Der Nordwestwind trug Salz vom Meer und brachte die Standarten zum Flattern. Wolken zogen über den Himmel, die Sonnenstrahlen, die zwischen ihnen hindurchbrachen glitzerten auf den Waffen und Helmen der Armee der Nachtzinne. Sie hatten sich entlang der ganzen Südostmauer aufgestellt, in einem Abstand von kaum mehr als zweihundert Metern. Die Schlachtreihen waren nicht sehr tief, aber beeindruckend. Auf den Mauern von Eyni herrschte auf jeden Fall hektische Aktivität, überall rannten Leute hin und her, Befehle wurden gebrüllt im Versuch, sich noch besser auf den Angriff vorzubereiten. Was sie vermutlich am nervösesten machte, war dass dieser Angriff einfach nicht kam. Die Truppen der Nachtzinne standen seit fast zwei Stunden da und hatten sich keinen Schritt gerührt.
Ro stand in der vordersten Reihe ihrer Männer, nicht davor, wie normalerweise, denn die etwas mehr als zweihundert Meter Abstand waren genau die Distanz, die ein Bogenschütze von der Mauer aus schaffen konnte. Bei diesem Wind lag vermutlich sogar mehr drin. Allein vor den Truppen hätte sie ein viel zu leichtes Ziel abgegeben. Hier unter den Soldaten war sie nichteinmal als Hauptmann erkennbar, zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten fiel sie natürlich auf, denn sie war die einzige ohne Helm. Der Wind spielte mit ihren langen, schwarzen Haaren.
Sie hatte das Fähnlein grob in drei Abschnitte eingeteilt. Den rechten befehligte Arsa, den linken Danva, sie selbst den mittleren. Nesh stand neben ihr. Sie spürte seine Anwesenheit fast wie eine Berührung, und obwohl sie sich hütete, ihn anzusehen, sah sie ihn, als stände er vor ihr. Sie sagte sich, dass sie sich zusammenreissen musste und sich auf die bevorstehende Schlacht konzentrieren, aber es gelang ihr nicht wirklich. Ein Teil von ihr fragte sich, ob sie ihn zu Arsa schicken sollte, damit er wenigstens nicht mehr so nahe war, aber sie wusste genau, dass sie es nicht über sich bringen würde. Eigentlich traute sich sich überhaupt nicht, etwas zu sagen, nicht einmal das Gewicht von einem Bein auf das andere zu verlagern aus Angst, sie könnte eine Dummheit begehen oder schlichtweg umkippen.
Plötzlich wurde das Gerenne auf den Mauern noch hektischer. Ro kniff die Augen zusammen. Bedeutete das, die Flotte hatte angegriffen? Sollten sie dann nicht auch angreifen? Einige Augenblicke herrschte da oben Chaos, dann schien es sich neu zu formieren. Ro bemerkte eine Bewegung, dann stieg eine dunkle Wolke von der Mauer auf. Ro riss ihren linken Arm hoch, an dem sie einen grob aus Brettern zusammengezimmerten Schild trug. In den vier Tagen seit dem Turnier hatten sie für einen Grossteil der Soldaten solche Dinger zusammenbasteln können. Sie waren natürlich niemals so stabil wie richtige Schilde, dazu schwer und unhantlich, und sie hätten keinem einzigen Schwertschlag standgehalten, aber gegen die Pfeile war es immer noch besser als nichts.
Die Pfeilwolke senkte sich nieder, ein grosser Teil landete vor ihnen im hohen Gras, doch viele erreichten auch die vordersten Reihen. Sie hielten die Schilde dicht zusammen, um möglichst keine Lücken zu lassen. Ro's Arm berührte Nesh's Schulter und sie musste sich zusammenreissen, um nicht zusammen zu zucken, hin und her gerissen dazwischen die Berührung zu vermeiden oder sie zu geniessen. Der dritte Pfeil, der auf ihren Schild prallte durchstiess ihn und trat über eine Handbreit auf der Rückseite aus, haarscharf neben ihrem Handgelenk. Ein weiterer Pfeil zischte am daran vorbei und streifte ihren Schulterschutz. Dann ein Krachen und laute Schreie, als das Geschoss eines Ballisten eine mehrere Mann tiefe Lücke in ihre Reihen riss, nur wenige Meter weiter rechts. Ro fragte sich, wie lange sie mit dem Angriff noch warten würden.
Sie blickte auf und sah Nesh an. Ein weiterer Pfeil durchschlug ihren Schild und riss die Haut an ihrem Unterarm auf. Der Schmerz war nicht heftig, aber schlussendlich war er der Auslöser dafür, dass sie etwas plötzlich klar sah. Sie waren Söldner. Sie wusste nie, wann sie sterben würde. Wollte sie sterben, ohne gelebt zu haben? Nein. Es war verrückt. "Nesh?", fragte sie so leise, dass nur er es hören konnte. Er sah sie fragend an.
Sie schluckte. "Ich glaube, ich..." Ihre Stimme brach ab und sie hatte das Gefühl keinen weiteren Ton mehr herauszubringen. Ihr Blick verschwamm und sie hörte ihren eigenen Herzschlag.
Nesh sah sie an. Er schien blasser als sonst. Heiser, fast lautlos fragte er: "Was?"
Wieso konnte sie es nicht einfach sagen? Wieso war das so schwer? Schliesslich formte sie die Worte lautlos mit ihren Lippen, ohne sie zu sagen. Einige Herzschläge lang starrte er sie nur an und sie fürchtete sich schon, einen Fehler begangen zu haben. Dann traten Tränen in seine Augen, er streckte einen Arm aus und zog sie an sich. Sie liess den Schild fallenund klammerte sich an ihn, als fürchtete sie sonst zu fallen, was auch durchaus hätte sein können. Die Realität, die Pfeile, die Söldner, alles verlor jede Bedeutung, sie hätte nicht einmal mehr sicher sagen können, wo oben wo unten war. Er hielt sie mit einem Arm fest, während er mit der anderen Hand immer noch den Schild hochhielt. "Ich dich auch auch", hörte sie ihn an ihrem Ohr flüstern, sein Bart streifte ihre Wange. Dann drückte er sie so fest an sich, dass sie fast verquetscht wurde, aber es war das beste, was sie jemals gespürt hatte. Sie wollte, dass es nie, nie wieder aufhörte.
