Mavya hob den Kopf und ihre weissen Augen blickten hinauf, als sie die Erinnerung an die alten Zeiten weckte. "Ardel und Arthond", sagte sie, um die Bilder jener Tage zurück zu rufen. "Ardel und Arthond. Brannor erzählte von ihnen." Sie Brannor vor sich, wie er dagestanden hatte an dem Stein, damals bei den Friedensverhandlungen. Sie hörte seine Worte. "Sie waren Märtyrer, die ihr Leben gaben, um das des Mannes zu nehmen, der die Quelle des Schreckens war", gab sie wieder, was er gesagt hatte, dann sah sie wieder Armelion an. "Wir haben sie niemals gesehen, denn wir arbeiteten nicht mit ihnen, wenn wir auch dasselbe Ziel verfolgten. Wir danken ihnen für ihre Tat, die uns eine grosse Hilfe war, auch wenn sie es vermutlich nicht wegen uns getan haben, sondern um die Gunst der Stunde zu nutzen. Aber wir werden dieses Land gegen jeden verteidigen. Diese Menschen hier sollen nicht ein Mittel in den Machtrivalitäten der Elfen sein, egal welcher Seite sie angehören mögen. Die Streite der Elfen sollen unter den Elfen bleiben."
Sie schwieg einige Augenblicke, um ihre Worte wirken zu lassen. Dann fragte sie: "Wisst ihr, wie viele der Schwarzmagier es sind?"
If you're going through hell, keep going.

Armelion schaute sie erstaunt an. Kannte sie Brannor? Zumindest hatte sie mit ihm gesprochen, aber das tat zur Zeit nichts zur Sache. Er schüttelte den Kopf als Antwort auf ihre Frage. "Nein, aber ich kann sagen es sind mindestens zwei. Vielleicht wurden noch mehr ausgebildet. Ich weiss es nicht."
Plötzlich platzte ein Bote in die Halle und rief, "Sie sind da! Die Armee des Feindes ist da!"
Durien verabschiedete sich hastig und stürmte hoch auf die Mauer. Wie es sich herausstellte war erst die Vorhut angekommen. Die berittenen Soldaten schwärmten aus und sicherten die Gegend, während die Hauptstreitmacht, die sich wie ein schwarzer Wurm, durch die schneebedeckte Landschaft wand, auf die Stadt zumarschierte. Es würde noch Stunden dauern, bis sie angekommen wären und noch sicher ein oder zwei weitere Tage würden vergehen, bis der Angriff starten würde. Doch der Feind war gekommen. Und es waren deutlich mehr als 15'000. Durien fluchte. "Das sind eher 20'000!", knurrte er.
Armelion blickte die alte Frau an und verbeugte sich leicht vor ihr. "Ich muss mich nun verabschieden werte Dame. Schickt bitte drei oder vier euer Magier zum Torhaus. Ich bin auf dem Dach und bereite die Barriere vor." Er nickte ihr noch einmal zu und verschwand, nur um im nächsten Augenblick wieder auf dem Torhaus aufzutauchen. Dort setzte er sich an die Mauer gelehnt hin und legte die Fingerspitzen aneinander. Er zögerte einen Moment, doch dann schüttelte er den Kopf. Er musste den Zauber aktivieren. Ansonsten würden die Schwarzmagier vielleicht die Untoten mit einem Zauber in die Stadt hineinbringen. Er schloss die Augen und zog einen kleinen Dolch. Er fügte sich einen kleinen Schnitt zu und begann dann die Runen aufzuzeichnen. Anschliessend legte er wieder die Fingerspitzen aneinander und begann die Barriere zu errichten. Die Barriere selbst bestand aus mehreren Zaubern. Der erste hinderte die Untoten daran in die Stadt zu gelangen. Der zweite würde jeden Teleportation von Truppen in die Nachtzinne unterbinden und der dritte würde es den Schwarzmagiern erschweren in die Stadt selbst zu teleportieren.
Er würde sich so wenig wie möglich bewegen und sich nur auf die Barriere konzentrieren. Die anderen würden sich um den Rest kümmern müssen. Ein winziges silbernes Licht entstand zwischen seinen Händen und dann floss ein dünner Faden von der kleinen Energiekugel zwischen seinen Händen runter in die Runen. Die Barriere war errichtet.

Während einige der Magier sich auf den Weg zum Torhaus machten, kniete die Wächterin sich auf den Boden, nahm eine Kohle und zeichnete das alte Muster auf den blanken Steinboden. Sie setzte es mit dem flüssigen Feuer in Brand, hielt ihre Hände darüber und sprach: "Der Feind ist bei der Nachtzinne. Der Tag der Schlacht ist nicht fern."
Ihre Stimme flog über das Grasland und die Wälder, klang wieder in den Köpfen jener, die das Zeichen trugen. Der Mann, der die Dorfbewohner von Süden führte, bedeutete ihnen, anzuhalten. Er seufzte tief, traf eine Entscheidung, sagte ihnen, was geschehen war und dass er sie nun nach Westen bringen würde, damit sie zumindest in Sicherheit waren. Sie wendeten und machten sich auf Weg.
Die Marketendrin hörte den Ruf, als sie Avedis erreichte. Die Stadt lag in den Ausläufern der Berge am Hang eines Hügels. Sie hatte das Pferd in einem nahen Dorf verkauft und sich schäbigere Kleidung besorgt. Ihre Haare waren immer noch leuchtend rot, aber zerzaust und wild, ihre helle Haut von einer feinen Staubschicht von der Strasse bedeckt. Sie war schön, aber auf die Art der einfachen Leute, nicht so edel, wie sie normalerweise wirkte.
