#1031

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:05
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Am zweiten Tag ihrer Rückreise kam ihnen eine Gruppe Barbaren entgegen, angeführt von einem.der Takr, bei denen sie aus dem Hinweg zu Gast gewesen waren. Allerdings schien er ihnen diesmal wesentlich weniger freundlich gesinnt. Beleidigungen flogen hin und her, Waffen wurden gezückt und Bögen gespannt und ihr eigener Takr ritt nach vorne, worauf sich die beiden Männer eine Weile lang anbrüllten, schliesslich drehte sich der Takr um und rief laut: "Tyranak!!"
"Ich muss kämpfen, oder?", fragte Veray Lesir, ohne ihn anzusehen.
"Ja", meinte der knapp und drückte ihm kurz die Schulter. "Sieh zu, dass du am Leben bleibst, bitte."
Veray schnaubte nur und trieb sein Pferd an, um nach vorne zu reiten, während er die Doppelklinge in der Halterung löste. Er mochte nicht daran denken, nicht zu überleben, denn es würde zu Gedanken führen, die ihm Angst machten, und Angst konnte er nicht gebrauchen. Nicht vor, nicht während dem Kampf.
Er schloss zum Takr auf und überliess ihm die Zügel, während er sich aus dem Sattel schwang. Auf gegnerischer Seite tat ein Mann das selbe. Veray trat einen Schritt vor und taxierte seinen Gegner: eher klein und breit, vermutlich kein reinblütiger Barbar denn seine schmalen Augen waren strahlend blau, Alter geschätzt um die dreissig. Er trug einen leichten Schild und einen Speer, an seiner Hüfte einen langen Dolch, einen mit Metallplättchen benähten Lederharnisch, Arm- und Beinschienen, Stahlkappe auf dem kahlgeschorenen Schädel, Gold um die Arme und im Bart.
Veray löste seinen Doppelspeer ganz und nahm ihn in beide Hände, blickte kurz zu seinem Takr und als der nickte, griff er ohne Vorwarnung an. Er erwischte den Mann tatsächlich etwas unvorbereitet, es reichte jedoch nicht, um ihn zu töten, lediglich um eine tiefe Scharte in seinen Schild zu schlagen. Der Kampf, der folgte, war schnell und hitzig, das Licht der Sonne spiegelte sich auf den Klingen, die Stiefel rutschten im flachen Schnee und am Ende rann das Blut von Verays Klingen, dem Schaft entlang, und färbte seine Hände rot. Er keuchte unr liess eine Klinge einen Moment lang in den aufgewühlten, blutigen Matsch sacken, hob sie aber nach einer Sekunde wieder hoch und versuchte sich zusammen zu reissen. Er hatte den Mann praktisch in Stücke gehackt und es war so schnell gegangen. Er kehrte zurück zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel, bevor noch seine Knie nachgaben.


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#1032

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:16
von Randreyah | 11.751 Beiträge

"Ich hätte nicht gedacht, dass dein Bruder sowas kann, man erzählt sich er sei nicht begabt im Kampf", murmelte Dreqi an Lesir gewandt. "Naja, macht meine Arbeit auf euch aufzupassen leichter und Ran wird sich freuen zu hören, dass ihr Mann definitiv ihrer Hand wert ist", fügte er grinsend an. "Wird lustig das nächste Familientreffen."


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#1033

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:23
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

"Ich schätze sie dürfte sich auch freuen zu hören, dass er noch am Leben ist", murmelte Lesir zurück.. Er beobachtete, wie der Takr Veray etwas in die Hände drückte und ihn dann zurück zu den anderen Reitern schickte. Veray sah nicht sehr gut aus. "Bist du verletzt?", fragte Lesir, als er zu ihnen zurück gekehrt war. Veray schüttelte nur den Kopf. Lesir musterte ihn und bot ihm seinen Flachmann an, Veray nahm ihn an und trank einen Schluck, dann einen zweiten, bevor er ihn zurück reichte und sich endlich etwas entspannte.


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#1034

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:25
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Und sie wird sich überhaupt nicht freuen, dass er so viel trinkt, wie Zorai, dachte Dreqi bei sich, fragte aber laut, was Veray da bekommen habe.


