#261

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 05.01.2013 01:03
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Einer ihrer Assassinen eilte zu ihr herbei und stellte sich neben sie. Naja stand in der Ecke des Raumes, gleich neben der Tür, niemand konnte rein, noch raus, so waren die Regeln. Seit zwei Tagen waren sie in der Festung ihrer Verbündeten. Die übrig gebliebenen Soldaten waren diesem Heer beigetreten und Naja musste dieser Frau folgen. Die Frau, also die ehemalige Fürstin der Vaesna erzählte gerade, was passiert war. Naja ergänzte nur, wenn sie danach gefragt wurde.
Nach einer Stunde, wurde die Sitzung aufgehoben. Der Östliche Drache beugte sein Ohr vor. Die weisse Maske verbarg ihr Gesicht und ihre Uniform raschelte leise. Der Assassine flüsterte ihr sofort ins Ohr, was er herausgefunden hatte. "Dara?", fragte sie und unwillkürlich schnellte ihre Augenbraue hoch. Der Assassine nickte und erntete dafür eine schallende Ohrfeige, die ihm seine Maske beinahe wegriss. All ihre Uniformen waren weiss und alle trugen Masken. Der Mann richtete sich wieder auf. "Das war dafür, dass du unerlaubt gehandelt hast. Dein Leichtsinn hätte dich auffliegen lassen und wenn man dich gefangen hätte, wären wertvolle Informationen an den Feind gegangen", erklärte sie und er verneigte sich kurz. "Ich bitte um Verzeihung." Naja nickte und winkte ihn hinfort. Sie überlegte kurz, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und aus dem Zimmer rauschte. "Danwey", rief sie im Lauf und der Dämon tauchte aus den Schatten auf. "Wir haben ein Problem. Dara will seine Tochter auf dem Thron sehen und unterstützt die Nachtzinne... Die Assassinen, die das Mädchen beschützen sind sehr stark" - "Um wen handelt es sich?", fragte er und versuchte mit ihr Schritt zu halten. "Erinnerst du dich an den verschrumpelten, alten Clanführer, der unter Narum diente?", der Dämon nickte, "Er war einer der gefürchtetsten und geschicktesten Assassinen. Sein Sohn Maenavry und zwei andere Clanmitglieder sind ihnen unterstellt." Danwey blieb abrupt stehen. Naja blieb erst einige Meter weiter stehen. "Maenavry ist ein geschickter Lügner, er ist ein Meister der Gifte und zu allem Überfluss ein geschickter Magier... Wieso wurde ausgerechnet er Dara zugewiesen?", fragte der Dämon zornig. Dieser Teufel war der einzige, dem er nicht über den Weg traute. Niemand war in der Lage seine Schritte vorherzusehen. Naja kaute auf ihrer Lippe herum und starrte den Boden einige Sekunden lang an. "Wir hatten Dara als letzten einen Assassinenclan zugewiesen und der alte Schrumpfkopf war clever genug den Namen seines Clans aus dem Spiel zu halten, bis wir keine andere Wahl hatten, als sie alle in eine Gruppe zu bringen. Der Alte hat eine Chance gewittert, als wir uns in den Osten aufmachen wollten... Wie gesagt, wir haben nicht überlegt und jetzt ist es halt so...", sie drehte sich um und ging, hielt aber nach den ersten zwei Schritten inne. "Übrigens wirst du dich um Maenavry kümmern... Er ist mir ein Dorn im Auge", fügte sie hinzu und liess den zähneknirschenden Danwey zurück.
