Gegen Abend erreichte Armelion wieder die Stadt. Er war vorausgeritten um mit Gilthen die weitere Lage zu besprechen und um der Reitertruppe ein kleines Kontingent von Soldaten entgegenzuschicken, damit sie die Dorfbewohner im Notfall besser verteidigen konnten. Der General erwartete ihn bereits in einem kleinen beheizten Raum in der Zitadelle der Stadt.
"Alles gut gelaufen?", fragte er Grusslos.
Armelion nickte nur und betrachtete den Mann mit kühlem Blick. Er wusste, dass Gilthen grässlicher Laune war, wegen Durien's Plänen, aber das war kein Grund diese Laune an ihm auszulassen. Der Elf stimmte ihm mittlerweile insgeheim zu, dennoch wusste er dass diese Aktionen Avedis und Cadogan schwächten. Gilthen schien zu begreifen, dass er unhöflich gewesen war und stiess einen verärgerten Seufzer aus.
"Tut mir leid," brummte er, "Es ist nur so, dass mir diese Aktion einfach nicht gefallen will. Jedesmal wenn einer der Reitertrupps loszieht habe ich die unbestimmte Vorahnung, dass sie auf nimmerwiedersehen verschwinden werden."
"Mir gefällt es auch nicht, aber Durien hat nun mal Recht was diesen Punkt angeht, zumindest von seinem Standpunkt gesehen."
Gilthen's Gesichtsausdruck verfinsterte sich und er hob ein Dokument hoch. "Ich habe neue Befehle von Durien. Ein paar von Caelria's elfischen Spähern haben ein Dorf ausgekundschaftet. Es ist berühmt für seine fruchtbaren Böden. Allerdings ist es auch befestigt. Es hat einen soliden Palisadenzaun, der wiederum von einem Graben umgeben ist. In der Dorfmitte steht ausserdem ein steinerner Turm, der dem Gutsherr als Wohnstatt und gleichzeitig als Festung dient. Das Dorf ist allerdings verhältnismässig reich und wenn wir die Kornvorräte an uns bringen könnten, würden wir Avedis mehr als nur einen Nadelstich zufügen. Asserdem..." Gilthen wurde von einem zaghaften Klopfen an der Türe unterbrochen. Armelion machte auf und eine verschüchterte Magd blickte zu ihm auf.
"Der Kommandant Arsa wünscht euch oder Gilthen zu sprechen.", meldete sie pflichtbewusst.
Gilthen nickte und Armelion sah ihm an, dass er schon einen Plan ausarbeitete, dann wandte sich der General an die Magd und sagte, "Dann schickt ihn hoch. Ich denke ich weiss schon was ich mit ihm anfangen werde."

Arsa betrat das Zimmer und salutierte vor den beiden Ranghöheren Offizieren, bevor er näher trat. "Ich habe gehört, dass die erste Mission der Kawallerie erfolgreich war", begann er so vorsichtig, wie er es eben zustande brachte. Ein Offizier hatte ihm im Flur davon erzählt. "Ich möchte Euch gerne fragen, ob ihr nicht auch eine Verwendung für meine Männer habt. Es geht mir dabei nicht ums Geld, versteht mich nicht falsch, auch wenn wir natürlich Söldner sind. Aber wir sind kampfbereit und blicken auf einen langen Winter voraus. Wenn ihr also Fusssoldaten braucht, ob für den Kampf oder für andere Zwecke, so stehen wir gerne zur Verfügung."
If you're going through hell, keep going.

Gilthen erwiderte den Gruss von Arsa und winkte ihn dann näher an den Tisch, damit er einen besseren Blick auf die Karten haben konnte. "Das Dorf Llanystumdwy ist relativ gut befestigt, doch es ist reich und versorgt einen verhältnismässig grossen Teil der Grafschaft von Avedis mit Getreide. Wenn wir es schaffen dieses Getreide an uns zu bringen, können wir dem Grafen dadurch einen empfindlichen Schlag erteilen. Das Dorf hat nach den Berichten der Späher etwa 600-800 Einwohner. Rund 100 Soldaten bewachen diesen Ort und alleine mit Reiterei ist ihnen schwer beizukommen. Deshalb werdet ihr den von Legat Armelion angeführten Trupp mit Reitern mit euren Männern unterstützen. Wir haben genügend Pferde zur Verfügung und 30 Lasttiere. Llanystumdwy liegt drei Tagesritte nordöstlich von hier. Ihr müsst also schnell sein, damit Graf Avedis nicht Wind davon bekommt und euch mit einer grösseren Streitmacht entgegenzieht. Wie ihr Llanystumdwy einnehmen wollt, könnt ihr unterwegs mit dem Legaten besprechen. Habt ihr noch Fragen?"

