Elira hielt die Pferde an den Zügeln zurück, als die Tiere sich vor Schreck aufbäumten. Ein hechelnder Egraz stand gekrümmt vor ihnen und der Feuerdämon folgte. "Gratulation", murmelte Elira und tätschelte den Hals der Stute und hielt gleichzeitig den Hengst unten, welcher wild an den Zügeln zog, um sie der Elfe aus der Hand zu entreissen.

Diesmal stellte er sich geschickter an. Die ersten Baumstämme übersprang er einfach, dann sprang er unter einem durch, landete auf allen Vieren, stieß sich ab und schlitterte einen weiteren Stamm hinunter, sprang schließlich über ein Gebüsch und landete in einem morschen Baumstamm, der unter ihm zerbarst. Er rutschte ein wenig aus, fing sich aber schnell wieder und lief geduckt durch dichtes Gebüsch. Scheiße! Dieser morsche Baum hatte ihn wieder hinter Egraz zurückfallen lassen.
Schließlich erreichte er wieder den normalen Wald und sah Egraz mehrere Meter vor ihm rennen.
Obwohl er total erschöpft und am Ende war, zwang er sich zu einem Endspurt. Er gab alles und rannte wie wild hinter Egraz her, aber er konnte nur ein oder zwei Meter aufholen durch seine langen Beine. Er sprang in langen Sätzen vorwärts und rannte abwechselnd mit kurzen, sprintenden Schritten.
Schließlich erreichten sie wieder den Rastplatz. Aber Egraz hatte ihn ein oder zwei Sekunden vor ihm erreicht.
Als sie stehenblieben, kippte Kraigor augenblicklich um und blieb schwer keuchend liegen. Er ließ die Zunge heraushängen und schnappte schwitzend nach Luft.
Shak, war das anstrengend gewesen! Und Egraz war doch etwas besser gewesen.
Aber er hatte auch nichts anderes erwartet. Dafür hatte die Wirkung des Tees nachgelassen.

Kraigor grinste nur schwer atmend. "Du auch", stieß er zwischen zwei Atemzügen hervor. "Und ich bin schon lange nichtmehr gerannt. Aber der Tee hat mir ziemlich Energie gegeben."
Er lag weiter auf dem Rücken und wartete, dass sich sein Atem beruhigte. Ohne den Tee wäre er vermutlich schlechter gewesen. Er hatte seine Kondition gestärkt, indem er weniger gespürt hatte, wie sein Körper gegen die Anstrengung rebellierte.
Aber schon nach einer Minute konnte er sich wieder mit wackeligen Beinen hinsetzen.
Da sah er Elira, der es scheinbar schon besser ging und er grinste sie an. "Gehts dir wieder gut?", fragte er.

Elira band die Pferde an und reichte dem noch am Boden liegenden Kraigor den einen Wasserschlauch und Egraz den anderen, bevor sie sich ebenfalls ans Feuer setzte. "Ihr wart schnell", meinte sie an beide gewandt. "Ein gutes Rennen."

Er hatte sich jedoch wieder hingelegt, war gemütlicher. Dankbar nahm er den Wasserschlauch von Elira entgegen, die seine Frage geflissentlich ignoriert hatte.
"Danke", antwortete er auf ihr Kompliment, aber innerlich jubelte er.
Elira schien ihn anerkannt und gelobt zu haben, er hatte irgendwie ein bisschen ihren Respekt gewonnen, wie damals, als er ihr in Vadra den Splitter gezeigt hatte.

"Ich bin fast immun gegen das Gift. Es hat nur ein paar unerwünschte Auswirkungen... Ihr habt euch um sonst Sorgen gemacht", sagte sie und schloss die Augen. "Das tut mir leid..." Sie öffnete sie wieder und sah in die Flammen, die wie tausend ihrer Stimmen schrien. Erinnerungen an ihre Ausbildung kamen zurück und sie stand auf und ging zu den Pferden um sie ab zu satteln, dann begann sie ihr Fell zu striegeln. Sie wollte sich auf andere Gedanken bringen und die Ruhe der Tiere übertrug sich langsam auf sie.

Er blieb liegen, lauschte dem pumpenden Rauschen seines Blutes und spürte die Wärme des Feuers.
Irgendwann hatte sich seine Atmung wieder beruhigt. Er realisierte, wie die Sonne langsam unterging und er setzte sich erneut auf.
"Was wird uns morgen erwarten?", fragte er an Egraz gewandt, zu dem er seit ihrem freundschaftlichen Wettstreit neues Vertrauen und Zuneigung geschöpft hatte.