"Gibt es ein Problem?", fragte eine Stimme hinter ihm. Er fuhr herum, die Vaesnianerin stand hinter ihm. "Nein, kein Problem, ihr solltet euch jetzt ausruhen", für ihr war damit die Unterhaltung schon beendet und er drehte sich wieder zum gehen um, doch sie hielt ihm am Arm zurück. Eine Millisekunde später wäre ihr Kopf abgetrennt gewesen, wenn er sich nicht zurückgehalten hätte. "Kann ich euch sonst noch wie helfen?" - "Nein... Ich... Ich wollte mich nur bedanken, dass ihr", sie liess ihn los und kam ihm ungemütlich näher. Dem Dämon gefror sein charmantes Lächeln im Gesicht, "dass ihr mich gerettet habt... Ohne euch-" - "Ich habe nur meinen Auftrag ausgeführt", unterbrach er kalt. "Ihr braucht euch nicht zu bedanken, ich wurde dafür bezahlt. Und jetzt entschuldigt mich... Herrin, ich wünsche euch eine angenehme Nacht", fügte er hinzu und gab sein Bestes, den Eindruck eines Gentleman zu wahren.
Sobald Danwey in seinen Räumen angekommen war, schnallte er den Mantel los und warf ihn auf sein Bett. Mit raschen Bewegungen hatte er auch sein Wams ausgezogen und stand im ärmellosen Hemd da. An seinem Gürtel hing eine Schriftrolle, in der Formeln standen, die er für nützlich hielt. Eine beschwor Eis herbei. Er konzentrierte sich und als er die Augen öffnete, stand vor ihm ein Spiegel aus Eis. Er betrachtete seinen Arm darauf. An der Hand fehlte der Ringfinger, am Unterarm war der Kasten befestigt, in der eine Klinge schlummerte. Er zog es ab und entfernte die lederne Armschiene. Seine Hand war nun blank und man konnte den Fluch darauf erkennen. Er knurrte. Schwarz war die Haut am Stumpf wie Rauch breitete sich von dort das Muster aus. Wurzeln und Ranken stellte die Verfärbung dar, die sich immer weiter seinen Arm hinauf ihren Weg bahnten und immer tiefer in sein Fleisch griffen. Er betrachtete sie erneut. Jetzt reichten sie schon zum Ellbogen und wenn er noch mehr Energie gleichzeitig frei liess, wie beim letzten Mal, dann würden sie sich weiter ausdehnen, so lange, bis sie seinen gesamten Körper verdeckten. Ein weiteres Knurren entfuhr seiner Kehle und in einer Drehung zog er den versteckten Säbel unter der Matratze hervor und zerbrach den Spiegel. Die Klinge schimmerte sofort rot auf und wurde glühend heiss, er fluchte und warf sie auf den Boden. Wütend funkelte er die Waffe an. Der Fluch erlaubte es ihm nicht den Sharaki anzufassen, denn der Sharaki war in der Lage diese Art von Magie aufzuheben. Dreimal verfluchte er Naja und die Welt, bevor er einen Weiteren Spruch aus der Rolle vorlas. Diesmal beschwor er eine silberne Flüssigkeit in einer Schale herauf. Diese formte sich solange, bis sie Narumdrongwers Gestalt annahm. Der Elf sah ihn an. Er war geduldig, wie immer. Danwey räusperte sich, erklärte ihm alles, was bis jetzt passiert war und zeigte ihm seinen Fluch. "Sobald der nächste Kampf geschlagen ist, kommst du zu uns... Randreyah wird sich dann um deinen Fluch kümmern, das heisst, wenn sie hier fertig ist... Aber das sollte nicht mehr lange dauern", antwortete Narum und seine Figur zerfloss wieder zu Quecksilber.


