Oh und es würde dir durchaus Freude bereiten, meiner Hinrichtung beizuwohnen, dachte Rowenia für sich. Sie lächelte aber glücklich und geschmeihelt. "Nun, ich bin froh, dass die junge Lady Lones, mir den Fehler meiner Familie verzeihen konnte", meinte sie lächelnd, "Und ich kann euch nicht sagen, wie glücklich ich bin, dass Numair tatsächlich meine Gefühle für ihn erwidert..."

Marina eine junge Dame, an deren mangelndem Taktgefühl schon mancher Anstoss genommen hatte trat aus dem Schatten einer Säule hervor. "Seid ihr sicher, dass ihr nicht eure Röcke für ihn im Kerker gehoben habt?", fragte sie mit liebenswürdig. Ihrer Stimme nach hätte sie genau so gut über das Wetter reden können. "Im Palast hat Numair einen gewissen Ruf. Erst letztens hat eine von Maevas Zofen eine Nacht mit ihm verbracht und hat meiner Dienerin davon vorgeschwärmt. Er soll... sehr ausdauernd gewesen sein."

"Ich bin mir sicher", meinte Rowenia mit einem breiten Lächeln, als würde sie sich freuen, Marina zu sehen. "Aber wenn er so gut gewesen sein soll, bereue ich es, es nicht getan zu haben... Nun denn, ich werde mich wohl bis zur Hochzeitsnacht gedulden und darauf freuen", seufzte sie.

"Warum warten? Er ist bestimmt nicht der erste Mann, der zwischen euren Schenkeln liegen würde."

Numair machte sich gerade auf den Rückweg zu seinem Zimmer, als er die Stimmen vor ihm hörte. Sie kamen aus einem kleinen Saal links vor ihm. Er verstand nicht ganz, worum es ging, doch er hörte Rowenias Stimme heraus. Er lehnte sich unauffällig gegen den Türrahmen und betrachtete die Gesellschaft. Da war Rowenia, Lady Marina und Lady Lyraca. Er konnte nicht anders als zu Lächeln, als er seine zukünftige Braut sah. Sie hatte Farbe im Gesicht und an den Händen, doch irgendwie fand er, dass es ihr besser stand, als all die Schminke. Es zeigte ihren wahren Charakter und er spürte wie sich sein Herz zusammenzog. Kein Zweifel. Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt.

Rowenia gluckste. "Marina... Nicht jede Frau, hat so viel Freizeit, wie ihr, um sich sinnlos jede Nacht den verschiedensten Männern herzugeben", antwortete sie gelassen.

Numair hatte Mühe nicht laut loszulachen. Das war mal eine schlagkräftige Antwort. Marina blieb vollends gelassen und nippte nur mit einem leichtem Lächeln an ihrem Wein, doch Rowenias Antwort enthielt ein Körnchen Wahrheit. Sie hatte sich tatsächlich schon einigen Männern hingegeben. Darunter auch ihrem zukünftigem Ehemann. Die Hochzeit war zwar erst in drei Monaten angesetzt, doch es wurde gemunkelt, dass die beiden sich bereits jetzt fleissig in ihren ehelichen Pflichten übten.
Er trat in das Zimmer ein und verbeugte sich vor den Frauen. "Ich muss euch, Lady Rowenia für einen Moment entführen.", sagte er und bot der Lady von Schwarzschnee seinen Arm an. Marina nickte ihm zuckersüss zu, doch schluckte die Antwort, die ihr auf der Zunge lag mühsam hinunter.
"Ich hoffe ihr werdet noch einen angenehmen Tag miteinander verbringen.", sagte sie stattdessen.

"Gewiss", meinte Rowenia ihrerseits zuckersüss. "Auf wiedersehen, Lady Marina, Lady Lyraca. Ich wünsche euch einen schönen Tag", meinte sie und legte beinahe, nur beinahe, dankbar die Hand in Numairs Ellenbeuge. Sie hätte nur zu gern Marinas Antwort gehört und ihr weiterhin die Meinung gepfeffert, aber ihre Zeit mit Numair zu verbringen, erschien ihr weitaus angenehmer.
"Verzeiht, ich bin voller Farbe", meinte sie, sobald sie den kleinen Raum und die beiden Ladys hinter sich gelassen hatten. "Würde es euch stören, kurz zu warten, damit ich mich schnell waschen kann?"

"Vielen Dank.", erwiderte Numair höflich und verbeugte sich leicht vor ihr, dann geleitete er Rowenia aus dem Zimmer.
"Ganz und gar nicht. Geht nur.", erwiderte er auf ihre Frage, sobald sie die beiden Damen hinter sich gelassen hatten, auch wenn er es irgendwie Schade fand. "Ich rufe nur schnell eine Dienerin, die euch auf euer Zimmer begleiten kann." Damit legten sie gewissen Gerüchte schon mal einen Riegel vor. Das würde Rowenia sicherlich klar sein. Ausserdem hatte Numair keine Lust, dass man mehr als nötig über sie tratschte. Er winkte eine Dienerin heran und bat sie Rowenia auf ihre Zimmer zu begleiten. "Ich werde im Garten auf euch warten. Wenn ihr es erlaubt würde ich mir ausserdem gerne mal das Bild ansehen, dass ihr gemalt habt."