"Manchen ja, manchen nicht. Die Nachtzinne ist das Zentrum der Macht und jeder ist käuflich falls der Preis stimmt.", erwiderte er. "Warum fragt ihr?"

Das annahende Klappern von Hufen schnitt Durien das Wort ab und sowohl er, als auch Alyrna wandten sich um, um zu sehen, wer da angaloppiert kam.
Es war Kia. Sie wollte Durien den Brief überreichen und ihn daran hindern, eine unüberlegte Dummheit anzustellen. Sie wollte nicht, dass ihre Kinder in Gefahr gerieten und auch wenn es ihr nicht gefiel, so hatte sie keine andere Wahl, als mit Durien zusammen zu arbeiten. Sie zügelte ihr Pferd, sobald sie die beiden Grafen erblickte und liess es auf sie zu laufen, wobei sie es neben Duriens lenkte. Es war nicht schwer gewesen, die beiden zu finden. Simian hatte ihr von dem Ausritt gesagt und ab da hatte sie sich durchgefragt und hatte schlussendlich die beiden eingeholt.
Grusslos zog sie den Umschlag aus ihrem Ärmel und reichte ihn dem Grafen. "Ihr lest es besser jetzt", meinte sie mit einem kurzen Blick auf Alyrna. "Und ich hoffe, Ihr überlegt Euch Euer Handeln gut, Durien. Es ist nicht alles Gold, das glänzt", wieder blickte sie kurz Alyrna an.
Ihr Blick wanderte aber schnell wieder nach hinten, zur Gasse aus der sie gekommen war, als Rufe und Hufschlag ertönte. Kia lächelte bitter. "Ihr solltet Eure Wachen übrigens besser ausbilden lassen, Lord", meinte sie beim Anblick der Männer,die um die Ecke gebogen kamen, unschlüssig, was sie tun sollten, als sie Durien neben Kia erblickten, die keine Anstalt machte, sich zu rühren.

"Ich habe sie angewiesen auf Abstand zu bleiben.", erwiderte Durien und rollte den Brief auf. Missmutig runzelte er die Stirn. Der Grund, den sie sich hatte einfallen lassen gefiel ihm nicht, doch im Moment konnte er sich selbst keinen besseren überlegen. "Ich denke wir werden noch eine Weile warten können.", sagte er. "Ich will zuerst sehen, was ich alleine herausfinden kann." Er wandte sich zu Alyrna. "Vertrauen kann ich im Moment kaum jemandem, doch das heisst nicht das ich nicht versuche Hilfe zu suchen. Euer getreuer Chapuys ist nicht der einzige der Spione hat." Er lächelte schief und neigte entschuldigend den Kopf.

Kia unterdrückte einen Kommentar und wartete, dass Durien sie fort schickte oder etwas anderes sagte.

Kia sagte nichts, wand ihr Pferd und gallopierte zurück in die Zitadelle. Es gefiel ihr nicht, dass sich Durien mit Avedis verbrüderte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht.
Sie übergab das Pferd einem der Stallburschen und ging dann auf direktem Weg zu ihrer Schwester.
"Du hast gesagt, Durien fertigt Messer an, die einen Schwarzmagier töten können?", fragte sie nachdem sie die Tür geschlossen und sich auf das Bett neben Alesa gesetzt hatte. Die jüngere Schwester nickte. "Gut, weisst du wo sie aufbewahrt werden?" Erneut nickte Alesa, wenn auch zögerlicher. "Und wo bewahrt er sie auf?", fragte Kia weiter.
"Wieso willst du das wissen?", fragte Alesa misstrauisch.
"Weil ab heute du und ich eines bei uns tragen werden", antwortete Kia und packte ihre Schwester am Arm, als diese etwas sagen wollte, "Hör zu. Durien wird das ganze nicht handhaben können. Er hat Avedis um Rat gefragt. Bei den Höllengattern Avedis! Neben all seinen Beratern und Vertrauten, fragt er die kleine gierige Schlange! Weisst du was das heisst?"
Alesa schüttelte den Kopf.
"Dass der Schwarzmagier hier bald herausfinden wird, dass du aufgeflogen bist. Und solange du und ich hier sind, sind wir eine Gefahr für seine Herren. Und weisst du was das heisst?"
Alesa schluckte trocken. "Und was sollen wir tun?", fragte sie leise.
"Handeln. Du nimmst jetzt ein Bad, ziehst dein schönstes Kleid an, wartest auf Durien und bittest ihn die Lesung sofort durchführen zu lassen. Er muss wissen, dass dir sein Wohl und der Frieden zwischen Gevira lieber sind als alles andere und dass du ihm helfen wirst", und dann wirst du alles tun, um sein Vertrauen zurück zu gewinnen, fügte sie in Gedanken hinzu, sagte aber Alesa nichts weiter, damit der Magier nichts verdächtiges in den Gedanken ihrer Schwester fand. Diese nickte und stand auf, um zu tun, was Kia gesagt hatte.

Durien nickte und sie ritten zurück zur Zitadelle. Sofort kamen ihm ein gutes Dutzend Höflinge entgegen, die ihn allesamt ihn Beschlag nehmen wollten. Er entledigte sich ihrer mit ein paar höflichen Worten und folgte dann Alyrna in die Zitadelle. Er winkte zwei Männer aus dem Orden, damit sie ihnen folgten und sie gehorchten Anstandslos. Er suchte sich zuerst eines der leeren Zimmer im Westflügel, welcher nie besonders voll war und liess die Wachen vor der Tür ihren Posten beziehen. Wenig später kam Alyrna durch die Türe hinein und setzte sich in einem der Stühle am Kamin. Durien nahm den Weinkrug und schenkte ihr und sich ein, bevor er sich ebenfalls in einen der Sessel setzte. "Also, was würdet ihr an meiner Stelle unternehmen?"

"Euren Vater habe ich nicht ermorden lassen. Ich hätte es unauffälliger gemacht." Wie zum Beispiel Gift in seinem Lieblingswein oder etwas ähnliches und dann hätte er auch noch Beweise hinterlassen so dass es ausgesehen hätte, als ob des Grafens engster Vertrauter die Tat begangen hätte. Nun das könnte er vielleicht auch für den König Geviras organisieren. "Aber das ist eigentlich eine gute Idee für den Gevirianischen König. Aber zuerst muss Samor hierher kommen, doch falls es schief läuft könnten wir eine Allianz mit Loney eingehen." Ausserdem hatte er gewisse Kontakte zu den Stämmen in den Sumpflanden nördlich von Gevira, aber das musste er ja noch nicht verraten.