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#1035

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:34
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray öffnete wortlos die blutige Hand. Darin lag ein kleines Plättchen aus schwarzem Stein mit Intarsien aus Gold, die eine recht üppige, tanzende Frau darstellten, deren Augen eines blau, eines gelb waren.
"Eine Gabe zum Dank, dass er für ihn gekämpft hat", erklärte Lesir. "Er scheint an dir zu hängen, dass ist die Göttin des Krieges, die Mutter aller Kämpfer, ihr Bild verleiht angeblich Kraft. Und du hast es schon gut blutgetränkt." Er deutete auf die Flecken, die Verays Hand hinterlassen hatte. "Sie sagen, sie mag das."
Veray erwiderte nichts, aber ein Grinsen spielte um seine Mundwinkel, als er sich das Amulett am daran befestigten Lederband um den Hals hängte und unter die Rüstung schob.


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#1036

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 19.02.2015 15:47
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Dreqi unterdrückte ein Kichern. "Ich glaube Ran wird stolz auf dich sein", meinte er schlicht.


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#1037

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 20.02.2015 05:14
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Am nächsten Tag kehrten sie heim in ihre Festung und der Reiterzug wurde mit Jubel begrüsst, als er das Tor durchquerte und durch die Gasse auf den Hauptplatz der Festung preschte. Sie sassen ab und der Takr brüllte sofort einige Befehle an umstehende Leute, bevor er seine Zügel jemandem in die Hand drückte und verschwand.
Sie versorgten die Pferde und bekamen alle einen Tee von den daheimgebliebenen, dann versammelte sich das ganze Dorf unter den Rufen eines Horns wieder auf dem zentralen Platz. Dort brannten mittlerweile zwei Feuer und zwischen ihnen war etwas aufgestellt worden, das Veray entfernt als menschliche Figur identifizieren konnte, grob gehauen aus schwarzem Stein, aber definitiv weiblich. Die Barbaren, Männer wie Frauen, knieten und setzten sich in einem weiten Kreis vor das Bildnis und die Feuer und die Dämonen taten es ihnen gleich. Erneut ertönte das Horn, dann tauchte ein hagerer Mann mit verfilzten Haaren auf, rief kehlige Sätze und warf Kräuterbündel ins Feuer, aus denen sofort dichter, beissender Rauch aufzusteigen begann.
Eine ganze Weile lang geschah darauf nichts, ausser dass gelegentlich jemand hustete und das Licht der untergehenden Sonne immer schwächer wurde, dann ertönten plötzlich Trommelschläge und der Schamane fing an zu singen. Die Menge folgte ihm mit Summen und Veray verspürte unwillkürlich den Drang, es ihnen gleichzutun, hielt sich aber zurück, da Lesir und Dreqi neben ihm keine Anstalten machten, es ebenfalls zu tun. Dann trat aus den Dunstschwaden hervor der Takr, stolz, nur bekleidet mit einer Hose, sein Brustkorb nackt und bemalt mit merkwürdigen Symbolen. An einem Strick führte er eine Ziege mit sich, in der anderen Hand hielt er ein Messer. Unwillkürlich flackerte Verays Blick zu der Gottesstatue und er fragte sich, ob er nur am Dunst lag oder ob in dem Rauch irgendeine Droge war, denn für einen Augenblick lang schien sie sich zu bewegen. Doch im nächsten war sie wieder still und der Takr führte die Ziege auf sie zu, kniete sich hin und fasste das Tier mit einem Arm fest um den Körper, der Gesang schwoll an, die Ziege meckerte angsterfüllt und versuchte sich loszuwinden, dass die Muskeln am Arm des Takr hervortraten, dann spritzte plötzlich Blut. Rot und zischend plätscherte es gegen die Statue und Veray hatte das Gefühl, seine Wärme auf der Haut zu spüren, als es dick an dem schwarzen Stein herunterrann, auf den Boden sprudelte und die Erde tränkte.
Blut war auch den Dämonen heilig, aber sie opferten nie irgendwelche Tiere. Denn was für ein Zeichen von Stärke war es, ein Tier zu töten, was für ein Zeichen für Wille und Bereitschaft, Blut darzubieten, das einem nicht gehörte? Blut war ein heiliger Saft, Gebet, Energie, Träger für die Magie der Runen, aber nur, wenn man bereit war, es selbst zu geben. Trotzdem übte die Zeremonie eine Faszination auf Veray aus, denn der schwarze Stein der Statue schien das Blut förmlich zu trinken und er dachte an die Schattenspitzen.
Als es vorbei war und alle aufstanden, war ihm halb schwindlig. Vermutlich war da doch etwas in dem Rauch gewesen. Er warf einen letzten Blick auf das Gottesbild, das weggetragen wurde und fragte Lesir halb grinsend: "Was erwartet der Takr von seiner Ehe, dass er ausgerechnet der Göttin des Krieges dafür opfert?"
"Des Krieges und der Liebe", antwortete Lesir und grinste auf die selbe Weise zurück, eine Augenbraue gehoben. "Ich hätte gedacht, dir dürfte der Zusammenhang am klarsten sein."
Veray begriff sofort was er meinte, lief rot an und verpasste ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf, der Lesir kichern liess.
"Die Barbaren verehren nur zwei Götter", erklärte er. "Die Mutter und den Vater. Sie steht für Krieg und Liebe und Kinder, er für mehr geistige Dinge, wie Jahreszeiten und sowas."
Sie halfen, die beiden Feuer mit mehr Holz zu versorgen und in der Mitte ein drittes zu errichten auf dem dann die Ziege in Streifen gebraten wurden, während man über die andere je ein bereits vorbereitetes Schwein hängte. Veray fühlte sich immer noch leicht beduselt und lehnte daher den ersten Bierkrug ab, der ihm angeboten wurde, um stattdessen Tische und Bänke in die Halle des Takr zu tragen, die sich an einer Seite des Platzes befand und deren Tore weit offen standen, ungeachtet der kalten Temperaturen, die unter den Barbaren eh niemanden zu interessieren schienen, denn viele liefen mit kurzen Ärmeln, lediglich Felle über den Schultern, herum. Veray hatte seine zerrissene Tunika irgendwie so unter seine Rüstung gewurstelt, dass er sich nicht halb nackt vorkam, und er hatte warm genug, auch wenn er etwas abgerissen aussah. Schliesslich war alles bereit und kurz darauf stiess Lesir auch schon, drei Teller mit Fleisch balancierend, zu ihnen.


