Armelion hatte am nächsten Tag wieder Glück. Es gelang ihm einen elfischen Späher auspüren. Dieser konnte ihm beschreiben welchen Weg Durien genommen hatte. Die Armee war nur 80 Kilometer vor ihm, diese Strecke konnte er leicht an einem Tag schaffen. Er schnalzte mit der Zunge und drückte dem Pferd mit den Knien leicht in die Flanken. Sofort verfiel das Pferd in einen schnellen kräftesparenden Trab.
Der Elf erreichte das Lager von Durien als die Sonne gerade den Horizont berührte. Er stiess einen erleichterten Seufzer aus, als er die vertrauten Geräusche von den geschäftigen Soldaten hörte. Eine Truppe von zehn Soldaten empfing ihn und überprüften seine Identität bevor sie ihn ins Lager liessen. Armelion war zufrieden. Die Sicherheitsvorkehrungen waren gut. Kein feindlicher Späher würde sich ungesehen nähern können.
Sobald er in das Lager hineingeritten war stieg er vom Pferd und übergab sie einem Stallburschen, der die Reittiere auf eine abgesteckte Koppel führte. Schnell machte er sich auf den zu Durien's Zelt. Er musste ihm mitteilen was Brannor ihm erzählt hatte. Auf halbem Weg hörte er jedoch einen Freudenschrei. Er drehte sich um und fand gerade noch Zeit einmal einzuatmen, bevor Ormud ihn in die Arme schloss und ihm beinahe sämtliche Rippen brach.
"Bin froh dich zu sehen, Mann!", grinste der rothaarige Hüne als er ihn losliess und drosch Armelion auf die Schulter.
Armelion grinste und packte Ormuds Unterarm im Kriegergruss, "Ich bin ebenfalls froh, wieder hier zu sein, Ormud."
"Wo warst du überhaupt?"
Der Elf wandte den Blick ab, "Ich musste für jemanden etwas erledigen, dass keinen Aufschub mehr duldete."
Ormud nahm die kryptische Erklärung mit einem Schulterzucken hin und führte Armelion in Richtung von Durien's Zelt. "Komm. Wir haben dir viel zu erzählen. Faren, der Bruder von Graf Dara, ist mit frischen Truppen zu uns gestossen. Wir ziehen jetzt gegen Ekain. Und sobald wir diese Stadt genommen haben, legen wir eine Pause ein um unsere Truppen wiederaufzustocken."
"Rechnet Durien also mit heftigem Wiederstand?", fragte Armelion und schaute sich im Lager um. Erst jetzt fiel ihm das Wappen von Dara auf, ein weisse sPferd, mit goldener Mähne auf grünem Grund.
"Ich denke schon.", erwiderte Ormud, fügte dann aber hinzu, "Aber wir werden sicher gewinnen. Wir sind in der Überzahl und haben die besseren Soldaten."
Armelion nickte nur. Er war nicht so zuversichtlich wie Ormud. Aber er würde wie jeder andere Soldat seinen Beitrag bei der Belagerung leisten.

Durien erhob sich, als der Elf eintrat. "Legat Armelion", grüsste er ihn. "Es freut mich, Euch endlich wieder hier zu sehen."
Er machte sich nicht die Mühe zu fragen, was Armelion so lange getan hatte. Er würde es von sich aus erzählen oder gar nicht. Stattdessen forderte er ihn auf, sich zu setzen und erläuterte ihm, was im Heer geschehen war, in dem Monat, den er weggewesen war. Von der Vereinigung mit den Truppen von Dara und den ausgetauschten Geiseln, vorallem aber von dem Brief des Schwarzmagiers und von der Hexe, die ihnen geraten hatte anzugreifen. Als er geendet hatte, musterte er den Elfen eingehend. "Sagt mir, Legat, was haltet ihr von der Angelegenheit?"
If you're going through hell, keep going.

"Ich weiss ehrlich gesagt nicht was ich davon halten soll. Das beste ist ich erzähle dir einfach was ich erfahren habe in der Zeit als ich weg war." Ohne die Dinge unnötig zu komplizieren erzählte er Durien wahrheitsgemäss was Brannor ihm erzählt hatte. Armelion berichtete ihm ebenfalls warum er abgereist war. Er wusste er konnte Durien vertrauen. Der Graf war ein ehrenhafter Mann würde die Geheimnisse des Elfen unter keinen Umständen weitergeben.
Nachdem er fertig gesprochen hatte fügte er noch hinzu, "Das ganze läuft also auf eine Familienfehde zwischen mir und Daedhelon heraus. Brannor ist überzeugt davon, dass Daedhelon hinter dem Krieg zwischen der Nachtzinne und Gevira steckt. Und nun unterstützt er unsere Feinde um am Schluss einen von ihnen zur seiner neuen Marionette zu machen." Er verstummte für einen Augenblick und nahm einen tiefen Zug aus einem Weinbecher, den Ormud ihm reichte. "Alles was ich dir anbieten kann ist mein Rat. Ich würde weiterhin auf Ekain zumarschieren und die Stadt angreifen, genau so wie ihr es schon geplant habt. Meine Aufmerksamkeit wird dem Schutz der Truppen vor magischen Angriffen gelten. Im Moment denke ich, dass ich in der Lage bin den Schwarzmagier Daedhelon aufzuhalten und vielleicht kann ich ihn sogar töten. Jedenfalls hoffe ich dass sich die Gelegenheit dazu ergibt.", fügte er mit einem grimmigen Lächeln hinzu.

