"Reven lebt, aber er wurde schwer verwundet. Ein Pfeil traf ihn, bei unserer Flucht und vielleicht hat er sich auch mit der Magie überanstrengt. Caelria hat ihn mit Giftlattich betäubt und den Pfeil rausgeschnitten. Anschliessend hat sie die Wunde ausgebrannt um die Blutung zu stoppen und Kräuter aufgelegt um eine Entzündung zu vermeiden. Er ist noch nicht richtig aufgewacht, aber er hat geschluckt, als wir ihm Wasser eingeflösst haben." Er trat auf sie zu und machte die Fesseln um ihre Hände wieder ab. Sie beherrschte Magie. Sie würden so oder so nichts nützen, wenn sie sich wirklich befreien wollte. "Geht nur runter zu ihm und seht ob ihr ihn aufwecken könnt. Wir bereiten unterdessen ein kleines Mahl vor."
Seine Freundlichkeit war nicht gespielt. Er misstraute der Frau zwar und das Lange Messer hielt er immer noch in der Hand, aber vielleicht konnte sie Reven helfen. Immerhin schien sie den Mann zu kennen. Das Risiko, dass sie ihn umbrachte, war also relativ klein. Caelria nahm den Pfeil von der Bogensehne und warf ihm einen skeptischen Blick zu. Durien erwiderte nichts, sondern hob die beiden gerupften Vögel auf. "Hast du zufälligerweise auch noch Kräuter und Salz dabei?", fragte er mit einem Grinsen. "Ich sterbe gleich vor Hunger."
Die Jägerin schüttelte den Kopf und warf ihm einen kleinen Beutel zu. "Da ist alles drin was du brauchst. Ich geh und erkunde die Gegend. Behalte die Frau im Auge!"
Durien nickte und stieg ebenfalls in die kleine Höhle unter der Eiche runter. Ein kleines Feuer prasselte lebhaft vor sich hin und hatte den kleinen Hohlraum behaglich aufgewärmt. Durien spiesste die Vögel auf einem Spitzen stock auf und hielt sie übers Feuer. Sein Bauch knurrte schon vor Hunger. Das ist auch kein Wunder, dachte er. Neugierig betrachtete er die Frau, die sich neben Reven niedergekniet hatte. Würde sie ihn heilen oder nur die Wunde untersuchen?

Reven sah nicht gut aus, aber immerhin hatte er kein Fieber. Sie war keine Heilerin. Zwar kannte sie sich recht gut mit Kräutern aus, aber diesbezüglich hatte die Elfe bereits getan, was ohne aufwendige Zubereitung machbar war, und ansonsten konnte sie nicht viel für ihn tun, denn ihre magischen Fähigkeiten beinhalteten keine Heilmagie.
Allerdings schloss sie die Augen und streckte ihr Wesen nach ihm aus. Sie spürte, dass er da war, unbewusst zwar und irgendwo am Rande eines Traumes schwebend, aber er war da und nicht völlig bewusstlos. Sie spürte seine Unsicherheit und den Schmerz am Rande seiner schwachen Wahrnehmung und umfing ihn mit Ruhe und Wärme. Nach einer Weile ging die Ruhe auf ihn über, sein Atem wurde langsamer und tiefer und er ging von dem Zwischenzustand in einen sanften Schlaf über.
Sie richtete sich auf und bemerkte, dass Durien sie beobachtete. "Er schläft", sagte sie. "Und es ist besser, wenn es noch eine Weile so bleibt."
Sie setzte sich zu Durien ans Feuer. "Ihr wisst also nicht, ob irgendjemand von Euren Leuten überlebt hat", sagte sie. "Und vermutlich wisst ihr auch nicht, wo ihr jetzt hin gehen soll, oder?"
If you're going through hell, keep going.