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#1038

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 20.02.2015 20:11
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Sie assen und tranken dazu heissen Most und Bier, einige Barbaren machten Musik und eine Frau sang dazu. Lesir schien wieder völlig hergestellt, denn er schäkerte auf Schritt und Tritt mit den Barbarinnen, worauf Veray ihn heftig zurechtwies. Lesir sah ihn säuerlich an. "Weisst du, manchmal gehst du mir echt auf die Nerven. Es geht dich echt einen scheiss an, mit wem ich was habe."
"Und es ist mir auch scheissegal, mit wem du es treibst, sobald wir wieder in Drez sind", antwortete Veray. "Aber nicht mit Menschen."
Lesir schlug auf die Tischplatte. "Dakash, dann sind sie hat Menschen! Nenn mich meinetwegen primitiv, aber ihre Frauen haben zwei Brüste und das selbe zwischen den Beinen wie unsere und der Rest ist mir manchmal ziemlich egal!"
"Das ist primitiv, und zwar extrem", antwortete Veray und trank einen Schluck aus seinem Bierkrug.
Lesir sah ihn an, als hätte er ihm am liebsten den Teller ins Gesicht gepfeffert. "Schieb dir dein primitiv selbst wohin!"
Ohne ein Wort stand er auf und wollte davongehen, aber auch Veray sprang auf die Füsse und hielt ihn fest. Lesir drehte sich ohne federlesens um, schlug ihm ins Gesicht und Veray fand sich ausgestreckt auf der Bank wieder. Er fackelte genauso wenig, sprang auf und ging Lesir an die Kehle, sie stürzten zwischen die Tische und rollten in eine Bank, verbissen aufeinander eindreschend.

