Arsa hatte die Männer mit Streitäxten in die vordersten Reihen gestellt. Sie würden aus dem Weg räumen, was von der Palisade übrig war. Danach mussten sie irgendwie die verdammten Bogenschützen ausschalten, zumindest die, die auf Türmen in Schussnähe der Bresche waren. Arsa hatte dazu zwei Gruppen seiner Leute bestimmt, die sofort nach dem Eindringen nach links und rechts ausschwärmen würden, während er mit dem Rest weiter einwärts drang, um allfällige Strassensperren unschädlich und der Kawallerwie den Weg frei zu machen. Wenn die Bevölkerung klug genug war, stellten sie sich ihnen nicht in den Weg. Sonst konnten sie sich die Zusicherungen von Verschonung definitiv an den Hut streichen. In einer schlacht blieb nicht die Zeit, die Leute höflich zu bitten, sich zu ergeben.
Die Flammen auf den Palisaden schossen hoch. Arsa gab den Befehl zur Bereitschaft. Pfeile regneten auf die Reiter nieder, die das Feuer geworfen hatten, einige gingen zu Boden, die anderen sprengten im Galopp zurück. Arsa musterte sie. Der Elf schien nicht unter ihnen zu sein. War er gefallen?
Arsa richtete den Blick wieder auf die brennende Wand. Wenn der Elf nicht hier war, um ihm den Befehl zu geben, musste er selbst den zeitpunkt zum loslaufen bestimmen. Das Feuer frass sich auf beiden Seiten die Palisade entlang weiter. Wenn es sich weiter so ausbreitete, brauchte er sich nicht mehr um die Bogenschützen zu kümmern, aber er vermutete, dass es sich abschwächen würde, wenn das Öl erstmal alles verbrannt war. Der Schützenturm, bei dem das Feuer begonnen hatte, stürzte krachend ein und riss einen guten Teil verkohlter Palisade mit sich. "Lor!", sagte er. "Was hältst du davon?"
Lor trat neben ihn. "Wenn wir vorher durch den ganzen Schnee laufen, kommen wir in etwa einer Minute ohne Löcher in den Sohlen über die Glut. Wenn wir nicht stehen bleiben."
Arsa nickte. Er, Verd und Lor waren die Feuerteufel gewesen, als sie Räuber gewesen waren. Er selber nur, weil es ihm Spass gemacht hatte, etwas in Brand zu setzen, aber Lor und Verd hatten wirklich eine gewisse Ahnung davon. Im Fall von Verd gehabt, denn der war mittlerweile tot. Er wartete noch eine Minute, dann gab er den Befehl zum Sturm.
Es funktionierte. Der nasse Schnee klebte an ihren Stiefeln. Als sie über den heissen Schutt stürmten, schmolz er mit einem Zischen, aber ausser einem vagen Gefühl von Wärme spürte Arsa nichts. Die Verteidiger hatten offenbar nicht so schnell mit einem Angriff gerechnet, denn die Soldaten, auf die sie trafen, waren nur ein unkoordinierter Haufen. Arsa warf den ersten mit der Wucht seines Laufs an eine Hauswand und schlug ihm den Schädel um, dem zweiten brach er mit einem Schwertschlag gegen den Hals das Genick.
If you're going through hell, keep going.

Als er sah wie die Söldner losstürmten begann er zu rennen. Die Palisaden waren schneller abgebrannt als er gedacht hatte. Steapa sah ihn kommen und ritt ihm mit einem Pferd entgegen. Armelion schwang sich in den Sattel und zog sein Schwert. "Los! Sie werden sicher bald das Tor aufmachen." Ohne auf Steapa zu warten gab er seinem Pferd die Sporen und preschte los. Er hatte recht behalten. Einer der Torflügel schwang auf und er ritt hinein. Mit einem Rückhandschlag spaltete er einem der feindlichen Soldaten den Schädel und zügelte dann sein Reittier und erfasste mit einem raschen Blick die Lage. Die Söldner drängten die Soldaten schnell zurück. Plötzlich hörte er ein Surren und kurz darauf schrille Schmerzensschreie und das panische Wiehern von verwundeten Pferden. Er blickte über die Schulter zurück und sah seine Befürchtungen bestätigt. Ein Ballistenspeer hatte eine blutige Schneise in die Reihend er Reiter gepflügt.
