Mit sicherer Hand ritzte Duôn dem Magier die Rune in den Nacken und brannte sie dann mit schwarzem Feuer aus. Nun würde der Kerl ein Leben lang dieses Mal mit sich rumtragen. "Sollen wir ihn zu eurem Versteck bringen, oder zu unserem? Trinavara würde ihm sicherlich mit Freuden sein Wissen entlocken."


Duôn nickte. "Du hast recht. Aber wir sollten hier nicht zu lange verweilen. Sie werden sicherlich schon bald von unserem Angriff erfahren haben. Ich geh mal und schau nach, was die anderen Magier bei sich trugen." Zuallererst drehte er den Magier auf den Rücken, welcher Histans Angriff einfach absorbiert hatte. Er trug ein Amulett um den Hals. Es würde sicherlich interessant werden, den Zauber näher zu untersuchen, der darauf lag. Mit einem Schnitt trennte er die lederne Schnur durch und verstaute den Anhänger in seinem Beutel. Die anderen trugen ebenfalls einige Dinge, die es wert waren mitgenommen zu werden. Der Gepanzerte hatte eine Bannbrecherrolle dabei gehabt. Nun ihm würde sie vielleicht irgendwann nützlich werden. Duôn steckte sie ein und trat an den letzten ran. Der Brustbereich der Kleidung war von Blut durchtränkt. Die Pfeilspitze ragte schräg aus dem Hals des Mannes heraus. Sie hatte die Halsschlagader durchtrennt.
Der Mann trug nichts besonderes bei sich ausser einem gut gefertigten Schwert. Wahrscheinlich eine Klinge, die ihn hätte verletzten können. Gut, dass er ihn gleich als erstes Ziel ausgewählt hatte. Er löste das Schwertgehänge und band sich selbst die Waffe um. Mittlerweile würde Histan wohl mit der Befragung fertig sein.

