#461

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 22:27
von Armelion | 4.811 Beiträge

Armelion streckte sich und gähnte. Sein Kreuz schmerzte und er war ein paar mal auf der Reise fast eingenickt. Doch sie hatten eine lange Distanz hinter sich bringen müssen, bevor sie ihr Lager aufschlagen konnten. Die Pferde wurde auf eine hastig abgesteckte Koppel getrieben und würden dort die Nacht verbringen.
Er war sich zum Glück lange Ritte gewöhnt und er konnte sie ein schadenfrohes Grinsen kaum verkneifen, als er einige der Söldner steif von ihren Reittieren klettern sah. Es war alles eine Frage der Übung. Beim Aufbau des Lagers packte er mit an und schon nach einer halben Stunde waren die Zelte aufgestellt und ein grosses Feuer brannte vor den Kochzelten. Schon bald verbreitete sie der deftige Geruch von einem Hammeleintopf in der Luft und Armelion schnupperte gierig. Er hatte den ganzen Tag kaum was gegessen. Eigentlich hatte er als Legat das Recht auf vornehmere Speisen, doch auf so etwas verzichtete er immer. Er bevorzugte die einfachere Kost der Soldaten. Die grösste Zeit seines Lebens war er schliesslich selbst einer gewesen und hatte sich an das Essen gewöhnt. Der Elf reihte sich bei den anderen Hungrigen ein und wartete geduldig bis er an die Reihe war. Der Koch warf ihm einen ungläubigen Blick zu, als er ihn wie alle anderen anstehen sah, füllte ihm jedoch kommentarlos den Teller mit dem Hammeleintopf.
Anschliessend setzte Armelion sich zu den beiden Offizieren, die ihn auf diesen kleinen Feldzug begleiteten. Steapa war einer von ihnen und er grüsste den Legaten stramm, doch ein Grinsen schwächte den Gruss ab. Der Elf setzte sich ihm gegenüber und wärmte seine Hände dankbar am warmen Teller.
"Es liegt mehr Schnee als wir erwartet haben, dennoch sollte es uns möglich sein Llanystumdwy in 2 Tagen zu erreichen. Allerdings werden wir dann dort eine Rast einlegen müssen, ansonsten werden die Tiere den Rückweg nicht überstehen.", berichtete der Elf gedämpft als sich Arsa zu ihnen gesellt hatte.
"Nun müssen wir nur noch eine gute Strategie ausarbeiten, wie wir das Dorf einnehmen sollen. Hat irgendwer einen Vorschlag?"

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#462

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 22:46
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Wie genau sieht das Dorf aus?", fragte Arsa. "Palisaden oder Mauern? Und wie hoch?"


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#463

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 23:06
von Armelion | 4.811 Beiträge

"In der Mitte des Dorfes steht ein steinerner Turm. Die restlichen Häuser wurden in regelmässigen Kreisen um den Turm aufgebaut. Drei grössere Wege führen auf geraden Weg zu dem Wohnturm. Die Lager der Soldaten, sind in der Nähe der Palisade aufgebaut. Die Palisadenmauer selbst hat keinen Wehrgang, aber in regelmässigen Abständen sind Plattformen für Bogenschützen aufgebaut. Diese bieten Platz für drei bis vier Mann. Die Palisaden sind etwa drei, bis vier Meter hoch, aber vor wir sie erreichen müssen wir noch einen Graben durchqueren. Er ist zwar nicht mit Wasser gefüllt, aber es macht die Einnahme des Dorfes trotzdem schwieriger.", berichtete Armelion.
Steapa nickte nachdenklich und sagte dann, "Eine Möglichkeit wäre, dass wir uns einfach einen Weg durch die Palisaden hacken, oder wir könnten auch das Fundament lockern und anschliessend einige Stämme rausreissen. Dafür müssen wir nur ein paar Schlingen um obersten Spitzen zu binden. Den Rest erledigen dann die Pferde."
Armelion nickte nachdenklich, wandte dann aber ein, "Der Boden ist gefroren. Nicht besonders tief denke ich, aber bis wir uns durch die geforene Schicht gegraben haben, werden die gegnerischen Schützen sicher einige von uns erwischt haben. Hat sonst noch jemand einen Vorschlag?"

