
"Ich dachte, ihr müsst nahe an den Schwarzmagiern sein, um sie mit diesen Messern zu töten?", fragte die Wächterin. "Wie wollt ihr dann von hier aus kämpfen? Wollt ihr sie hierher locken?"
Es war eine einfache Feststellung. Aber am Ende war sie sich nicht ganz sicher, ob sie den Leuten trauen sollte. Der Grund dafür war nicht der Kronprinz von Gevira. Der Rat wachte schliesslich über das gesamte Tiefland, nicht nur über die Nachtzinne. Die Elfen waren ihr etwas suspekt. Und dann diese merkwürdigen Fremden, die kaum richtig sprechen konnten. Sie hatte noch nie von Menschen gehört, die eine andere Sprache sprachen. Nicht, dass das bedeutete, dass sie nicht existierten. Aber diese Leute mussten von weit her kommen, und sie fragte sich, was der Grund war dafür, dass sie sich hier einmischten.
Der Waldläufer schluckte und räusperte sich. "Ähem. Würde es euch etwas ausmachen, dieses Ding etwas weiter weg von meinem Hals zu platzieren, Herr Elf. Das macht mich nämlich ein wenig nervös. Ich denke, ihr könnt das nachvollziehen. Ah, und ich bin ein Waldläufer. Ein harmloser, kleiner Waldläufer. Kein Grund zur Beunruhigung hier."
Er selbst war mehr als nur etwas beunruhigt. Aber wer war das nicht, wenn ihm eine Klinge an der Kehle lag?
Saddash schien nachzudenken. "Gut. Eine andere Frage. Warum bist du dem Rat beigetreten?"
Sie dachte nach und versuchte sich genau zu erinnern. "Kennst du Reven? Den Landstreicher?"
Saddash nickte. "Ich bin ihm einmal begegnet. In Ekain."
"Da hab ich ihn auch getroffen", sagte die Marketenderin. "Auf dem Markt im Nordviertel. Wir sind uns ziemlich in die Haare geraten, weil wir den gleichen Mann über den Tisch ziehen wollten." Sie lachte bei der Erinnerung. "Ich hab gewonnen, und dem Kerl ziemlich Geld aus der Tasche gezogen. Am Abend ist mir Reven vor einer Schenke aufgelauert und wollte mich zwingen, ihm die Hälfte des Geldes zu geben. Ich hätte ihn fast um den Finger gewickelt, aber dann hat ers gemerkt und mir einige seiner Windzauber auf den Hals gejagt. Ich hab eine halbe Hauswand über ihm einstürzen lassen. Daraufhin hat er mich zum Fischer gebracht."
Saddash grinste. "Wie lange ist das her?"
"Etwa zehn Jahre", antwortete die Marketenderin. "Ich war recht jung damals."
"Wie alt? Sechzehn, Siebzehn? Und du hattest deine Magie schon im Griff?"
"So ungefähr", meinte sie. "Nicht so gut wie heute. Heute würde ich auch Reven rumkriegen." Sie lachte wieder.
"Und was war davor?", fragte Saddash.
Ihr Lachen verstummte. "Du hattest deine drei Antworten. Jetzt sind die Wurfmesser dran."
Sie hatten die Festung schnell umzingelt, die Dorfbewohner hatten sich in den Häusern verbarrikadiert und nichtmal gewagt hinauszuschauen, als die Reiter durch das Dorf geprescht waren. Lor klaubte die kleine Tonflasche aus seiner Satteltasche und wog sie grinsend in der Hand. Zumindest für ihn war die Zeit hier in der Nachtzinne recht lehrreich gewesen. Das Steinöl, das sie hier verwendeten bot ganz neue Möglichkeiten. Er hatte in bisschen damit herumexperimentiert und es mit anderen Dingen gemixt und sich dabei mehr als einmal die Finger verbrannt. Die anderen hielten ihn deswegen für ein bisschen Verrückt, er riskierte immerhin seine Finger, aber wenn es dann dazu kam, dass sie einen Feuerteufel brauchten, waren sie doch froh darüber und wussten es meistens zu schätzen. Dann wurde er gefeiert. Das mochte er.
