Sie nickte. "Wenn du etwas Ablenkung brauchst, brauchst du es nur zu sagen", meinte sie leise und fuhr ihm sacht über den Handrücken. Sie wusste, dass der Diener hinter ihr es nicht hatte sehen können, aber sie fragte sich, ob es der Schwarzmagier war. Wahrscheinlich nicht, aber sie fürchtete, dass er sich irgendwo in der Nähe herum trieb. Sie blickte Durien besorgt an. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie Angst hatte. Jetzt noch mehr, als vorhin.

Er lachte leise. "Am liebsten würde ich mich auf meine Insel verziehen.", gestand er mit einem Grinsen. "Einfach weg von all dem für eine Weile, doch das geht nicht. Noch nicht." Er drückte kurz ihre Finger, bevor er seinen Blick wieder auf die Pergamente richtete. Er nahm ein weiteres Dokument hervor und als er sein Siegel darunter setzte, schrieb er gleichzeitig etwas auf einem kleinen Pergamentecken. Er sass jedoch so, dass der Diener nicht sehen konnte was er tat. Alles war dieser hörte, war wohl das leise Zischen, als ein Tropfen Siegelwachs in die Kerzenflamme fiel. Durien stand auf und gab ihr zum Abschied einen sittlichen Handkuss. Gleichzeitig drückte er ihr mit zwei Fingern das Pergament gegen die Handfläche. Darauf standen fünf Worte. Mitternacht, Ordenshaus, Spitze vom Hauptturm. Dort würden sie garantiert ungestört sein.

Sie schob den Pergamentfetzen in ihren Ärmel und achtete darauf ihn nicht zu verlieren, als sie Durien kurz nach blickte und dann selber zurück in ihre Gemächer ging. Das Buch hatte sie mitgenommen und zu ihrem Glück und Erleichterung ging es darin wirklich um Magier.
Sie seufzte schwer und lehnte sich gegen die geschlossene Tür. Ihr Herz raste und ihre Hände zitterten. Momentan war Alesa schlicht zu nervös, um einen klaren Gedanken zu fassen. Immerhin war das ein Klippentanz, was sie da tat und die Klippe war hoch und die Felsen darunter schroff.
Sie ging zu den Fenstern, zog die Vorhänge, überprüfte ob jemand in einem der Nebenzimmer war und als sie sich sicher war, dass dem nicht so war, schloss sie die Tür ab und las Duriens Notiz.
Ein Lächeln huschte ihr übers Gesicht und auch wenn sie Angst hatte, freute sie sich auf ihr Rendezvous. Aber bis dahin hatte sie noch viel Zeit. Sie holte eine Kerze, verbrannte die Notiz in deren Flamme und mischte die Asche unter den Staub der Kohlestifte in deren Büchse, dann setzte sie sich unter das Fenster, dessen Vorhang nun wieder offen stand, und las.

Etwas aufgeregt machte sich die Steppenprinzessin auf den Weg. Sie trug dunkle Kleider und einen Schleier, beides schlicht und ohne Zierde, damit man sie im Dunkeln nicht bemerkte und wenn doch, dann für eine Bedienstete hielt. Immer wieder musste sie sich zügeln, um nicht zu schnell zu laufen oder zu nervös und somit verdächtig zu wirken. Das Pochen in ihren Ohren machte sie nur noch nervöser und als sie schlussendlich den Treffpunkt erreichte, sackte ihr das Herz in die Rockschösse. Durien war noch nicht da und sie begann sich automatisch Sorgen zu machen. Was wenn sie zu früh war, oder zu spät? Was wenn er aufgehalten worden war? Oder schlimmer, was wenn der Schwarzmagier ihn erwischt hatte?
Mit einem Kloss im Hals lehnte sie sich an die Brüstung und sah in Richtung Meer. Wahrscheinlich machte sie sich grundlos Sorgen. Um sich zu beruhigen schloss sie die Augen und lauschte dem endlosen Rauschen der Wellen unter sich. Es half und nach geraumer Zeit hörte sie Schritte hinter sich und wandte sich in die Richtung um, aus der sie kamen.

Sie war schon da. Er verlangsamte seine Schritte und blieb einen Schritt von ihr entfernt stehen. "Hier sind wir ungestört.", sagte er mit einem kleinen Lächeln. "Was hat euch so erschreckt, dass ihr mich mitten am Tag aufsucht? Hat euch der Schwarzmagier aufgelauert?"

Sie hob den Schleier und sah ihn eine Weile an. Sie war sich nicht sicher, ob es Durien war oder nicht. "Was habe ich eurer Tochter nach unserer Ankunft hier geschenkt?", fragte sie und trat einen halben Schritt näher.

Er stutzte für einen Moment, dann lächelte er. "Eine Puppe. Das Kleid habt ihr selbst genäht, doch Alayne glaubt ihr habt alles selber gemacht." Durien trat neben sie und blickte auf die Wellen runter. "Was ist passiert?", fragte er noch einmal.

"Der Schwarzmagier ist aufgetaucht", meinte sie leise, "Er wollte mich an meine Aufgabe erinnern und was auf dem Spiel steht... Ich habe Angst Durien."

Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu und schloss sie in die Arme. "Ich ebenfalls.", erwiderte er. "Ich weiss nicht wie ich die beschützen soll, die ich liebe und das bereiter mir eine geradezu lähmende Furcht." Er trat wieder einen Schritt zurück und blickte ihr in die Augen. "Ich werde tun was ich kann, Alesa. Sobald der König und der Prinz von Gevira mit seinen Kindern hier ist, werden wir handeln können."

Sie nickte. Irgendwie fühlte sie sich so machtlos und verloren. "Ich hoffe, sie kommen bald", murmelte sie und sah hinaus aufs Meer. "Durien, ich muss einen Bericht an Gevira senden... Aber ich weiss nicht was ich shreiben soll... Aber das ist auh egal im Moment. Ich wollte dir nur sagen, dass ich dich liebe."

"Mir geht es gleich.", erwiderte er leise und blickte auf das Meer hinaus. "Schreib das du mein vollstes Vertrauen geniesst und dir sicher bist, bald schon Details über den Orden herauszufinden.", fügte Durien noch an und drückte kurz die Lippen gegen ihre Schläfe. "Ersteres stimmt jedenfalls.", meinte er neckisch.