Doch dann hörte sie die Kriegshörner, die zum Angriff bliesen. Sie wusste, dass ihr nichts anderes blieb, als loszulassen, auch wenn es wehtat. Sie hob ihren Schild auf, brüllte den Schlachtruf und rannte los.
If you're going through hell, keep going.

Sie schlug im Rennen die Pfeile von ihrem Schild. Und sie lachte. Sie konnte einfach nicht anders. Hätte sie später noch gewagt, an diesen Morgen zu denken, wäre sie zum Schluss gekommen, dass die Mischung aus Schlachtfieber und Liebe einfach zu viel für ihren Verstand gewesen war.
Wieder fielen Pfeile auf sie nieder, aber nicht mehr so koordiniert und präzise wie zuvor, da sich das Heer im Lauf über das gesamte Feld vor der Stadt verteilt hatte und die Bogenschützen schlicht nicht wussten, wohin sie schiessen sollten. An verschiedenen Orten fielen auch Brandsätze auf das Feld nieder, aber ihre Wirkung war nicht sehr gross. Ro hielt den Schild über ihren Kopf und stolperte lachend weiter. Sie hörte erst auf zu Lachen, als sie die Mauer erreichten und die Männer begannen, die Leitern aufzustellen.
Ro begann als vierte hinauf zu klettern, in einer Hand den Schild, den sie sich immer noch über den Kopf hielt. Auf halbem Weg nach oben begann die Leiter zu schwanken, als die Verteidiger versuchten sie weg zu stossen, aber die Söldner hielten sie mit Seilen hinuntergespannt. Dann wurde der Mann vor ihr von einem Pfeil im Hals getroffen. Ihre Sinne erfassten, dass er rückwärts hinunterstürzen würde und ohne nachzudenken liess sie sich auf die Unterseite der Leiter fallen und blieb dort hängen. Ihr Nachfolger hatte weniger Glück und wurde vom Stürzenden mitgerissen. Ohne nachzusehen, was aus ihm geworden war - für so etwas blieb in einer Schlacht einfach keine Zeit - schwang sie sich wieder auf die Leiter und stieg so schnell sie konnte weiter hoch. Der vorderste Kletterer bekam auf den letzten Sprossen eine Hellebarde zwischen die Rippen und fiel seitwärts in die Tiefe. Der zweite erreichte die Mauerkrone und zerschlug einem Gegner die Schulter mit seiner Axt, bekam dann aber selbst einen Schlag ab, der ihn zu Boden gehen liess.
Ro liess die Leiter los, richtete sich auf und zog den Säbel, während sie die letzten Tritte hinaufrannte. Auf der Bauerkrone schmetterte sie einem Gegner den Schild ins Gesicht, fing die Hellebarde des zweiten mit der Klinge ab und schlug sie zu Boden, wo sie mit dem Stiefel darauf trat und stiess ihrem Träger den Säbel durch den Hals, bevor sie sich herumdrehte, dem ersten die Kehle durchtrennte und die Klinge mit der Wucht ihres ganzen Gewichts in der Brust desjenigen mit der zerschlagenen Schulter versenkte. In der kurzen Zeit, bis weitere Soldaten herbeigelaufen waren, um das plötzliche Loch in der Verteidigung zu stopfen, blickte Ro auf ihren Kamerad hinunter und sah, dass er nicht tot war, sondern nur eine heftige Wunde am Arm hatte. Sie zog ihn auf die Füsse, drückte ihm die fallen gelassene Axt in die unverletzte Hand und wandte sich den heranstürmenden zu. Sie mussten die Lücke lange genug halten, dass weitere Männer hinauf kommen konnten.
Den ersten Angriff wehrte sie ab und schlug das Schwert des Gegners so heftig zur Seite, dass er einen Moment lang ungedeckt war. Anstatt zu stechen, trat sie ihm vor die Brust, was ihn über das niedrige Geländer auf der Rückseite des Wehrgangs auf die Strasse darunter beförderte und ihr die Möglichkeit gab die Klinge des zweiten Angreifers mit einer Parade abzuwehren. Sie versuchte einen Streich gegen seine Achselhöhle, musste aber feststellen, dass sein Kettenhemd bedeutend besser war als das der meisten Söldner und nicht so einfach nachgab. Nur knapp entging sie seinem zweiten Schlag, indem sie sich weit zurücklehnte und dabei fast das Gleichgewicht verlor. Bevor der Soldat ein weiteres Mal angreifen konnte, spaltete eine Axt seinen Schädel samt Helm. Pave riss seine Waffe mit einem Ruck los, als der Mann in sich zusammensackte. Ro nickte ihm zu. Ein weiterer Söldner kletterte eben über die Brüstung.
Ro wandte sich nach links, in Richtung des Torturmes. Sie sah die Türe zur Windenkammer, sie sah den Weg dorthin. Die Soldaten, die im Weg standen, wurden in ihrer Wahrnehmung fast ausgeblendet, als wären sie unwichtig, bloss Hindernisse. Für einen Augenblick erinnerte sie sich an die Worte des Elfen, dass sie den Soldaten, die sich ergeben Pardon gewähren sollte und ihre Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. Sie hatte nicht vor, einem von ihnen die Zeit zu geben, etwas zu sagen.
Sie zog mit der linken Hand den Dolch und atmete tief ein. Der Geruch von Blut und Stahl durchdrang ihre Sinne, stieg ihr in den Kopf. Sie liess die Welt im Feuer versinken und lief los.
If you're going through hell, keep going.

Danwey knirschte mit den Zähnen. Mit so wenig Männern hatte er keine Chance. Schnell winkte er seine Männer zurück, die sich zum Fürsten des Hauses Vaesna beeilten. Sie kannten den Befehl, schon seit einer Weile war ihr Herr zurück er reiste alle drei Tage in den Osten und wieder zurück dkch jetzt war er schon mehr als eine Woche hier, was bedeutete, dass irgendetwas an der Ostgrenze geschah, doch was ging sie nichts an, auch wenn die Neugierde sie verschlang.
