Durien hatte einen viertel der Flasche bereits geleert, als es an seiner Türe klopfte. Bei den Göttern, konnte er sich nicht mal in Ruhe betrinken? Er stellte die Flasche auf den Tisch und machte die Türe mit unnötig viel Kraft auf. Er nahm den Brief wortlos entgegen, den sie ihm entgegenhielt. "Wisst ihr, dass ich glaube, das ich mich in eure Schwester verliebt habe? Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher.", fügte er an. "Ich weiss, dass sie leidet und ich hasse mich selbst dafür, dass ich dafür verantwortlich bin. Doch ich habe keine Ahnung, wie ich diese Situation lösen kann.", schloss er leise. Er war sich bewusst, dass er nur so redete, weil er angetrunken war. Dann stutzte er plötzlich und blickte nachdenklich an Kia vorbei an die Wand hinter ihr. "Was würde euer Vater tun, wen ich sein Volk beschützen könnte?", fragte er.

Kia wandte sich um, um zu sehen, ob jemand im Gang war, doch sie hatten Glück. "Bei den Göttern, Durien! Leise!", zischte sie und drückte ihn in den Raum zurück, schloss die Tür und seufzte. "Setzt euch", befahl sie, da er betrunken war fand sie den Tonfall angevracht, denn anders würde er wahrscheinlich nicht hören. "Ich sage euch, was er tun würde, also hört zu. Ich habe nachgedacht: Ihr schickt den Brief nicht ab", sagte sie und hob den Finger, als er etwas sagen wollte. "Mein Vater kann und wird sich mit den Reiterstämmen Loneys verbünden und euch unterstützen. Wenn ihr meine Schwester liebt, behaltet sie entweder bei euch oder schickt sie fort. Sie ist sich die Steppe gewohnt, nicht in Ungewissheit in kleinen Räumen eingesperrt zu sein. Und jetzt erklärt mir, wieso ihr gefragt habt."
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"Ich dachte mir, er könnte das Land westlich von Dara haben. Dort grassierte vor einigen Jahren eine Pockenepidemie. Kaum ein Mensch lebt noch dort. Es wäre ein weiter Umzug, doch dann wäre er in Sicherheit." Er rieb sich mit den Händen über die Augen und griff nach dem Weinbrand. "Wenn ich den Brief aber nicht abschicke, dann kann Samor nicht hierherkommen.", erwiderte er. "Und bis dann sind mir die Hände gebunden. Ich brauche ihn, versteht ihr. Wenn ich Gevira einfach so angreife, habe ich die Bevölkerung gegen mich, doch wenn mich Samor und seine Brüder offen unterstützen, dann steht mir nicht mehr die ganze Bevölkerung im Weg. Und wenn Loney, die Reiterstämme, die Stämme aus den Sumpflanden und die Nachtzinne sich verbünden können wir Gevira innerhalb ein paar Monate in den Staub treten." Er nahm einen tiefen Zug vom Weinbrand und stellte die Flasche wieder auf den Tisch.


"Ich will Gevira nicht zerstören.", erwiderte Durien ungeduldig. "Ich will den König ausschalten. Doch was vermutet ihr denkt wohl das Volk? Der König ist für sie der, der den Krieg gegen die Nachtzinne beendet hat. Er ist derjenige, der das Land vom Grünsee bis zum Sed'n zurückerobert hat, oder uns zumindest beim Friedensvertrag zur Rückerstattung gezwungen hat. Für sie ist er ein Held, da werden ein paar Gerüchte nicht reichen um seinen Ruf zu schädigen. Wir müssen ihn schnell erledigen und bedauerlicherweise habe ich keinen, der ihn ermorden könnte. Daher wäre ein rascher Krieg gegen Gevira die praktikabelste Lösung."

"Auf dem Feld werdet ihr ihn dann genauso wenig töten können, Durien", erwiderte Kia ruhig. "Ihr würdet nur der Zusammenarbeit zwischeb den beiden Völkern schaden. Die Völker haben Hoffnung auf einen andauernden Frieden. Was werden sie tun und denken, wenn wieder Krieg herrscht? Sie setzen ihre Hoffnungen in Biarn und euch, auch in Gevira werdet ihr geachtet. Ihr seid dort als der gutmütige Graf von Tyre bekannt, der seinem Volk hilft, auch an die Bauern und Bürger denkt, die Leibeigenschaft abgeschafft hat. Wenn ihr jetzt einen Krieg beginnt, dann wird auch euer Volk beginnen euch zu misstrauen. Auf kurz oder lang wird man denken, dass das ganze bis jetzt nur Charade war, damit ihr an die Macht kommt und dass ihr nicht besser seid als Alvias." Sie hatte die Stimme weder erhoben, noch war sie wütend geworden, aber dennoch seufzte sie schwer. "Wenn ihr meinen Vater in den Ländereien um Dara haben wollt, werdet ihr Alesa heiraten können, aus ähnlichen politischen Gründen, wie Alyrna. Aber die Leute in Dara sind sich keine Nomaden gewöhnt, die Steppe ist uns heilig und der Umzug wird kaum unbemerkt stattfinden können. Ich bin mir aber sicher, dass ich sie dazu überreden könnte. Überlegt euch das gut... Und der Brief, ich meibte nicht, dass ihr keinen Brief schicken sollt, sondern einfach nicht diesen. Wobei", sie überlegte kurz. "Eine königliche Hochzeit. Der König von Gevira ist alt, sein Herz ist schwach. Man könnte ihn hier vergiften. Es gibt sicherlich ein Gift, dass auch Schwarzmagier töten kann. Vielleicht wissen die Gelehrten Loneys oder Lovits etwas darüber."
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Durien nickte. "Da liesse sich sicherlich etwas arrangieren.", murmelte er. "Allerdings wäre es mir lieber, wenn wir einen anderen Vorwand hätten um ihn herzulocken. Was wäre, wenn ich ihn zur Feier meiner Verlobung einladen würde? Keine Namen mit wem ich mich verlobe, sondern einfach zu meiner Verlobung. Dann würde eure Schwester auch nicht mehr unter dieser Geschichte leiden müssen."

Kia überlegte und seufzte. "Ich glaube kaum, dass man dem König weissmachen kann, es fände eine Verlobung statt, von der sonst niemand weiss... Ihr müstet euch einen guten Grund überlegen, wenn ihr den König zu einer nicht öffentlich angekündigten Verlobung einladet...", überlegte sie.
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