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#464

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 23:15
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Wie wäre es mit anzünden?", meinte Arsa. "Die Palisaden würden bestimmt nicht schlecht brennen, und die Bogenschützen auch. Ausserdem schwächt es die Kampfmoral des Feindes."


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#465

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 23:26
von Armelion | 4.811 Beiträge

"Ein guter Vorschlag. Falls wir schnell genug sind und sie unser Kommen zu spät bemerken, wird ihnen keine Zeit mehr bleiben die Palisaden mit Wasser zu übergiessen. Wir haben ein paar Krüge mit Steinöl dabei. Das sollte genügen üm eine Bresche in die Palisade zu brennen. Und wenn das nicht funkioniert, wird sie sicher genug geschwächt sein, damit wir mit Äxten ein Loch in die Mauer schlagen können.", sagte Armelion und nahm einen ordentlichen Zug aus einem Weinschlauch, der ihm einer der Köche gebracht hatte. Er reichte ihn anschliessend an den Hauptmann weiter und fuhr fort seinen Eintopf zu essen, solange er noch warm war. "Wir führen Arsa's Vorschlag aus. Wir suchen uns den schwächsten Punkt in der Palisade und setzen dann diesen in Brand. Sobald wir durchgebrochen sind kümmern wir uns um die Soldaten. Die Bauern werden in Ruhe gelassen und die Häuser werden nach möglichkeit nicht niedergebrannt.", befahl er und schaute erst seine Offiziere und dann Arsa scharf an. "Wir müssen ein oder zwei Tage dort bleiben und die Tiere zu Kräften kommen lassen, bevor wir uns zurückziehen können. Das Haus des Adligen, das seines Stewards und die seiner Vasallen sind zur Plünderung freigegeben, aber das Leben ihrer Frauen und Kinder soll verschont werden. Verstanden?"

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#466

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 14.03.2013 23:51
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Arsa nickte, auch wenn ihm schleierhaft war, wie sie herausbekommen sollten, ob ein Haus das eines Vasallen war oder nicht. Nun, irgendwie würde es schon gehen. Er hatte seine Methoden.
Sie sprachen nicht mehr lange, sondern verschwanden bald in den Zelten. Am nächsten Tag brachen sie wieder in aller Frühe auf.


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#467

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 21:20
von Armelion | 4.811 Beiträge

Gegen Mittag des dritten Tages erreichten sie das Dorf. Sie hatten mit dem Wetter Glück gehabt. Es hatte heftig geschneit und dies hatte ihr Kommen vor dem Feind geheim gehalten. Als sie sie schliesslich entdeckt hatten war es längst zu spät. Armelion teilte seine Reiter in zwei Gruppen auf und schickte 50 Mann um das Dorf herum, damit sie das zweite Tor beobachten und Notfalls Alarm schlagen konnten, falls die Soldaten von Avedis einen Ausfall wagen würden. Die ganze Zeit blieben sie ausserhalb der Reichweite der Bogenschützen, die auf den Plattformen aufgetaucht waren.
Armelion ritt rüber zu Arsa, der schon aus dem Sattel gestiegen war. "Sobald wir eine Bresche in die Wälle gebrannt haben, versuchen wir zum Tor zu gelangen. Wenn die Reiter erstmal im Dorf sind, werden wir kurzen Prozess mit dem Feind machen können. Gleichzeitig sollen der Grossteil deiner Truppe versuchen die Bogenschützen auf der Mauer auszuschalten. Wie viele deiner Leute sind eigentlich mit dem Umgang eines Bogens oder einer Armbrust geübt?

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#468

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 16.03.2013 22:56
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Äh", meinte Arsa. "Ehrlich gesagt, weiss ich es nicht genau. Wir wurden im Krieg niemals als Bogenschützen eingesetzt. Ich weiss von etwa drei dutzend, dass sie mit einem Bogen zielgenau treffen können, aber wir haben keine Bögen dabei."