Einige Minuten später sassen sie wieder am Tisch, beide mit blauen Augen und blutigen Nasen, einander missmutig anstarrend. Niemand hatte sie getrennt, selbst Dreqi war schlau genug gewesen, sich nicht einzumischen, und er tat es auch jetzt nicht, obwohl er wachsam daneben sass.
"Mann Lesir, versteh doch", versuchte Veray es nochmal. "Es... es ist einfach nicht richtig. Du kannst nicht einfach irgendeine Barbarin vögeln, ihr ein Kind machen und dann abhauen."
"Aber wär es keine Barbarin wär es ok oder was?", fragte Lesir schniefend.
Veray wusste nichts darauf zu erwidern. Wieso kapierte Lesir es nicht einfach? Oder lag er selbst am Ende so falsch? Er musterte seinen Bruder lange schweigend und schliesslich meinte er grummelnd: "Na schön, mach was du willst. Ich kanns dir ja doch nicht verbieten."
Lesir sagte nichts, sondern stand auf und verschwand. Veray fühlte sich plötzlich verdammt einsam. Er sah Dreqi an und zuckte mit den Schultern. "Und dir hab ich sowieso nichts zu sagen."
Er stand auf, um sich noch ein Bier zu holen.

Irgendwann später kehrte Lesir zurück, fand Veray alleine am Eingang stehend vor und es gelang ihm, ihn aus seiner einsamen Trübsinnigkeit zu reissen und wieder etwas mit sich und der Welt zu versöhnen. "Du bist mein Bruder", meinte er. "Ich hasse es, dich traurig zu sehen."
Veray hätte ihn am liebsten umarmt und ihm im nächsten Moment am liebsten eine reingehauen, als Lesir grinsend anfügte: "Ich würd dich ja mit einer Frau verkuppeln, aber ich glaub es würde dich nicht viel glücklicher machen."
Lesir musste seinen Blick aufgefangen haben, denn er lachte. "Zweite Runde?"
"Ein andermal", meinte Veray und leckte sich den Most von den Lippen. "Ich bin dir eh einen Kampf schuldig."
"Was, wieso?", fragte Lesir irritiert.
"Dartala", meinte Veray und stellte fest, dass er torkelte. Hups, war das schon wieder so viel Most gewesen? "Der beste von vieren. Ich hab dich nie besiegt. Apropos... weisst du eigentlich, was sie mit der Frau gemacht haben?"
Lesir wusste es nicht, aber einige der umstehenden, Pfeife paffenden Barbaren. "Sie haben sie wieder in den Kerker geschmissen", übersetzte Lesir.
"Und was haben sie mit ihr vor?"
"Nichts. Die Frage ist, was hast du mit ihr vor. Du hast sie in einem Kampf auf Leben und Tod besiegt. Das bedeutet, ihr Leben gehört dir. Genauso wie ihre Waffen. Sie bewahren sie für dich auf, aber ich kann ihnen sagen, sie sollen sie dir bringen."
Veray schwieg einen Moment, dann meinte er: "Sag ihnen das. Und sag ihnen, die Frau auch."
Lesir sah ihn blinzelnd an. "Jetzt? Hierher?"
"Ja", meinte Veray unwirsch und bedeutete ihm zu reden.
Lesir übersetzte und die Barbaren zuckten mit den Schultern und taten es. Die Waffen waren in ein Leder gewickelt, das Kepesh, ein Dolch, zwei schmale Klingen, geeignet als Siefelmesser. Veray zog die Schnurklinge aus seiner Gürteltasche und legte sie dazu, bevor er alles wieder einwickelte. Die Frau keifte, als die Barbaren sie anschleppten, drohte ihnen mit Fäusten und Zähnen und als sie Veray sah, spuckte sie ihm vor die Füsse. Er ignorierte es, trat zu ihr und drückte ihr ihre Waffen in die Hände. "Lesir, sag ihr, die Waffen sind ihre und sie ist frei zu gehen, wohin sie will. Mein Volk hält keine Sklaven."
Lesir übersetzte und es wurde plötzlich ruhig um sie herum, als alle den Atem anhielten. Auch die Frau war still für mehrere Atemzüge und sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, aber dann gab sie zwei Sätze zur Antwort und die Barbaren johlten beifällig.
"Was hat sie gesagt?", fragte Veray und spürte plötzlich ziemlich den Alkohol in seinem Blut.
"Dass sie dir für die Freiheit dankt", übersetzte Lesir. "Und dass ihre Klingen von nun an neben deinen kämpfen. Das bedeutet", fügte er grinsend hinzu. "Dass du sie an dir kleben haben wirst wie Spucke, ob du willst oder nicht."