Armelion blickte hoch zum Turm, der in der Mitte stand und entdeckte die Verteidigungswaffe. "Deck Arsa's Flanken und erleichtere sein Vorrücken. Ich kümmere mich um die Balliste!", befahl er Steapa und im nächsten Augenblick war er verschwunden. Er tauchte auf dem Dach des Turmes wieder auf. Die sieben Soldaten, die die Balliste wieder aufluden und spannten, bemerkten ihn erst als es zu spät war. Er schlug einem den Schwertknauf in den Nacken und der Mann brach bewusstlos zusammen. Er duckte sich unter einem Schwertstreich hindurch und sprang zurück. Gleichzeitig steckte er sein Schwert weg und griff nach seinem Doppelschwert. Damit würde er besser gegen mehrere Gegner ankommen. Bevor er die Waffe von seinem Rücken hatte losschnallen können, griff ihn einer der Soldaten mit gezücktem Dolch an. Die Klinge glitt an den Schuppen seiner Rüstung ab und Armelion schmetterte dem Mann die gepanzerte Rechte ins Gesicht. Wimmernd schlug dieser die Hände vors Gesicht und sank zusammen, doch schon war der nächste heran. Dieses Mal blockte er den Schwertstreich mit der oberen Klinge ab und glitt einen Schritt nach vorne. Bevor der andere zurückweichen konnte, schnitt Armelion ihm die Sehnen in der Kniekehle durch.
Mit raschen präzisen Streichen erwehrte er sich der restlichen vier und streckte einen nach dem anderen nieder, bis schlussendlich nur noch einer vor ihm stand. Der Elf senkte seine Waffe, so dass die Spitze auf die Brust des verbliebenen Soldaten zeigte. "Wirf die Waffe weg!" Der Mann zögerte für einen Augenblick liess dann aber sein Schwert fallen.
"Ihr seid also derjenige, der den Angriff auf mein Dorf anführt!", knurrte der Soldat, als Armelion ihn fesselte. Der Elf erwiderte nichts, sondern zog lediglich die Fesseln enger um die Handgelenke des Mannes. Als er mit seiner Arbeit zufrieden war, trat er zurück und nickte.
"Ja!", erwiderte er schlicht und trat an die Brüstung des steinernen Turmes um den weiteren Verlauf des Kampfes zu beobachten. Ein paar seiner Reiter hatten auch das zweite Tor geöffnet und die restlichen Ritter in das Dorf gelassen.

Das Dorf war so gut wie in ihrer Hand. Nur am Fuss des Turmes drängten sich noch einige dutzend Soldaten im verzweifelten Bemühen darum, auf dem engen Platz eine Formation hinzubekommen. Arsa lachte. "Seht euch diese Weicheier an", rief er den Söldnern neben sich zu. "Pissen sich in die Hosen vor Angst. Los, wir machen sie alle."
"Halt", hörte er eine Stimme rufen.
"Was ist Danva?", knurrte er gereizt, ohne sich umzudrehen.
Danva trat neben ihn. "Du weisst genau, dass der Legat gesagt hat, wir sollen allen Soldaten die Chance geben, sich zu ergeben."
"Ist der Legat jetzt hier?", fragte Arsa zischend. "Nein, also scheiss drauf. Die Idioten haben sich nicht ergeben, also Pech für sie. Meinst du ich warte, bis sie uns abschiessen?"
"Du musst sie fragen!", rief Danva.
