Einen Moment lang wäre sie fast zusammengezuckt, aber dass schloss sie die Augen und erwiderte den Kuss. Sofort spürte sie, wie ihr Herz begann, schneller zu schlagen, und es kostete sie mehr Willensanstrengung als ihr lieb sein konnte, ihn zu lösen und sich aus seiner Umarmung zu befreien, anstatt weiter zu machen. "Sorry", meinte sie, während sie rückwärts in Richtung Zelteingang stolperte und sich mit einer Hand über das Gesicht fuhr. "Ich sollte... los."
Sie lief beinahe fluchtartig aus dem Zelt und stolperte Prompt über den ersten Hering und landete bäuchlings im Schneematsch. Na toll. Der Tag fing ja gut an. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie zum ersten Mal die .erven verlor. Eine halbe Stunde? Vielleicht etwas länger, wenn sie ein Frühstück bekam.

Sie benahm sich weniger schlimm als sie erwartet hatte. Obwohl sie nervös und durcheinander war, fühlte sie sich eigentlich... gut. Irgendwie leicht. Ein bisschen schwebend.
Sie verbrachte den Vormittag damit, einigen Anfängern beizubringen, wie man einen Schild wirksam einsetze - nicht dass es ihr Spezialgebiet war, aber sie kannte die Grundlagen und wenn sie die beherrschten, würde sie sie zu jemand anderen weiterschicken. "Haltet euch den Schild niemals vors Gesicht!", erklärte sie. "Ich weiss man tendiert dazu, weil man seinen Kopf schützen will, aber es ist eine verdammt schlechte Idee. Weiss einer warum?"
Es kam keine Antwort schnell genug und sie bedeutete, einem der Männer, vorzutreten und den Schild zu heben. Sie zog ihren Säbel. "Schön geschützt gegen Schläge von oben", kommentierte sie und schlug zweimal von oben gegen den Schildrand, wobei sie tatsächlich nicht an seinen Kopf herankam. "Aber hast du irgendeine Ahnung, was ich mache?" Sie wechselte den Säbel von einer Seite zur anderen. "Wo bin ich? Was mache ich als nächstes?"
"...Weiss nicht", gestand der Soldat, der sie am Schild vorbei natürlich überhaupt nicht sehen konnte.
"Richtig", meinte Ro. "Und deshalb hättest du jetzt keine Eier mehr. Und vielleicht nur noch ein Bein." Sie zog den Säbel, den sie unter dem Schildrand hindurch gestossen hatte, zurück, während der Soldat überrascht einen Schritt rückwärts sprang. "Das war der erste Grund. Merkt euch das. Nur wenn ihr die Waffe des Gegners sehen könnt, könnt ihr euch dagegen verteidigen."
"Und was ist der zweite Grund?", fragte einer.
Ro bedeutete dem Soldaten, den Schild erneut zu heben. Dieser tat es mit etwas zögern. Sie wartete nicht, bis er sich auf irgendetwas vorbereiten konnte, sondern machte einen Schritt und trat gegen die obere Hälfte seines Schildes, der ihm dadurch mit so viel Wucht ins Gesicht krachte, dass er zu Boden ging.
"Sorry, Mann", sagte sie und trat zu ihm, um ihm wieder auf die Füsse zu helfen. "Musste sein." Sie hielt ihm einen Lappen an, um sich gegen die blutende Nase zu drücken, und klopfte ihm entschuldigend auf die Schulter, dann wandte sie sich wieder an die ganze Truppe. "Also, ich denke ihr habt jetzt alle kapiert, wie man einen Schild nicht hält. Also zeig ich euch jetzt..."
"Raven!"
Sie drehte sich um und sah den Franziskaner hinter sich stehen. "Das ist deiner, oder?"
Sie blickte auf den dunklen Umhang, den er in der Hand hielt, und fragte etwas verwirrt: "Ja, woher...?"
"Hast du gestern in der Schenke liegen gelassen", erklärte er. "Ah, und ich glaub das gehört deinem dunklen Freund."
Etwas verlegen nahm sie Alastar's Tafel und ihren Mantel entgegen. "Äh, ja, ähm, danke."
"Keine Ursache", meinte Rasnak und zwinkerte mit einem Auge, bevor er davonging.
Sie merkte, dass sie rot anlief und wandte sich wieder den Soldaten zu. "Also... äh, wo war ich stehen geblieben?"