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#262

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 05.01.2013 18:15
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Arsa
Abend nach der Nacht der Flammen

Man hatte ihm eine Nachricht gebracht, dass Durien die Offiziere versammelte. Irgendwie war es verdammt verwirrend, dass er die Nachricht bekam, es war verdammt verwirrend, dass er jetzt der war, der für die Söldner sprechen sollte. Er hatte es schon einmal getan, als Hauptmann Raven im Fieber gelegen hatte, aber die Aussicht, dass es so bleiben war, war... einfach verwirrend. Er fragte sich, ob sie ihn zum Hauptmann ernennen würden, wenn Ro's Tod ofiziell war, ob er einfach Stellvertreter blieb, oder ob sie irgendjemand anderen einsetzen würden.
So oder so, er war zum Kommandozelt gerufen worden und so ging er mit raschen Schritten durch das Lager. Mittlerweile war es Nacht geworden und die Soldaten drängten sich um die Feuer, aber sie waren leiser als sonst. Arsa kannte das. Er war lange genug Söldner um mehr als eine Schlacht verloren zu haben. Nun, sie würden sich wieder zusammenraufen und dann ging es weiter, so war es immer.
Er erreichte das Kommandozelt und gesellte sich zu den Offizieren.


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#263

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 13:22
von Armelion | 4.811 Beiträge

Durien stand auf als sich alle Offiziere im Zelt versammelt hatten. "Nun, wie ihr wisst hat uns das Vorgehen von Vaesna überrascht, aber diese Stadt ist nicht die wichtigste in diesem Land. Graf Dara hat sich durchgerungen sich uns anzuschliessen. Er wird mit seinen Soldaten in etwa zwei Wochen beim besprochenen Treffpunkt zu uns stossen. Sein Hauptsitz liegt südlich von uns ausgesehen. Unsere Gegner sind Avedis, Ekain und Cadogan. Ihre Städte liegen hier, hier und hier." Er zeigte die Standorte der Städte auf der Karte auf und fuhr dann fort, "Die Anzahl der Truppen sind etwa gleichstark. Avedis und Ekain sind allerdings etwas schwächer als Cadogan. Unser erstes Ziel wird die Hauptstadt von Graf Ekain sein. Sie liegt am südlichen Ende des Waldes, der inmitten von den Ländereien der Nachtzinne liegt." Er machte eine kurze Pause und blickte in die Gesichter der Offiziere. Sie sahen müde und abgekämpft aus. Die Wochen des Marschierens und Kämpfens war ihnen anzusehen. Sie würden eine Pause brauchen.
"Ihr dürft gehen. In einer Woche brechen wir unser Lager hier ab und marschieren zum Treffpunkt. Hauptmann Arsa! Mit euch muss ich noch was besprechen.", sagte er und die übrigen Offiziere strömten erleichtert aus dem Zelt. "Soweit ich weiss, seid ihr nun der Anführer der Söldner. Falls ihr wollt werdet ihr der neue Anführer sämtlicher Söldner sein. Einschliesslich denen, die ich mitgebracht habe.", schloss er und goss sich und Arsa einen Becher Wein ein. Durien hatte den Wiederstand der Söldner Wiederstandslos akzepiert. Er hatte geahnt, das etwas in der Zitadelle passieren würde. Sonst hätte es keinen Sinn gemacht diesen als einziges Gebäude in der ganzen Stadt stehen zu lassen. Die Söldner, die auf den Schiffen geblieben waren, hatten nun keinen Anführer mehr und die beste Entscheidung wäre daher, jemandem die Verantwortung zu übertragen, der schon länger für sie gekämpft hatte.
Nachdem er einen Schluck vom Wein genommen hatte lehnte sich Durien zurück und schaute Arsa an. "Nun was sagt ihr?"

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#264

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 14:18
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Arsa dachte nicht lange nach. Viel nachzudenken war noch nie eine Angewohnheit von ihm gewesen. Ausserdem konnte er mit Durien reden, wie man eben mit einem Vorgesetzten reden, denn er war einfach ein Adliger und dazu ein relativ bodenständiger, kein Elf. Elfen waren irgendwie komisch.
"Ich werde es tun, wenn sie mich als Anführer akzeptieren", antwortete er also und trank einen Schluck Wein. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie ihm richtig gehorchten. Ro wären sie sofort gefolgt. Er war nicht Ro, aber sie hatte schon ihre Gründe gehabt, ihn als Stellvertreter zu bestimmen und nicht Nesh. Er konnte sich einfach besser durchsetzen. Ganz abgesehen, dass Nesh vermutlich mittlerweile ohnehin schon tot war.
"Können die Männer kämpfen?", fragte er. "Haben sie Waffen?"