Schnellen Schrittes ging er über die Mauer, der wallende Mantel folgte ihm und sein Schwert war schneller als das Auge der Nachtzinner. Mit einer fliessenden Bewegung trennte er den Kopf eines Mannes auf der Leiter ab und stiess den Leib mit einem Tritt hinunter. Eine ölgefüllte Kugel schnellte aus einer der versteckten Taschen auf die Leiter hinab und zerbrach an den Sprossen. Einige Söldner schrien verwundert auf und ihre Augen weiteten sich, als plötzlich wilde Flammen zischend und fauchend sich aus dem blutroten Öl erhoben. Die Leiter gab knackend nach und stürzte zurück auf die Erde, begleitet von den Todesschreien der Männer, welche wie Fackeln hell die Mauern erleuchteten. Doch als ihre Leiber reglos zum Fusse der Mauern lagen, erlosch das Feuer nicht, sondern breitete sich aus, die Mauern jedoch ehrfürchtig meidend.
Der Herr der Flammen, der Schatten Danwey verschwand im Kampfgetümmel. Er scherte sich kaum um die Fallenden und Emporsteigenden um ihn herum. Schlecht gelaunt suchten seine Schritte sich den Weg, leichtfüssig, zwischen den Kämpfenden und dem springenden Blut ausweichend stiess er sie zur Seite, seien es die seinen, oder die ihren Männer. Eine Frau, mit Blut bedeckt und vor Wahn leuchtenden Augen rannte auf ihn zu. Sofort erkannte er ihren Säbel, den sie vor sich her trieb, wie eine schillernde Bestie. Schwarz schlug die Energie des Scharaki nach ihm, doch er wich aus, so wie er es gelernt hatte und zog seine Hand zurück vom Knauf seines Schwertes.
Zu gross war das Verlangen gewesen, sich mit einem Berserker zu messen, doch er hatte besseres zu tun. Sie schien ihn auch nicht bemerkt zu haben in ihrem Blutwahn, was ein Zucken seiner Schläfe hervorrief; ob es von Erleichterung oder Ärger kam, wusste er nicht genau.
Knurrend stiess er einem hartnäckigen Soldaten, welcher ihn partout einfach nicht vorbei lassen wolte, seine versteckte Klinge in den Hals. Das leise, klare Klicken des Mechanismus beruhigte ihn und als er die Klinge wieder in den Ärmel spannte war er die Ruhe selbst. Es würde nicht lange dauern und sein Auftrag hier mit seinen zehn Assassinen wäre getan. Bald würden nur noch zwei zurückbleiben müssen um auf den Nachfolger Vaesnas zu warten.
Im Gemach seines momentanen Herren angelangt blätterte er die Seite des aufgeschlagenen Buches hin und her. Sein Herr war nicht hier, versteckte sich im Geheimraum. Danwey seufzte. Wie gerne hätte er doch seinen verrückten Cousin Pard hier gehabt. Aber dieser war ja Arzt in Lovit.
Nachdenklich liess er die fingerbreite Klinge aus seinem Ärmel schnellen. Noch nie hatte sie geklemmt und noch nie hatte sie ihn im Stich gelassen. Sein dunkles Auge spiegelte sich in der Klinge, welche mit einem roten Blutschleier verdeckt war. Danwey rümpfte die Nase, zog ein Taschentuch hervor und reinigte die Klinge. Mit gespreitzten Fingern hielt er den Arm von sich. Da war sie nun, die Klinge, dke er seit einigen Jahrzehnten hatte. Die Klinge, welche ihn zu dem machte was er war; ein Assassine. Er seufzte. Dort wo sie jetzt war, war früher sein Ringfinger gewesen. Die rechte Hand, dachte er missmutig und spannte die Klinge zurück in die Schiene. Er war die rechte Hand und nicht mehr und nicht weniger. Wieder seufzte er. "Herrin, kommt heraus! Euer Gemahl ist tot. Ihr seid die Tochter der Vaesna, euch wird nichts geschehen. Ab jetzt habt ihr das Kommando. Herrin? Verstecken hilft euch nicht", sagte er und betätigte den Mechanismus, welcher versteckt hinter einem Bücherregal, dasselbe zur Seite gleiten liess. Dahinter war ein geheimes Studierzimer und in ihm eine kreidebleiche Frau mit gezücktem Brieföffner, der verzweifelt und zittrig in ihren beiden Händen auf die Brust des Dämons gerichtet lag. "Herrin ihr.." - "Geht weg!", rief sie schrill aus und verlagerte ihr Gewicht vom einen Fuss zum anderen. Ein kleines, kurzes Lachen entfuhr dem Mann. Er streckte die vierfingrige Hand aus. "Ihr verletzt euch nur damit... Kommt raus und gebt ihn mir", forderte er sanft auf. "Nein! Geht habe ich gesagt", rief sie aus und wich zurück. "Ihr wart es, der meinen Mann tötete... Verschwindet von hier!" Das Lächeln in Danweys Gesicht verschwand und ein ungeduldiges Gesicht aus Stein folgte ihm. "Ihr wisst niht was ihr redet. Herrin ich bin euch und...", rasch kippte er den Kopf zur Seite und fing ihren Arm auf, als sie plötzlich nach seinem Gesicht stach. Ein Kratzer an der Wange zeugte von seiner Unaufmerksamkeit. Eisern hielt er ihren Arm fest. "Lasst los", verlangte die Frau zittrig und er liess sie los, woraufhin sie zu Boden sackte, aufgelöst in Tränen. "Ihr solltet darauf achten, nach wem ihr stecht", meinte er nur kalt. Eis fiel ihr ein und sie sah ihm nach, wie er vom Regal weg zum Arbeitstisch ihres Mannes schritt. "Der Fürst ist erst seit zwei Tagen tot. Ich bezweifle, dass die Angreifer davon wissen. Wir werden es als unseren Vorteil nutzen, Herrin." Wieder blätterte er die Seiten des Buches um. Gedankenverloren starrte er die Blätter an. Schwarz und exakt hob sich der Text davon ab. "Was schlägt ihr vor?", fragte die Fürstin unsicher. "Setzt euch. Ich erkläre es euch dann", bat er freundlich und zog den Stuhl unter dem Tisch hervor. Als sie Platz nahm erklärte er ihr, was ihr Berater ihm als Botschaft für sie mitgegeben hatte.