In dieser Erscheinung erweckte sie überhaupt kein Aufsehen. Der Krieg hatte Avedis nicht erreicht, sondern war weit an der Stadt vorübergezogen, und so strömte nach wie vor ein stetiger Fluss von Leuten in die Stadt und hinaus. Die Marketenderin gelangte unbehelligt hinein. Sie ging die Strassen hinauf, bis sie an einem Reihenhaus in einer schmalen Seitengasse an die Tür klopfte. Eine füllige Frau öffnete die Türe, sah sie an und fragte: "Was möchtest du, Mädchen?"
"Ich bin krank, Frau Heilerin", antwortete die Marketenderin. "Meine Familie schickte mich hierher, um die Krankheit zu heilen."
"Was ist deine Krankheit, Mädchen?", fragte die Heilerin.
"Ich habe schreckliche Albträume", sagte sie. "Ich träume von einem Käfig aus Knochen."
Die Heilerin bat sie herein, ohne das Gesicht zu verziehen. Als sie die Türe geschlossen hatte, sagte sie: "Knochen bedeuteten dieser Tage auch nicht mehr, was sie einmal waren. Zeig mir deine Hand."
Die Marketenderin hielt ihre Linke hin. Die Heilerin machte ein Zeichen darüber und die unsichtbare Tätowierung glühte hell auf.
Arsa rief die Bauern, die ihm von dem anderen Dorf gefolgt waren in die Siedlung und wies ihnen einige der Häuser zu, die die Leute, die hier wohnten, ohne grossen Widerstand räumten. Niemand leistete Widerstand, wenn einem ein Schwert an die Kehle gehalten wurde, zumindest nicht, nachdem die Schärfe des Schwertes am Hals des ersten, der sich doch gewehrt hatte, demonstriert worden war. Arsa und die Söldner quartierten sich in den restlichen Häusern ein. Am Abend liess er ein Feuer auf dem Dorfplatz entzünden und einige der jungen Männer gegeneinander kämpfen, oder besser gesagt befahl er Mavi und Bren, sie gegeneinander kämpfen zu lassen. Die Söldner schlossen Wetten darüber ab, wer gewinnen würde und Arsa warf dem Sieger ein Stück Fleisch zu. Als er verwirrt dreinsah, weil er noch nicht so halb verhungert war, wie Mavi und Bren es gewesen waren, trat Mavi ihm in den Bauch und brüllte ihn an, er solle gefälligst Dank zeigen und sich geehrt fühlen, wenn der Hauptmann ihm etwas gebe. Hier habe man zu gehorchen!
Später am Abend beobachtete Arsa, wie ein kleiner Junge Mavi am Arm zupfte. Mavi reagierte ungehalten, aber der Junge flüsterte beharrlich: "Vater will dich sprechen", bis Mavi nachgab und mit ihm mitging. Arsa wollte wissen, was da geschehen würde, erhob sich und folgte den beiden unbemerkt. Mavi betrat eine Hütte und schloss die Türe, doch durch die offene Fensteröffnungen hörte Arsa, was darin gesprochen wurde. Der Vater fragte Mavi, warum er für die Söldner arbeite, die doch so schlecht zu ihnen waren, ihnen alles wegnahmen und sie dann zwangen, mit ihnen zu gehen. "Du verstehst nichts!", rief Mavi ungehalten. "Die Söldner haben uns vor dem Krieg gerettet. Ihr solltet dankbar sein, anstatt solche Lügen zu sagen!"
"Wie sprichst du mit mir?", fragte der Vater wütend.
"Ich spreche, wie ich will", sagte Mavi und Arsa hörte ihn ausspucken. "Ich bin ein Söldner, du nur ein verdammter Bauer, also halt den Mund, oder ich schlitz dir den Bauch auf!" Damit verliess er das Haus und schlug die Türe hinter sich zu.
Arsa grinste selbstgefällig und pisste an die Hausmauer, bevor er zum Feuer zurückkehrte.
If you're going through hell, keep going.

Es war so weit. Dara, Avedis und Cadogan hatten ihre Soldaten aufgestellt und in fünf Blöcke unterteilt. Jede dieser Gruppen fasste an die 2000 Mann. Auch dort hatte sich Gilthen verschätzt. Avedis und Cadogan hatten die Zeit in der Durien und Armelion gegen die Vaesna und Ekain kämpften offensichtlich nicht ungenutzt verstrichen lassen und Soldaten angeheuert und ausgebildet.
Durien stand auf einem der Türme und schaute runter auf die feindlichen Soldaten. Auch ohne die Untoten waren es genug um sie zu überwältigen. Er brachte nur 2000 Mann auf und 700 waren Zivilisten mit Armbrüsten. Im Nahkampf würden sie so gut wie unbrauchbar sein. Er würde um so härter kämpfen müssen. Er schaute zu seiner linken und blickte in Gilthen grimmiges Gesicht. Der General hatte die Zähne aufeinander gebissen und seine Hände krampften sich um die Zinnen. Durien trat zurück und blickte dann hoch zum Himmel. Dicke Wolken verdeckten die Sonne und ein frischer Wind wehte ihnen den fallenden Schnee ins Gesicht. Der Graf ging zur linken Seite des Turmes und schaute runter zu den Soldaten sie wirkten unruhig und schienen sich zu fürchten. Was auch kein Wunder war. Gegen eine solche Übermacht würden sie kaum bestehen können.