Durien wendete die Vögel einmal und blickte dann zu ihr auf. "Ich werde jetzt zur Nachtzinne gehen und an Soldaten zusammenkratzen was ich kriegen kann. Ich denke Faren wird die Stadt bald angreifen und es sind nicht mehr viele Männer dort. Gilthen hat fast alle hierher gebracht. Ausserdem hat die Stadt eine grosse symbolische Bedeutung. Wer sie hält, ist gleichzeitig im Besitz des Thrones der Nachtzinne.", erwiderte Durien und holte eine Prise Salz aus dem Beutel, den Caelria ihm gegeben hatte. Probehalber streute er es über die Vögel und hielt sie wieder über das Feuer. Normalerweise hatte er immer Bedienstete gehabt, die so etwas für ihn erledigt hatten. Allerdings hatte er schon Wild selbst zubereitet, dass er selbst erlegt hatte, also hatte er schon ein wenig Erfahrung im Kochen. Er vertrieb die Gedanken von Essen und konzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt.
"Oder habt ihr einen anderen Vorschlag?" Ihm war ihre Wortwahl nicht entgangen. Wollte sie ihm ihre Hilfe anbieten? Oder war es nur Zufall gewesen, dass sie so gesprochen hatte?

Sie holte tief Luft, biss sich dann aber auf die Unterlippe und schwieg erstmal. Es war nicht an ihr, das zu entscheiden. Sie konnte einen solchen Beschluss nicht fassen, nicht sie alleine. Zumindest irgendjemand sonst musste noch dafür sein. Der Fischer. Oder Reven. Aber Reven schlief, und der Fischer war weit weg, so wie auch die anderen. "Ich kann Euch nichts versprechen", sagte sie schliesslich. "Aber ich denke, dass ihr Hilfe bekommen werdet. Keine Soldaten. Aber Leute die Euch mit ihren Fähigkeiten nützen können. Überhaupt solltet ihr jede Kraft, die ihr bekommen könnt einsetzen, jeden Bauern, jede Frau, jedes Kind. Sie sind keine Soldaten, aber auch sie können eine Stadt verteidigen, wenn sie daran glauben, das richtige zu tun. Die Bevölkerung hat Euch lieber als Eure Feinde. Zieht sie ganz auf Eure Seite, in dem Ihr ihnen zeigt, wer der Feind wirklich ist. Sie werden leiden. Aber das tun sie im Krieg so oder so."
Sie sah Durien an. "Ich kann nicht hier bleiben, ich muss die Hebel in Bewegung setzen, um Eure Unterstützung zu garantieren, so schnell wie möglich. Könnt ihr für Reven sorgen?"
If you're going through hell, keep going.

"Ja, ihm wird es an nichts mangeln. Und wegen eurem Angebot, ich werde es dankend annehmen.", fügte er hinzu und riss dann ein Bein vom einem der Vögel ab. Es war mittlerweile gar und er drückte es ihr in die Hand. "Esst was und wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich euch gern einen Name geben. Einfach damit ich euch in Zukunft vernünftig ansprechen kann.", fügte er mit einem Zwinkern hinzu und biss dann in das zweite Bein des Vogels.


"Karliah wäre ein guter Name für euch, denke ich mal. Wenn ihr den alten Dialekt von Tyre und den anderen Inseln versteht, könnt ihr auch seine Bedeutung herausfinden.", fügte er mit einem Lächeln hinzu. Er verspeiste den Rest des Vogelbeines und legte dann den zweiten Vogel und den Rest des ersten Nahe des Feuers, so dass sie warm blieben. Sie hatte ihm Hoffnung gemacht. Vielleicht würden sie es wirklich schaffen, den Schwarzmagier zu besiegen. Auch wenn ihre Mittel jetzt klein waren. "Kar" bedeutete im alten Dialekt von Tyre Funke und "liah" Hoffnung. Sie hatte ihm in dieser Düsternis wirklich einen Funken Hoffnung gebracht. Deswegen fand er der Name passe zu ihr.
Kurze Zeit später kam Caelria zurück. Ein toter Hase baumelte an ihrem Gürtel. Sie kroch ebenfalls in die Höhle, in der es mittlerweile sehr eng wurde. "Wir werden morgen früh aufbrechen. Ich habe Spuren von Suchtrupps gefunden und zwei erschlagene Soldaten im Livree der Nachtzinne.", fügte sie mit leiser Stimme hinzu. "Ihre Köpfe waren beschädigt. Immerhin das ist ein Trost." Sie wandte sich an die Frau. "Seid vorsichtig. Ein Pferd kann man von weit her hören."