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#1039

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 21.02.2015 04:14
von Ro Raven | 10.532 Beiträge

Veray ging es am nächsten Morgen beschissener als an allen zuvor und er wäre am liebsten gestorben, wenn nur die Kopfschmerzen aufhörten. Er hatte definitiv zu viel getrunken in den letzten Tagen, viel zu viel. Mehrmals wollte er sich einfach irgendwo auf den Boden legen und genau dort den Rest des Tages verbringen, aber es half alles Ächzen und Stöhnen nichts, er musste aufs Pferd, denn der Takr wollte seine Braut abholen und sein Dartala musste mit. Auch Lesir und Dreqi sassen auf, ersterer beklagte sich nicht und zweiterem ging es zu Verays missfallen gut genug, um ihn vorwurfsvoll anzusehen, als er im Sattel schwankte.
Sie waren bereits einige Kilometer weit geritten, bis Veray die kleine Gestalt auffiel, die ihnen hinterherlief. Es war die Barbarin. "Wieso läuft sie uns nach?", fragte er stirnrunzelnd.
"Der Takr hat sich geweigert, ihr ein Pferd zu geben", antwortete Lesir.
Veray schwieg einen Augenblick lang. "Hat sie wirklich vor, jetzt den ganzen Weg zu rennen?"
"Ich schätze ja", gähnte Lesir. "Schliesslich hat sie geschworen dir zu folgen."
Ohne ein Wort wandte Veray sein Pferd, brach aus der Kolonne aus und ritt zurück, die Rufe der Barbaren ignorierend. Er erreichte die Frau, die bereits ein gutes Stück zurückgefallen war nach kurzer Zeit und streckte ihr ohne etwas zu sagen die Hand hin. Sie blickte auf, ergriff sie ohne zu zögern und schwang sich hinter ihm in den Sattel. Er spürte, wie sie die Arme um seine Taille legte und näher rückte, als er das Pferd antrieb, um zu den anderen Reitern aufzuschliessen und kratzte die paar Worte Barbarisch zusammen, die er sich hatte merken können. "Egn agch?", fragte er, wie heisst du? - hoffte er zumindest.
"Jirakha", antwortete sie mit rauher Stimme, und nach einigen Sekunden: "Agn, Ty-Ranak?"
"Veray", sagte er. Auch wenn ihn eh alle Tyranak nannten. Doppelklinge.
Sie erreichten die hintersten Reiter und sie stellte noch eine Frage, die er nicht verstand, aber als er nachfragte, lachte sie nur kehlig und wiederholte sie nicht.