Arsa ignorierte ihn und hob das Schwert um das Zeichen zum Angriff zu geben.
Danva packte ihn am Arm. "Verdammt, willst du, das wir alle hängen?!"
Arsa fuhr herum und Danva schaffte es gerade noch, seinen Schild zu heben. "Halt deine Fresse, oder ich bring dich um, bevor ich die Schweinehunde da hinten massakriere!!", brüllte Arsa und holte ein zweites Mal mit dem Schwert aus.
Danva zog den Kopf ein und wich zurück.
Arsa wandte sich wieder um. "Angriff!"
Sie stürmten gegen die Feinde. Die Schlacht dauerte nicht lange. Einen Teil der Soldaten töteten sie, ein Teil floh zwischen die Häuser. Etwa ein Dutzend hatten sie am Schluss gegen die Mauer gedrängt und umzingelt. Einige davon hatten ihre Waffen verloren. Es wäre ein sehr geschickter Moment gewesen, sich zu ergeben. Aber Arsa kochte vor Zorn wegen der Auseinandersetzung mit Danva und deshalb befahl er noch, bevor einer der Soldaten auch nur den Mund öffnen konnte: "Tötet sie!"
Die Söldner folgten dem Befehl sofort. Dem letzten, der verstuchte auf allen vieren davon zu krabbeln, stiess Arsa selbst das Schwert durch den Hals. Grinsend drehte er sich um. "So Leute, und jetzt finden wir heraus, welche Häuser hier von Vasallen bewohnt werden."
If you're going through hell, keep going.

Die Söldner hatte die Soldaten abgeschlachtet, bevor er auch nur die Stimme hatte heben können um ihnen Einhalt zu gebieten. Er hatte alles vom Turm aus beobachtet. Zorn stieg in ihm auf und er packte den Griff seiner Waffe fester. Mit einem Schritt trat er an die Balliste ran und hieb die Sehne durch. Jetzt würde sie keiner mehr gebrauchen können. Er hängte sich das blutbesudelte Doppelschwert wieder über den Rücken und verschwand. Er wusste er musste die Ruhe bewahren und fair handeln. Arsa hatte das Kommando und er hatte die Befehle gegeben.
Der Elf verschwand und tauchte im nächsten Augenblick zwei Meter vor Arsa auf. Der Kampf um das Dorf war gewonnen und die wenigen, die nicht zum Turm geflohen waren, hatten sich den Reitern ergeben. Armelion trat auf den Anführer der Söldner zu und zog sich den Helm vom Kopf. "Ihr habt wehrlose Menschen getötet Arsa. Ihr habt ihnen keine Chance gegeben sich zu ergeben!" knurrte er. Er holte einmal tief Luft um sich zu beruhigen. "Handle nicht unverhältnismässig!", sagte er sich in Gedanken. Er fühlte den Drang sein Schwert zu ziehen und es dem Mann in die Brust zu rammen, doch das wäre dumm und nicht rechtens gewesen.

"Wir haben Feinde getötet", sagte Arsa. "Hätten wir sie leben gelassen, wären sie geflohen und wieder zur gegnerischen Armee gegangen und wir hätten sie nochmal besiegen dürfen." Er musterte den Legaten. "Sie hatten ihre Chance, bevor wir das Dorf angegriffen haben. Und eine weitere, bevor wir sie hier auf dem Platz angegriffen haben. Wir müssen den feindlichen Soldaten zeigen, dass es Konsequenzen hat, wenn sie auf der falschen Seite stehen und sich das wechseln zu lange überlegen. Oder sollen wir sie etwa darum bitten sich zu ergeben?" Er verzog verächtlich den Mund. "Es steht in ihrem Interesse zu überleben."
If you're going through hell, keep going.

