"Wieso sollte irgendwer die Kette suchen? Sie ist weg und er bekommt irgendwann eine Neue, wenn eine gewisse Zeit verstrichen ist. Wie gesagt, er ist heute Abend hier, ihr könnt ihm dann geben, was ihm gehört, weiß der Henker, was das sein soll, beziehungsweise...höhö", er lachte glucksend, "eher nicht, weil er ja der Henker ist.
Bleibt einfach im Gasthaus, sobald er eintrifft, gebe ich euch Bescheid, abgemacht?"

"Abgemacht", meinte Elira. Sie wollte dem Mann nicht erklären, dass sie mit der Kette suchen, eigentlich den Dieb gemeint hatte, aber wenn sie den Henker auch so treffen konnte, war es ihr nur recht. Vielleicht hatte der Dieb ihm den Splitter gestohlen, wenn nicht ihm, dann jemand anderen, sie müsste einfach den Dieb irgendwann finden, bevor er verschwand. Doch woher wusste, der Wirt, wie der Dieb aussah, er hatte ihn doch nicht gesehen? Oder? Hätte man den Dieb gesehen, dann sässe er doch jetzt hinter Gittern.
Doch sie würde sich später genauere Gedanken darüber machen.

"Ihr entschuldigt mich, ich muss zurück, Gäste bewirten. Die Hohlköpfe, die ich zur Aushilfe angestellt haben, taugen auf Dauer nicht viel."
Damit erhob er sich schwerfällig vom Stuhl und ging zur Tür.
Als er sie öffnete, drehte er sich nochmal um. "Ihr könnt hier bleiben, aber mir wärs lieber, ihr geht in den Hauptraum. Ich geb euch auch ein Bier aus."
Damit schloss er die Tür hinter sich und ließ eine Elfe und einen Feuerdämonen in einer Stadt der Menschen zurück in dem Raum.

Seufzend erhob sich Elira. "Halt bitte Ausschau nach dem 'Dieb'", bat sie und sie gingen zurück in den Hauptraum.

Kraigor saß noch als einziger am Tisch. Er wusste nicht, was er tun sollte. Sollte er draußen nach dem Dieb Ausschau halten? Sollte er hier drinnen bleiben? Eigentlich war er doch ziemlich unbeteiligt gewesen an dem Gespräch. Er entschied sich dafür, in den Hauptraum zu gehen, den restlichen Tag dort Ausschau zu halten und zu warten. Die Elfe wusste ja, wo sie ihn finden konnte und bestimmt würde sie ihn nicht dort sitzenlassen, nachdem er als Einziger von den beiden den Dieb gesehen hatte.

Sie hatte die ganze Zeit auf die Gäste geachtet. Keiner von ihnen trug ein Amulett, wie der Wirt und den Dieb konnte sie auch nicht ausfindig machen. Der Feuerdämon hielt sich auch irgendwo in der Nähe herum. Bald war es soweit, dass der Henker kommen sollte. Elira hoffte, dass der Wirt sie nicht für dumm verkauft hatte und übte sich weiterhin in Geduld.

Gegend Abend füllte sich das Lokal zunehmend. Nach langem Warten kam schließlich der Wirt mit einer fremden Person zum Tisch der Elfe. Kraigor stand auf und ging ebenfalls dorthin, gerade als der Wirt sagte: "Darf ich vorstellen? Daidar, der Henker."
Dieser setzte sich mit fragendem Blick auch an den Tisch. Der Wirt verzog sich wieder hinter den Tresen.
Keiner der drei sagte ein Wort, bis der Henker schließlich fragte: "Und, was wollt ihr von mir wissen?"

Elira lächelte. "Ich wollte fragen, ob euch das hier bekannt vorkommt", sie kramte in einer Tasche nach dem Splitter, nicht dem echten natürlich, sondern einem, den sie als Atrappe gekauft hatte und hielt ihn dann dem Henker vor die Nase. Sie würde ihn ihm nicht in die Hand geben, denn der Mann würde sofort merken, dass der Splitter keine von Aions Erinnerungen enthielt.

Als die Elfe angefangen hatte zu sprechen, hatte sich des Henkers Gesicht plötzlich aufgehellt, aber als er den Stein sah, erlosch es wieder.
"ich dachte schon, ihr habt meine Kette gefunden", seufzte der hagere Mann.
"Aber ja, so einen Stein hab ich letztens schonmal gesehen. Ein Dieb hat ihn mir zusammen mit meiner Kette gestohlen. Wieso interessiert er euch?"
Volltreffer!
Damit brauchten sie den Dieb nichtmehr, den Mann, den sie suchten, hatten sie genau vor sich.

"Der Dieb ist uns über den Weg gestolpert und dabei haben wir den Splitter gefunden. Wir wollten wissen, was es mit diesen Splittern auf sich hat", meinte sie und legte ihn vor sich auf den Tisch.