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Ihre Gedanken wurden erst wieder einigermassen klar, als sie vor der Türe stand. Einige Augenblicke lang begriff sie nichtmal, was sie mit der Türe zu tun hatte. Dann fiel es ihr wieder ein. Sie drehte sich um und blickte auf ihren Weg zurück. Es sah nicht so schrecklich aus, wie sie auf den ersten Blick vermutet hatte. Sie selbst allerdings schon. Ihre Rüstung, ihre Hände, der Säbel in ihrer Hand, alles war voller Blut. Auf ihrem Mauerabschnitt schienen mittlerweile ihre eigenen Leute in der Überzahl zu sein, aber noch immer wurde überall gekämpft. Sie versuchte sich zu erinnern, wie sie durch das Getümmel durchgekommen war, aber merkwürdigerweise war das einzige, was ihr einfiel ein Mann mit schwarzen Haaren. Ein Dämon. Sie kniff die Augen zusammen. War ein Dämon hier?
Sie konnte ihn nicht entdecken, also wandte sie sich wieder der Türe zu. Sie war abgeschlossen und schien eher massiv. Dahinter lag die Windenkammer, also führte kein Weg daran vorbei. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, schlossen einige ihrer Männer zu ihr auf. "Was ist mit der Tür?", fragte Pave. "Abgeschlossen", sagte sie, steckte den Dolch weg und begann einen Dietrich in ihrer Kleidung zu suchen. Pave schob sie einfach zur Seite und hackte mehrmals mit seiner Axt auf das Holz neben dem Türschloss ein, bis es mit einem lauten Krachen barst. Dann trat er gegen die Türmitte. Ro hob ihren Säbel und stürmte im selben Moment vor, blieb aber schlitternd stehen, als ihr aus der Türöffnung plötzlich ein Bündel Lanzen entgegenragte. Eine streifte sie am Oberarm, eine andere drückte gegen ihre Brust aber nicht stark genug, dass sie das Leder durchbohrt hätte. Ro nahm einen Satz rückwärts, brüllte einen Fluch und schleuderte, bevor sie überhaupt darüber nachdachte, zwei Wurfmesser in den dunklen Raum. Das erste traf einen Mann ins Auge, das zweite in den Hals, nicht tödlich, aber unangenehm. Er taumelte zurück, Pave zerhackte die Lanze des dritten Mannes und Ro schlug ihm den Kopf von den Schultern. Dann waren sie im Torturm drin. Der Raum war dunkel, im Hintergrund waren einige Winden und Ketten zu erahnen, davor stand etwas mehr als ein halbes dutzend Soldaten.
Wieder blendete sich für einige Zeit alles aus, alles ausser ihrer Klinge, ihren Gegnern, dem heissen Blut an ihren Händen. Als sie keuchend den Säbel sinken liess, lagen die Soldaten von Vaesna tot am Boden. Blut tropfte auch von den Waffen der anderen Söäldner, zwei von ihnen hatten selber was abbekommen, aber nichts heftiges. Ro trat auf die andere Seite des Raumes und öffnete den Holzladen eines kleinen Fensters. In einigen Metern entfernung stand der westliche Torturm. Man konnte das Fallgatter nur öffnen, indem in beiden Türmen gleichzeitig gedreht wurde. Wenn Ormud nicht schon dort war, sollte er sich mal beeilen.
If you're going through hell, keep going.

Ruhig hatten sich zwei der Assassinen über dem Türrahmen platziert. Sie hielten ihre Spezialwaffe, wie sie sie nannten bereit und warteten darauf, dass jemand durch die Tür brach.
Ihr Atem ging ruhig und leise, wie Wasserspeier hockten sie mit verdeckten Gesichtern und reglos auf dem Bambusgerüst. Die Fürstin der Vaesna hatte so etwas noch nie gesehen. Woher hatten sie diese eigenartigen Pflanzen?
"Setzt euch wieder hin, Herrin", bat Danwey und deutete auf den Stuhl vor dem zugemauertem Fenster. Es hatte nicht lange gedauert die Fenster unpassierbar zu machen, aber dennoch war er froh, dass kein Pfeil hindurch konnte. Nur ein Katapult wäre in der Lage die Wand zu zerschlagen. Der Dämon schluckte trocken. Dieses Fenster war der einzige Blinde Punkt und doch war es unsicher. Die Fürstin konnte er nicht in das Arbeitszimmer stecken, denn bei einem Brand würde sie am Qualm ersticken. Eine Ader trat an seiner Stirn hervor und er konnte nicht mehr still sitzen. Unruhig lief er lautlos im Raum hin und her. Strich mit der behandschuhten Hand über sein Kinn und spielte mit der Rechten am versteckten Messer herum.
