Er zog die Decke über sie und lag noch eine Weile wach. Er dachte nach. Als er sie das letzte Mal im Lager der Nachtzinne gesehen hatte, wollte er sie noch töten und jetzt lagen sie da, die Herzen einander ausgeschüttet. Er mochte sie, konnte sich nicht erklären warum. Doch sie hatte etwas in seinen Geist gepflanzt, dass jetzt tiefe Wurzeln schlug und das was vorhanden war zum Bröckeln brachte. Seine früheren Einstellungen, sein früheres ich war von dieser Idee in Frage gestellt. Er hob die Hand an und betrachtete sie im fahlen Licht des Mondes, welcher durch das Fenster schien. Wie viel Blut klebte an ihr, wie viele Feinde waren durch diese Hand gestorben. Hunderte wahrscheinlich. Wie viele von ihnen waren so wie sie? Waren sie wirklich schlecht und verkommen? Er fühlte sich schlecht und bereute es. Bereute sein Leben bis jetzt. Er schloss die Augen und atmete durch. Was hatte er bloss getan? Eine Träne rann seine Wange hinunter und er verbarg sein Gesicht hinter der Hand. Es war zuspät, er konnte Geschehenes nicht mehr ändern. War es nun gut oder schlecht, was er getan hatte. Er konnte nicht die Vergangenheit umschreiben, aber die Zukunft lag vor ihm. Er schwor sich in dieser Nacht, niemanden mehr umzubringen. Oder es zumindest zu versuchen.

Als die Sonne sich über dem Horizont erhob und ihre Strahlen die Dächer der Stadt küssten stand er schon am Fenster. Die Marketenderin lag noch im warmen Bett und ihre Atemzüge gingen tief und stetig. Maenavry kleidete sich an und verliess das Zimmer nach einem letzten Blick auf sie. Er ging auf den Markt, um für sie beide Frühstück zu besorgen. Die Bäckereien Loneys stellten süsses Brot her und er wollte es holen, sobald es heiss aus dem Ofen geholt wurde.

Maenavry kam zurück, als sie das Zimmer verlassen wollte. "Musst du schon weiter?", fragte er enttäuscht.

Jetzt war er erstaunt. Der ganze Clan beherrschte Magie. Merkwürdig, dass er davon nie etwas gehört hatte.
"Wenn euer ganzer Clan Magie beherrscht", fing er an, "seit ihr dann die Anführer dieser Stadt? Seid ihr echte Magier? Und welche Form von Magie beherrscht ihr?" Er war neugierig geworden. Das war alles höchst seltsam.

Vairo prustete vor Lachen los. "Nein, nein, nein", er kriegte sich fast nicht ein, bei dem Gedanken über Loney zu herrschen. "Wir sind zwar Nachfahren der Gründerfamilie... Aber der König Loneys Herrscht hier... Und der ist übrigens Nichtmagier... Nur weil wir etwas zaubern können, heisst das nicht, dass wir alles um uns herum beherrschen", sagte er neckisch.

"Ich dachte nur, wenn ihr alle so stark und mächtig seid, dass ihr dann uneingeschränkte Macht hier genießt", meinte Gantras.
"Kann jeder hier im Raum Magie?", fragte er weiter.

"Nein... Magie hat auch Grenzen... Hier im Raum?", er sah sich um. "Ungefähr fünf Leute können Elementarmagie, zwei können noch andere Magie. Aber wie genau die funktioniert, versteh ich nich", sagte er. "Wieso wollt ihr eigentlich das alles wissen?"

"Ich interessiere mich für Magie, seit ich davon gehört habe. Ich finde es faszinierend und forsche nach, wo ich nur kann."
Das stimmte nur halbwegs, war aber auch nicht wirklich gelogen.
"Benutzt ihr eure Magie häufig?"

Die Frage war interessant, allgemein alles, was der Mann ihn fragte. Vairo überlegte. "Man kann Eis und Wasser nicht ständig gebrauchen. Also immer dann wenn es praktisch ist und nicht zu aufwändig. Es braucht viel Energie um wirklich etwas damit anfangen zu können... Die meisten Magiermeister predigen auch die Magie nur dann anzuwenden, wenn man sie wirklich braucht. Aber das tut selten jemand, sie eingeschlossen... Nicht dass ihr das jetzt falsch versteht. Niemand benutzt sie so oft dass er nur noch mit Magie klar kommt. Aber man benutzt sie schon recht oft, glaube ich... Kann es nicht so richtig einschätzen", den letzten Satz fügte er schnell hinzu, doch er merkte, dass der Alkohol doch noch leicht seinen Verstand benebelte.