Sie las seine Gedanken nicht, sondern nahm die Splitter entgegen und bedankte sich mit einem knappen Nicken, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und ging.
Sie kannte die Tunnel nun gut genug und machte sich auf in Richtung Tiefenstadt, zu einer Schleuse, wo sich selten jemand aufhielt.
Langsam aber sicher hatte sie Kopfschmerzen und fühlte sich von den Wänden und der Decke eingeengt. Mit einem bitteren Lächeln stellte sie fest, dass es ihr fast schon so ging wie Lesir damals.
Als sie es sich gemütlich gemacht hatte, holte sie die Splitter aus den Säckchen und schüttete sie alle in ihre Hand. Fast augenblicklich griff Aions Geist nach dem ihren, aber es brauchte nicht viel, um ihn abzuwehren. Sie war ganz sanft dabei, lullte ihn ein und liess ihn an all das Gute denken, das er gekannt und an das er geglaubt hatte.
"Es ist schon so lange her", wisperte sie zu dem Splittern, "Fast schon zu lange, um sich zu entschuldigen. Ich wollte es wiedergutmachen, aber ich schätze, dass das unmöglich ist. Es tut mir leid. Alles. Das damals, das heute. Was ich aus dir gemacht habe. Was du bisjetzt gesehen und gefühlt hast. Es war nicht richtig...", sie drückte die Splitter an ihre Brust.
Einige Zeit später, die ihr vorgekommen war wie eine Ewigkeit, die sie in Aions Welt und seinen Erinnerungen verbracht hatte, tauchte wieder die Decke vor ihrem Sichtfeld auf. Akkaya atmete tief aus und bemerkte erst dann, dass jemand vor ihr hockte und ihre Wangen nass waren. Sie kannte den Egraz vor sich, aber bisher war er ihr immer aus dem Weg gegangen.

Seposh wäre beinahe zusammen gezuckt, als sich die kalten Augen der Göttin auf ihn gerichtet hatten. Einige Selunden lang, konnte er nichts weiter tun, als ihren Blick erwidern und beobachten wie das Silber darin der Schwärze Tanues wich. Zögernd hob er die Hände und formte seine Frage: "Geht es dor gut?"
Akkaya musterte ihn und nickte dann. "Bring das hier bitte zu Dreshar", meinte sie und reichte ihm ein einzelnes Säckchen in dem ein Teil einer kleinen Kugel lag. "Und sag ihm, dass er es auf keinen Fall anfassen oder heraus nehmen soll."
Seposh sah sie verwundert an. "Bitte", meinte Akkaya sanft. Der Falke nickte, grüsste zum Abschied und ging.

Rion ignorierte Seposhs Warnung das Säckchen nicht auf zu machen und drehte den grossen Kugelsplitter zwischen den Händen. "Lustig. Nicht grösser als eine Murmel", meinte er und betrachtete das schillernde Glühen, das der Splitter ausstrahlte. Seposh ging neben ihm her und hielt Ausschau nach Dreshar.

Seposch packte Dreshars Hand, bevor dieser den Kristall berühren konnte und deutete mir der anderen, dass er ja die Finger davon lassen sollte, bevor er den Seelenstein Rion aus den Fingern riss und ihn im Säckchen verstaute.
"Sorry, hab ich vergessen", maulte Rion und übersetzte dann, was Seposh noch weoter sagte: "Er meint, Akkaya hätte ihm gesagt, dir zu verbieten die Kugel da raus zu nehmen und schon gar nicht anzufassen. Wieso weiss er nicht. Aber es schien wichtig. Sehr wichtig. Er habe nicht gedacht je eine Göttin wegen so etwas weinen zu sehen."

Seposh shüttelte den Kopf. "Sie hat mir das gegeben und ist dann in die Tiefenstadt verschwunden", übersetzte Rion.

Eine Spinne fiel Seposh auf den Kopf und versuchte so schnell wie möglich von diesem stinkenden Etwas zu entkommen.

Seposh war zusammen gezuckt ob der Bewegung, entspante sich aber sofort wieder.
"Und du lässt sie da unten einfach alleine herumstaksen!?", fragte ihn Rion mit ungläubig aufgerissenen Augen - mal ehrlich viel von seiner Mutter hat der Kleine nicht...