Er stand alleine mit dem Gefangenen da.
"Also: Wie kommt man in euer Versteck, wo sind die Eingänge, falls es welche gibt und wie viele Magier und Krieger seid ihr genau dort?", fragte er.
Und fügte ein paar Sekunden später hinzu. "Antworte, sonst kommen meine Neurozauber ins Spiel. Die beherrsche ich sehr gut, deshalb wurde auch ich hierhergeschickt. Du weißt sicher, was das ist."
Der Gefangene regte sich unwohl. "Ihr tötet mich doch sowieso."
"Nicht, wenn du redest. Du wirst dich dann zwar nicht mehr bei Hexathar blicken lassen können, aber kannst eine Weile bei uns mitgehen, bis wir dich freilassen und du abhauen kannst, wo sie dich nicht finden. In größeren Städten im Westen haben sie so gut wie keinen Einfluss. Loney oder Gevira oder die Nachtzinne."
Natürlich töten wir dich, du Trottel, dachte er bei sich.
"Schon gut, ich muss ja wohl. Ins Versteck kommt man nur, wenn man bei uns registriert ist. Frag mich nicht wie, aber du musst eben einer von uns sein. Wenn du das bist, brauchst du die wöchentliche Losung, die ändert sich auch, wenn jemand von uns spurlos verschwindet oder getötet wird. Wer sie nicht kennt, muss warten, bis Ophtal ihn überprüft. Der ist zur Zeit aber auf Mission. Das heißt, zur Zeit muss man ziemlich lange warten. Wäre er hier, wüsste er bereits von eurem Angriff.
Eingänge gibt es mehrere. Ich kann sie euch nur zeigen, beschreiben wäre sehr ungenau. Einen großen haben wir im Norden am Fuß des Felsens. Dann noch einen Seitenausgang nach Süden in den Bergen. Unterirdisch führen manche Fluchtwege weg, wo die Ausgänge sind, weiß ich nicht, irgendwo in den Bergen oder im Wald. Und es gibt glaub ich noch oben am Berg einen. Wir waren alle keine wichtigen Leute, wir wissen auch nicht alles. Geheimhaltung schien denen ganz wichtig zu sein. Wie viele wir sind? Keine Ahnung, aber viele. Zu den großen, den Wichtigen, die zum Teil auch im Rat sind gehören bestimmt zehn bis fünfzehn. Magier gibt es...puuh...hmm...vielleicht zwei bis vier Dutzend? Wir haben auch einige Neulinge und kleinere Magier, viele Söldner angeheuert, viele gehören gar nicht wirklich dazu. Mit den ganzen Kriegern und Söldnern, kurz allen Leuten, die in den letzten Monaten Zugang zu uns hatten, kommen wir bestimmt auf hundert bis zweihundert. Aber viele davon eben nur für eine Weile, wegen der Suchen ach Artefakten. Wir vier blieben davon zum Glück verschont, sollten gerade nur patroullieren, angeblich haben sich ein paar Jäger der Menschen zu nah an unser Versteck gewagt und bevor sie uns finden, sollten wir sie töten. Noch was?"
Histan überlegte.
"Die aktuelle Losung hätte ich gerne. Und vielleicht gehen wir gleich zum Haupteingang und du bringst uns hinein? Ich würde gerne einen kurzen Blick hineinwerfen, nur in den Eingangsbereich. Kommt man raus, wenn man einmal drinnen war?"
"Nur, wenn du registriert bist. Magische Barrieren sichern alles ab. Keine Chance sie zu knacken, unsere besten Magier haben eine Woche lang daran gearbeitet. Wenn du drinnen bist, kommst du nichtmehr raus. Und wenn der Eingang offen ist, sehen sie dich. Die Wächter. Ihr könnt mich nicht dazu bringen, ihn zu öffnen, ich bin tot, verstehst du?"
"Ja, das macht Sinn. Dennoch die Losung bitte. Und eine geschätzte, ehrliche Zahl, wie viele momentan im Versteck sind."
"Die Losung ist dreiteilig. Ein Wort, das ist Holzpfahlzaunmoos. Etwas, was keiner zufällig sagt. Dann spüren dich die Wächter geistig auf, wenn du davor stehst und du musst ein zweites Wort denken, das ist Rosinenschimmel. Und dann die Nummer deiner magischen Tätowierung, es ist keine echte, wir nennen es nur so. Kann man vorm geistigen Auge sehen. Hat jeder bei uns, solange er nicht verschollen ist. Dann öffnet sich der Eingang, wenn du davor standest, ihn gefunden hast. Und dann sind da die Wächter und prüfen dich, dann kannst du vorbei."
"Was für Wächter?"
"Keine Ahnung. Eklige Beschwörungen von nem Beschwörungsmagier. Ganz schwarz, Kapuzen, Sensen, sehen aus wie der Tod aus Kinderbüchern, ganz klischeehaft. Aber sind unheimlich, sie können in dich schauen, dich lähmen, und sind schnelle Kämpfer sehr gut. Magie prallt an ihnen meistens ab, sehr hohe magieresistenz. Verletzt du sie, wachsen sie oft sehr schnell nach. Man muss wissen, wie man sie töten kann, guck mich nicht so an, ich weiß es nicht. Einmal habe ich nur einen Kampf beobachtet, als ein Magier bei uns eindringen wollte. Er war gut, aber die Wächter waren...besser. Vier Wächter waren es, drei haben überlebt."
Histan nickte. "Der war von uns, sollte euch ausspionieren. Deshalb wussten wir schon, wo genau sich euer Versteck befindet. Unsere Spione hatten vorher den Ort nur ungefähr herausgefunden, er jedoch wollte dann entgegen den Befehlen direkt zu euch. Zum Glück wusste er nicht viel. Habt ihr ihn befragt?"
"Was weiß denn ich, was die mit dem gemacht haben? Vermutlich gefoltert oder so. Hexathar hatte da immer Freude dran."
"Ah, naja, gut. Und wie viele sind jetzt bei euch?"
"Mehrere der Obersten sind vor ein paar Tagen verschwunden. Geheime Mission. Manche sind noch unterwegs, viele Söldner schon entlassen.
Zur Zeit etwa...öhm...zehn bis zwanzig gute Magier und nochmal so viele schwächere? Plus einige Krieger und so...insgesamt vielleicht vierzig bis fünfzig Leute, schon 'ne Menge. Aber ihr habt keine Chance. Selbst wenn ihr an den Wächtern vorbeigelangt, was echt ne harte Sache ist, dann seid ihr schon als Eindringlinge gemeldet. Allein den ersten Gang voller Fallen werdet ihr nicht überleben. Die kenn ich auch nicht, weiß nur davon, keine Ahnung was stimmt und was Gerüchte sind. Aber dann kommen die anderen und...joa. Ihr braucht schon ne Armee aus mindestens zehn extrem starken Magiern um groß was anzurichten da. Eher zwanzig oder noch mehr. Wenn alle von euch jetzt hier wären, könntet ihr es schaffen, aber schon bald ist die Losung eine andere und ihr kommt nichtmehr rein. Und selbst wenn, das wär ein Vernichtungskrieg auf beiden Seiten."
"Danke", antwortete Histan und wirkte einen Neurozauber. Einen, der ihn nur sofort bewusstlos machte. Schmerzen zufügen konnte er ihm immernoch, wenn er musste.
Da kam auch schon Duón wieder. "Und, was gefunden?", fragte er ihn.
And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