Durien blickte zu Armelion und nickte ihm zu. Der Elf nickte ihm zu und Durien spürte wie die Magie seine Stimme verstärkte. "Männer!", rief er. "Heute habe ich die Ehre euch in die Schlacht gegen die rebellischen Grafen und den elfischen Schwarzmagier zu führen. Ich glaube nicht an unsere Niederlage, auch wenn sie uns an Zahlen überlegen sind. Das zeigt nur, dass sie sich nicht trauen gegen Soldaten wie euch zu kämpfen.
Ich glaube fest an unseren Sieg. Wir haben uns auf diesen Augenblick vorbereitet. Sie glauben nicht dass wir gewinnen können, lasst uns sie eines besseren belehren. Seite an Seite werden wir den Feind zerschmettern. Man wird sich noch in tausenden von Jahren an eure Namen erinnern. Die letzten treuen Soldaten, die sich gegen einen übermächtigen Feind gestemmt und ihn getötet haben."
Der tiefe, klagende Ton eines Kriegshorns unterbrach Durien und er blickte raus auf die Ebene. Die Soldaten stürmten auf die Stadt zu. "Zieht eure Waffen und schickt diese Bastarde zu ihren Vorvätern!", schrie der Graf und hob dann einen Bogen, der gegen die Zinnen gelehnt war.
Armelion löste den Zauber von Durien und konzentrierte sich wieder auf die Barriere. Bis jetzt hatten die feindlichen Magier erst einmal probiert sie zu brechen, doch nicht wirklich ernsthaft. Sie hatten bloss ausgekundschaftet wo die Schwachstellen lagen. Er schloss die Augen wieder und liess den Energiestrom weiterfliessen. Plötzlich schlug etwas wie eine gigantische Faust gegen die Barriere. Ein kreischendes Geräusch wie das von sich verbiegendem Metall scholl durch die Luft, doch die Barriere hielt stand. Armelion verstärkte den Energiefluss und das Geräusch verklang so rasch wie es gekommen war. Der magische Ansturm ging noch für eine Sekunde weiter und brach dann ab. Der Elf atmete tief aus und versuchte sich zu entspannen. Er würde noch viele solcher Angriffe abwehren müssen. Ein paar der Magier, die gekommen waren standen ebenfalls auf dem Turm, doch wo der Rest war, wusste er nicht. Doch das sollte ihn nicht interessieren. Er musste sich nur auf die Barriere konzentrieren, jedenfalls hoffte er das.

Die Wächterin stand auf dem Turm neben Durien und Armelion. Ihre eigenen Augen mochten blind sein, doch nun sah sie durch die Augen vieler Leute. Sie hatte ihren Geist durch einen Zauber mit den Geistern aller Magier des Rates verbunden, die hier waren, auf der Mauer verteilt. Einige von ihnen hatten Kräfte, die ihnen auch gegen die Schwarzmagier helfen würden, aber die meisten konnten lediglich die Soldaten im Kampf unterstützen. Sie war es, die gegen die Magier antrat, gemeinsam mit der Hand voll, die hinter ihr stand. Ihre Kraft war anders als die der Elementmagier.
Sie liess ihren Blick über die Ebene schweifen. Sie war nicht wirklich blind. Sie sah nur nicht mit den Augen. Dafür nahm sie andere Dinge wahr, Dinge, die den meisten verborgen blieben. Sie brauchte nicht lange, um den ersten Schwarzmagier ausfindig zu machen. Er war nicht sehr stark. Sie suchte weiter und fand zwei andere, von der Kraft her vergleichbar. Sie waren gleich dunklen Punkten in dem Heer von Menschen, dunkler noch als die Untoten, schwarze, hungrige Löcher. Die Wächterin beobachtete sie und wartete.
Als der Angriff begann, spürte und hörte sie in Gedanken die Pläne derer, die die Mauern verteidigten. Drei Erdmagier legten ihre Kraft zusammen, ein tiefes Grollen erklang und unter den vordersten Reihen des anstürmenden Heeres öffnete sich ein tiefer Graben. Mehrere Reihen fielen hinein und die Erde schloss sich wieder über ihnen und verschlang sie. Die Wächterin spürte die Anstrengung, die es die Magier gekostet hatte, so viel Erde zu bewegen, aber schwerer noch wog das Entsetzen über das, was sie getan hatten. Menschen lebendig zu begraben. Der Krieg war grausam.
Der Ansturm kam für einige Atemzüge zum stocken, doch dann übernahmen die willenlosen Untoten die Führung und liefen weiter. Sie trugen Leitern mit sich. Eine Salve Bolzen von den Armbrüsten regnete auf sie nieder, doch nur wenig blieben liegen. Sie legten leitern an die Mauer und begannen hinaufzuklettern. Einige der Leitern wurden umgestossen von den Soldaten auf der Mauer, bei den anderen kamen die Untoten bis auf die Halbe Höhe, dann prallten sie an Armelions Schutzwall zurück und fielen zu Boden. Immer mehr Soldaten drängten gegen die Mauern, nun auch lebendige. Auf einer der Leitern kletterten die Angreifer bis fast zuoberst. Eine Magierin, die oben auf der Mauer stand, wartete den letzten Moment ab, dann berührte sie das Holz und die Leiter ging in Flammen auf, die brennenden Männer stürzten schreiend in die Tiefe. Wieder dieses Entsetzen.
