Durien öffnete und lächelte, als er sah wer da vor der Türe stand. "Was verdanke ich dem Vergnügen dich hier zu sehen?", fragte er

Ainbheartach folgte ihr, wie immer in voller Rüstung. Als sie am Stall vorbeigingen, sahen sie wie Hal mit einem der jungen Mägde schäkerte. Sie schien die Aufmerksamkeit des Knappen offensichtlich zu geniessen, den sie kicherte als er die Arme um sie schlang und ihr einen Kuss stahl. "Die Jugend.", seufzte Ain und sie gingen gemeinsam weiter. "Wolltet ihr mir einen speziellen Auftrag geben? Habt ihr vielleicht den einen oder anderen Adeligen im Auge, der euch grollt?"

"Nein", schmunzelte Maeva und ihr Blick blieb einige Sekunden an Hal und der jungen Frau kleben, was sie genau beim Anblick der beiden dachte, konnte man ihrer Miene nicht entnehmen. "Ich will, dass du dir nicht zu viele Sorgen machst", meinte sie dann und setzte ihren Weg fort, wobei sie ihn neben sich winkte. "Ich bin nie allein, weisst du." Mit einem frechen Grinsen zog sie den Mantel enger um sich und eine schwarze Rauchschwade umschloss sie für den Bruchteil eines Augenblickes. "Aber falls etwas passiert, müssen wir sehen, dass wir und unser Gefolge mit heiler Haut davon kommen. Nach Loney zurück ist es ein langer Weg. Bleibe also wachsam. Ich weiss nicht genau, was Durien plant, aber ich werde morgen mit ihm sprechen. Ich wäre froh, wenn du mich begleitest. Nur du, weder einer der Berater, noch eine Zofe, noch Numair."

Alesa strahlte Durien an. "Als mein zukünftiger Verlobter, steht es Euch zu bei der Wahl meines Kleides mitzuentscheiden, Mylord", meinte sie neckisch und vollführte einen knappen Knicks.

"Ach du meine Güte!" Durien machte einen Schritt zurück. "Seid ihr euch dabei sicher? Gemäss meiner Erfahrung halte ich mich da lieber raus." Er erwiderte jedoch ihren Knicks mit einer kleinen Verbeugung. "Ihr wisst von solchen Dingen sicherlich mehr als ich."

Ainbheartach nickte lediglich. "Dieser Graf von Tyre ist mir ehrlich gesagt nicht ganz geheuer. Er ist erst ein wenig älter als 20 und schon kontrolliert er das ganze Land. Wer weiss, was der Kerl noch für Pläne hat. Ausserdem hat er schon graue Haare, das ist doch nicht normal."

"Ich bin noch keine vierzehn und er macht dir mehr Sorgen?", fragte sie neckisch zurück. "Nun es gibt halt Leute, die schneller grau werden... Aber er führt etwas im Schilde, ich weiss nur noch nicht was und ob es meinen Vorhaben zu Gute kommt oder im Weg stehen wird... Aber sag mir, was denkst du, wenn er die Wahl hätte zwischen einem winzigen Teil Geviras oder ganz Loney. Wie würde er sich entscheiden?"

Alesa lachte leise. "Nun, wenn Mylord es so wünscht, dabei habe ich mich schon darauf gefreut, Eure Meinung zu hören. Ich kann mich zwischen drei Gewändern schlicht nicht entscheiden."

Ainbheartach lachte leise wurde dann aber sofort wieder ernst als er ihre Frage hörte. "Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Bei ihm kann ich nicht abschätzen was ihn antreibt. Sicherlich es es Ehrgeiz, aber da ist auch noch anderes. Er würde alles für sein Volk tun. Warum fragt ihr mich das? Habt ihr vor mit ihm durchzubrennen? Hat sich die kleine Königin in den Grafen verguckt?", fragte er mit einem verschmitzten Lächeln.

"Naja, wenn ich nur auswählen muss, dann helfe ich gerne.", erwiderte er lächelnd.