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#265

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 17:43
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Ja sie können kämpfen. Sehr gut sogar! Die meisten von ihnen haben im Krieg zwischen der Nactzinne und Gevira gekämpft. Was ihnen aber fehlt ist die Erfahrung im Formationskampf. Das ist das einzige was ihr ihnen beibringen müsst. Die nötige Ausrüstung werde ich beschaffen.", erwiderte Durien und schwenkte den Wein ein wenig im Glas. "Wir werden eine Rast einlegen bevor wir zur nächsten Stadt ziehen. Wir haben etwa 2 Monate Zeit bevor die nächste grosse Schlacht geschlagen wird."
Warum nur war dieser Elf jetzt gegangen? Es hatte etwas mit dem Drachen zu tun, den er getötet hatte. So viel wusste er bereits, aber in diesem Moment brauchte er ihn. Durien hoffte dass er bald wieder zurückkommen würde, denn falls sie auf diesen Schwarzmagier treffen würden, würde er ihnen verheerende Verluste zufügen. Er nahm noch einen Schluck Wein und setzte sich.
"Habt ihr noch weitere Fragen?"

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#266

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 17:58
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Arsa schüttelte den Kopf. Er grinste. "Das mit dem Formationskampf wird keine grosse Sache."
Dann fiel ihm doch noch eine Frage ein. "Wie viele sind es eigentlich?"


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#267

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 19:29
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Es sind exakt 209 Mann. Ich werde sie ihnen heute noch zuteilen und erhebe euch in die Position eines Hauptmanns. Ihr werdet die nötigen Dokumente bald erhalten." Er nahm eine Feder und ein Tintenfass hervor und kramte zwischen seinen Unterlagen herum. Wie er diese Schreibarbeit hasste. Er musste so schnell wie möglich jemanden anheuern, der dies für ihn erledigte. Schliesslich fand er das nötige Dokument und setzte seine Unterschrift drauf.
"Ihr könnt eure Verstärkung schon bald in Empfang nehmen. Die Soldaten von Tyre werden bald hier sein um unsere Verluste wieder auszugleichen. Wenn ihr keine Fragen mehr habt, dann könnt ihr gehen. Nein... wartet einen Augenblick. Falls ihr einen Schreiber braucht, dann fragt den Pioniermeister. Er wird euch sicher einen überlassen."
Durien nahm ein Blatt hoch und studierte es eingehend. War der Entwurf für das neue Gesetz schon fertig? Er hatte schon seit längerem daran gearbeitet. Eigentlich hatte er nur darauf gewartet, dass Alvian stirbt, damit er den Gesetzesentwurf Alvias überreichen konnte. "Ich denke damit werde ich erreichen was Ran wollte.", murmelte er leise und nippte wieder an seinem Becher mit Wein.

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#268

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 19:48
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Arsa verliess das Zelt und kehrte zum Lagerteil der Söldner zurück. Ihm war schleierhaft, warum er einen Schreiber brauchen sollte - was sollte er denn schreiben? Er konnte laut genug schreien - dennoch fragte er mal unter den Männern herum, ob irgendjemand schreiben konnte. Danva meldete sich. "Aber ich schreib nur im Notfall, dass das klar ist."
Als die Nacht tiefer wurde, holte Arsa das Fass Rum, das er am Turnier gewonnen hatte und das merkwürdiger Weise bis jetzt überlebt hatte, und sie tranken auf das Andenken von Hauptmann Raven. Immer wieder sagte jemand, wie merkwürdig es war, zum zweiten Mal auf Hauptmann Raven zu trinken, zuerst auf den Vater und jetzt auf die Tochter. Arsa bemerkte, dass manche fast Tränen in den Augen hatten.
Später, als die Feuer tief und das Fass langsam leer wurde, tranken sie auch auf alle anderen Gefallenen und schliesslich auch auf Nesh. Arsa fragte sich, ob er schon tot war, oder ob er noch irgendwo durch die Nacht stolperte. Nesh hatte selten lange gezögert, wenn er sich etwas in den Kopf hatte, aber das zu tun, war vermutlich nicht leicht.
Nicht lange später kippte Arsa von seinem Hocker und verbrachte den Rest der Nacht, indem er mit den anderen Säufern um die Wette schnarchte.