Die Schwarzmagier sammelten ihre Macht und griffen erneut Armelions Barriere an, doch er hielt stand. Die Wächterin studierte die Flüsse der Magie, die von den einzelnen Magiern ausgingen und wählte einen aus. Sie kreiste über ihm wie ein Raubvogel und wartete, bis der Angriff abbrach. Dann stürzte sie sich auf ihn. Die Krallen ihres Geistes gruben sich tief in den seinen, dann liess sie die Mauern fallen, die ihre Macht verhüllt hatten und das Licht brach aus ihrer Seele hervor, helles, weisses Licht. Licht zerstört Dunkelheit. So war es immer gewesen. Sie spürte den Schrei des Magiers, als sein Geist in der Helligkeit verbrannte, doch unbarmherzig hielt sie ihn weiter fest, bis die letzte Dunkelheit vertrieben war und sein Körper schlaff zu Boden fiel.
Die Heilerin nahm sie mit in einen Hinterraum. Ein Mann sass dort bereits an einem Tisch. Die Marketenderin nickte ihm zu. Sein Name war Grevnon, der Hirte, und auch er war ein Mitglied des Rates. "Ist der Tänzer noch nicht da?", fragte sie.
"Nein", sagte die Heilerin. "Aber er sollte bald kommen."
Sie setzten sich an den Tisch und schwiegen. Gegen Abend klopfte es erneut. Die Heilerin öffnete und sie hörten ihre Stimme und die des anderen, bis sie auch ihn geprüft hatte und hineinführte. Es war Saddash, genannt der Tänzer. Auch er setzte sich. Grevnon breitete die Hände aus, murmelte einige Worte und zeichnete einen Kreis in die Luft. Dann öffnete er die Augen und sagte: "Wir können nun frei sprechen niemand wird uns hören."
"Grevnon hat mir berichtet, weshalb ihr hier seid", sagte die Heilerin. "Es wird nicht leicht sein, in die Burg zu gelangen. Graf Avedis war schon immer ein misstrauischer Mensch, und seit dem Beginn des Krieges noch mehr."
"Nicht leicht, aber möglich?", fragte der Tänzer.
"Nicht leicht, aber möglich", bestätigte die Heilerin. "Aber ich weiss nicht, ob das auch für euren weiteren Plan gilt. Und selbst, wenn es euch gelingt. Eure Chancen, wieder hinaus zu kommen sind gering."
"Das wissen wir", sagte der Hirte. "Aber es ist der Preis, den wir zahlen, wenn es sein muss. Du kennst die Gesetze dieses Landes. Wenn der Fürst stirbt, wird die Armee aus dem Krieg zurückgerufen, bis ein neuer bestimmt wird, und ein neuer Fürst kann nicht vor Ablauf einer Woche gekrönt werden. Wenn sie dem Gesetz folgen, brechen sie damit mit dem Schwarzmagier. Wenn sie es nicht tun, verlieren sie die Loyalität der niedrigeren Adligen und des Volkes."
In den Stunden darauf arbeiteten sie den Plan aus. Immer wieder neue Ideen wurden aufgeworfen und wieder verworfen. Als sie schliesslich zu einem Ergebnis kamen, war es völlig simpel und genau das, womit die Marketenderin von allem Anfang an gerechnet hatte. Die Männer sahen sie fragend an. Sie seufzte. "Was meint ihr, warum mich die Marketenderin nennt? Es wird nicht das erste Mal sein."
Sie brach am übernächsten Abend auf, alleine. Saddash hatte sich bereits am Vortag in die Burg geschmuggelt, indem er als Ersatz für einen plötzlich "erkrankten" Stalljungen diente. Grevnon würde draussen bleiben und ihre Flucht vorbereiten. Die Marketenderin trug jetzt wieder ihre feinen Kleider, ihre Haare waren frisch gewaschen und gekämmt. Sie trug einen langen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie erreichte das Tor der Burg nach einigen Minuten. Es war geschlossen, aber eine kleine Tür daneben stand offen, bewacht von zwei gelangweilten Soldaten.
If you're going through hell, keep going.

Makaras schaute zur kleineren Gestalt zu seiner linken. Sie hielt den Blick starr auf die Stadt gerichtet. "Hier wirst du dein Opfer haben. Du weisst wen er für dich ausgewählt hat, also zögere nicht."
"Das weiss ich.", erwiderte die kleinere Gestalt heiser. Makaras schnaubte verächtlich. Die Tätowierungen auf seinem Körper begannen zu glühen und die Menschen, die lebendig begraben wurden, begannen sich zu erheben. Zuerst langsam. Die Erde bebte und plötzlich schoss eine Hand aus der Erde. Der Rest des Körpers folgte kurz darauf. Überall geschah das gleiche. Die Toten erhoben sich wieder und reihten sich hinter die restlichen Soldaten auf. Es brachte nichts falls sie angriffen solange die Barriere noch stand. Wie viel Energie hatte der Elf eigentlich noch? Er hielt die Barriere schon seit zwei Tagen aufrecht. Makaras hatte den Elfen schon ausgemacht. Er wusste wo er sich aufhielt, doch noch musste er warten. Er hatte den Befehl für den Angriff noch nicht erhalten. Plötzlich erlosch der Geist eines Lehrlings. Makaras fühlte eine starke Präsenz und tastete vorsichtig danach. Sie kam ihm nicht bekannt vor. Es war nicht der Geist des Elfens. Diesen hatte er in der Erinnerung von der kleineren Gestalt zu seiner Linken genau studiert.