Armelion holte noch einmal tief Luft und starrte dem Söldner in die Augen. Ausgerechnet ein Söldner versuchte ihm weiszumachen, was Recht und Unrecht war. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass Arsa Definition von Recht sehr leicht von einem vollen Geldbeutel beeinflusst werden konnte. Doch er konnte ihm dies nicht vorwerfen. Als dessen Vorgesetzter durfte er sich keine Anzeichen von Schwäche erlauben. Arsa hatte Befehlen zuwidergehandelt und musste darum zur Rechenschaft gezogen werden. "Ich enthebe euch hiermit dem Amt als Kommandant der Söldner.", knurrte er. "Bis wir zurückkehren, werdet ihr unter Bewachung gestellt und in Ekain werdet ihr vor Gericht gestellt werden." Der Elf wandte sich an Danva. "Danva! Ihr seid hiermit jetzt der neue Kommandant der Söldner und ich übertrage euch die Verantwortung für Arsa!"
Bevor aber noch irgendeiner der Söldner sich in Bewegung setzen konnte, kam ein elfischer Späher in das Dorf geprescht. Seine Kleidung war blutgetränkt und er schien sich nur mit äusserster Mühe im Sattel halten zu können. Armelion packte die Zügel des Pferdes und brachte es zum anhalten. Das Tier war schweissgetränkt und rollte vor Panik mit den Augen. "Sie kommen!", flüsterte der Späher bevor er leblos aus dem Sattel glitt und auf dem Boden aufprallte. Im ersten Moment dachte Armelion, der Späher meinte, dass feindliche Truppen kommen würden, bis sich einer der gefallenen Soldaten erhob und einem der Söldner das Schwert in den Rücken rammte.

Arsa fuhr herum und schlug dem Toten den Schädel ein. Er klappte zusammen und blieb lieben, doch nun erhoben sich auch die anderen Gefallenen, und die meisten schienen sich nicht so leicht wieder töten zu lassen. Arsa sah wie einer der Söldner einer Leiche mehrmals das Schwert in den Leib stiess, ohne etwas zu bewirken, bevor die Leiche ihrerseits zuschlug und ihm den Arm zur Hälfte abtrennte.
Arsa war niemand, der einem Gegner gerne den Rücken zuwandte. Aber manchmal gab es Situationen, in denen war es einfach besser zu rennen. Das war eine davon. "Bleibt hier!", schrie Danva, vermutlich auf Befehl des Elfen, aber ein Grossteil der Söldner scherte sich in diesem Moment einen Dreck darum, wer irgendetwas rief. Sie wollten nur so schnell wie möglich von allen Toten wegkommen.
Arsa rannte durch die Bresche in der Palisade, durch die sie in das Dorf hineingelangt waren, als er einen Zischen hörte und ein Pfeil sich in Schild bohrte. Er kümmerte sich nicht darum, sondern lief weiter, über das Feld zurück dorthin, wo sie den Angriff gestartet hatte, und wo er die Pferde vermutete. Die Soldaten, die zurückgeblieben waren, um die Pferde zu bewachen, begriffen zuerst nichts und versuchten, die Söldner zurück ins Dorf zu schicken, aber sie waren zu wenige. Erst als er im Sattel sass, wandte Arsa sich um und blickte auf das Dorf zurück.
If you're going through hell, keep going.

Armelion sprang auf einer der Plattformen bei der Palisade hoch und schaute raus. Und ihm stockte der Atem. Überall im Schnee sassen Gestalten auf und wandten sich in Richtung des Trosses. Diejenigen, die ausserhalb der Mauern waren, waren schon so gut wie tot. Stumm stürmten die Untoten auf die Soldaten zu, die die Pferde bewachten und streckten Tier und Mensch nieder. Nur ein paar vereinzelte waren schnell genug um fliehen zu können.