"Ein Schwert, ein Amulett und eine Bannbrecherrolle. Ansonsten nichts besonderes. Keine schriftlichen Befehle. Keine weiteren Artefakte. Die Rüstung trug ein paar Schutzrunen, doch nicht mehr. Dein Zauber hat den Kerl gegrillt.", fügte er mit einem Grinsen hinzu. "Gehen wir zurück zu unserem Versteck und übergeben ihn Trinavara."

"Aaahm, Moment noch. Ich hab eben was erfahren. Wenn wir jetzt zum Eingang des Verstecks gehen, das ist vielleicht eine halbe Stunde von hier, maximal eine, können wir hinein. Mit ihm haben wir Zugang, er hat mir die Losung verraten und erzählt, wie der Eingang aufgebaut ist. Wenn wir ihn öffnen, kommen wir zwar nicht hinein, dazu reicht unsere Magie wohl nicht aus, aber am Eingang sind wohl ziemlich miese Wächter, Beschwörungen und wenn wir kurz gegen sie kämpfen und uns dabei schon zurückziehen und dann abhauen, können wir mehr über sie in Erfahrung bringen und sie sind somit eine geringere Bedrohung nächstes Mal. Ansonsten wird der Knecht hier in wenigen Stunden als vermisst gemeldet und die Losung geändert. Das Ganze wäre ein Umweg von nur wenigen Stunden und wir haben mehr Informationen. Dann können wir zurück. Dabei?"
And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

Sie liefen eine halbe Stunde lang in nördlicher Richtung, bis die Bergflanke deutlich sichtbar nach Osten abdriftete. Dann verließen sie den einzigen Trampfelpfad und schlugen sich durchs Unterholz.
"Einen Weg gibt es hier, aber wenn wir ihn nicht brauchen, lassen unsere Pflanzenmagier ihn zuwuchern. Wenn wir ihn brauchen, können sie die Pfanzen einfach weglaufen lassen, das Ganze ist sehr faszinierend. Aber der Weg ist zur Zeit geschlossen, es wird also holperig."
Histan nickte. "Das ist kein Problem."
Sie gingen das leicht ansteigende Terrain durch Unterholz entlang, bis sie auf eine Felswand zuhielten. Der Magier ging etwas an ihr entlang und stand schließlich vor einem etwas herausstehenden großen Felsen.
Er war von Efeu überwuchert und vollkommen unscheinbar.
"Die Losung!", befahl Histan streng.
Der Magier schluckte und sagte: "Wollt ihr das echt? Dann gibt es kein zurück mehr. Außerdem prüfen mich die Magier. Vielleicht spüren sie was. Glaubt mir, das ist böse, bitte..."
"Los jetzt, du Pfeife!"
"Schon gut."
Er atmete durch.
"Holzpfahlzaunmoos."
Histan legte ihm eine Hand auf den Arm.
"Versuch uns zu verarschen und ich zauber dich direkt in unsere Folterkammer, Junge!"
Ein paar Sekunden vergingen.
"Da habt ihr euren Tod", murrte der andere Magier, während sich das Efeu lichtete und ein Eingang sichtbar wurde, der verschlossen war.
"Geht ihr ruhig vor, das Tor lässt sich öffnen, streicht einfach kreuzförmig darüber. Ich will nicht sterben."
Histan sah Duón fragend an und trat einen Schritt vor.
And he wondered...how can I protect something so perfect without evil?