"Wir greifen gemeinsam an. Du blockierst ihn und ich nehme ihn mir vor.", bestimmte er. "Aber zuerst werden wir diese Magier auf dem Turm ablenken. Wir nehmen vier der Lehrlinge mit."
Plötzlich erschien eine Gestalt zu seiner rechten. Makaras zuckte zusammen und griff nach seiner Waffe, doch dann hielt er inne. "Es ist bald Zeit! Sie werden gegen Abend hier sein. Töte Armelion bis dahin!" Mit diesen Worten verschwand er wieder und hinterliess nichts als einen kleinen Rauchschleier, der bald vom Winde verweht war.
Durien stiess einem Soldaten das Lange Messer in die Brust und zog sie mit einem Ruck wieder raus. Der Feind begann Fuss auf der Mauer zu fassen. Gleich einer Flutwelle stürmte er an. Sie waren einfach zu wenige um die ganze Mauer effektiv verteidigen zu können. An den Stellen wo die Magier standen hielten die Soldaten stand, doch die Magier konnten nicht die ganze Mauer abdecken. Er stiess den toten Körper von der Mauer und wandte sich dem nächsten Gegner zu. Mit dem langen Messer parierte er einen Stich und stiess im selben Augenblick selbst zu. Sein Schwert glitt am Kettenhemd ab, doch er drängte weiter vor und stiess den Mann gegen die Zinnen. Bevor Durien sein Messer heben konnte um ihn zu töten, wurde der Gegner von einem Offizier niedergestreckt. Durien warf einen schnellen Blick nach rechts und erblickte Steapa, der mit grimmiger Miene einen Feind nach dem anderen niederstreckte.
Auf einmal wurde etwa 30 Meter vor ihm ein feindliches Banner in die Höhe gereckt. Der Feind hatte einen Abschnitt der Mauer einnehmen können. Nun galt es ihn so schnell wie möglich zurückzudrängen. Er hob eine gespannte Armbrust auf, deren vorheriger Besitzer tot auf dem Boden lag. Ein Pfeil hatte den Schützen ins Auge getroffen. Der Graf hob die Waffe und feuerte auf die dicht gedrängte Menge von Feinden vor ihm. Der Bolzen traf einen Soldaten ihn den Hals und Blut spritzte auf. "ANGRIFF!", schrie er und stürmte los.

Die Schwarzmagier hatten bemerkt, dass sie einen aus ihrer Mitte genommen hatte. Einige von ihnen näherten sich ihrem Geist und versuchten ihn abzutasten, aber sie stiessen auf Mauern, so glatt wie Marmor. Nur zwei von ihnen rannten dagegen an, die übrigen zogen sich zurück und versuchten, sie im geistigen Auge zu behalten. Die Wächterin liess die Angreifer einmal abprallen, dann öffnete sie einem von ihnen ein Tor im Wall ihres Geistes, umkränzt von grünen Ranken. Sie spürte sein Zögern, doch er trat ein und gelangte in einen goldgrün schillernden Wald. Die Ranken schlossen sich hinter ihm und fingen ihn ein in einen Traum, der ihn vergessen liess, was zuvor geschehen war. Mit dem zweiten Magier machte sie dasselbe, nur dass sie ihn an eine Quelle schickte. Dann wandte sie sich wieder den übrigen zu, die sich verwirrt fragten, warum die Verbindung zu ihren Kollegen plötzlich abgebrochen war.
Danva wurde zurückgedrängt, so sehr sie sich auch versuchten, gegen den Feind zu stemmen, der ein gutes Stück Mauer erobert hatte. Er schlug zu, doch sein Schlag glitt am Schild des Gegners ab und er schaffte es nur knapp, seinen eigenen Kopf hinter dem Schild in Sicherheit zu bringen, als der andere zustach. Wieder holte er aus und diesmal spiesste er die Eingeweide des Feindes auf, doch dahinter kam schon der nächste. Plötzlich hörte er eine ruhige Stimme hinter sich: "Tritt zurück!"
Er tat es, und im nächsten Moment schrie die Stimme ein Wort. Etwas raste den Wehrgang entlang, zerschmetterte die Knochen der feindlichen Soldaten und katapultierte sie hoch in die Luft, bevor es auf der anderen Seite des verlorenen Mauerabschnittes zum Stillstand kam. Die Söldner zögerten keinen Moment, sondern nahmen die freigewordene Mauer wieder unter beschlag, bevor der Feind nachdrängen konnte, nur Danva drehte um. Der Magier war ein unscheinbarer Mann mit braunem Haar, sein Gesicht war vor Anstrengung verzerrt und er schien sich kaum aufrecht halten zu können. Danva fasste ihn an der Schulter. "Das war genial! Aber du solltest dich zurückziehen und sehen, dass du wieder zu kräften kommst, bevor sie dich hier umbringen!"
Reven nickte und ging zur nächsten Treppe, stolperte hinunter und liess sich mit dem Rücken gegen eine Mauer gelehnt zu Boden sinken. Die Wunde an seiner Seite schmerzte, aber er wusste, dass er wieder hinaufgehen würde, sobald er einigermassen genug Kraft gesammelt hatte, um überhaupt etwas zu nützen. Diese Art von Zauber war extrem anstrengend, denn er musste dabei einerseits sehr viel Luft bewegen, und sie andererseits fixieren, damit sie nicht einfach an den Soldaten vorbeizog. Aber es war effektiv.