"Alle zurück zum Turm!", brüllte er und verstärkte seine Stimme, so dass sie über das Klirren von den Schwertern hallte. "Alle zum Turm!" Er trat einem der Untoten vor die Brust, als dieser versuchte zu ihm raufzuklettern und sprang runter. Bevor der Untote sich wieder erheben konnte, hatte Armelion schon sein Schwert gezogen und stiess es ihm durch das Auge ins Gehirn. Sofort erschlaffte der Körper.
"Zielt auf die Köpfe!", rief er und schlug einem weiteren den Kopf ab. Danva war geblieben und hatte es geschafft einige Söldner um sich zu scharen. "Zum Turm, verdammt!" Armelion packte den Söldner am Arm und stiess ihn in Richtung des steinernen Gebäudes. "Bleibt dich beieinander! Ich bring uns von hier weg!"
Mittlerweile war das komplette Chaos ausgebrochen. Die Untoten, die sich draussen unter dem Schnee versteckt hatten strömten durch das offene Tor und die Bresche in der Mauer in das Dorf hinein. Bauern, Frauen und Kinder versuchten zu fliehen, doch mittlerweile war ihnen sämtliche Fluchtwege abgeschnitten. Sie waren eingekesselt! "Alle zum Turm! LOS!"
Eine kleine grell glühende Feuerkugel tauchte in der Hand des Elfen auf und er schleuderte sie gegen die Untoten, die durch das Tor hineinströmten. Die Explosion zerfetzte, die Körper, die dem Zentrum am nächsten standen und warfen dutzende weitere um. Doch das hielt sie nicht auf. Sie strömten wie eine Flut ins Dorf hinein und machten jeden nieder, der ihnen im Weg war. Auf einem der Toten erkannte er die Wappen von Ekain. Hierhin sind sie also verschwunden, dachte er grimmig und drängte die Söldner und Dorfbewohner zum Turm.

Als die Toten die übrig gebliebenen Pferde und die Männer, die sie bewachten erreichten, waren die Söldner schon einige hundert Meter entfernt. Zumindest Arsa war es, und er hörte die Hufe vieler anderer Rösser, die alle in Panik rannten, und die Stimmen der Männer, die sie antrieben. Pferde hatten manchmal einen untrüglichen Instinkt für Gefahr. Söldner auch. Vielleicht entwickelte man, wenn man sich dauernd dem Risiko umgebracht zu werden ein Gespür dafür, wann das Risiko zu gross wurde.
Zumindest waren die Söldner waren die Söldner losgeprescht, sobald sie auf den Pferderücken sassen, noch bevor das Gewimmel der Untoten überall begann, während die Soldaten, die die Pferde bewacht hatten, gezögert hatten. Aber Arsa sagte sich, dass er ihnen vielleicht unrecht tat, wenn er sie deshalb für dumm hielt. Sie hatten schliesslich nicht gesehen, was im Dorf geschehen war.
Vorsichtig blickte er über die Schulter zurück. Viele Männer auf Pferden waren direkt hinter ihm und er sah andere in andere Richtungen davonpreschen. Allen stand das nackte Grauen im Gesicht, wie ihm selbst auch. Er wollte sich nicht vorstellen, was mit denen geschehen waren, die es nicht rechtzeitig geschafft hatten loszureiten.
Er sah auch einen Schwarm von Leichen hinter ihnen. Sie rannten schneller, als es ein lebendiger über mehr als einige Dutzend Meter durchgehalten hatte, aber schlussendlich war ein galoppierendes Pferd selbst mit Reiter immer schneller als ein rennender Mensch. Nach und nach liessen sie die Verfolger immer weiter zurück, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Arsa versuchte sein Pferd irgendwie zu beruhigen, bevor es noch tot zusammenbrach. Es dauerte eine Weile, aber schliesslich wurde es langsamer. Auch die Gruppe von Söldnern um ihn verlangsamte ihr Tempo etwas. Arsa sah sich unter ihnen um und entdeckte Lor, der käseweiss war. Arsa lenkte sein Pferd neben das von Lor, als sie weiterritten. "Ha...hauptmann", stammelte Lor, der sich offenbar nicht mehr daran erinnerte, dass Arsa gerade abgesetzt worden war. "W..w..was war das?"