Die Dämonin kam ihm in den Sinn. Darez's Tochter. Ob sie sich an ihn erinnerte? Er hoffte schon, denn ansonsten konnte diese Geschichte für beide schlecht ausgehen. Seufzend sah er zur Decke hoch und da kam ihm die Idee. "Herrin, habt ihr Höhenangst?", fragte er plötzlich. Die Frau schüttelte ihren Kopf. "Gut. Da ihr die einzige aus dem Hause Vaesna seid, die nicht Eyni verlassen hat, müssen wir für eure Sicherheit sorgen", währendem er sprach zog er einen Stuhl heran und stellte sich darauf. Die Assassinen sahen verwirrt zu ihm hinüber. "Die Tür", zischte er sie bedrohlich an und sie zuckten zurück in ihre ursprüngliche Position. "Der Kronleuchter wird durch einen versteckten Flaschenzug bedient. Verhaltet euch still. Die Decke ist ziemlich hoch und im Schatten dort oben, wird euch jiemand finden, solange ihr keinen Ton von euch gebt. Falls kein Assassine mehr steht, trennt den Hacken und zieht am unteren Seil, bis ihr unten seid", wies er sie an und stieg vom Stuhl. Er reichte ihr die Hand, damit sie sich auf den Stuhl stellen konnte und suchte hinter den Samtvorhängen nach der Kette des Flaschenzuges. Er fand sie schnell und liess den Kronleuchter hinab. "Wenn ihr runter müsst, zerschlagt diese Ampulle, sie löst das Siegel an der Halterung unten und dadurch wird diese schmelzen. Ihr werdet euch gut an der Kette festhalten müssen, wenn ihr nicht in den Tod stürzen wollt. Geht anschliessend in den Raum nebenan und durch den Geheimtunnel aus der Stadt hinaus. Es werden Bauernkleider bereit liegen, mischt euch unters Volk, bis ein weiterer Assassine kommt um euch zu finden. Sein Name ist Matsaan. Er wird euch dann weiter helfen. Dies aber nur falls ich sterbe. Ansonsten wartet und schaut", er drückte ihr die Ampulle in die Hand, in der sich eine Runenverzierte Vanillestange befand und zog sie auf dem Kronleuchter hoch. Sie hatte genug Platz, um sicher zu sitzen. Als sie oben war verwischte er all ihre Spuren und stellte sich gegenüber der Tür auf. Mit einem Tiefen Atemzug zog er seinen langen, schlanken Säbel. Einen Scharaki, welcher nicht von dem Schwarzen Meister, sondern von dessen Lehrling geschmiedet. Dieser Säbel ergänzte die anderen, indem er ihren Gegenpol darstellte. Mit ihm konnte er die Magie ausgleichen, die von Darezs Säbel drohte. Als die runde Bewegung vollendet war ruhte die Spitze der Waffe im Teppich und der Dämon stand erhobenen Hauptes und geschlossenen Augen bereit.
Falls sie Magier hatten, so tat es ihm um diese Leid, doch sie wären machtlos gegen seinen Säbel. Jeder der durch ihre Spezialwaffe nicht aufgehalten wurde, so tat es ihm ebenfalls um ihn Leid, doch er hatte keine Wahl. Konzentriert schärfte er seine Sinne, nichts war zu hören, bis auf das Atmen der Assassinen, welches fast zu leise für sein Ohr war. Stolz erfüllte ihn. Sie hatten gut gelernt, jetzt mussten sie dieses Wissen auch in die Tat umsetzen.
(Die Spezialwaffe ist übrigens ein spezielles Netz. Mehr erfahrt ihr dann, wenn jemand durch die Tür bricht )
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Ormud hob mit einem Kampfschrei den Rabenschnabel über den Kopf und hieb den Streithammer dann mit fürchterlicher Wucht auf den Schild eines Gegners. Das Holz splitterte und ein zweiter Schlag zertrümmerte den Schädel des Feindes. Mit seinem Schild schob Ormud den toten Körper in den Weg eines weiteren Soldaten und stiess einem anderen den Dorn am Kopf der Waffe in die Kehle. Steapa, der Offizier, der das Fechtturnier gewonnen hatte, streckte in rascher Folge zwei Feinde nieder, die Ormuds Flanke bedrängt hatten.
Der rothaarige Hüne stiess einen Fluch aus als sich ein Speer in seinen Schild bohrte und ihn zwei Schritte zurückdrängte. Diese Soldaten waren zäh und besassen gute Rüstungen. Höchstwahrscheinlich gehörten sie zu den Haustruppen des Grafen. Warum waren sie nicht auf der anderen Seite stationiert gewese? Jetzt würde er sicher als letzter beim Turm ankommen. Er zerschmetterte den Schaft des Speers und streckte dessen Besitzer mit einem Rückhandhieb nieder. Sofort war aber ein neuer Gegner zur Stelle, doch er wurde von einem Speerstoss niedergestreckt, bevor er überhaupt zum Schlag ausholen konnte. Ormud warf einen schnellen Blick nach hinten und sah einen Soldaten, der den bluttrieffenden Speer schwenkte.
"Geht voran Legat Ormud. Ich halte euch den Rücken frei."
Ormud nickte und wandte sich wieder den Gegnern zu, die nur umso erbitterter kämpften. Die Soldaten von Vaesna wussten, dass wenn sie den Turm verloren, die Stadt so gut wie gefallen war. Ormuds Männer hatten schon einen grossen Teil des Mauerabschnitts erobert und konnten nun in geschlossener Formation kämpfen genau wie der Gegner. Langsam rückten sie vor und Ormuds Kriegshammer und Steapas Schwert wüteten fürchterlich unter ihren Gegnern. Zum Schluss drängten sich noch drei Soldaten vor der Türe, die Waffen trotzig erhoben. Mit einem Wutschrei stürzte sich Ormud auf sie und zerschmetterte einem von ihnen den Schädel. Die anderen beiden wurden von Steapa's Schwert und dem Speer des Soldaten gefällt.
Mit ein paar wuchtigen Hammerschlägen brach Ormud das Schloss auf und hob sofort den Schild, als die Türe aufschwang. Keine Sekunde zu spät. Er spürte zwei harte Schläge und der Schild prallte ihm hart gegen den Kopf. Eine Pfeilspitze ragte eine knappe Handbreit aus dem Holz heraus. Mit einem trotzigen Schrei stürmte er in den Turm bevor die Bogenschützen nachladen konnten und schwang seinen Streithammer. Sekunden später lagen drei tote Männer auf dem Boden. Erst jetzt da der Kampfrausch langsam abebbte bemerkte Ormud die zahlreichen kleinen Verletzungen. Der Schmerz ernüchterte ihn und er blickte sich um. Nach wenigen Augenblicken fiel sein Blick auf die Winde.
"Kommt Männer! Öffnen wir für unsere Freunde die Tore!" Er sah sich um und entdeckte wie Steapa mit einem finsteren Gesichtsausdruck neben dem Speerträger kniete. Ein Pfeil ragte dem Mann aus dem Hals und das Blut quoll in einem langsamen Strom heraus. Der Pfeil hatte die Hauptarterien verfehlt, doch die Luftröhre durchbohrt. Der Mann war so gut wie tot. Er würde elendig in seinem eigenen Blut ersaufen. Zu diesem Schluss schien auch Steapa gekommen zu sein. Er zog eine dünne Klinge und rammte sie dem totgeweihten Soldaten ins Herz. Die Augen des Speerträgers weiteten sich und dann entspannten sich seine Gesichtszüge langsam.