"Halt", sagte einer der Soldaten, als sie durch die Türe gehen wollte. "Was willst du hier?"
Sie hob den Kopf, sodass Licht auf ihr Gesicht fiel. "Man hat mich gerufen."
Er musterte sie gelangweilt aber nicht ganz ohne Interesse. "Wer hat dich gerufen?"
Sie liess ihren Blick auf ihm ruhen und lud ihn dazu ein, sein Interesse bezüglich ihrer Gestalt noch etwas zu erweitern. "Der Hofmeister hat mich eingeladen am heutigen Abendmahl des Grafen teilzunehmen."
Ein Grinsen hob den rechten Mundwinkel des Mannes. Er streckte die Hand aus und hob ihr Kinn. "Schade, schade. Was für eine Schande, dass ein solch hübsches Ding wie du nur ein bisschen Dekoration sein soll."
Sie lächelte, trat auf ihn zu und flüsterte ihm ins Ohr: "Wer weiss, wenn du genug Geld hast, komme ich vielleicht morgen zu dir. Aber man sollte den Hofmeister nicht warten lassen, oder was meinst du?"
"Was ich meine?", fragte er grinsend. "Oh, ich meine..."
"Achtung!", sagte sie. "Schau, da kommt ein Diener. Der soll mich sicher hier abholen."
Schnell trat der Soldat zurück und liess sie los. Tatsächlich kam ein Mann in Hofkleidung auf das Tor zu. "Ah, da seid ihr. Beeilt euch, das Abendessen beginnt gleich."
Die Wachen liessen sie widerspruchslos durch und sie folgte dem Mann. Als sie den Hof überquerten schloss sie zu ihm auf. "Wirst du beim Essen dabei sein?", fragte sie leise. "Ich werde servieren", antwortete Saddash. Seine Verkleidung und sein Benehmen war perfekt, selbst sie hatte einen zweiten Blick gebraucht, bis sie sich sicher gewesen war, dass er es war. Er war ein guter Schauspieler. "Die Frau des Grafen wird anwesend sein", murmelte er, während sie die Stufen zum Palas emporstiegen. "Lass dich nicht davon irritieren. Aber vor der Mätresse solltest du dich in Acht nehmen."
Sie lächelte nur und sie traten ein.
If you're going through hell, keep going.

Durien krachte gegen den Schild eines Gegners und stiess ihn zurück. Doch sofort musste er drei schnellen Streichen von weiteren Feinden ausweichen. Er wollte sich wieder gegen den Wall aus Schilden werfen, als ihn eine Hand zurückhielt. "Bleibt zurück.", knurrte Steapa und hob einen Krug. Aus der Öffnung ragte ein brennender Lappen. Die gegnerischen Soldaten realisierten was passieren würde, doch es war bereits zu spät. Mehrere Feuerkrüge prallte in ihre Reihen und mit einem wütenden Fauchen griffen die Flammen um sich. Schreiend stürzten sich einige von der Mauer um dem Feuer zu entkommen. Einige versuchten noch einen Soldaten der Nachtzinne mit in den Tod zu reissen, doch sie wurden von Speeren durchbohrt bevor sie irgendwen verletzen konnten. Als die Flammen langsam wieder verschwanden stürmten die Soldaten vor um die Lücke zu schliessen und die Leitern umzustossen. Überall entlang der Mauer wurden Feuerkrüge runtergeworfen. Mit einem hellen Klirren zerbarsten die tönernen Gefässe und was folgte war ein Chor von Schmerzensschreien.
Die Ballisten feuerten ununterbrochen die riesigen Stahlbolzen in die Menge und rissen dutzende von Soldaten in den Tod. Plötzlich erklangen zwei klagende Hornstösse und die feindlichen Soldaten zogen sich zurück. Das Feld vor ihnen war übersät mit Toten und Verwundeten. Die Toten blieben allerdings nicht lange liegen, die meisten erhoben sich wieder und gesellten sich zu den anderen Untoten, die in einer drohenden Linie vor den Stadtmauern warteten. Sie blieben gerade ausserhalb der Schussweite und sie bildeten den weitaus grösseren Teil der Streitmacht.
Armelion sass noch immer an der gleichen Stelle und hielt die Barriere aufrecht. Er wusste, sobald der Schild fiel, wäre die Schlacht so gut wie verloren. Plötzlich tauchten vor der Armee der Untoten fünf Gestalten auf. Allesamt waren in dunkle Kapuzenmäntel gehüllt. Wie auf ein stummes Kommando hoben sie die Hände und begannen zu sprechen. Trotz des Schlachtenlärms konnte Armelion sie verstehen. Sie griffen in die Barriere und füllten sie mit ihrem Willen und dann sprachen sie den Zauber. "Tinechor breitha, gweria lîn heru!" Das Geräusch von splitterndem Geräusch erfüllte die Luft und übertönte alles andere. Der Elf zückte ein Messer, doch bevor er die Runen neu aufzeichnen konnte spaltete etwas mit einem knirschen seine Rüstung und nagelte ihn an die Zinnen. Die Barriere hatte sich gegen ihn gewandt. Etwas ähnliches wie ein gläserner Speer war aus dem Runenkreis geschossen und hatte ihn wie einen Fisch aufgespiesst. Warm lief sein Blut über seinen Bauch runter. Er hatte den Feind unterschätzt. Niemals hatte er sich träumen lassen, dass sie fünf so mächtige Schwarzmagier gegen sich haben würden. Doch das machte eigentlich auch Sinn. Er erinnerte sich an den Tag an dem er Ran das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte ihm gesagt dass kein Magier in der Lage war mehr als 15'000 Tote auf einmal zu erwecken. Wie hatte er das vergessen können? Aber wieso fünf? Es hätten drei sein sollen! Hatte sie die anderen zwei versteckt gehalten?