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#269

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 06.01.2013 20:56
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

ein Tag nach der Nacht der Flammen, ein Tagesmarsch nordöstlich von Eyni

Nesh

Die Sonne ging auf. Sie tauchte das Grasland in ihr goldenes Licht, jeder Halm klar, hell und scharf. Die Gischt der Wellen leuchtete weiss auf, das Meer war tiefblau. Er stolperte zwischen den Grasbüscheln auf der Düne hindurch, taumelte, fiel auf die Knie. Seine Finger gruben sich in den hellen, feinen Sand. Der Wind strich leise durch das hohe Gras und brachte es zum Rascheln. Die Wellen brandeten rauschend auf den Strand.
Langsam hob er den Blick. Die Wellen hier waren hoch, das Meer eine endlose, wogende Fläche von strahlendem Blau. Am Horizont sah er einen flachen Streifen Land, eine Insel vermutlich. Dahinter ging das Meer weiter, immer weiter. Er erinnerte sich. Die Erinnerung stieg irgendwo aus seinem Inneren auf. Das Meer. Dieses Rauschen war so vertraut. Es war das Geräusch gewesen, das die Jahre seiner Kindheit durchdrungen hatte.
Er war am Meer aufgewachsen. In einem Dorf von Fischern, oben im Norden. Er hatte auch eine Schwester gehabt, damals, nein, zwei. Sie waren viel jünger gewesen als er. Er konnte sich nicht mehr an ihre Gesichter erinnern, auch nicht an die seiner Eltern. Von seiner Mutter wusste er fast nichts mehr. Von seinem Vater, dass er ihn geschlagen hatte. Mit zwölf war er fortgelaufen und niemals dorthin zurück gekehrt. Mit dreizehn hatte er in Nurmen eine Anstellung als Lastträger gefunden. Mit siebzehn hatte er sich als Freiwilliger für den Krieg gemeldet. Mit achtzehn war er nach einer Schlägerei mit anderen Söldnern der Sturmtruppe von Darez Raven zugeteilt worden. Ro war damals kaum elf, aber schon länger Söldner als er.
Ro, Ro. Er krümmte sich zusammen und drückte das Gesicht in den Sand, bis er keine Luft mehr bekam. Schluchzend richtete er sich wieder auf. Er erinnerte sich an damals, nach dem Tod ihres Vaters, als sie einfach verschwunden war. Er hatt sich monatelang Vorwürfe gemacht. Und damals hatte er sie noch nicht geliebt. Aber als er sie wieder gefunden hatte... Sie war der Grund, warum er überhaupt noch lebte. Wäre sie nicht gewesen, hätte er damals am Loney niemals zugelassen, dass die Assassine ihn heilte. Aber er hatte leben wollen für Ro, mit ihr. Er wäre ihr überall hin gefolgt, selbst wenn sie ihn niemals geliebt hätte. Und jetzt, jetzt würde er ihr in den Tod folgen.
Er zog seinen Dolch, öffnete sein Kettenhemd und schnürte den Gambesan auf. Er hielt sich die Dolchspitze an die Brust. Es war einfach. Er musste nur zustossen. Wie oft hatte er so schon jemanden umgebracht? Da war nichts dabei. Es war genau das selbe. Dennoch zitterte seine Hand und Tränen liefen über sein Gesicht. Ein Teil von ihm wusste, dass er eigentlich zu jung war, um so zu sterben. Dass er noch so viele Jahre vor sich haben konnte. Dass er vermutlich irgendwann eine andere Frau finden würde. Niemals!, schrie er sich in den Gedanken an. Und er würde sich umbringen, nur schon um das zu verhindern. Damit es niemals eine andere gab als sie.
Wieder schluchzte er. Warum musste sie tot sein? Warum?! Der Dolch fiel aus seiner Hand udn blieb im Sand stecken. Er erinnerte sich an diesen Moment, bevor sie wieder in die Stadt gegangen waren, als er sie zwischen den Zelten festgehalten hatten. Er hätte sie nicht mehr loslassen dürfen. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie noch einmal in diese Stadt ging. Es war seine Schuld. Und die dieses Elfen. Er war Magier, er hätte wissen müssen, wie verrückt das war, was sie vorhatte. Und diese verdammten Arschlöcher von Vaesna und die Assassinen, die ihnen dieses Teufelszeug gegeben hatten. Sie waren alle Schuld, dass sie tot war! Aber sie hätte sie überlebt, wäre sie nicht noch einmal gegangen. Er fluchte auf sich selbst und auf den Elfen, weil er sie hatte gehen lassen. Aber schlussendlich wusste er doch, dass keiner von ihnen schuld war. Niemand hatte damit gerechnet, dass diese Häuser plötzlich wieder zu brennen anfingen. Niemand hatte damit rechnen können, dass plötzlich ein Drache...
Seite Gedanken machten eine hundertachzig Grad Kehrtwendung. Er hörte auf zu weinen. Langsam streckte er die Hand aus, hob den Dolch auf und steckte ihn weg. Dann stand er auf. Einige Herzschläge lang blickte er noch über das Meer, dann wandte er sich ab, verliess die Dünen und wandte sich der aufgegangenen Sonne entgegen. Nach Osten. Er wusste, was er zu tun hatte. Und wenn es das letzte war, was er tat, dann sollte es so sein.