"Warte noch einen Moment." Duôn zog ein paar Handschuhe aus einer Tasche und zog sie an. Sie bestanden aus unzähligen kleinen Ringen und floss wie Wasser um seine Hände. In den Handflächen befanden sich zwei flache daumennagelgrosse Kristalle. "Ich hoffe ich kann damit einen fangen.", sagte er grinsend und trat dann durch das Tor. Er wollte gerade die Hand erheben um über das Tor zu streichen, als ihm ein Verdacht kam. "Du machst das.", sagte er zu ihrem Gefangenen. "Wenn es versteckte Fallen gibt, wirst du sie auslösen."
Der junge Magier wollte protestieren, doch die schwarzen Flammen in Duôns Hand stimmten ihn um. Zögerlich trat er an das Tor und strich kreuzweise darüber. Mit einem hörbaren Knirschen öffneten sie die Torflügel und der Magier sprang eilends zurück, als eine schwarze Kapuzengestalt aus dem Tor kam. In den Händen hielt sie eine Sense. Das musste wohl eine der Beschwörungen sein und hinter dieser waren noch zwei weitere. Duôn hob die Hände und die Edelsteine auf seinen Handflächen funkelten auf. Mal sehen ob er eines dieser Viecher zu fassen bekam.

Histan sah die Handschuhe fasziniert an. Erstaunlich, was Daedhalons Truppe so für Tricks auf Lager hatte. Hohe Magie.
Dann öffnete sich das Tor und er schoss eine Salve schwarzer Energie auf die Kapuzengestalten ab.
Sie trafen, aber richteten nichts aus. Außer, dass die Kapuzengestalten ein wenig wuchsen.
Er versuchte es mit schwarzen Flammenstößen, gleicher Effekt.
Dann mit reinem Feuer, Elementenmagie, keiner schwarzen Magie, was ihm deutlich schwerer fiel.
Diese traf die zweite Gestalt und diese ging in Flammen auf, kam aber dennoch relativ schnell näher.
Er tränzelte zurück und spürte plötzlich eine Klammer um seinen Geist.
Erschrocken jaulte er auf und versuchte ihr zu entkommen, vergeblich, sie drückte immer enger zu und zwang ihn auf physischer Ebene bewegungslos zu verharren.
Die Kapuzengestalt kam immer näher geflogen, breitete wabernde schwarze Schwingen aus, die sich um ihn zu legen drohten, während aus ihrer amorphen Hülle schwarze Spitzen auf ihn zuwuchsen.
Der Druck auf seinem Geist wurde stärker, er schrie lautlos, verkrampfte sich, versuchte zu entkommen, wandte Magie an, im Geiste wie auch in echt, versuchte sich sogar an Teleportation, Raum-Zeit-Tricks und der stärksten Magie, aber nichts funktionierte.
Er konnte sie schlicht nichtmehr präzise genug wirken, als dass sie einen Effekt hätte. Es war, als würde er mit einem Sieb Wasser schöpfen und werfen wollen.
Nur Tropfen flogen durch die Luft. Magietropfen.
Dann verdunkelte sich sein Sichtfeld, er war umhüllt, konnte nichtsmehr sehen und spürte Panik, starke Panik, die immer stärker wurde und seinen Atem beschleunigte.
Verdammt. Soviel zu der Idee, einen kurzen Kampf zu liefern und abzuhauen, da hatte er den Salat.
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