"Das ist gut", sagte Durien, während er ebenfalls nach seinem Becher griff. Es gefiel ihm zwar überhaupt nicht, dass dieser ganze Krieg hier das Produkt von irgendwelchen Machtspielchen zwischen den Elfen war, aber wenn er einen Elfen brauchte, um ihn zu gewinnen, dann war es eben so. "Aber was ist mit den Assassinen, die uns in Eyni so zugesetzt haben? Wisst ihr etwas über sie? Oder über diese sogenannte Marketenderin?"
If you're going through hell, keep going.

"Tut mir leid, über die Assassinen weiss ich nicht viel. Naja hat mir erzählt dass sie sich aufgeteilt haben und jeder Clan oder wie auch immer sie sich nennen sich einem der Adelshäuser unterstellt hat. Ich weiss auch das Reyla der Westliche Drache ist, jedenfalls hat sie mir dies gesagt. Aber ich habe keine Ahnung wer diese Marketenderin ist. Ich habe noch nie von ihr gehört. Könnt ihr beschreiben wie sie ausgesehen hat. Vielleicht bin ich ihr schon mal begegnet?", fragte er nach und lehnte sich im Stuhl zurück den Durien ihm angeboten hatte. Er fühlte sich müde und zerschlagen. Der letzte Monat mit Brannor war nicht einfach gewesen. Er hatte nicht auf die Energiereserven in seinem Arm zurückgegriffen, weil er sich sicher war, dass er diese für später noch brauchen würde. In den letzten Wochen hatte er einfach keine Zeit sich vernünftig zu erholen. Für Erholung hast du später Zeit. Du bist jetzt im Krieg.", dachte er und schaute zu Durien hoch. Vielleicht kannte er ja die Frau, aber die Chance war verschwindend klein.

Durien beschrieb sie so genau er es vermochte, schliesslich hatte er sie nur im Dunkeln gesehen. Er beschrieb auch, was Caelria ihm über den Kampf zwischen der Assassine und der Marketenderin erzählt hatte. Ihr Beschrieb war wesentlich detaillierter gewesen als derjenige der Soldaten. Offenbar war die Frau eine Erdmagierin, und keine allzu schwache.
"Die Hauptfrage, die sich stellt", schloss er seinen Bericht. "Ist, warum sie den Brief brachte, obwohl sie nicht wollte, dass wir ihn beachten. Wäre es nicht wesentlich einfacher gewesen, ihn zu verbrennen? Und woher hatte sie den Brief, wenn sie nicht auf der selben Seite steht wie Daedhelon?"
If you're going through hell, keep going.

"Ich kenne sie nicht. Und ich habe wirklich nicht die blasseste Ahnung was dieser Brief soll.", erwiderte Armelion. Er wusste nicht was er mehr sagen sollte. Es gab viele Theorien, die möglich wären, doch eine war unwahrscheinlicher als die andere. "Vielleicht gehört sie wirklich zu Daedhelon und er wollte euch Angst einjagen um für irgendetwas Zeit zu gewinnen. Vielleicht gehört sie auch zu einer anderen Organisation und wollte euch so lange aufhalten, bis ich zurückgekehrt bin. Man kann sich dutzende von Theorien ausdenken, aber wir werden eh nicht mit Sicherheit herausfinden was das ganze bedeutet, bis wir sie geschnappt haben. Was, ich ehrlich gesagt, ebenfalls bezweifle.", schloss er. "Ich finde wir sollten uns vorläufig auf Ekain konzentrieren. Nachdem wir die Stadt genommen haben können wir uns weiter den Kopf über diese Frau zerbrechen."