Alesa schmunzelte tat einen Knicks und machte ihm den Weg frei. "Dann begleitet mich zum Ankleideraum, Mylord."

Maeva lachte. "Bei den Göttern, Nein!", sie kicherte und fügte leiser und verschwörerisch hinzu: "Aber er ist eine bessere Partie, als mein liebster Verlobter. Immerhin ist Durien...ein sehr einflussreicher Mann, mit vielen Handelsabkommen, Schiffen und Freunden. Ausserdem würde ich nicht mit ihm durchbrennen. Eine Königin braucht so etwas nicht zu tun."

"Immer gerne.", erwiderte er und folgte Alesa und der Zofe hinaus auf den Gang.

"Löst doch das Verlöbnis auf, sobald Durien das seinige bekannt gegeben hat. Ausserdem seid ihr doch mit der Nachtzinne verbündet. Gevira wird es sicherlich nicht wagen, euch wegen so etwas den Krieg zu erklären."

"Nein, dies gewiss nicht. Aber wenn ich mein Verlöbnis auflöse und Durien nicht auf mein Angebot eingeht, stehe ich dann dumm da, denn Sembra ist einiges besser, als gar kein Verlobter."

Sie erreichten ihre Gemächer schnell und Alesa bat Durien herein, wobei sie ihm etwas zu trinken anbot und die Zofe los schickte es zu holen. Die Schneiderinnen warteten bereits im Ankleideraum auf sie und Alesa liess sich das erste Kleid reichen. Es war aus einem dunkelblauen Stoff gefertigt, der relativ schwer war und dennoch kunstvoll mit Silberfäden verziert. Ein Kleid in gold-beige und eines in weinrot, alle drei mit ähnlichem Schnitt, der Alesas Figur schmeichelte, lagen ausgebreitet auf einem langen Tisch. "Nun, Mylord, was sagt Ihr?", fragte die Nomadenprinzessin und hielt das Kleid an sich.

"Stimmt auch wieder.", meinte Ainbheartach. "Dennoch solltet ihr euch noch ein wenig Zeit lassen und euch ein wenig umsehen. Vielleicht findet ihr einen Besseren. In zwei Jahren sieht vielleicht schon alles ganz anders aus."

"Mit dem Dunkelblauen würdet ihr der hiesigen Mode entsprechen und dem Adel dadurch schmeicheln. Allerdings finde ich die Farbe fast ein wenig zu dunkel für euch. Ich bin entweder für das Weinrote oder für das Gold-Beige. Wobei wenn ich ehrlich bin, das Weinrote bevorzugen würde. Es strahlt eine gewisse Wildheit aus, die euch nur zu gut steht."

"Hmm", machte Alesa nachdenklich. "Rot und blau in Kombination wirken zu wild", murmelte sie und legte das blaue Kleid beiseite. "Nun, wenn Mylord kurz warten mag, würde ich Ihm gerne das rote Kleid vorführen... Esma, kannst du mir bitte kurz zur Hand gehen?"
Die Zofe, welche Getränke gebracht hatte und gerade Durien seines reichte, sah Alesa unsicher an, eine der Schneiderinnen drehte sich kurz um, damit niemand ihr Grinsen bemerkte, als sie ein Kichern zu unterdrücken versuchte.
Natürlich war es Alesa klar, dass es als unsittlich empfunden wurde, wenn sie sich vor Durien umzog, also wandte sie sich zu ihm um und sah ihn auffordernd an, damit er sich kurz ins Hauptzimmer begab.

Maeva nickte. "Ich hoffe es", meinte sie. "Aber wir werden für den Krieg gegen die Ostleute Verbündete gebrauchen. Gevira wird uns sicherlich zur Seite stehen, damit der Feind nicht vor ihrer Grenze kampiert. Die Nachtzinne ebenfalls. Aber ich brauche etwas, das das Bündnis stärkt, falls wir durch den Krieg einiges an Einfluss und Reichtum einbüssen. Ich will nicht, dass die Eroberer plötzlich als bessere Verbündete dastehen, als Loney."