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#469

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 17.03.2013 02:43
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Die Marketenderin

Sie band das Pferd an einem Ast fest und trat vorsichtig auf die alte Hütte zu. Die Bretter, aus denen sie bestand, waren von Moos und Efeu überwachsen, in der Erdschicht, die sich über die Jahre hinweg aus den verrotteten Blättern auf dem Dach gebildet hatte, wuchsen kleine Bäumchen. Die Äste der Bäume, die die Hütte umgaben und überdeckten, waren so dicht, dass kein Schnee auf sie gefallen war. Ein grünbrauner Flecken im Weiss der Winterlandschaft.
Sie trat zu der kleinen Tür und klopfte an. Im schwindenden Tageslicht war es unter dem überhängenden Dach schon sehr dunkel. Zuerst hörte sie lange nichts, dann erklang ein Knarren und das schlurfen von Schritten auf festgetretenem Boden. Schliesslich schnappte ein Riegel und die Türe öffnete sich mit einem langgezogenen Knarren.
Früher einmal hatte sie sich gefragt, warum eigentlich immer sie den Laufburschen machen musste, wenn es irgendeine Nachricht zu überbringen gab. Irgendwann war ihr klar geworden, dass es für sie schlicht am leichtesten war. Sie brauchte einem Stallburschen nur einige Worte zuzuflüstern und ihn in ihre Gegenwart einzuhüllen, und er gab ihr Pferd und Sattel und eine Wochenration Proviant dazu, ohne dass sie zu fragen brauchte. Reven als Landstreicher riskierte schon einen Tritt in den Hintern, wenn er nur in die Nähe eines Ortes kam, wo es etwas wertvolles gab, was gestohlen werden konnte.
Die Frau, die vor ihr stand war schlicht zu alt für solche Aufträge. Ausserdem... Es gab Leute, die schienen irgendwie Wurzeln zu schlagen an dem Ort, an dem sie lebten. Wenn sie zu lange von dort fort mussten, gingen sie ein wie Pflanzen, denen die Erde fehlte. Mavya war einer dieser Menschen. Sie war gewissermassen eins geworden mit dem Ort, den sie bewohnte. Ihre llängst zerlumpte Kleidung war gegen die Kälte mit Moos ausgestopft, ihre nackten Füssen mit einer Schicht von Schlamm bestrichen, in ihren weissen Locken wuchsen Flechten.
"Du bist es", sagte sie mit einer Stimme, die nicht zu ihrem alten, zerbrechlichen Körper zu gehören schien. Es war eine Stimme, die klang, als gehöre sie nicht ganz zu dieser Welt. Eine Stimme, die gehört wurde, auch wenn sie noch so leise sprach. "Komm herein."
Mavyas Augen waren weiss wie die einer Blinden, doch sie bewegte sich in dem Engen, mit Tüchern und Seilen verhängten Raum weit sicherer als die Marketenderin. Sie setzte sich auf einen Haufen Laub neben einem flachen Stein und bedeutete der jüngeren Frau, sich ebenfalls zu setzen. "Der Rat, nicht war?", fragte sie. "Wegen dem Ruf."
Die Marketenderin nickte.
Mavya holte ein Stück Kohle aus einer Tasche an ihrem Rock hervor und begann Linien zu zeichnen auf den Stein. Zuerst wirkten sie völlig willkürlich und durcheinander, aber nach und nach verflochten sie sich ineinander und ergaben ein seltsames Muster. Als sie die letzte Linie gesetzt hatte, leuchtete das Bild auf, und die Linien ferfestigten sich, wie eingebrannt in den Stein. Mavya nahm einen Löffel zur Hand und füllte ihn mit Flüssigkeit aus einer kleinen Flasche, die sie mit der Flamme einer Kerzen, die auf einem Sims brannte und die einzige Lichtquelle im Raum war, in Brand setzte. Sie neigte den Löffel und liess das flüssige Feuer in die Mitte des Steines tropfen.
Die Marketenderin zuckte zusammen, als ihr ein brennender Schmerz den linken Arm hinauffuhr, von der unsichtbaren Tätowierung auf ihrer Handfläche bis zur Schulter. Dann breitete Mavya die Hände über der brennenden Lache aus und begann zu sprechen. Die Marketenderin hörte die Worte gleichzeitig aus dem Mund der alten Frau und in ihrem eigenen Kopf, so wie sie alle hörten, die die Tätowierung trugen. "Die Vollversammlung wird einberufen, in der Nacht vor Vollmond, am alten Ort. Eine Entscheidung soll gefällt werden, wegen dem Ruf, den wir alle hörten."
Die Stimme verklang und Mavya goss einen Becher voller Wasser über der Flamme aus. Das leichte Brennen in der Handfläche der Marketenderin verschwand und machte dem Gefühl Platz, dass die Hand nass war. Dann wischte Mavya mit dem Wasser die Kohlezeichnung vom Stein und das Gefühl löste sich auf. Sie stand auf, um weiter zu reiten, aber die Alte hielt sie am Saum ihres Kleides fest. "Bleib hier", sagte sie. "Es sind nur zehn Tage. Sie werden kommen."
Bedächtig stand sie auf und öffnete eine Tür im hinteren Teil der Hütte. "Sieh her, ich habe ein Bett für dich gemacht. Ruh dich aus."
Die Marketenderin war verwirrt und ein bisschen argwöhnisch, aber schliesslich trat sie in die kleine Kammer mit dem von altem Leinen überzogenem Laubhaufen. Mavya machte die Tür hinter ihr zu, liess ihr aber die Kerze da. Unschlüssig stand sie da, dann legte sie sich auf das Bett, deckte sich zu und blies die Kerze aus. Im Nebenraum hörte sie Mavya leise summen. Sie schlief ein mit einem Gefühl von Sicherheit, dass sie lange nicht mehr gehabt hatte.