Ormud war für einen Moment geschockt über die Handlung des Offiziers, doch dann schüttelte er den Gedanken ab. Steapa hatte lediglich das Leiden des Mannes verkürzt, ansonsten hätte er noch Minutenlang leiden müssen. Kein Magier war in der Nähe und darum hätte der Mann keine Chance gehabt. Und wenn doch einer in der Nähe gewesen wäre, bezweifelte Ormud, dass er dem Speerträger hätte helfen können. Es hätte viel Kraft benötigt diesen Mann zu heilen.
Der Offizier zog die Klinge aus dem nunmehr schlaffen Körper und packte wortlos die Winde. Zwei weitere Soldaten eilten hinein und packten mit an. Ormud ging zu dem kleinen Fenster rüber und öffnete es. Sofort sah er die dunkelhaarige Frau und winkte ihr zu. Dann gab er seinen Männern das Zeichen um anzufangen.

Einen Tag später
Sie kommen, dachte er düster. Blutlust kochte in ihm auf und er biss die Zähne zusammen. Danwey konnte es schon riechen und schmecken, das Blut seiner Feinde. Er unterdrückte seine Gefühle. Seit langer Zeit war er ein Mann von Adel und dieser musste er bleiben. So anmutig und elegant, wie seine Herrin, der Mond. Er winkte den Assassinen und sie tauchten die scharfen Spitzen ihrer Spezialwaffe ins Gift. Wenn sie rechtzeitig handelten würden die Spitzen sich durch die Rüstungen Bohren
Ein bösartiges Grinsen breitete sich im Gesicht des Dämons aus. Er schalt sich aber dafür, schliesslich war er kein Blutelf. Dennoch genoss er die Spannung vor dem Kampf. Wie gern wäre Pard doch hier. Aber es wat seine Entscheidung Arzt zu sein.
Die schweren Schritte der Nachtzinner waren auf den Stufen zu hören noch zwanzig Meter. Er lechtzte nach ihrem Blut. Noch zehn Meter. Hunger nach dem Kampf drohte ihn zu überfallen. In einer der Zeremonien hatte er ihr Blut getrunken, das Blut der Höllendämonen. Das Blut das nun durch seine Adern floss und ihm diese Macht gab, welche ihn zu übermannen drohte.
Fünf Meter.
Er Atmete ein, beruhigte sich legte die Hände bereit um den Knauf des Säbels.
Sie stiessen die Tür auf und das Netz schnellte nach unten. Es verankerte sich im Boden und die scharfen Klingensplitter in ihm bohrten sich wie geplant in und zwischen die Rüstungen der Nachtzinner. Das Gift setzte ein. Mit einem Brüllen stürmten sie aber weiter. Danwey grinste bösartiger, als der Teufel und nahm das Gegengift ein. Sie konnten ihre Waffe nicht gegen die Assassinen anwenden. Nicht mehr. Zufrieden sah er die Männer durch das Netz brechen, wodurch sich die Splitter verteilten. Sie waren so geformt, dass stets eine Spitze nach oben zeigte und mit reichlich Gift versehen.
Die Assassinen merkten sich die Stellen, wo die Spitzen gelandet waren und stürzten hinunter. Gebrüll. Alle vierzig Nachtzinner waren tot. Entweder vergiftet, oder niedergestreckt. Die beiden Assassinen zgen sich zurück, genauso wie Danwey. Sie waren vom Blut ihrer Gegner überströmt. Bevor er mit den Schatten verschmolz, denn kein Licht und keine Kerze brannte, leckte Danwey das Blut von seiner Säbelspitze ab. Es wirkte, wie immer. Feuer durchzog ihn, das Feuer der Verdammten. Er grinste und wartete auf den nächsten Trupp. Bald würden sie kommen und über die Leichen im Treppenhaus steigen müssen, bevor sie zu ihnen vordringen konnten.
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Die Winden drehten sich langsam, aber sie drehten sich, und sie konnten das triumphierende Brüllen der Soldaten der Nachtzinne unten hören. Schliesslich rasteten die letzten Hebel ein, das Fallgatter stand offen. Ro befahl ihren Männern, da zu bleiben um den Turm zu verteidigen, sie selbst trat wieder hinaus auf den Wehrgang. Die Strecke bis zum nächsten Turm schien nun zum Grössten Teil in Söldnerhand. Sie wandte den Blick nach links und sah, dass der wirkliche Kampf nun in den Strassen unten tobte, die Soldaten der Nachtzinne stürmten durch das Tor, während die von Vaesna versuchten, sie aufzuhalten. Es war keine offne Schlacht, sondern vielmehr hunderte kleiner Scharmützel, in Kürze verstreut in alle Gassen. Ro runzelte die Stirn. Das gefiel ihr nicht wirklich. Alles verzettelte sich, überall waren nur noch kleine Truppen. Sie erinnerte sich, dass der Befehl eigentlich lautete, direkt die Festung anzugreifen, aber sie sah auch, dass die Soldaten von Vaesna das auf diese Art unmöglich machten.
Sie beschloss zuerst einmal ihren Mauerabschnitt ganz zu räumen, bevor sie sich in das Getümmel da unten stürzte. Mit einem lauten Befehl rief sie die Männer, die neben ihr standen und ebenfalls hinunter sahen zusammen und lief zum Östlichen Teil des Mauerabschnitts, wo noch heftiger gekämpft wurde. Der Wind schien stärker zu werden. Die Wolken rasten über den Himmel. Ein Sonnenstrahl strich über die Stadt, und etwas blitzte auf dem Turm vor ihnen auf. Ro riss den Kopf ruckartig hoch. Sie sah einen Ballisten, aber nicht das Geschoss, das er geladen hatte. Sie wusste, was das bedeutete. Sie versuchte noch den Mann hinter ihr zu warnen, doch sie wusste im Grunde, dass für ihn nicht mehr genug Zeit blieb zu reagieren. Sie selbst kaltapultierte sich mit einem Sprung, den sie sich selbst nicht zugetraut hätte in die Höhe, rollte sich zu einer Kugel und überschlug sich im Flug. Sie Hörte das Zischen und spürte den Luftzug. Dann landete sie zu ihrem eigenen Erstaunen auf den Füssen. Schnell drehte sie sich um. Verd, der eben noch hinter ihr gelaufen war, lag mit einem faustgrossen Loch im Bauch da, das Geschoss war nochmal zwölf Meter weiter geflogen. Die Wunde füllte sich mit Blut, aber einige Augenblicke lang konnte Ro durch Verd hindurch den steinernen Boden sehen. Sie schluckte einmal leer, drehte sich um und lief weiter.
