
RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 05.12.2014 19:03von Ro Raven •

"Später", meinte er, erwiderte die Umarmung und eilte, als sie das Zimmer verlassen hatten, in die andere Richtung davon.
Einige Stunden später sass er wieder auf seinem Bett. Er hatte zig Anweisungen durchgegeben, Leute informiert, alles vorbereitet, und trotzdem kam er nicht zur Ruhe. Wenn etwas schief lief... Er wusste genau, dass er nicht mehr tun konnte, als er bereits getan hatte. Sie waren so bereit wie sie nur sein konnten, alle Befehl waren erteilt, alles organisiert. Akkaya würde erst am kommenden Nachmittag die Ränder Tanues erreichen und bis da hatte er schlicht nichts mehr zu tun. Er wusste, dass er hätte schlafen sollen, aber er schaffte es nichtmal, zwei Minuten liegen zu bleiben. Akkaya, die Kriecher, Aions Anhänger... alles drehte sich in seinem Kopf.
Irgendwann klopfte jemand an seine Türe, aber er realisierte es erst beim zweiten Mal richtig. "Ja?"
Die Türe ging auf und Ansir streckte den Kopf heran. "Hey, Dreshar, noch wach?"
"Ja. Was ist?"
"Ich komm dich von deinem ruhelosen Herumgewälze erlösen", grinste Ansir, und als Dreshar widersprechen wollte: "Alter, ich weiss doch genau, dass du kein Auge zumachst und nur auf den Psycho kommst. Na los, komm mit. Du brauchst dringend ein bisschen Ablenkung."
Dreshar war klar, was Ansir damit meinte. "Ansir, morgen kommt Akkaya, verdammt! Ich kann mich doch jetzt nicht zunebeln!"
"Wieso nicht?", fragte Ansir. "Bis dann hast du das schon wieder draussen. Es ist alles organisiert, und weil du eh nicht schlafen wirst hast du nichts mehr zu tun, als wenigstens ein bisschen herunter zu kommen, sonst kippst du spätestens morgen Mittag um vor hyperventilieren."
Dreshar seufzte. Eigentlich hatte er recht.
"Und, was ist jetzt?", fragte Ansir.
"Ich...ok", gab sich Dreshar geschlagen, stand auf und folgte ihm.
Sie gingen in einen kleinen Raum unterhalb der vierten Kohorte, den sie sich schon vor Jahren an den wachsamen Augen des Rates und ihrer Ausbildner vorbei gemütlich eingerichtet hatten. Ein paar andere waren noch da, Inshura und Elasha, Tanduin und Tjavari. Dreshar liess sich eine Pfeife reichen, aber er brauchte mehr als eine, bis er sich wirklich entspannte. Es war einfach zu viel. Zu viel, um das er sich gleichzeitig kümmern musste. Scheiss Verantwortung. Er hasste es. Wieso konnte er nicht einfach irgendein normaler Aussenwächter sein und der ganze Scheiss nie passiert? Er wollte kein verdammter Nachfahre Aions sein! Niemand hatte ihn gefragt, ob er das wollte! Er hatte Angst, verdammt! Angst, dass ihn irgendjemand beseitigte, oder ihm die nahm, die ihm am meisten bedeuteten, dass er seinen Verstand verlor an den Splittern, dass der Orden zerbrach und Tanue zugrunde ging und dass es seine Schuld war.
Er spürte, wie Tjavari nach seiner Hand griff und sich an ihn lehnte und zog sie an sich. Er wollte sie doch nur beschützen, verdammt, aber genau er war es, der sie überhaupt in Gefahr brachte.
"Hey, Dresh", sagte sie leise und erst jetzt realisierte er, dass sie plötzlich alleine im Raum waren.
"Hm?", fragte er.
Sie strich mit den Fingern über die Lehne des Sofas, mit dem Rücken an ihn gelehnt und die Füsse auf der Sitzfläche. "Wenn das mit Akkaya vorbei ist... und wenn wir dann noch leben... dann würd ich gern Antrag stellen. Aber natürlich nur, wenn du auch tust." Sie sah ihn von unten her an.
Er war verwirrt. "Antrag? Was für ein Antrag."
"Aufhebung des Eides, du Topf", meinte sie und verpasste ihm eine Kopfnuss.
Ihm dämmerte, was sie meinte. "Ahh, Antrag."
"Sag ich doch."
Er zog sie näher an sich und sie legte den Kopf an seine Brust. Eine Weile lang schwiegen sie, dann fragte sie: "Und?"
"Was und?"
"Machst dus?"
Er zögerte. "Ich... ich weiss nicht... es ist..."
"Du musst natürlich nicht, wenn du nicht willst", meinte sie und versuchte zu wirken, als wäre es ihr egal, aber er hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme, und es schnürte ihm das Herz zu.
"Das ist es nicht", sagte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich von irgendwo unter der Kapuze hervorverirrt hatte. Er fragte sich, ob sie sie immer noch als Zopf trug. Er hätte es gerne herausgefunden, aber er traute sich nicht, ihr einfach die Kapuze abzustreifen. "Ich will schon. Ich meine, Tjaki, du... du bist..."
"Was ist es dann?", unterbrach sie ihn und drehte sich ganz zu ihm um.
"Das kann ich dir nicht sagen", murmelte er leise.
Sie verpasste ihm eine Ohrfeige. Es kam so unerwartet, dass er einige Sekunden brauchte, um überhaupt zu begreifen, was passiert war. "Natürlich kannst du! Oh, komm mir jetzt nicht von wegen, es sei zu meinem Schutz. Ich bin bereits für dich durch die Hölle gegangen, ich denke ich hab ein recht darauf wenigstens zu wissen wieso! Und wenn es wegen dieser Elfe ist, dann sei nicht so ein Feigling und hab wenigstens den Anstand es zu sagen!"
Das sass. "Es tut mir leid", sagte er beschämt. "Ich bin ein Idiot, sorry. Es ist nicht wegen der Elfe." Er legte die Arme um sie und sie liess zu, dass er sie umarmte. "Du bist mir echt wichtig, Tjaki. Aber ich hab Angst." Er vergrub das Gesicht an ihrer Schulter. "Ich befürchte, sobald du von mir schwanger wärst, bin ich so gut wie tot."
"Was?", fragte sie erschrocken. "Wieso das?"
Er erzählte es ihr. Er erzählte ihr alles, von seinem Vater, den Splittern und den Erinnerungen darin, von den Anhängern Aions und dem gefährlichen Spiel, auf das er sich eingelassen hatte. Als er fertig war, schlang sie die Arme um ihn und drückte ihn. "Oh verdammt, in was sind wir da gelandet", murmelte sie. "Aber ich lass dich nicht allein, egal was passiert. Vergiss das nicht."
Dann küsste sie ihn. Es war gewiss nicht das erste Mal, dass sie das tat, aber es war anders. Der Kuss war ein Versprechen.
If you're going through hell, keep going.

RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 01:56von Ro Raven •

Anfang - Mitte November 308
Sie standen am nächsten Tag bereit, lange bevor Akkaya ankam, am Ostende des Waldes, der die Ruinen umgab. Dreshar, Agariz, zwei weitere Mitglieder des Rates, Elira und eine Truppe von Aussenwächtern, weitere sassen in den Bäumen und beobachtete das Umland. Trotz Rion's Warnung ging Dreshar davon aus, dass kaum Kriecher auftauchen würden, solange die Sonne schien, denn die Viecher hassten das Tageslicht wie die Pest, schliesslich nahm es ihnen eine Menge ihrer Vorteile. Aber sicher war sicher. Und blieb zu hoffen, dass Akkaya sich nicht verspätete.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 02:20von Randreyah •

Aus der Ferne waren die Egraz kaum zu erkennen, als sie auf sie zu ritten. Ran hatte sich unterwegs umgezogen und trug Kleid, Kopftuch und Umhang, die der Tracht des ehemaligen Tanue ähnlich sahen. Ausnahmsweise zierten auch Goldkettchen ihr Haupt, ihre Schultern und Arme, wobei sie sich von dem sonst nachtblauen Kleid abhoben. Sie gab dem Pferd die Sporen und holte den Falken vor sich ein.
Einige Meter vor den wartenden Tanuern stiegen sie ab und schritten auf sie zu, die Pferde an den Zügeln führend. Veray schloss zu ihr auf, schien aber unsicher, ob er neben oder hinter ihr her laufen sollte, die anderen, ausser Darik, hielten sich im Hintergrund und betrachteten das Empfangskomitee leicht skeptisch.
some men just want to see the world burn

RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 02:43von Randreyah •

Sie löste das Tuch so, dass man nicht mehr nur ihre Augen, sondern auch ihr Gesicht sehen konnte und sie lächelte Dreshar an, wobei sie ganz leicht den Kopf neigtem "Ich freue mich, wieder hier sein zu können", antwortete sie und liess den Blick über die Bäume wandern, "Auch wenn sich vieles verändert hat", fügte sie in der alten Sprache hinzu und sah dann wieder Dreshar und die Ratsmitglieder an.
Verdash in ihrem Arm quakte unwohl und sie gab ihn an Quiwi weiter, damit sie ihn aufmunterte, währendem sie sich mit den Falken unterhielt.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 02:47von Ro Raven •

"Zweieinhalbtausend Jahre sind eine lange Zeit", antwortete er lächelnd in derselben Sprache. Er fand die Worte viel schneller als noch vor einigen Monaten, und ihre Grammatik floss wie von selbst in seinem Kopf. "Wir sollten nicht zu lange hier bleiben", fuhr er fort. "Es wird bald dunkel."
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 03:00von Randreyah •

Sie stimmte ihm zu und Dreshar und sein Gefolge führten sie durch den Wald zu den Ruinen, wobei sie einer längst zerfallenen und durch Wurzeln durchbrochenen Strasse folgten, die einst die größte und prunkvollste der Strassen Tanues gewesen war. "Dreshar, bring bitte mein Gefolge, ausser Veray und Elira, in den oberen Tunneln, möglichst abseits vom Herzen unter. Ich will nicht, dass sie allzuviel über mich erfahren", bat sie ihn mit gesenkter Stimme in Tanùr, der alten Sprache. Dann liess sie den Blick über die Mauerresten und gebrochenen Säulen zwischen den Bäumen und Ranken wandern. "Es war einst eine wundervolle Stadt voller Leben", sagte sie und legte die Hand auf eine nahe Säule. Aus der Berührung wuchs eine Illusion, die über alle hinweg kroch und sie einhüllte in ein blasses, leuchtendes Spiegelbild von Akkayas Erinnerung. Dort wo sie stand und um die Falken und Leute um sie herum erwachte die Stadt erneut zum Leben. Schatten der längst verstorbenen und vergessenen Bewohnern flimmerten redend und lachend durch die Strasse, Blumen blühten an den Fenstern der Häuser, Kinder spielten, ein Windhauch trug die Gerüche Tanues kurz vorbei.
Akkaya nahm die Hand weg und setzte ihren Weg fort, wobei die Illusion ihr folgte.
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RE: Tanue (Ruinenstadt am Tsar)
in Dreitan - das Spiel 16.12.2014 03:19von Ro Raven •

Sie erreichten den Abgang, eine breite Treppe, die vor einem ehemals grossen Gebäude in die Tiefe führte, zu einem offenstehenden Tor in eine leerstehende Halle. Die Decke war an einigen Stellen eingebrochen und durch die Öffnungen brachen Lanzen aus Licht in den Saal, aber sie hatten die Oberfläche hinter sich gelassen. Dreshar schlug einen schnelleren, leicht humpelnden Schritt an, eine schmalere Wendeltreppe hinunter, zwei Stockwerke tief, die Falken formierten sich, Tiefenjäger stiessen hinzu. Am Fuss der Treppe war ein kleiner Kuppelraum, von dem mehrere Türen abgingen, aber sie hielten auf einen unverschlossenen Torbogen entlang.
"Dreshar", flüsterte einer der Wächter leise und tippte sich ans Ohr.
Dreshar nickte. Er hörte sie auch. Sie kamen näher. "Schnell!", befahl er den Gästen und deutete auf das Tor am Ende des Korridors, in dem zwei weitere Falken warteten, und sie verfielen in Laufschritt, doch dann war plötzlich etwas vor ihnen im Gang, ein Maul mit Zähnen und Greifzangen und viel zu vielen Beinen. Jemand schrie auf, dann zerplatzte der Kopf des Kriechers durch den Pfeil eines Tiefenjägers, einer der Falken packte die junge Dämonin, die vor Angst wie gelähmt stehen geblieben war, samt dem Kind in ihren Armen, und sie rannten. Pfeile zischen an ihnen vorbei, während sie durch das Tor sprangen, jemand schlug auf den Hebel, zwei Kriecher schossen auf den Eingang zu, dann fuhr die Steinplatte mit einem Kratschen in ihre Verankerung. Ein abgetrennter Fühler zuckte auf dem Boden des Korridors.
"Willkommen in Tanue", meinte Dreshar halb grinsend.
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