"Wenn ich das wüsste, wäre ich vielleicht nicht davor davongerannt", sagte Arsa schaudernd.
Eran kam von der anderen Seite heran, aber er sagte nichts. Allgemein schienen die Reiter, nun, da die erste überstürzte Flucht vorbei war, in erster Linie nahe beieinander bleiben zu wollen, denn die verstreute Gruppe sammelte sich enger. An einem Hügel gab Arsa schliesslich den Befehl zum Anhalten. Er ritt zuoberst auf die Kuppe und blickte über das Land zurück, doch er konnte keine Verfolger sehen. Vermutlich hatten sie, oder wer immer dafür zuständig war, dass sie sich bewegten, beschlossen, dass vier dutzend Söldner, die sich fast in die Hosen pissten vor Angst die Verfolgung nicht wert waren. Dennoch ritten sie weiter, in Richtung Nordosten.
If you're going through hell, keep going.

Die Menschen drängten sich dicht an dicht und die Dorfbewohner versuchten panisch in den Turm zu fliehen. Die Soldaten, die bis jetzt überlebt hatten, bildeten einen Halbkreis um den Turm herum und hatten die Schilde erhoben. Armelion hielt eine Hand erhoben und eine Fontäne aus silbernem Licht schien aus seiner Handfläche zu schiessen, bevor es zu Boden sank und eine weite Kuppel um den Turm bildete. Die Untoten stürmten immer wieder dagegen an, konnten die Barriere aber nicht durchbrechen.
"Steapa!", rief Armelion und schaute sich nach dem Offizier um. Sekunden später brach der Mann aus den Reihen der Soldaten und rannte auf den Elfen zu. "Es sind zu viele. Ich werde euch von hier wegbringen. Berichte Durien was hier geschehen ist und bring die Menschen in Sicherheit!"
Der Offizier nickte. Sein Gesicht war bleich vor Furcht, doch der Mann behielt die Nerven.
"Geh zurück zu den Soldaten und den anderen Menschen. Sag ihnen sie sollen sich so dicht zusammendrängen wie möglich."
"In Ordnung!" Der Offizier stürmte davon und trieb die Menschen mit lauten Rufen zusammen. Nach wenigen Minuten standen sie dicht zusammengedrängt vor dem Elfen. Er hob die linke Hand und richtete sie auf die Menschen. Gleichzeitig konzentrierte er sich auf sämtliche Energievorräte, die er in seinem rechten Arm gespeichert hatte. "Nor ar-auta a' varna!", sagte er leise und Dunkelheit breitete sich innerhalb der silbrigen Kuppel aus. Er fühlte wie der Zauber rasend schnell die Energievorräte aufzehrte und er schloss die Augen. Die Dorfbewohner wimmerten vor Angst und einige wollten aus dem Zauber ausbrechen, doch er drängte sie zurück. Bald war es so weit. Die letzten Energievorräte, die er beim Untergang von Vaesna gespeichert hatte, verschwanden und er flüsterte, "Minna!"
Die Schreie verstummten abrupt und Stille senkte sich über das Dorf, doch der Elf war nicht auch verschwunden. Er spürte wie ihn eine Unsichtbare Kraft blockierte und brach den Zauber ab. Die Menschen waren in Sicherheit. Allein das zählte. Er drehte sich um und entdeckte fast sofort die kleine, in einen schwarzen Kapuzenmantel gehüllte Gestalt, die auf einem der Dächer sass. Sie hielt eine Hand auf ihn gerichtet und er fühlte den schwachen Energiestrom, mit dem sie ihn daran gehindert hatte zu fliehen. Er wirbelte herum und rannte in den Turm und schlug die Türe hinter sich zu. Sein schweres Keuchen hallte von den Wänden wieder, doch er liess sich keine Zeit zum ausruhen. Er hob den schweren Riegel hoch und schloss die Türe gerade noch rechtzeitig, bevor etwas schweres gegen die dicken Bretter krachte.