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#270

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 08.01.2013 02:00
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Maenavry hob den Kopf. Die Sonne schein hell über seinem Kopf, brannte beinahe sengend auf der Haut. Leise flüsterte der Wind ihm zu, erzählte Geschichten voller Angst und Blut, Geschichten von Tod. Ein Späher war hier gewesen, der Mann war ihm nur knapp entwischt, einen Herzschlag später und der Assassine wäre ihm ausgeliefert gewesen. Er schloss die Augen und atmete ein, es war einer der Östlichen gewesen, also konnten sie nicht weit sein. Langsam erhob er sich und wandte sich ab von der Spur. "Sagt dem Fürste, dass wir uns beeilen sollen, um zu diesem Elfen vorzustossen... Wenn die junge Dara-Neyla den Thron will, müssen wir schnell handeln", befahl er mit seiner finsteren, rauhen Stimme. Der Reiter nickte und machte sich unter wehender Flagge auf zum Lager.
Die grünen Augen des Assassinen folgten dem Wind und den Wolken in den Norden. Wenn er die Chance bekam, würde er der neue Herr des Ostens werden. Dafür musste nur der jetzige Drache sein Schwert tief genug im Herzen spüren. Beinahe so düster, wie seine Stimme war auch sein Gesichtsausdruck. Harte Züge, die nie ein Lachen hervorbrachten. Ungerührt packte er den Schaft seines Dao und zog es aus der Erde. Singend glänzte die blutdurstige Klinge im Licht und erinnerte ihn wage an das Zusammentreffen mit Reyla. Er grinste kalt und die Augen blitzten. Eine dünne Narbe, so silbern wie ihre Augen damals, durchzog seine rechte Gesichtshälfte. Er hatte ihren Zorn auf sich gezogen. Einst, bevor sie der Westliche war. Die Narbe zog sich unter dem Wams weiter. Sie ging über seine starke Brust bis hin zur letzten Rippe. Die Wunde war nicht tief gewesen, doch hätte sie ihr Dao nicht im Griff gehabt, wäre er jetzt tot.
Er nahm die Schneide in die Hand und drehte sie. Scharf war die Klinge. Nur wegen ihr führte er sie. Sie sollte wissen, wie es war so gedemütigt zu werden. Den Streich, der für seine Narbe verantwortlich war, hatte er oft geübt, so oft, dass er ihn auch im Schlaf konnte. Er grinse. Bald würde auch sie eine silberne Narbe zieren.


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