"Ja, dass muss sein. Sonst sind wir zu langsam. Vor Ort wir aber zu Fuss gekämpft und auf dem Rückweg werden ebenfalls ein paar Männer zu Fuss gehen müssen, wenn alle Pferde voll beladen sind. Zu diesem Zeitpunkt wird aber der zweite Reitertrupp bereits wieder zurück sein und euch als Verstärkung entgegenkommen, falls Avedis es riskieren sollte euch anzugreifen.", erwiderte Gilthen und betrachtete den Kommandanten eingehend. Armelion sagte nichts sondern verschränkte lediglich die Arme. Wenn er ehrlich war, war er neugierig auf Arsa und die anderen Söldner. Er hatte vorhin gesagt es ginge ihm nicht ums Geld, warum sonst sollte man so ein Leben wählen? Falls Ro nicht umgekommen wäre, hätte er sich gern mit ihr unterhalten. Allerdings bezweifelte er dass sie mit ihm hätte reden wollen. Er beherrschte Magie und sie hatte ihm gesagt, dass sie alle Magier verabscheute. Das warf aber die Frage auf, warum sie selbst Magie benutzte? Sie hatte schliesslich selbst zugegeben das Pulver, welches Naja benutzt hatte um Ekain in die Luft zu sprengen, aufspüren und unschädlich machen zu können.

"Der Abmarsch ist morgen in aller frühe.", erwiderte Gilthen. Armelion kniff die Augen zusammen. Kaum war er zurück, schon wurde er auf den nächsten Auftrag angesetzt. Er wusste Durien wollte, dass er die Soldaten gegen eventuelle Magier verteidigte und sie schnell unschädlich machte, aber er würde ihnen nicht viel nützen wenn er vor Müdigkeit aus den Stiefeln kippte, darum sagte er, "Wenn ihr erlaubt dann leg ich mich jetzt hin."
"In Ordnung, falls Arsa keine Fragen an euch wegen des Reiseweges hat, könnt ihr gehen."

Arsa schüttelte den Kopf. "Ich habe keine Fragen. Und wenn ihr mir alles gesagt habt, dann sollte ich wohl auch gehen, um meine Leute zu sammeln." Oder besser gesagt sie aus irgendwelchen Saufhäusern, Hurenlöchern und Strassengräben zusammenzuschreien, aber dass er das dem General besser nicht so sagte, war selbst ihm klar.
If you're going through hell, keep going.

Armelion blickte auf die 100 Reiter, die unter seinem Kommando standen. Sie waren alle bereit für den Abmarsch. Die Söldner waren ebenfalls aufgesessen und nur noch die letzten Vorbereitungen wurden abgeschlossen. Arsa war ein prächtiger Grauschimmel gebracht worden. Ein Tier aus Durien's persöhnlicher Zucht.
Armelion ritt lieber auf kleineren wendigeren Pferden als auf solchen Schlachtrösserns. Solche Tiere waren zwar ungeeignet für eine grosse Feldschlacht, aber in eine solche würden sie nicht ziehen. Allerdings war ihm auch ein ähnliches Tier zugeteilt worden, wie das von Arsa zugeteilt worden. Es war pechschwarz, doch besass er eine weisse Stirnlocke, die ihm etwas verwegenes verlieh. Der Elf kontrollierte noch ein letztes Mal seine Ausrüstung. Einen Speer, wie er typisch für die Kavallerie war, dazu noch ein passender Rundschild, sein Doppelschwert und das zweite Schwert, welches Akira für ihn geschmiedet hatte. Er hatte alles was er brauchte. Ein letztes Mal blickte er sich noch um und gab dann das Zeichen zum Aufbruch.

Arsa
Er hatte es tatsächlich geschafft, alle 308 Söldner irgendwie zusammen zu bringen. Die letzten zwei hatte er vor einer knappen Stunde aus irgendeinem Bordell schleifen lassen. Nicht alle sassen ganz gerade in ihren Sätteln, aber solage sich die Pferde benahmen würde sie wohl oben bleiben.
Armelion liess das Zeichen zum Aufbrauch geben und sie ritten los. Die Pferde gliederten sich fast von selbst in die Formation ein, denn es waren gut ausgebildete und gehorsame Kampfrösser. Arsa war nicht unglücklich darüber. Natürlich, er war schon geritten, irgendwie war das wohl jeder in seinem Alter einmal, aber er hatte keine grosse Ahnung davon. Er war immer Infanterist gewesen, ausser vielleicht in der Zeit, als sie unter Hauptmann Raven Räuber gewesen war, da war nicht immer so klar gewesen, was er war, und er hatte gelegentlich als Kundschafter reiten müssen.
Sie ritten bis zum Mittag, legten eine kurze Rast ein und reisten dann weiter. Als sie am Abend die Zelte aufbaute, wusste Arsa definitiv, warum er nie den Drang verspürt hatte, zur Kawallerie zu gehen: ihm tat der Arsch weh wie bescheuert.
If you're going through hell, keep going.

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