Unruhe überkam ihn, als er den Gang hinauf rannte. Niemand kam ihm entgegen. Niemand! "Alayne!", rief er, doch es gab keine Antwort. "Wachen! Verdammt!" Er stolperte über ein paar Füsse und fiel fast zu Boden. Es war das Kindermädchen. Ihre Brust war ein einziges klaffendes Loch. Hier waren die Schwarzmagier erfolgreicher gewesen Er wandte schaudernd den Blick ab. Panik begann in ihm aufzusteigen. Nicht Alayne. Er hatte schon Julianna verloren. Da konnte er nicht auch noch Alayne verlieren. Er trat die Türe zum Kinderzimmer auf und fand vier Leichen. Zwei waren Schwarzmagier. Der Dritte und vierte war ein Bediensteter.
Von der Kinderkrippe in der Daron geschlafen hatte, war nicht mehr als Asche übrig geblieben. Ein erstickter Laut entrang sich seiner Kehle. Das Lange Messer fiel klirrend zu Boden. Stolpernd ging er rüber zu der kleinen Krippe und fuhr mit der Hand durch die Asche. Seine Finger stiessen auf etwas hart, am ganzen Körper zitternd hob er es hoch. Es war nicht Holz, sondern eine Rippe. Verkohlt, doch er erkannte es. Ein Schluchzen entschlüpfte ihm und er sackte auf die Knie runter. Stützte den Kopf auf den Boden und begann zu schreien, schrie so laut er konnte, verfluchte die Schwarzmagier. In seiner Stimme lag die pure Qual. Die Ordensmitglieder waren ihm egal. Sollten sie doch zuschauen.
Auf einmal hörte er jedoch ein leises Schluchzen. "Papa.", sagte ein dünnes Stimmchen. Er setzte sich auf. Alayne stand vor ihm. Ihr Arm war übel verbrannt, doch ansonsten war sie unversehrt. Mit einem Satz war er auf den Beinen und hob sie hoch, setzte sich auf das Bett und seine Tochter auf seine Knie. Tränen der Erleichterung rannen ihm über die Wangen und er konnte nicht anders als zu schluchzen und seine Tochter fest an sich zu drücken. Alayne war ihm geblieben.

Tassira drehte die Leichen der Ordensleute um und runzelte die Stirn. Etwas stimmte hier nicht. So etwas hätte nicht geschehen dürfen. Nicht so unbemerkt.
Sie musste Durien darauf hinweisen. Aber erst, wenn er sich wieder einigermassen gefasst hatte. Sie aktivierte eine weitere Rune und dehnte ihren Schutzkreis auf den Raum aus. Sie sah es in dem Moment, als der Schild darüberglitt, ein Aufblitzen, bevor die Tarnung wieder griff. "Weg da!", sagte sie eine Spur zu scharf und schritt schnell auf das Ende des Bettes zu. "Jemal!"
Er war an der Türe stehen geblieben, sprang aber sofort herein, als er ihren Tonfall hörte.
If you're going through hell, keep going.

Alesa hörte den Schrei und auch Maeva und beide wussten sie, dass er nichts gutes zu bedeuten hatte. Währendem die eine ruhig in ihren Gemächern blieb und für die Toten eine Kerze anzündete, eilte die andere zur Quelle des Geräusches.
Was sie vorfand, war ein grausiger Anblick. Sie fühlte sich schuldig. Schuldig und machtlos.
Doch Durien in seiner Trauer stören konnte sie nicht. Sie brachte es schlicht nicht über's Herz und so blieb sie im Türrahmen stehen, die Überreste des kleinen Jungen und seiner Krippe anblickend. Es wirkte alles, wie ein schlechter Traum, doch so sehr sie es sich wünschte, es wäre einer, so traff sie die Realität wie ein Hammerschlag.
Von Tassiras Stimme aus den Gedanken gerissen zuckte sie fast zusammen und zog sich aus der Tür zurück, bevor Durien sie bemerken konnte - wie sie hoffte. Gerade rechtzeitig war sie zur Seite getreten, um dem Magier namens Jamal nicht im Weg zu stehen.
Gegen Tränen und Entsetzen ankämpfend, riss sie sich vom Bild ihres Liebsten und seiner Tochter, dem des verbrannten Kinderbettes und dem ihrer Neffen an dessen Bett Kiaa sass und es sich in ihr Gedächtnis gebrannt hatte los und verliess Raum und Zitadelle.
Er würde sie ohnehin verlassen, dessen war sie sich sicher, denn sie trug die Schuld für den Tod des kleinen Jungen und all derer, die gefallen waren, ebenso wie am Tod ihrer Nichte und ihres Neffen. Kia hatte sie ebenfalls verlassen, Alesa fuhr ihren Lippen nach, und versprochen sie zu töten, wenn sie sich erneut blicken liess.
some men just want to see the world burn