Bevor der Ballist ein weiteres mal zielen konnte, hatten sie den Turm erreicht und die Tür eingerannt. Ro stürmte die Treppe hinauf, das Gesicht blutverschwiert und wutverzerrt. Die Soldaten auf der Plattform hatten keine grosse Chance. Nach wenigen Atemzügen waren sie bereits tot. Ro köpfte den letzten mit einem sauberen Schlag. Sein Torso fiel langsam hin, der Kopf rolltevor Ro's Füsse. Gepackt von einem plötzlichen Ausbruch von Zorn, trat sie mit aller Kraft danach, und er flog in weitem Bogen in die Stadt hinunter.
Schweratmend stand sie da, dann drehte sie sich um und befahl einem der Männer: "Schau, dass dieses Ding hier von Leuten besetzt wird, die es bedienen können. Vielleicht werden wir es brauchen."
Damit rannte sie die Treppen wieder hinunter, stationierte auch in diesem Turm eine Truppe und lief mit den restlichen Männern nach unten, um sich in die eigentliche Schlacht zu stürzen. Im Kopf ging sie den Plan von Eyni durch, den sie sich bis ins letzte Detail eingeprägt hatte und legte sich eine Route zur Festung zurecht, auf der sie mit möglichst wenig Widerstand rechnete.
If you're going through hell, keep going.

Armelion ritt auf einem Pferd in die Stadt rein. Fast die ganze Armee war schon in die Stadt eingerückt und nun verteilten sich die Soldaten in der Stadt und wurden von den Truppen von Vaesna in unzählige Scharmützel verwickelt. Er stiess einen derben Fluch aus als er das ganze Schlamassel sah. Hatten sie etwa seine Befehle vergessen?
"SAMMELN!", brüllte er. "NEHMT DIE MAUERN EIN!" Er packte einen vorbeilaufenden Offizier und befahl ihm das Signal zum sammeln zu geben. Sofort hob der Mann ein Horn an die Lippen und der tiefe Ton übertönte für einige Augenblicke das Schlachtgetöse in der Nähe. Schon begannen sich die ersten Soldaten wieder zu sammeln und der Befehl wurde weitergegeben.
"Sichert die Türme und richtet die Ballisten auf die Stadt! Ich will keinen Strassenkampf! Sammelt alle Männer. Wir müssen zusammenhalten, oder wir verlieren unnötig viele Soldaten!" Langsam begann sich Ordnung in das Chaos einzufinden, doch noch immer waren viele Soldaten in der Stadt zerstreut.
"Kommandant, wenn wir weiter vordringen können wir zur Zitadelle gelangen.", protestierte ein junger Offizier. Sein Schwert war mit Blut besudelt und die Kampfeslust blitzte in seinen Augen.
"Ich will keinen Feind im Rücken haben! Zuerst werden die Mauern eingenommen und die Türme gesichert! Wenn wir das nicht tun, kommt vielleicht einer ihrer Offiziere auf die Idee die Ballisten auf die Stadt zu richten und auf der Strasse sind wir ihrem Beschuss dann ausgeliefert.", knurrte Armelion. "Jetzt geht. Ich sichere mit 200 Mann das Tor. Du gehst hinauf zu Hauptmann Ro und verstärkst mit deinen Männern ihre Reihen. Sag ihr sie soll die östliche Mauer einnehmen und richte ihr aus sie soll die Ballisten auf die Stadt richten und sie bemannen. Falls sich irgendein Feind auf der Strasse zu nähern versucht kann sie sie abschiessen." Er erteilte noch weitere Befehle und scharte dann die Soldaten um sich. Er wusste dieses Vorgehen konnte sich auch gegen ihn wenden, da er nun dem Feind Zeit gab sich neu zu ordnen, aber er vertraute auf Durien's Soldaten. Sie würden den Feind beschäftigt halten, bis die Soldaten unter Ro's und Ormuds Führung die Mauern eingenommen hatten.
Plötzlich tauchte ein grosser Trupp Soldaten vor ihnen auf. Armelion schwang sich vom Pferd und setzte seinen Helm auf. Nun war er von Kopf bis Fuss gepanzert. Die einzige Schwachstelle waren zwei Sehschlitze im Helm. Er zog eines der Schwerter, die der Schmied Akira ihm gefertigt hatte und packte seinen Schild fester. Dann drängte er sich zur ersten Reihe durch. Er hob den Schwertarm und einige Armbrustschützen richteten ihre Waffen auf den anrückenden Feind. Sie konnten keine geordnete Salve abfeuern, doch ein paar Gegner fielen und das reichte um ihre Schlachtordnung durcheinander zu bringen.
"Angriff!", schrie Armelion und stürmte los. Die Soldaten, die bei ihm geblieben waren folgten ihm und die beiden Linien krachten zusammen. Ein Schwertstoss durchbrach die Deckung des Elfen glitt jedoch an den Drachenschuppen ab. Ohne zu zögern nutzte Armelion die Lücke in der Verteidigung des Feindes aus und streckte ihn mit einem Stich ins Herz nieder. Er fällte zwei weitere Gegner, doch dann waren die Männer so fest in einander verkeilt, dass man kaum mehr zum Hieb ausholen konnte. Armelion fühlte wie zahllose Stiche an der Rüstung abglitten und wie sein eigenes Schwert immer wieder auf Holz prallte, nur um kurz darauf in das weiche Fleisch eines Gegners zu schneiden. Ein dumpfes Surren erklang plötzlich und der Druck von den Soldaten von Vaesna liess nach. Stattdessen erfüllte ein Chor von schrillen Schmerzensschreien die Luft. Noch einmal erklang das surrende Geräusch und der Wiederstand brach abrupt in sich zusammen.
