Sie reichte ihm die Sachen. "Geh und sag leb wohl... Ich sorg dann dafür, dass du sie nach draussen begleiten kannst, ohne, dass euch jemand sieht."

"Werde ich sein. Danke", sagte sie und reichte Inshura die Hand, bevor sie Dreshar kurz umarmte und sich in den Sattel schwang. Das Pferd schnaubte nervös, scharrte mit dem Huf, dann tänzelte es zur Seite und galoppierte los.

Elira liess das Pferd den Weg bestimmen und konzentrierte sich nur darauf, nicht aus dem Sattel zu fallen. Sie blickte zurück und sah die Ruinen fahl, wie mythische Riesen zwischen den Bäumen aufragen und hervorlugen. Es sah alles so unwirklich aus, dass sie sich fragte, ob sie träumte. Vielleicht war ja alles nur ein Traum gewesen und sie würde bald aufwachen. In Azura oder Navrila, vor den Altar schreiten und einen Mann heiraten, der vom Alter her ihr Grossvater sein konnte, ihm so viele Bälger gebären, dass sie nicht nachkam mit Mäuler stopfen, bis er starb und sie auf der Strasse landete. Sie lächelte bitter. Nein, es war kein Traum gewesen. Es durfte keiner gewesen sein. Erneut wandte sie sich um und wünschte sich nicht so schwach gewesen zu sein.
Sie vermisste ihn jetzt schon. Dreshar. Ihn und sein Grinsen. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Ja sie war ein kleines, schwaches Elflein, das nicht einmal auf sein eigenes Herz aufpassen konnte. Es war besser so, sagte sie sich, es war besser, wenn sie sich nie mehr über den Weg liefen. Immerhin würde sie sich nur ein paar Jahrzehnte davon abhalten müssen, nachher würde sie so oder so keine Wahl haben, sie schluchzte. Es war besser, wenn sie fort war und er sie vergass. Viel besser. Für ihn und für sie.
? Elira Wilde Lande S. 102

Akkaya wartete im Schatten des Ganges auf Dreshar. "Sobald Tanue seinen Frieden hat, wäre ich froh, wenn du mich nach Loney begleiten würdest", sagte sie und reichte ihm eine schlichte Kette, der Anhänger war verloren gegangen.

"Wieso Lovit? Lovit ist ein Tempel. Loney ist ein Reich, das einiges mit Tanue zu tun hat", meinte sie. "Ach die? Sie gehörte Eliras Mutter. Ich habe vergessen sie ihr zurück zu geben. Und es ist mir peinlich... Tust du es für mich, wenn ihr euch das nächste Mal wieder seht?", bat sie ganz unschuldig.

"Hmmm", machte sie zustimmend, fasste seine Hand, drückte ihm die Kette in die Fläche und schloss seine Finger darum mit einem warmen Lächeln, das soviel sagte wie "Ich mische mich schon nicht ein".
"Lovit wäre in der Tat ein guter Anfang. Aber du solltest nach Loney gehen. Kalidons Nachfahren leben dort. Und die Stadt würde dir gefallen. Aion mochte sie ebenfalls... Sein Grab befindet sich dort", sie überlegte einen Moment lang. "Ich könnte dir eine kurze Sammlung der Städte und Völker zusammen stellen, ihrer Kultur und Bräuche und wo sie ungefähr liegen, wenn du willst", schlug sie vor.