Er war erstaunt, wie sie darauf reagiert hatte. Sogar an der Schulter hatte sie ihn gepackt.
"Öhm...wenn ich ihn vor mir hätte, würde ich ihn vermutlich erkennen, aber er war nicht besonders auffällig. Er war alt, hatte weißes, schulterlanges, ungepflegtes Haar, einen Vollbart, tief liegende Augen, viele Falten, eine heisere Stimme und braune Kleidung. Mehr weiß ich leider nichtmehr, auch keinen Namen. Was nun?"

"Dann gehen wir los und suchen ihn auf gut Glück", sagte Elira und sah sich um. "Wisst ihr ob er Magier war? Hatte er irgendein Zeichen auf der Kleidung, eine Narbe, Tätowierung oder ähnliches?"

"Nein, nichts Besonderes." Er überlegte. Doch, da war etwas.
"Ja, er trug eine Kette um den Hals. Mit irgendeinem Symbol unten dran, keeeeine Ahnung was." Er schloss die Augen und knetete mit den Daumen darin herum. Nein. Er wusste es nichtmehr.
"Bedaure, aber ich weiß es nicht. Dann müssen wir uns wohl durchfragen."

Elira nickte und sie machten sich auf den Weg. Sie hielt Ausschau nach alten Magiern, nahe der Stände, welche interessant für dieselben sein könnten. Dann überlegte sie wo der Alte sein konnte. Entweder in der Nähe Vadras, oder in einem Gasthaus nahe der Kneipe in der er den Splitter verloren hatte. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach ihm.

Er hatte gedacht, so eine Suche würde recht schnell gehen. Am Arsch, es gab einfach keine Anzeichen von dem Alten. Seit einer Stunde waren sie schon durch diese Stadt gegurkt, hatten Leute gefragt, in Gasthäusern nachgesehen und öffentliche Plätze ausgespäht. Keine Anzeichen. Kraigor rieb sich über das Gesicht, es war aussichtslos. Er versuchte krampfhaft sich an irgendwas aus der Nacht zu erinnern.
Die Kette, das Symbol. Ein Kreis, ein Dreieck, Zacken, wie die Sonne. Der Wirt. Ja!
"Ich habs", rief er und sah die Elfe an, die ebenfalls abgenervt aussah, vom vielen suchen. "In einer anderen Kneipe, am Stadtrand, da war ein Wirt und der hatte die gleiche Kette an wie der Mann! Das ist nichtmal eine Woche her, als ich das gesehen hab!" Er war aufgeregt, weil er wieder etwas herausgefunden hatte. "Vielleicht ist es das Symbol einer Gemeinschaft oder etwas ähnliches."

Sie gingen in die besagte Kneipe, doch die war voll. Kein Wunder, denn als sie dort angekommen waren, war die Sonne bereits ein ziemliches Stück gewandert und so war es Abend geworden. Sie standen also da im Eingang zur Kneipe und konnten den Wirt vor lauter Kundschaft nicht entdecken. "Na grossartig", dachte Elira und trat in die Menge hinein. Sie mochte nicht so viele Menschen um sich haben. Das war doch nicht normal! Zusammengepfercht in kleinen, stickigen Räumen standen sie, schütteten irgendwelche Brühen in sich rein und johlten und brüllten aus voller Kehle. Sie schüttelte sich. Nicht einmal die Tiere, die die Menschen in ihren Ställen hielten verhielten sich so.
Irgendwie gelang sie dann mehr oder weniger unbemerkt zur Bar.

Er drängte sich ihr hinterher durch die fröhliche Menge und stierte sehnsüchtig auf die Bierkrüge. Nein, er durfte gar nicht daran denken, er sollte weniger an Alkohol denken und mehr an die Suche! Irgendwann waren sie dann auch mal endlich an der Theke angelangt, hinter der besagter Wirt stand und Leuten ihre Getränke rüberreichte, während neben ihm Gehilfen Gläser spülten. Er war es, gar keine Frage. Die Kette mit diesem Symbol. Ein gezackter Kreis, wie eine Art Sonne, in dem sich zahlreiche Dreiecke umeinander schlangen und in der Mitte eine kleine Scheibe. Jetzt würde er der Elfe das Sprechen überlassen, Zwischenmenschliches war nicht so seins.

"Seid gegrüsst Wirt!", rief Elira, um den Lärm der Gäste zu übertönen. "Eine nette Schenke habt ihr hier!"

"Biste hier um über die Schenke zu plaudern oder um was zu bestellen?", fragte der Wirt mürrisch.

"Am liebsten beides", sagte Elira und legte eine Goldmünze auf die hölzerne Thekenplatte. "Auf ein Wort Meister Wirt?" Sie versuchte nett zu bleiben, doch sie glaubte wenig Erfolg zu haben. Sie war schliesslich eine Elfe und noch zusätzlich eine Frau, also erstens ungeübt bei solchen Sachen und zweitens nahm sie selten jemand ernst. Was sie irgendwie ärgerte, doch sie hoffte mindestens mit Gold die Aufmerksamkeit anderer erkaufen zu können. Schade, dass ihr Lehrmeister nicht hier war, er war geschickt im Umgang mit Worten und Leuten.