Mit einem Stöhnen schlossen sich seine Hände um den gläsernen Speer. Die Wunde war gefährlich. Die Waffe hatte ihn knapp unterhalb des Brustkorbes getroffen und war danach schräg nach oben gedrungen. Sie hatte seinen rechten Lungenflügel verletzt. "Rückzug!", keuchte er zur alten Frau. "Rückzug zum zweiten Ring." Der zweite Ring war höher als der erste und kürzer. Sie würden ihn besser bemannen können. Anschliessend versuchte er die Waffe zu zerbrechen, doch es gelang ihm nicht. Schwarze Punkte erschienen vor seinen Augen. Bald würde er ohnmächtig werden. Er musste diese verfluchte magische Waffe aus seinem Brustkorb ziehen. "Nuquerna!" Mit einem klirrenden Geräusch zerbarst der Schaft der Waffe und er rollte schlaff zur Seite. Keuchend stemmte er sich auf die Knie hoch und packte den zersplitterten Schaft der Waffe. Mit einer langsam Bewegung begann er sie aus seinem Körper zu ziehen. Es fühlte sich so an als ob eine glühende Klinge in seinem Körper steckte. Falls er genug Luft gehabt hätte, hätte vor Schmerzen geschrien, doch so wie es jetzt war, konzentrierte er sich auf einen Zauber um die Schmerzen auszublenden und um sich wachzuhalten. Mit einem Ruck zog er den letzten Rest des gläsernen Speeres aus sich raus und ein einzelnes Wort kam über seine Lippen. "Nesta!" Er leitete die Energie zum zerschundenen Fleisch, welches sich sofort die zerstörten Zellen abbaute und ersetzte. Nach wenigen Sekunden hatte sich die Wunde geschlossen und er holte einmal tief Luft. Als der Sauerstoff seine Lungen füllte verschwanden die schwarzen Punkte vor seinen Augen und er konnte wieder klarer denken. Doch bevor er aufstehen und sich die Lage ansehen konnte tauchte ein halbes dutzend feindlicher Magier auf dem Turm auf. Vier von ihnen stürzten sich sofort auf je einen anderen Magier und die anderen beiden stürzten sich auf Armelion. Der Elf sprang auf, doch der erste Angreifer schwang einen gewaltigen Streithammer in seine Richtung und er musste sich sofort wieder ducken. Dies nutzte die zweite kleinere Gestalt und berührte ihn leicht mit der Hand. Im nächsten Moment waren alle beide inklusive Armelion verschwunden.

Die Barriere war gebrochen, was bedeutete, dass nun auch die Untoten freie Bahn zu den Mauern hatten. Noch waren sie am anmarschieren, aber es würde nicht lange dauern, bis sie die Leitern erreichten. Das war allen klar. Die Wächterin spürte das Entsetzen der Magier. "Zurück!", befahl sie ihnen. "Sorgt dafür, dass alle auf den zweiten Ring kommen!"
Dann wandte sie sich den Schwarzmagiern zu, die sie und die anderen Magier angegriffen hatten. Sie fixierte den ersten mit ihren blicklosen Augen, und attackierte seinen Geist so heftig, dass er alle seine Konzentration darauf verwenden musste, sich zu schützen, sodass seine Bewegungen völlig erlahmten. Es war kein Kampf der Messer und keiner der Blitze, es war nur ein Kampf der Seelen, zwischen Dunkelheit und Licht. Schliesslich zwang sie den Magier in die Knie und tötete ihn, indem sie alle Schwärze aus ihm brannte, und ihn damit vernichtete, denn sein Geist war schon völlig der schwarzen Magie anheim gefallen. Er fiel unter grauenhaften Schreien in sich zusammen, woraufhin die anderen drei flohen. Die Magier des Rates lebten noch, nur einer war durch eine Klinge verletzt worden.
Die Angreifer waren jetzt dem Torturm sehr nahe. Die Maiger flohen über die Treppe und liefen die Gassen hinauf zur zweiten Mauer, den Feind dicht hinter sich. Einige Bolzen zischten nahe an ihnen vorbei, doch sie wurden von einem der Magier, die bereits auf der Mauer waren abgelenkt. Man liess sie ein und verbarrikadierte das Tor hinter ihnen. Sofort lief die Wächterin hinauf auf den Wehrgang. Die Angreifer würden einige Zeit brauchen, bis sie das äussere Tor geöffnet hatten, um die Leitern hinein zu schaffen, die sie brauchten, um die inneren Mauern zu erklimmen. Die Wächterin rief die vier Magier, die sich hinter sie gestellt hatten, auf sie zu unterstützen, breitete die Arme aus und begann zu singen.