An diesem Abend übernachteten sie in keiner Festung, sondern schlugen ihr Lager in der offenen Steppe auf. Jirakha übernahm wie selbstverständlich das Abpacken und Versorgen von Verays ziemlich erschöpftem Pferd und so hatte er einige Augenblicke nichts zu tun, als sie zu beobachten. Er fragte sich, wer die Frau war. Sie trug auch jetzt nichts ausser der Lederweste und dem Hirschfell um die Hüften, ausgenommen zwei mit Fell gefütterten Armschienen, aus denen die Griffe ihrer Messer ragten, und einem Waffengurt, ihre Haut war wettergegerbt und sonnendunkel und ihre nackten Füsse schienen die Kälte des Schnees nicht zu spüren, auf den sie traten, überhaupt schien alles an ihr zäh und verwittert, bis zu ihren halb geschorenen Haaren, und ihr Körper war nichts als Knochen, Haut und Sehnen. Eine Stammeslose, hatte Lesir gesagt. Veray fragte sich, was das bedeutete. Die Vrenasz waren auch clanlos, aber ihnen kam doch von allen Dämonen ein gewisser Respekt entgegen, diese Frau jedoch schien gemieden und gering geschätzt. Sie bewegte sich mit der Vorsicht und Spannung von jemandem, der damit rechnete, dass jemand versuchte ihn zu schlagen, und gelernt hatte, dreimal härter zurück zu schlagen.
Sie entzündeten ein mikriges Feuer und errichteten dann die Zelte, nicht mehr als grobe Windschütze, einige Decken, die sie über aufeinander gestapelte Sättel spannten, um sich nach dem kargen Abendessen essen zu dritt oder viert darunter zu quetschen und sich so gegenseitig warm zu halten. Wie Veray es erwartet hatte, blieb Jirakha übrig, und nach einigen Sekunden seufzte er, kroch ein Stück unter den Decken hervor, die er sich mit Dreqi und Lesir teilte und bedeutete ihr, sich zu ihnen zu quetschen. Sie folgte der Einladung nur zögernd, tat es aber und legte sich neben ihn.
Es war eng, aber tatsächlich einigermassen warm. Veray schloss die Augen und vermisste Ran. Als er beinahe weggedämmert war, spürte er Jirakhas Hand auf seiner Hüfte, pflückte sie weg und schob sie zu ihr zurück, bevor er einschlief.


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#1040

RE: Die Wilden Landen (nördlich des Tsar)

in Dreitan - das Spiel 23.02.2015 16:09
von Randreyah | 11.751 Beiträge

Die nächsten zwei Tage vergingen ohne grosse Ereignisse, sie ritten, und nicht viel mehr. Jirakha stellte sich als schweigsame Begleitung heraus, egal ob sie nun bei Veray mitritt, der ohnehin nichts verstanden hätte, oder, um die Pferde nicht zu überstrapazieren, bei Lesir. Am Abend des zweiten Tages erreichten sie die Festung des zukünftigen Schwiegergrossvaters und der Empfang fiel überraschend unfestlich aus, aber Lesir erklärte, die Hochzeit würde erst am kommenden Tag stattfinden und den ganzen Tag über dauern.
Das tat sie, und es war ein gewaltiges Fest. Veray war schon am Mittag beschwipst und es wurde danach nicht viel besser, sie assen, es gab Musik und Tanz und einige Männer und Frauen spielten amüsante Geschichten nach, die Takr lachten miteinander und schlugen sich auf die Schultern, während ihre Männer sich im Kampf massen und verbrüderten. Sogar Jirakha schien weniger ausgestossen während des Festes, sie trat gegen mehrere Männer und auch Frauen im Ringkampf an und schien dabei eine Menge Spass zu haben. Schliesslich forderte sie Lesir heraus und der liess sich nicht zweimal bitten, sondern schnallte seine Rüstung los und überliess sie samt seinen Waffen und seinem Hemd Veray, der sich auf die Finger beissen musste um nicht blöde zu kichern, weil Lesir zwischen all den Barbaren dastand wie ein bleicher Zahnstocher.
Jirakha stellte sich breitbeinig auf und brüllte aus voller Kehle: "Racka!!"
Lesir zögerte nicht darauf zu antworten, wie Veray es mittlerweile einige Male gesehen hatte. "Racka!!"
"Tacka!!", rief Jirakha und Lesir antwortete mit "Tack!!", wobei Veray sich kugelte weil es so bescheuert war, dann gingen sie aufeinander los. Jirakha war dünn, schnell und wendig, aber Lesir war es ebenfalls, und der Kampf ging so schnell, dass einige der Umstehenden Mühe hatten, überhaupt zu kapieren, was vor sich ging, aber schliesslich erwischte Lesir die Barbarin und zwang sie im Schwitzkasten in die Knie, sie zappelte, musste sich aber geschlagen geben, als er sie in den Boden drückte. Ein Rinnsal von Blut lief aus ihrer Nase, als er sie losliess, aber sie lachte nur, klatschte ihm einen blutig-schlammigen Handabdruck auf die Brust und trollte sich, um etwas zu trinken zu holen. Sie kehrte mit vier Krügen würzigem Winterbier zurück, einen für sich und je einen für die Dämonen.

- Ro Raven (ich bin der Manameister! *einen auf mini-smaug mach*)


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