"Mir ist es lieber, dass sie es hier tun. Dann haben wir sie wenigstens im Blick. Doch ihr habt auch recht. Ein solches Fest sollte Freude bereiten.", erwiderte Numair.
Durien lachte leise und dirigierte sie gekonnt zwischen zwei anderen Pärchen hindurch. Er selbst schaffte es ebenfalls gerade rechtzeitig zwischen ihnen zu schlüpfen, bevor die anderen beiden zusammenstiessen und allgemeine Heiterkeit hervorriefen. "Ein Tanz gleicht ein wenig einer Schifffahrt auf seichtem Gewässer. Man muss immer aufpassen, dass man niemandem zu nahe kommt." Geschickt liess er sie noch einmal eine Drehung machen, dann endete das Lied. Sie beide waren ein wenig ausser Atem. Die engen Kleider waren nicht besonders gut geeignet für einen solchen Tanz. "Wollt ihr einen Schluck mit mir trinken?", fragte er. "Dann könnt ihr eurer Schwester auch gleich berichten, ob ihr zufrieden mit mir seid, oder nicht."

Die Nomadenprinzessin lächelte. "Nun, sehr gern", meinte sie wobei auch in dem kleinen Satz ihr Akzent mitschnurrte. "Wenn ihr mir die Bemerkung erlaubt, man merkt, dass ihr nicht vom Festland kommt, denn ihr seid so wild und solide wie die Küsten im Schoss der See... Meine Schwester sagte mir aber, dass ihr Ablenkung braucht von all den nervigen, schnatternden Mäulern, die nur euren Namen wollen?", fragte sie, liess ihn aber nicht antworten. "Ich war nicht einverstanden mit ihrem Vorhaben, denn ihr würdet es falsch verstehen, wie jeder Mann. Ich will euch bitten mit mir frei zu reden, denn ich bin lediglich an eurer Person interessiert, an nichts weiterem... Es kommt selten die Gelegenheit mit dem Inselvolk zu reden...oder zu tanzen", sie grinste.

Kia nickte. "Das intrigieren ist aber so unausstehlich langwierig... Würden die Teilnehmer nicht stets um den heissen Brei herum reden und nicht jede Beleidigung hinter einem falschen Kompliment verstecken, kämen sie schneller zum Ziel."

"Über was würdet ihr den reden wollen?", fragte er und führte sie zum Tisch. "Über meine Person gibt es nicht vieles zu berichten. Ich bin der Graf von Tyre, der Onkel des Königs und bis Bjarn selbst die Krone trägt Protektor der Nachtzinne. Ich versuche die Nachtzinne gegen die Schwarzmagier zu beschützen. Den Rest habt ihr sicherlich schon selbst herausgefunden.", fügte er mit einem gezwungenen Lächeln hinzu. An Julianas Tod zu denken bereitete ihm noch immer Schmerzen. Wenn er nur einen dieser Schwarzmagier erwischen würde.... Er würde sie für all das Leiden, dass sie seiner Familie und seinem Volk zugefügt hatten, bluten lassen. Erst jetzt bemerkte er, wie fest er die Zähne zusammenbiss. Er tat einen tiefen Atemzug und versuchte wieder die Kontrolle über seine Gefühle zu erlangen. "Tut mir leid. Meine Gedanken sind kurz zu meiner Frau geschweift.", sagte er.

"Ich verstehe eueren Schmerz", meinte sie und nahm Platz am Tisch. "Mein Mann verlor vor einiger Zeit sein Leben in einer unfairen Schlacht zwischen zwei Stämmen.. Man stach ihm in den Rücken", Wut blitzte kurz in ihren Augen auf, spiegelte sich aber nicht in ihrer Stumme wieder. "Erzählt mir von Tyre und den Bräuchen, die man pflegt... Jemand, der so tanzt wie ihr tut es nicht nur, weil er es erlernen musste. Auch wenn er es nicht zugeben würde", wieder grinste sie dann kam ihr etwas in den Sinn und sie erschrak fast. "Verzeih, nichts gegen deinen Gemahl, Schwester", meinte sie entschuldigend und berührte Kias Arm. Diese lachte. "Mein Mann mag nicht so tanzen, wie unser Clan, aber er hat andere Werte, die dies ausgleichen. Er ist ein guter Anführer und ein gerechter Mann, der einen kühlen Kopf bewahren kann... Durien erzählt, ich wollte nicht unterbrechen."