Tassira deutete auf die Bettkante und errichtete eine Schutzmauer aus Luft, bevor Jemal die Tarnung des Objekts pulverisierte. Beide atmeten hörbar auf.
Jemal runzelte konzentriert die Stirn, dann nickte er Tassira zu. Sie griff unter das Bett, ruckte an etwas und zog dann einen kleinen, halbkugelförmigen Gegenstand hervor, in dessen Mitte ein Kristall eingelassen war. Sie strich mit dem Finger darüber.
"Eim Kanalisierer", sagte Jemal, an Durien gewandt. "Er nimmt Geräusche und Bilder aus der Umgebung auf und fokussiert sie auf ein bestimmtes Ziel. Sie müssen ihn hier angebracht haben um euch abzuhören."
If you're going through hell, keep going.

Siney fand Alesa draussen im Garten und setzte sich zu ihr. Er wusste nicht genau, was geschehen war, also fragte er sie vorsichtig danach und hörte aufmerksam zu, als sie ihm berichtete.
Schlussendlich stand der Junge auf und hielt ihr die Hand hin. "Komm. Wir sollten nach Alayne sehen", meinte er dann mit einem engelsgleichen Lächeln, dem Alesa nicht nein sagen konnte.
Sie fanden Alayne in einem der sonst unbenutzten Zimmer. Ein Heiler war bei ihr, dessen Arbeit Durien mit Argusaugen beobachtete. "Lord Durien, erlaubt ihr uns einzutreten?", fragte Siney höflich.
some men just want to see the world burn



"Sie wurde verletzt. Der Magier versucht gerade ihren Arm zu heilen. Seid bitte bis zum Ende der Heilung still. Ich möchte das der Mann sich konzentrieren kann." Er setzte sich neben seine Tochter und legte einen Arm um ihre Schulter, hielt sie ruhig, damit der Magier die Heilung fortsetzen konnte. Es dauerte fast noch eine halbe Stunde, bis der Mann zurücktrat und sich über die schweissnasse Stirn strich.
"Gut. Es sind Narben zurückgeblieben, doch vielleicht werden sie mit der Zeit verblassen. Die Nerven und das sonstige Gewebe ist ebenfalls wiederhergestellt. Sie wird keine tauben Stellen haben."
"Ich danke euch." Durien zog Alayne auf seine Knie und drückte sie fest. Das Mädchen vergrub immer noch schluchzend ihr Gesicht an seiner Brust.
"Gebt ihr nachher einen Tee aus diesen Blättern. Es wird sie beruhigen." Der Magier legte einen kleinen Beutel neben ihm hin und ging dann. Wieder war für eine Weile nur Alaynes Schluchzen zu vernehmen. Bis Durien sie schliesslich auf seinen Knien umdrehte, so dass sie mit dem Rücken gegen seine Brust lehnte. "Du hast Besuch Alayne. Siney und Alesa sind gekommen.", flüsterte er ihr leise ins Ohr. Sie rieb sich über die Augen und versuchte ihre Tränen wieder in den Griff zu bekommen.

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