Er entzündete die Lunte der Flasche an der kleinen Fackel, die er in der linken Hand hielt, und warf die Bombe gegen das Tor des Hofes. Es krachte laut und Holzsplitter flogen durch die Luft. Sein Gemisch war zwar nicht so gut wie Zwergenpulver, oder wie das Zeug, das die leute in Eyni verwendet hatten, aber um das Tor in Kleinholz zu zerlegen reichte es allemal. Sofort stürmten sie die Burg.
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"Die Messer dienen uns nur, falls die Magier euren Wall durchbrechen. Wir jagen sie mithilfe unseres Geistes. Es ist kompliziert zu erklären... Würden wir die Messer als erste Wahl haben, wären jetzt Assassinen hier und keine Eingeborenen der Wälder Srits", antwortete Dayana.
"Was sucht ein Waldläufer in einem Wald, der so nahe am Schlachtfeld liegt, dass ihn nicht einmal Tiere betreten?", fragte der Elf, bewegte die Klinge jedoch nicht um einen Millimeter.
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Ein feines Lächeln umspielte die Lippen der Wächterin. "Ihr redet nicht mit einem Kind, das von Magie nichts versteht. Nur dass ihr eine Elfe seid, bedeutet nicht, dass ihr mehr wisst, als jeder Mensch, dem ihr begegnet. Ihr solltet nicht den Fehler machen, euer Gegenüber zu unterschätzen. Manche könnten es als Beleidigung auffassen. Was genau werdet ihr tun? Sagt es mir, und ich kann euch Hinweise geben. Ich hatte in den letzten Stunden Zeit genug, die Schwarzmagier kennen zu lernen."
"Äähhh..." Zugegeben, das war eine gute Frage. "Wisst ihr, ich... ähh... bin ein sehr neugieriger Mensch", redete der Waldläufer daher. "Es ist immer besser, ähm... zu wissen was vor sich geht, als keine Ahnung zu haben. Ist ja klar. Also... deshalb bin ich hier, um zu sehen, was vor sich geht... und so..."
Saddash zögerte einen Moment, dann zog er eines seiner Messer aus dem Gürtel und reichte es ihr. Sie wog es in der Hand. Es war schwerer, als sie gedacht hatte, aber eigentlich machte das Gewicht Sinn. Nur so hatte es genügend Wucht, um in das Opfer einzudringen. Sie gingen ein Stück von der Anhöhe hinunter, dann zog Saddash ein zweites Messer und warf es mit einer fliessenden Bewegung, sodass es zitternd im Erdreich des Hanges stecken blieb. Er erklärte ihr, wie man die Klinge halten musste und sie versuchte es ihrerseits. Die ersten drei Würfe machten überhaupt nicht das, was sie wollte, aber der vierte steckte recht passabel.
"Warum nennt man dich eigentlich den Tänzer?", fragte sie.
"Was gibst du mir für die Antwort?", fragte er grinsend.
"Was willst du dafür?", fragte sie zurück.
Er sah sie an und sein Grinsen wurde breiter. "Ich denke das weisst du."
Sie stiess ihn mit der Hand vor die Brust. "Ha! Aber dafür krieg ich so viele Antworten, wie ich will!"
"Abgemacht", sagte er.
Die Soldaten hatten keine Chance, sie waren mehr als eins zu fünf unterlegen, wenn man Arsas neue Rekruten mitrechnete. Sie töteten die meisten sofort, nur zwei nahmen sie lebend gefangen, fesselten sie und banden sie an einen Pflock, den Arsa in der Mitte des Hofes einschlagen liess. Von diesen beiden erfuhren sie, dass der Herr der Burg mit dem Heer von Cadogan nach Norden gezogen war, und seine Familie sich mit einigen Dienern im Turm versteckte. Der Turm hatte eine Türe in etwa vier Metern Höhe und natürlich war weit und breit keine Leiter zu finden, die nicht zerstört worden war. Aber da oben waren nur Frauen und Diener. Es würde nicht sehr schwer werden.