Es war ein altes Lied, geschrieben in der Sprache der Menschen, keine mystischen Klänge eines fremden Volkes. Jeder Soldat auf der Mauer konnte den Text verstehen und mitsummen, und doch, oder vielleicht gerade deswegen war das Lied durchdrungen von Magie. Alter Magie. Anders als die der Elementmagier und anders als die der Schwarzmagier. Es war weisse Magie. Lichtmagie. Sie schuf eine neue Barriere um die Mauer, einen geistigen Wall wie der, den der Elf gewirkt hatte, aber von anderer Natur. Diese Mauer war konzentriertes Licht, zusammengelenkt aus der Umgebung, die dadurch in einen Dämmrigen zustand fiel. Sie bestand nicht aus Energie, die Energie, die benötigt wurde, um sie aufrecht zu erhalten war diejenige, die es brauchte, um das Licht abzulenken. Aber auch wenn sie von der Struktur anders war, erfüllte sie den selben Zweck wie die des Legaten: die schwarze Magie, und damit auch die Untoten, die von ihr belebt waren, aufzuhalten, indem sie die Dunkelheit füllte. Die Untoten würden in dem Moment, indem sie die Barriere berührten, leblos niederfallen, und die Schwarzmagier mussten ihnen erneut Magie geben, damit sie wieder aufstanden.
Die Magier des Rates nahmen das Lied auf, einer nach dem anderen, und sangen es, und ihre Stimmen, ihre Absicht, ihr guter Wille stärkte das Licht und den Mut der Soldaten. Auch Danva hörte das Lied. Er hatte keine Zeit, auf den Text zu lauschen, denn die feindlichen Soldaten näherten sich bereits der Mauer und sie mussten das Öl bereitmachen, dass sie auf sie niederschütten würden, aber unwillkürlich fand die Melodie den Weg auf seine Lippen und er summte, während er versuchte, sich auf den nächsten und vielleicht letzten Kampf in dieser Schlacht vorzubereiten.
If you're going through hell, keep going.

Die Marketenderin betrat eine kleine Halle, in der sich mehrere Dutzend Adlige, Beamten und andere Hofleute aufhielten. Sie sassen an langen Tischen, auf denen bereits grosszügige Speisen standen. Saddash geleitete sie zu einem Platz am Tisch des Grafen. Es war bekannt, dass der Graf von Avedis jeden Tag andere Adlige (und manchmal auch andere Leute) an seinem Tisch essen liess, um zu verhindern, dass manche bevorzugte das Gefühl haben könnten, sie ständen ihm näher als andere, was sie wiederum hätte dazu verleiten können, zu glauben, sie hätten eine Chance auf den Thron, falls er plötzlich ableben würde.
Es fiel also nicht weiter auf, wenn sich eine schöne Unbekannte an jenen Platz setzte. Die Marketenderin fragte sich lediglich, was Saddash mit der Person gemacht hatte, die eigentlich hätte hier sitzen sollen, oder ob er lediglich einen weiteren Stuhl hingestellt hatte.
Das Essen war vorzüglich, der Wein ebenfalls, und es fiel ihr nicht sehr schwer, im Laufe des Abends immer stärker die Aufmerksamkeit des Grafen auf sich zu ziehen, der den Genüssen nicht abgeneigt war. Die Frau des Grafen sass zu seiner Rechten. Sie war eine recht dürre, ältere Frau - also im selben Alter wie der Graf - die die Gesellschaft am Tisch nicht zu geniessen schien und sich schon nach kurzer Zeit in ihre Gemächer zurückzog. Dem Graf schräg gegenüber sass eine Frau, die die Marketenderin schnell als die Mätresse einstufte. Sie war ein gutes Stück jünger und recht aufreizend gekleidet und als die Marketenderin begann, den Grafen in ihren Bann zu ziehen, warf sie ihr böse Blicke zu.
Nach dem Essen wurde getrunken. Die Marketenderin kam dem Grafen immer näher, bis sie neben ihm sass. "Wer seid ihr denn, schöne Dame?", fragte er, und sie konnte den Wein in seiem Atem riechen. "Ich komme aus der Stadt, mein Graf", sagte sie und senkte bescheiden die Augen, während sie gleichzeitig ihr Wesen nach ihm ausstreckte und ihn damit lockte. "Der Hofmeister liess mich rufen, damit ich Eure Fürstlichkeit mit meinem Anblick erfreuen möge."
"Der Hofmeister hat einen guten Geschmack", meinte der Graf und begutachtete ausgiebig ihr Dekolleté. Sie lachte geschmeichelt und rückte noch ein Stück näher, um sich noch ein bisschen besser zu präsentieren. Der Graf hob den Kelch und prostete ihr zu. Sie erwiderte und nippte an ihrem Wein, ohne wirklich davon zu trinken. Als der Becher des Grafen leer war, und der Mundschenk nachschenken wollte, hielt er die Hand darüber und sagte laut: "Nein, ich will nichts mehr von diesem schalen Gesöff! Ich will heute Abend eine Karaffe Landwein vom Gut Velnis, und zwar aus der Hand dieser Holden Dame hier." Er blickte der Marketenderin tief in die Augen. "Aber bleibt mir nicht zu lange fort. Ich könnte Eure Gesellschaft missen."
Ergeben erhob sich die Marketenderin und folgte dem Mundschenk durch einige Korridore in einen anderen Raum. Er füllte den Wein aus einer Amphore in einen Krug und schickte sie allein auf dem Rückweg. Sie war erst wenige Schritte den Korridor entlang gegangen, als ihr jemand den Weg vertrat. Es war die Mätresse und sie sah sehr zornig aus.
If you're going through hell, keep going.

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