"Ich finde, wir sollten warten, bis die letzten Wachposten aus dem Osten zurückkehren", schlug einer vor. "In zwei oder drei Tagen sollten sie ohnehin da sein. Vielleicht berichtet einer von denen etwas über ihn dem Rat."

Drei Tage später trafen die Beobachter ein. Anacher ging wie die anderen direkt zum Rat und lieferte einen absolut unspektakulären Bericht ab, weil in dem kleinen Dorf, in dem er stationiert gewesen war, überhaupt nichts passiert war. Die anderen hatten ähnlich wenig zu berichten. Einer meinte, er habe vielleicht jemanden gesehen, der ihn sein könnte, aber das war so vage, dass es nicht als Hinweis brauchbar war.
Nachdem der Rat sie entlassen hatte, machte sich Anacher langsam auf den Weg in Richtung seines Schlafquartieres im zehnten Block. Er musste Dreshars Leuten irgendwie die Nachricht überbringen, aber er wusste nicht, wie er sie finden sollte. Und wenn er jemand falsches darauf ansprach, wurde womöglich der Rat informiert, und er fürchtete, dass man ihn dann auf ganz andere Weise befragen würde.

Anacher trat in die Halle seiner Kohorte und stieg die Treppe hinunter zu seinem Schlafsaal, als ihm Ansir entgegen kam. Natürlich! Er kannte den Jungen nur flüchtig vom sehen her, aber er wusste, dass er oft zusammen mit Dreshar unterwegs gewesen war und sich irgendwelche Strafen aufgehalst hatte.
Blitzschnell fasste er ihn am Ärmel. "Du bist Ansir oder?", fragte er.
"Ja?", antwortete der junge Aussenwächter fragend.
"Du gehörst zu Dreshars Freunden?"
Ansir nickte ohne zu zögern. "Ja."
"Ich war in den letzten Wochen als Wache am Nebelsee", sagte Anacher. "Ich habe ihn gesehen. Er hat mir gesagt er kommt."
"Wann, jetzt?", fragte Ansir und seiner unteren Gesichtshälfte war zu entnehmen, dass er grosse Augen machte.
"Er sagte mir, in ein paar Wochen", antwortete Anacher. "Das ist jetzt zwei Wochen her. Mehr weiss ich nicht."
Ansir nickte. "Danke", meinte er, und ging dann weiter.
Anacher machte sich auf den Weg in den Schlafsaal, froh seine Botschaft los zu sein.

"Du sagtest, du weisst, wie du Tjavari finden kannst?", fragte eine Frau Evereya.

Tjavari schlich einen dunklen Gang entlang, lautlos und auf jedes Geräusch in ihrer Umgebung achtend. Nichts war zu hören. Keine Kriecher in der Nähe. Vorsichtig bog sie um eine Ecke. In diesem Moment flammte das Licht einer Laterne auf und sie starrte in mehrere Pfeilspitzen. "Du kommst mit uns", sagte einer der Tiefenjäger ruhig.
Einen Augenblick lang dachte sie daran, zu kämpfen, um zu fliegen. Sie wollte nicht wieder in ihre Hände geraten. Sie wollte nicht wieder durch diese Hölle gehen, wie nachdem Dreshar verschwunden war, und sie sie gefangen genommen hatten, um sie zu befragen. Deshalb war sie abgetaucht, sobald sie sie freigelassen hatten. Aber sie hatten sie immer wieder aufgestöbert, und sie hatte bereits die letzten Tage geahnt, dass sie wieder beobachtet wurde.
Sie überlegte zu kämpfen - aber sie tat es nicht. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen händigte sie ihren Bogen aus, liess sich fesseln und abführen.

"Was? Was haben sie denn diesmal mit ihr vor?", fragte Elasha.