviras lobten die Stadt und die Zitadelle und man machte sich auf den Weg zu den Festlichkeiten.

Durien genoss das Fest. Er sprach dem Essen gut zu und konzentrierte sich voll und ganz darauf herauszufinden welche junge Lords aus Samors Gefolge noch ledig waren. Als er schliesslich ein mehr als zufrieden wirkendes Pärchen auf dem Tanzboden zurückgelassen hatte, setzte er sich wieder auf seinen Platz neben Samor und nahm einen winzigen Schluck von seinem Weinpokal. Ein Glas hatte er sich eingeschärft, nicht mehr.
Alayne sass auf ihrem Platz und bestaunte das Fest. Normalerweise durften Kinder nicht an solchen Anlässen teilnehmen, doch da auch in Samors Gefolge welche dabei waren, hatten er und Chapuys entschieden eine Ausnahme zu machen. "Ich glaube, dass meine kleine Tochter mit eurem jüngeren Bruder glücklich werden wird.", murmelte er leise in Samors Richtung, als er beobachtete wie Siney Alayne eine Süssspeise anbot. Das junge Mädchen lief vor Verlegenheit knallrot an und wusste nicht was sie sagen sollte. Durien lachte leise, so unbeschwert hatte er seine Tochter seit Wochen nicht mehr erlebt.

"Das glaube ich auch", meinte Samor mit einem erleichterten Lächeln. "Siney ist ein lieber Junge. Er ist intelligent, sanftmütig und weiss, wie er sich wann benehmen soll. Aber er hat auch Talent mit Schwert und Degen. Nur muss man ihn manchmal dzu ermutigen, es zu pflegen. Aber ich glaube, dass er Alayne jetzt schon sehr mag..."
Wie aufs Stichwort bat der Junge, das noch kleine Mädchen zum Tanz, als dieses mit dem candierten Apfel in der Hand, den er ihr gegeben hatte, versonnen zu den Tanzenden blickte. Sie wurde schüchtern und meinte, sie könne nicht tanzen und würde sich nicht trauen, aber mit seibem engelsgleichen Lächeln und seiner sanften Art, schaffte er es sie zu überreden und führte sie an den Rand der Tanzfläche. Er zeigte ihr die Schritte, so dass es ihr bald auch spass machte und liess sie sich auch auf seine Füsse stellen. Das Mädchen lachte, als er sich so mit ihr im Kreis drehte und auch Siney schien seine Freude zu haben.
Was Samor sorgen bereitete, war der Blick seiner Frau, den sue ihm an und an zuwarf. Es war ein stiller Vorwurf und die Drohung ihm weh zu tun, falls seine Pläne ein böses Ende nahmen. Sie achtete auf Mirija, redete mit Bjarn und anderen Hofdamen und nahm nach euner Weile wieder Platz an Seuten ihres Mannes.

"Ich hoffe das Fest ist nach eurem Geschmack.", sagte Durien höflich zu Kia. Er hatte die Blicke schon deutlich gesehen, die sie ihrem Gemahl zuwarf.

Kia lächelte freundlich, "Ja, das ist es", antwortete sue, "Ich bin mir nur nicht gewohnt meine Kinder bei solchen Festen dabei zu haben", sagte sie und nahm ihren Sohn auf den Schoss, als der an ihrem Rock zupfte. "Verzeiht", meinte sie verlegen und lauschte ihrem Kind, gab ihm leise eine Antwort und setzte ihn auf den Boden, damit der wieder zu seinem Onkel Simian rennen konnte.

Durien nahm einen Schluck von seinem Weinkelch und blickte dann in die Gesichter der Feiernden. Jeder Adelige würde heute Abend weiter intrigieren, doch ihm war es lieber, falls sie es unter seiner Aufsicht taten, als dass sie eigene Feste veranstalteten. Alayne genoss die Aufmerksamkeit, die Siney ihr schenkte scheinbar in vollen Zügen. Er hatte mühelos ihre Scheue überwunden und ihr Vertrauen gewonnen. Der Junge hatte seine Hochachtung. Jetzt musste er nur noch darauf achten, dass Siney sie auch gut behandeln würde.
"Was denkt ihr über den Konflikt in Loney?", fragte er schliesslich und achtete sorgsam auf Samors Reaktion. Durien hatte vor kurzem einige interessante Berichte vernommen. Gevira versammelte offenbar in der Nähe der Grenzen Truppen, weil die junge Prinzessin Maeva nach der Krone griff. Dem letzten Bericht zufolge hatten ihre Truppen eine Schlacht gewonnen. Seitdem hatte er aber nichts mehr gehört.

Der Prinz lachte ertappt. "Nicht viel. Lady Maeva svheint alles im Griff zu haben... Wohin ihr Cousin entfleucht ist, weiss ich nicht, aber er wird sicherlich irgendwann wieder auftauchen und ihr den Thron streitig machen... Aber mehr weiss ich nicht. Mein Vater beschäftigt sich damit. Ich bin lediglich für außenpolitische Angelegenheiten mit der Nachtzinne zuständig", antwortete und lächelte dabei wie ein charmanter Politiker nun mal lächelte.

Durien schnaubte amüsiert. "Dann ist es ihr also gelungen den Thron zu besteigen. Ihr scheint demnach besser informiert, als ich. Was sagen die Gerüchte? Wird Gevira gegen Loney in den Krieg ziehen um den Anspruch von Lady Maevas Cousin zu unterstützen?"

Samor lachte. "Nein", meinte er. "Maeva hat eher Anspruch, als ihr Cousin... Due Gerüchte sind nur Gerüchte und die junge Lady ist mit meinem Bruder verlobt, da erfährt man Neuigkeiten schnell. Eine Einladung zur Krönungszeremonie wird Lord Bjarn sicherlich auch bald erhalten."