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"Bitte verzeiht. Es war nicht meine Absicht euch in irgend einer Weise zu beleidigen, oder als unwissend zu bezeichnen", sagte Dayana und deutete eine kurze entsculdigende Verbeugung an. "Was genau wir tun werden ist etwas, das den meisten Magiern wiederstrebt. Wir wollen ihren Geist ausfindig machen und diesen so zu sagen in Stücke reissen, so dass der Magier aufhört zu existieren. Es gibt natürlich einen anderen Weg, aber der ist schwieriger, nämlich den Verstand des Magiers zu beeinflussen, so dass er von der eigenen Schwärze verschlungen wird. Man könnte natürlich auch die Quelle ihrer Kraft finden und zerstören, was wir ursprünglich vor hatten, doch es sind schlicht weg zu viele Schwarzmagier hier. Darum entschlossen wir uns für die erste Variante. Wir haben aus den Pergamenten der alten Schlacht gelernt, unsere Seelen so zu verändern, dass sie andere Seelen spalten können, dies wollen wir anwenden. Wir hoffen, dass es uns so gelingt wie unseren Lehrmeistern einst....", erklärte sie. Leichte Zweifel hatte sie dabei schon und diese Zweifel wuchsen mit der Zeit. Sie hoffte, dass sie es schaffen würden.
Der Elf grinste. "Nette Geschichte... Und jetzt die Wahrheit", forderte er den Mann kalt auf.
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Die Wächterin nickte. "Es sind mehrere Magier. Wenige sehr starke, nur noch drei oder vier, aber mehrere schwächere, Schüler vermutlich. Wenn ihr einen von ihnen angreift, werden sich die anderen um seinen Geist sammeln, um ihn zu schützen und zurück zu schlagen, doch sie scheinen nicht sehr geübt darin, gedanklich wirklich vernetzt zu sein, denn sie reagieren langsam. Ich denke, ihr habt eine grosse Chance, wenn ihr mehrere gleichzeitig angreift. ich werde mich euch dabei anschliessen. Meine Methoden sind anders als die euren, aber sie verfolgen das selbe Ziel."
"Ähm, nun..." Es gab einen Punkt, da war man so am Arsch, dass man die Situation eigentlich nicht verschlimmern konnte. Der Waldläufer beschloss, dass das hier so eine war, oder ihr zumindest recht nahe kam. Also konnte er auch genau so gut die Wahrheit sagen. "Naja... nebenberuflich arbeite ich auch als Späher... so von Zeit zu Zeit... man muss ja von was Leben, oder?"
Sie strich ihm über das Gesicht und drückte sich näher an ihn, um in der Wärme seines Umhanges zu bleiben. Es war klirrend kalt. Eigentlich kein Wunder in einer Dezembernacht, und so nahe an den Bergen. "Also", fragte sie. "Warum nennen sie dich den Tänzer?"
Er sah sie an. "Ich war mal Seiltänzer, früher."
"Und was bist du jetzt?"
Er zuckte mit den Schultern. "Mal dies, mal das. Herumtreiber. Gaukler. Diener. Magier des Rates. Im Moment Verschwörer auf der Flucht."
"Nein", sagte sie grinsend. "Im Moment bist du ein Opfer der Marketenderin."
"Ein freiwilliges Opfer", lachte er.
"Das sind sie alle", sagte sie, und ihr Grinsen wurde breiter. Sie liess den Kopf sinken. "Schauspielern, Messerwerfen, Seiltanzen. Und was kannst du noch alles?"
"Naja, ein bisschen Magie", meinte er. "Sonst wäre ich ja wohl kaum im Rat."
"Zeig!", sagte sie.
Sie hatten bald eine Leiter gebastelt. Arsa schickte Pave mit seiner Axt die Leiter hinauf. Pave war immer nützlich für solche Dinge. Er schwang die Axt dreimal, und verlor zweimal fast das Gleichgewicht dabei, dann gab die Türe krachend nach. Mit einem weiteren Schwung beseitigte er die Lanzenspitzen, die auf ihn zeigten, wobei er jedoch auf der Leiter ausrutschte. Er war klug genug, die Axt loszulassen, um getrennt von ihr hinunter zu fallen, aber als er auftraf brach sein Arm mit einem Knacken. Arsa hatte nicht geglaubt, dass er einen Mann wie Pave jemals weinen sehen würden, aber es gab für alles ein erstes Mal.