Kurz darauf sah Armelion auch den Grund dazu. Zwei blutige Schneissen waren von zwei Ballistengeschosse in die Reihen von Vaesna gepflügt worden. Tote und Verwundete lagen in einem wirren Drucheinander auf dem Boden, als die Soldaten der Nachtzinne den Fliehenden auf einer kurzen Strecke nachsetzte.
Armelion drehte sich um und blickte zu den Türmen beim Tor hoch. Es war genau so gelaufen wie er es gehofft hatte. Er grinste hinter dem Visier und hob sein Schwert in die Höhe. Nun mussten sie nur so weitermachen und dann konnten sie den Hauptstrassen zur Zitadelle folgen. Allerdings mussten sie noch die Mauer einnehmen. Er hoffte das die feindlichen Soldaten, die noch auf der Mauer übrig waren sich ergeben würden. Sie mussten wissen, dass er keines der Dörfer im ganzen Fürstentum geplündert hatte. Es war wahrscheinlich das die gegnerischen Soldaten hofften mit dem Leben davonzukommen, falls sie aufgeben würden, aber er konnte sich auch irren.

Sie waren fertig. Nichts konnte ihnen mehr helfen, doch einen Trost hatte sie. Die Bürger waren weg. Sie waren an einem sicheren Ort, den die Nachtzinner nie finden würden, einem Ort, der offiziell nicht existierte. Nur noch Soldaten waren in der Stadt. "Männer", begann der Berater seufzend. "Dies ist die letzte Schlacht. Wir werden aber nicht wie die feigen Dörfer vor uns klein beigeben, uns einem Tyrannen unterwerfen. Nein. Wir, Männer, wir sind Krieger! Bis zum letzten Blutstropfen werden wir kämpfen! Dieser Blutelf wird es bereuen, sich gegen das Volk gewendet zu haben! Es mag sein, dass wir alle fallen werden. Doch sterben wir in Ehren! Auf dem Feld, unsere Freiheit verteidigend! Die Fürsten werden für unsere Kinder ein neues Reich der Vaesna errichten! Und unsere Nachkommen werden uns in Liedern besingen, als die Helden Eyins! Wir, Männer, werden nicht klein beigeben. Nein. Wie Drachen werden wir kämpfen und dem Tod entgegentreten! Für unsere Familien, für die Krone, für unser Land! Für die Freiheit! Geht erhobenen Hauptes, seid wachsam und werdet zu Helden! Denn unseren Stolz und unsere Ehre werden sie uns nicht nehmen! Gegen die Knechtschaft Bjarns!", rief er und stimmte einen Kriegsschrei an. Die Männer liessen sich begeistern, wussten den Tod vor sich und machten sich für einen weiteren Kampf bereit. Ihre Soldaten kämpften gerade um das, was sie repräsentierten. Freiheit. Unabhängigkeit. Sie warteten auf ihre Befehle, diese tapferen Männer, auf die Befehle der Offiziere. Ihre Herrin war sicher und so brachen sie aus und verteilten sich.
Vaesnas Berater stellte sich vor das Fenster, sah die Mauern an. "Kommt nur, kommt herein. Wir werden euch auch ein warmes Willkommensgeschenk vorbereiten", murmelte der beleibte Mann und wischte sein rundes Gesicht ab.
Sollten sie nur kommen und die Stadt einnehmen. Doch was nützte es ihnen, wenn die Stadt nicht mehr war? Er lachte in sich hinein. Die Offiziere bereiteten die Häuser vor. Das schwarze Pulver der Assassinen und deren rotes Öl. Nichts, bis auf die Grundmauern würde noch stehen bleiben. Sie alle würden untergehen, sobald sich der Feind im Startzentrum befand. Die Fässer und Kannen hatten sie gut in jedem Haus verteilt und in jedem Haus war ein Mann, der bereit war sein Leben für die Freiheit seiner Liebsten herzugeben.
Wieder lachte er in sich hinein. Sobald der Elf in der Stadt war, würde er ihn zum "parler" auffordern. Er würde darauf eingehen, das wusste der Mann. Und dann wäre es auch mit dem verfluchten Deppen zu Ende. Er seufzte und setzte sich. Hoffentlich hatte Danwey alles im Griff. Der Assassine war geschickt, er wäre in der Lage die Fürstin unbeschadet aus dem obersten Turm zu bringen.
Wieder seufzte er und nahm einen grossen Schluck aus seinem Flachmann. Er konnte nicht ahnen, dass schon in einer Stunde Danwey gegen die Nachtzinner kämpfen würde und den Ansturm der ersten fünfzig Mann auslöschen würde. Doch jetzt juckte es dem Dämon in den Fingern. Das Blut und Geschrei würde bald das Monster in ihm wecken. Diese Frau hatte Recht gehabt. Er war nützlich. Doch woher wusste sie, dass der Krieg anfangen würde. Fieberhaft versuchte der Berater sich an ihren Namen zu erinnern. Wie wurde sie genannt? Prinzessin der Dolche? Nein, das war es nicht... Tochter der Dämonen... auch nicht. Ah der Mond. Man nannte sie den Mond. Randreyah Reyla, Prinzessin der Klingen und Südlicher Drache. Sie war Danweys Herrin und hatte den Dämon hergeschickt, bevor sie angeblich auf ewig verschwand.
Der Berater murmelte etwas und zog ein Amulett heraus. Das Zeichen des Sturmes prangte auf beiden Seiten. Aug der einen Wasser, auf der anderen Blitz. Er stiess ein rasches Stossgebet zur ersten Götti des Chaos aus und hoffte auf ihre Gnade und ihr Wohlwollen. Zu seiner Erleichterung schien das Wetter trockener zu werden, wenn auch nur langsam.
Erneut sah er aus dem Fenster. Der Feind kam näher, ordnete sich neu, wie der Bote vor ei igen Minuten gesagt hatte. Sollte er nur. Es würde ihm sowieso nichts nützen. Dieses unnötige Blutvergiessen würde bald ein Ende finden. Es würde zu Staub und Asche zerfallen.
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