Rowenia hörte nur mit freundlicher Aufmerksamkeit zu, befand aber, dass sie sich vielleicht besser wieder auf die Tanzfläche zurückziehen sollten und stahl ihre Finger zwischen Numairs.

Dieser verstand die Geste und führte seine Zukünftige wieder auf die Tanzfläche. Es war ihm ehrlich gesagt auch lieber so. Beim Tanzen konnte er ihr nahe sein, ohne dass es unschicklich war.

"Tyre ist eine längliche Insel westlich von der Nachtzinne. Wir leben vom Handel dort und sind dementsprechend offen gegenüber Fremden. Wir mögen die Musik und erfreuen uns an der Tradition viele Feste feiern zu dürfen. Da wir so viele Menschen aus verschiedenen Kulturen beherbergen. Die Kunst des Schwertkampfes wird bei uns ebenfalls sehr geschätzt. Ausserdem bringt die Insel die besten Bogenschützen der ganzen Nachtzinne hervor.", meinte er mit unverholenem Stolz, ob dies tatsächlich der Wahrheit entsprach, durften andere entscheiden. "Da Tyre eine Insel ist, kann fast jeder schwimmen und die Schifffahrt ist hoch angesehen. Aus diesem Grund bin ich auch so weit herum gekommen. Von meinem zehnten bis siebzehnten Lebensjahr lebte ich auf verschiedenen Schiffen. Mal als Lehrling eines Händlers, mal als Diener eines Kapitäns eines Kriegsschiffes. Doch jetzt seid ihr dran. Erzählt mir ein wenig mehr von eurem Volk. Ich weiss mittlerweile, dass ihr gerne tanzt und dass ihr gerne handelt, doch mehr nicht."

"Wie ihr lieben wir Musik und Feste, die meist recht bunt und ausgelassen gefeiert werden, sobald sich die Gelegenheit ergibt, eines zu halten. Wir leben vom Handel, wie ihr bereits wisst, und von der Steppe. Unsere Kultur ist eine Mischung vieler, aber was uns auszeichnet sind die Trachten in grellen Farben, unsere Krieger, Pferde, Lebensfreude und Ehrlichkeit", antwortete sie.

Rowenia lächelte ihren Verlobten an. Wie süss das in ihren Ohren klang. Sie tanzten nicht schnell und so konnten sie sich besser unterhalten. Aber sie wollte nicht reden, denn es hätte den Moment der Nähe kaputt gemacht. Also lehnte sie nur den Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag.

"Dann sind sich unsere Kulturen eigentlich sehr ähnlich.", meinte Durien abwesend und nippte an seinem Wein. Da fiel ihm plötzlich etwas ein. "Wie steht euer Vater eigentlich zu dem König von Loney?", fragte er neugierig.

"Wir handeln mit und in Loney", antwortete sie, "Daher sind sich beide Seiten freundlich gesinnt. Ansonsten kommen unsere Völker nur selten in Kontakt... Aber mein Vater hält viel von der jungen Majestät. Er findet aich die Kultur Loneys interessant, auch wenn sie sich von der unseren unterscheidet. Vorallem was die Politik und Lebensart betrifft... Aber im Grunde sind alle Völker gleich. Darum gibt es immer Frieden und Krieg zwischen ihnen."

An seinem Wein nippend hörte Durien zu und stellte den Kelch zurück auf den Tisch. Bald hätte er die Audienz bei Maeva. Als er eine Hand auf seine Schulter spürte, blickte er hoch und sah Chapuys. "Die Königin erwartet euch, Mylord.", sagte er leise.
"Ihr müsst mich kurz entschuldigen.", sagte Durien in Richtung von Kia und Alesa. "Ich muss noch etwas mit der Königin besprechen." Er stand auf und folgte dem Diplomaten, der ihn zwischen den Feiernden hindurch führte.

Maeva sass im Arbeitszimmer und legte für alle Fälle Tinte, Feder und einen Bogem Papier bereit, die sie aus einer Schublade holte. Als Durien oder sein Diener am der Tür klopfte, öffnete sie persönlich die Tür. Davor stand Ainbheartach und sie wusste, dass er njemand anderen hätte klopfen lassen. "Tretet bitte ein", meinte sie freundlich und liess Durien in dem Raum. "Nehmt Platz", sie deutete auf einen bequemen Stuhl vor dem Tisch. Wein und Wasser hatte sie bereit legen lassen mit zwei Kelchen auf einem Tablett, das auf einem Nebentisch stand. "Wollt ihr etwas trinken?"