Er befahl einigen Männern, Pave weg zu bringen und sich um ihn zu kümmern, dann beorderte er zwei andere, die Armbrüste der Gefallenen Soldaten an sich zu nehmen, und den Eingang des Bergfrieds von der Mauer aus ins Visier zu nehmen. Er liess die Leiter wieder auf, die Pave beim Sturz umgerissen hatte, und diesmal gelangten sie praktisch unbehelligt in den Turm. Die Diener leisteten kaum Widerstand. Es hätte auch keinen Zweck gehabt, denn ausser den Lanzen waren einige Küchenmesser ihre einzigen Waffen.
Arsa liess sie Fesseln und öffnete die Tür zum oberen Stock. Hier versteckte sich die Familie des Burgherren. Zwei Jüngere und eine ältere Frau waren dort, zwei kleine Kinder, dazu ein alter Mann, ein weiterer Diener. Arsa liess auch diese Fesseln. Dann fragte er: "Wer von euch ist die Frau des Burgherren?"
Die Leute schwiegen, und eines der Kinder begann zu weinen. Arsa zog sein Schwert und setzte es an den Hals der einen jungen Frau. "Ich frage nicht noch einmal."
"Ich", sagte die andere Frau. Tränen der Angst standen ihr in den Augen. "Tut ihr nichts. Sie ist meine Magd."
Arsa steckte das Schwert zurück in die Scheide. "Du also." Er packte ihr Kinn und drehte ihr Gesicht ins Licht der Laterne. "Was machst du denn hier so alleine, ohne deinen Mann? Ist er in den Krieg gegangen? Davongeritten auf einem Pferd, mit schöner Rüstung und wehendem Banner, was? Im Krieg sterben sie wie die Fliegen, egal von welchem Stand sie sind. Wahrscheinlich ist er längst tot, und du eine arme Witwe. Ganz allein. Das lässt sich ändern. Du wirst meine Frau, was hältst du davon?"
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"Den Turm könnt ihr gar nicht verfehlen. Es ist der höchste. Geht einfach geradeaus der Mauer entlang und nach diesem Eckturm dort, werdet ihr das Torhaus sehen.", erklärte Durien und deutete in die Richtung in welcher der Torturm lag. Bevor Samor aber gehen konnte, wandte der Graf sich ihm zu. "Ich muss euch etwas fragen. Vielleicht kommt es euch unhöflich vor, doch meine Neugierde lässt mir keine Ruhe. Warum seid ihr persöhnlich gekommen? Euch muss doch klar sein, dass es mir nicht möglich ist für eure Sicherheit zu garantieren, oder etwa nicht? Nicht dass ich die Absicht habe euch in irgendeiner Weise Schaden zuzufügen, aber die Soldaten und die Menschen hier...." Er liess den Satz unvollendet. Samor musste wissen wie es um seinen Ruf in der Nachtzinne stand. Alvian's Sohn, Alvias, war beliebt beim Volk gewesen, vielleicht sogar beliebter als Durien. Er hatte die Ideen des Grafen von Tyre unterstützt und versucht das Los der Bauern, Leibeigenen und Sklaven in seinem zukünftigen Reich zu bessern. Und nun stand derjenige vor Durien, welcher die Befehle für Alvias Hinrichtung ausgeführt hatte.

(also Samor gab nicht den Befehl, er leitete ihn nur weiter...der König gab den Befehl...aber auch egal)
Samor lächelte leicht schief. "Ein Zeichen des Vertrauens", sagte er, "So wisst ihr, dass wirklich Gevira die Magier schickt und nicht irgendjemand, der den Namen des Königshauses missbraucht... Ich bin nur froh, dass wenige mein Gesicht kennen", fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
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(Ich nahm einfach mal an dass Durien dass nicht wissen kann. Aber vielleicht hat dein Charakter dass mal vorhin erwähnt ich lese die letzten Beiträge nochmals durch.)
"Ich hoffe es. Denn eure Tod wäre das letzte was ich in diesem Moment will. Das würde eurem Vater nur einen weiteren Grund liefern diese Länder anzugreifen.", murmelte Durien. "Bleibt trotzdem bitte in der Nähe eurer Magier. Ich werde den Männern aus meiner Leibwache sagen, dass sie auch ein Auge auf euch haben sollen, wenn ihr das wünscht natürlich."

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