Steapa und die Überlebenden Soldaten tauchten etwa einen Kilometer vor der Stadt Ekain auf. Die Dorfbewohner waren ebenfalls rausgebracht worden. Sie schauten sich erstaunt und ängstlich um. Der Offizier schaute rüber zu Danva und den Rest der Soldaten. Es waren nicht mehr besonders viele übrig geblieben. "Kommt gehen wir zurück zur Stadt! Dort sind wir in Sicherheit!", sagte er mit erschöpfter Stimme und drehte sich um. Sie mussten nur einen kleinen Hügel erklimmen, dann würden sie die Stadtmauern erblicken. Als er sich umdrehte, stockte ihm jedoch der Atem. Der ganze Himmel schien orange zu glühen. Ohne auf die anderen zu warten, rannte Steapa den kleinen Hügel hoch und schaute runter. Die Stadt stand in Flammen. Menschen rannten wild durcheinander und das Wappen von Dara wehte von den Mauern. Starr vor Schock schaute er immer noch runter und erblickte dann einen kleinen Trupp von Reiter, die auf ihn zukam. Er stiess einen Fluch aus und rannte zurück zu dem Knäuel von Dorfbewohner und Soldaten, das sich dicht an dicht am Fuss des Hügel drängten.
"Wo ist der Legat?", rief er und als er keine Antwort erhielt, hob er die Stimme, "WO VERDAMMT NOCHMAL IST DER ELF!?"
"Er ist nicht mit uns aufgetaucht.", erwiederte einer der Reiter. "Er ist zurückgeblieben."
Steapa fluchte und zog sein Schwert. "Bildet einen Verteidigungsring. Die Stadt brennt und ein Trupp Reiter hat uns gesehen. Ich weiss nicht ob sie uns freundlich gesinnt sind oder nicht." Die Soldaten bildeten rasch einen Halbkreis und hoben trotzig ihre Speere. Sie würden ihr Leben teuer verkaufen. Bald schon konnten sie das Hufgetrappel hören und nach wenigen Minuten erschienen die ersten Reiter. In gestrecktem Galopp ritten sie auf die Soldaten zu, zügelten ihre Pferde jedoch vor ihnen. Ein Mann in einer blutbesudelten Rüstung sprang vom Pferd und stiefelte auf sie zu. Auf dem Weg zog er sich den Helm vom Kopf. Es war Gilthen und er sah schaurig aus. Sein linkes Ohr war fort und eine hässliche Schnittwunde zog sich von seiner linken Schläfe bis zum Mundwinkel runter. Blut tropfte in einem steten Strom vom Kinn des Generals in den Halsauschschnitt seiner Rüstung, doch das schien ihn wenig zu kümmern. "Faren ist übergelaufen und mit ihm die gesamte Armee von Dara. Er hat seinen Bruder Graf Dara ermorden lassen und unsere Truppen im Schlaf überrascht. Und dann sind noch diese verfluchten Untoten aufgetaucht. Die Stadt ist verloren. Wir ziehen uns zur Nachtzinne zurück."
"Was ist mit Graf Durien?", fragte Steapa leise.
"Ich habe ihn zuletzt in der Stadt gesehen. Er kämpfte gegen die Untoten und gegen die Soldaten von Dara, doch er wurde in die Zitadelle zurückgedrängt. Ich weiss nicht ob er noch lebt!", erwiederte der General tonlos. "Wir sollten uns so schnell wie möglich auf den Weg machen. Sie werden bald hier sein."
Steapa nickte und schluckte. Faren hatte ihre Armee vernichtet und die Untoten kämpften auf seiner Seite. Sie hatten eigentlich schon so gut wie verloren.

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