Der Elf war zurück. Welcher Elf wusste Maenavry nicht genau, nur dass es ein Elf war. Er hatte an diesem Morgen eine Nachricht von seinem Vater bekommen. Er rief ihn für den Rachary zurück. Der Dämon vergrub das Gesicht in den Händen. Wieso tat sein Vater ihm das an? Er wusste genau, wie sehr er ihn liebte und Maenavry wusste auch, wie sehr der alte Dämon sein Leben liebte, wieso also jetzt? Im Moment schien sein ganzes Leben Purzelbäume zu schlagen. Er verbrannte den Brief. Es gab noch einiges, dass er erledigen musste und er hatte noch Zeit bis zum Tag nach dem Winterturnier. Er hasste seinen Auftrag. Aber andererseits, konnte er danach einen Abstecher nach Azura machen, Ran musste dort sein. Wo sonst im Osten, konnte sie sich aufhalten? Er war wütend, ohne zu wissen wieso. Und die Trauer schlich sich langsam in sein Herz. Wie lange würde er sie verbergen können? Hier im Lager hatte er niemanden, sein Clan war weit verstreut und er hatte alles schon vor langer Zeit verloren. Die Erkenntnis allein zu sein übermannte ihn fast. Ein trockener Geschmack lag ihm auf der Zunge und den Lippen. Sollte er das Angebot der Elfe annehmen? Nein das wäre nicht klug. Er würde seine Wut wohl noch etwas für sich behalten müssen. Aber bald würden sie gegen Ekain marschieren und dann konnte er das tun, was er am besten konnte. Töten.
some men just want to see the world burn

Die Marketenderin
Sie erreichte Ekain einen Tag vor der Armee der Nachtzinne und mischte sich unter die Landbevölkerung, die in die Stadt flüchtete. Offenbar hatte der Graf von Ekain - oder seine Berater - beschlossen, dass sie Durien in einer offenen Feldschlacht wenig zu bieten hatten mit den wesentlich weniger Truppen, und er hatte alle Truppen in die Stadt zurückgezogen zur Verteidigung. Vermutlich hoffte er, in einer Belagerung so lange Widerstand leisten zu können, bis der Winter wirklich hereinbrach, sodass Durien gezwungen war, sich zurückzuziehen und ein befestigtes Lager zu bauen. Den Winter über hätte er dann Zeit, ein wirksames Bündnis mit den anderen verbliebenen Grafschaften aufzubauen. Oder auf Hilfe von diesem elfischen Schwarzmagier zu warten.
Sie betrat die Stadt zu Fuss durch das Westtor, das Pferd hatte sie draussen billig an irgendwelche Zigeuner verschachert. Wenn sie wieder eines brauchte, konnte sie sich ja jederzeit eins stehlen. Sie marschierte geradewegs in die ärmeren Viertel am Nordhang des Stadthügels, wo die Gassen schmal und die meisten Wirtshäuser und Bordelle zu finden waren, denn sie ahnte, dass sie auch ihn dort finden würde. Tatsächlich brauchte sie kaum eine halbe Stunde, bis sie ihn fand, in einem Strassengraben zwischen Schutt und Küchenabfällen liegend, mit einer leeren Schnapsflasche in der Hand. Sie stiess ihn mit dem Fuss an. "Reven, du alter Säufer, steh auf."
Er drehte sich um und brummelte. "Lasst mich schlafen."
"Genug geschlafen", sagte sie laut. "Es gibt zu tun."
If you're going through hell, keep going.

Armelion stand auf einem kleinen Hügel und blickte runter zur Stadt Ekain. Sie hatte keine doppelte Ringmauer wie Cadogan oder Avedis. Allerdings waren die Verteidigunsstellungen dick und hoch und ihr Fundamente waren tief in der Erde verwurzelt. Durien stand neben ihm und schaute ebenfalls runter zur Stadt.
"Wir sollten versuchen die Mauern zu untergraben und während ein Teil der Soldaten gräbt, baut der andere Teil Leitern."
Durien nickte nachdenklich. "Der Winter wird bald kommen. Wir können uns eine lange Belagerung nicht leisten. Auch wenn der Nachschub gewährleistet ist. Im Winter Krieg zu führen ist zu riskant."
Der Elf nickte nachdenklich. "Wir haben aber keine andere Wahl. Es sei denn ihr habt mir wieder etwas verheimlicht."
Durien musste unwillkürlich grinsen. "Ich bin in den Wochen in denen du weg warst nicht untätig geblieben. Ich habe Katapulte herstellen lassen. Warum denkst haben wir sonst so lange gebraucht um Ekain zu erreichen. Wir werden die Stadtmauer so lange beschiessen, bis sie zusammenbricht. Alle Belagerungsgeräte werden auf das Stadttor ausgerichtet. Wir werden nicht aufhören zu schiessen, bis wir einen Durchgang in diese Mauer gerissen haben."
Armelion nickte und ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen. "Wie lange werdet ihr brauchen, bis ihr alle Katapulte aufgebaut habt?"
"Zwei Tage.", erwiderte Durien knapp. "Und nachdem diese Stadt uns gehört..... dann endlich werde ich das Gesetz verabschieden.", fügte er in Gedanken hinzu.

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