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#470

RE: Die Nachtzinne

in Dreitan - das Spiel 17.03.2013 10:20
von Armelion | 4.811 Beiträge

Armelion nickte lediglich. "Dann erledigen wir sie eben mit Schwert und Speer. Haltet euch bereit. Ein paar meiner Männer werden bald das Feuer legen." Er wendete sein Pferd und ritt zurück zu den Männern welche die Tonkrüge mit dem Steinöl bereithielten. Sie waren nervös. Sie wussten, dass die Chance ziemlich klein war, dass sie diese Aktion unbeschadet überstehen würden.
Der Elf bedeutete ihnen zu kommen und sie ritten ihm ohne zu zögern nach. Er würde einen magischen Schild errichten. Sie konnten sich keine grosse Verluste leisten und einen Verlust der Krüge konnte katastrophal für ihren kleinen Feldzug werden. Er hob eine Hand und konzentrierte sich. Sofort erschien ein leicht gewölbter Schild vor ihnen und das keine Sekunde zu spät. Die ersten Pfeile prallten dagegen und fielen wirkungslos zu Boden. Sie ritten in einer dichtgedrängten Formation damit er den Schild möglichst klein halten konnte. Der Energieaufwand stieg exponentiell im Verhältnis zur Grösse des Schildes und er konnte und wollte nicht allzu viel Kraft verschwenden.
"Werft erst wenn ich euch ein Zeichen dazu gebe!", befahl er. Sie näherten sich der Palisade in einem raschen Tempo. Die Bogenschützen schossen noch immer auf sie, aber die Pfeile prallten immer wieder ab. "Jetzt!", rief Armelion und senkte für einen kurzen Augenblick den Schild. Die Krüge mit dem Steinöl flogen in einem hohen Bogen gegen die hölzerne Palisaden und zerbrachen mit einem klirrenden Laut. Im nächsten Moment schoss eine gewaltige Stichflamme hoch und steckte die Bogenschützen auf einer der Plattformen in Brand. Schreiend stürzten sie in die Tiefe und Armelion riss hastig wieder den Schild hoch. Doch es war schon zu spät. Drei Pfeile hatten schon ihre Ziele gefunden. Ein Mann wurde aus dem Sattel geschleudert, als sich ein Pfeil in seine Brust bohrte und Armelion's Pferd brach wiehernd zusammen. Der Elf wurde zu Boden geschleudert und seine Konzentration brach. Ein weiterer Schmerzensschrei verkündete, dass ein weiterer Pfeil ein Ziel gefunden hatte. Er versuchte sich aufzurichten, doch ein Pfeil traf ihn in den Rücken und schleuderte ihn wieder zu Boden. Die Spitze konnte die Schuppen der Drachenrüstung nicht durchdringen, allerdings verschlug ihm die Wucht des Aufpralls den Atem. Er errichtete einen Schild um sich und rappelte sich auf die Knie hoch. Hastig blickte er sich um, doch die Reiter, die überlebt hatten, waren schon längst ausserhalb der Reichweite der Bogenschützen. Die anderen, die es nicht geschafft hatte, lagen tot oder sterbend auf dem Boden. Mit einem raschen Blick zählte er die Gefallenen. Fünf von den Elf, die losgezogen waren, waren gefallen.
"Was für eine verfluchte Verschwendung!", dachte er angewiedert und machte sich zu Fuss auf den Rückweg.

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