Kraigor sah Egraz nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Tee? Tee wirkte normalerweise anders. Nämlich gar nicht. Oder höchstens beruhigend.
Komische Mittel, die der Typ da bei sich hatte.

"Was für einen Tee?", fauchte sie. Ihre Pupillen waren geweitet und sie konnte Egraz nur verschwommen wahrnehmen, sie hielt ihn am Handgelenk fest, damit er sich nicht entfernte. Seine Augen schienen unter der Kapuze zu glühen. Waren sie etwa blau? Oder grün? Jedenfalls hell... oder bildete sie sich nur alles ein? Ihr Atem ging stossweise und ihr wurde plötzlich heiss. Sie hasste die Welt und noch mehr sich selbst.

Sie sagte nichts, sondern liess ihn los und legte sich bequemer hin. "Zieh deine Kapuze runter", murmelte sie und ihr Gesicht wurde noch röter. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie begann zu zittern.

Er schaute leicht verstört zu. Noch eine Droge. Was ihn jedoch stutzen ließ, war, dass Elira forderte, dass Egraz seine Kapuze tiefer ziehen sollte. Wozu? War es wegen des Tees? Er überlegte, ob er Egraz auch nach einem Tee fragen sollte, beschloss aber, dass es vielleicht nicht so gut kam. Er würde warten, bis er mal verletzt war. Wenn das überhaupt geschah.

Langsam beruhigte sich Elira. Der Tee zeigte seine Wirkung und das Gift verlor sie stetig. Sie zitterte nicht mehr, aber ihr war heiss und es rauschte in ihren Ohren. Ihre Glieder fühlten sich schwer an und der Arm, an der die gestochene Hand hing, pochte schmerzhaft. Sie drehte sich zur Seite und beobachtete das Feuer. Die Farben der Flammen schienen intensiver und spiegelten sich in ihren glasigen Augen. Sie spielte mit einer ihrer blonden Locken und drehte sie langsam zwischen den Fingern.

Kraigor grinste. Das gefiel ihm.
Er schlenderte betont lässig rüber zu Elira, setzte sich neben sie und sagte: "Schau mal, Elira. Damit du dich nicht so aufregen musst, kriegst du jetzt ein paar Leidensgenossen."
Mit diesen Worten kippte er seinen Becher.
Shak! Der Tee war noch heiß genug, dass er sich die Kehle ein wenig verbrannt hatte. Aber dafür war der Tee ja da. Um das wieder zu heilen.
Er verkniff sich ein Lachen, während er die Wirkung wie einen Schlag spürte. Es war echt böse, wie sich die Farben plötzlich veränderten.
Das gefiel ihm. So sehr, dass er laut lachend rückwärts in den Schnee purzelte. Neben sich sah er Elira und das fand er genauso komisch. Warum wusste er nicht. Er rollte sich vor Lachen hin und her und stieß dabei gegen Elira.

Elira stiess ihn zur Seite und richtete sich auf. "Wenn du nicht damit aufhörst, verpass ich dir gleich eine Dosis Schlafmittel", knurrte sie und hielt sich den schmerzenden Kopf.