"Ihr habt recht", sagte sie. "Es wird das beste sein, wenn ich so bald wie möglich wieder gehe."
Sie würde ebenso lange brauchen, um zurück zur Wächterin zu kommen, wie sie hierher gebraucht hatte. Und nur Mavya konnte einen neuen Ruf losschicken. Dann kam es darauf an, wie lange der Rat brauchte, um sich zu versammeln. Und was sie beschliessen würden.
Sie stand auf. "Danke für den Namen", sagte sie zu Durien. "Ich hoffe, wir werden uns wieder sehen."
Sie nickte auch der Elfe zum Abschied zu, dann verliess sie die Höhle, stieg auf das Pferd um ritt wieder davon, nach Nordwesten.
If you're going through hell, keep going.

Fassungslos starrte Armelion die Mauern von Ekain an. Es stieg immer noch Rauch über der Stadt auf. Die Wappen von Dara flatterten im Wind und von Osten kam ein gewaltiger Zug von Männern durch den Schnee gestampft. Über den Neuankömmlingen wehten die Banner von Avedis und Cadogan. Eine Gesandtschaft unter dem Wappen von Dara ritt ihnen entgegen. Der Elf schaute sich um. Überall arbeiteten Soldaten und schafften tote Körper weg. Sie schienen sie aufzuteilen. Eine kleiner Haufen von Toten wurde unweit des südlichen Tores aufgestapelt. Die Meisten wurden jedoch fein säuberlich in Reihen auf einem freien Feld aufgereiht.
Niemand schien die einsame Gestalt auf dem Hügel östlich des der Stadt gesehen zu haben. Armelion kniete auf den Boden nieder. Was war hier bloss geschehen? Wo waren die Wappen der Nachtzinne und von Tyre? Plötzlich entdeckte er eine breite in den Schnee getrampelte Spur. Er stand wieder auf und folgte ihr mit vorsichtigen Schritten. Waren sie hier entlang geflohen. Etwas kleines braunes lag etwa zehn meter vor ihm im Schnee. Er bückte sich und hob es hoch. Es war eine kleine Stoffpuppe. Ein Kind musste es auf der Flucht verloren haben und den Spuren nach zu urteilen, waren viele Menschen hier entlang gekommen. Er musste ihnen folgen. Er stieg den von der Stadt abgewandten Seite des Hügels hinunter und folgte der Spur. Sie führte gegen Nord-Nord-Ost, also im geraden Weg zur Nachtzinne. Er verfiel in einen kräftesparenden Lauf. Die Spur sah nicht besonders alt aus. Höchstens ein oder zwei Tage. Wenn er Glück hatte würde er sie gegen Ende des zweiten Tages eingeholt haben.

Arsa
Als es Mittag wurde, fanden sie eine Strasse, eigentlich war es eher ein ausgetretener Weg im Schnee, über den schon gelegentlich ein Wagen gefahren war. Ihm folgten sie eine Weile lang am Rand einer Geländestufe, die hier parallel zum Fluss verlief. Das Ufer unten war bewaldet, gelegentlich reichte der Wald auch den einige dutzend Meter hohen Abhand hinauf.
Arsa's Magen knurrte. Den anderen ging es nicht besser. Diejenigen, die nach Ekain zurückwollten, waren am Morgen gegangen, kurz darauf hatten auch sie die Lichtung verlassen. Seither ritten sie in langsamem Tempo dem Fluss entlang nach Norden. Sie brauchten etwas zu Essen. Sie brauchten Zelte. Sie brauchten schlicht irgendetwas, um sich warm zu halten, denn es war verflucht nochmal Dezember und überall lag Schnee. Sie hatten kein Geld. Also gab es eigentlich nur einen Weg, sich zu beschaffen, was sie brauchten, das war ihnen allen klar.
Plötzlich ertönte von vorne in der Kolonne ein leiser Pfiff. Die Männer zügelten ihre Pferde, aber Arsa ritt zu den vordersten Männern. Einer deutete nach vorne. Hinter einer kleinen Kuppe des Hügelzugs lag ein Dorf, etwa auf ihrer Höhe. Ein Pfad führte davon zum Fluss hinunter, wo mehrere Boote vertäut waren. Es war kein sehr grosses Dorf, aber doch ein gutes Dutzend Hütten. Aus den meisten stieg Rauch auf.
"Angreifen?", fragte Stan, dessen Pferd bereits unruhig wurde, als wüsste es genau, was sein Reiter vorhatte.
Arsa nickte langsam. "Aber schlagt nicht gleich alles kurz und klein. Wir können sie ja erstmal fragen." Er grinste. "Vielleicht geben sie uns ja freiwillig, was wir wollen, wer weiss?"
If you're going through hell, keep going.

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