"Ist dein Meister dem Ruf gefolgt? Wenn er so alt und weise ist... Hat er dir etwas von den vier Alten erzählt?", fragte sie, nun etwas freundlicher. "Versteht mich nicht falsch, aber ich würde gerne wißen, ob man ihm trauen kann. Die I dee, Magier beßer in die Gesellschaft zu integrieren tönt intereßant... Doch wenn er Magie erforschen will, sollte er dem Ruf folgen, so wie viele andere Magier und Wesen mit magischen Fähigkeiten."

"Wisst ihr, ich bin selbst kein Magier, deshalb weiß ich nicht viel von solchen Dingen. Ich habe mein theoretisches Wissen der Magie aus Büchern gelernt, aber bin kein Eingeweihter. Dass ihr ihm trauen könnt, versichere ich euch, wenngleich ich es natürlich nicht beweisen kann. Mein Meister wohnt in Immen, vielleicht habt ihr Kontakt zu jemandem dort?
Von den Vier Alten habe ich schon was gehört, aber die Bücher darüber darf ich erst lesen, wenn ich selbst Magier bin, was ich vorhabe zu erlernen, wenngleich ich nicht besonders sensitiv für Magie bin. Was der Ruf ist, weiß ich nicht. Könnt ihr das für Nichtmagier verständlich ausdrücken?"

In Immen? Sie überlegte. Immen, Immen, Immen, das war in der Nähe der Höhlen. Naja relativ in der Nähe. "Der Ruf führt an einen Ort südlich von Immen. Die vier Alten, auch bekannt als die vier Götter des Chaos, haben den Ruf ausgesandt. Jeder Magier oder Wesen, das magische Fähigkeiten besitzt, wurde ins Östliche Gebirge gerufen. Sie haben Magier aus ganz Dreitan dort versammelt und eine Magierkolonie errichtet. Was genau sie vorhaben, wissen nur die, die dem Ruf gefolgt sind. Falls ihr selber Magie lernen wollt, gibt es eine Möglichkeit, aber die ist nicht gerade angenehm. Man müsste euer Gespür für Magie wecken und das ist mit grossem Schmerz verbunden...", Mei weitete unbemerkt ihren Geist aus und tastete den des Mannes ab. Er schien nicht zu lügen und vertrauenswürdig. Das wissen über die vier war eigentlich von Anfang an kein Geheimnis, aber durch die Jahre war es in Vergessenheit geraten. "Loney wurde von einem der Vier gegründet. Im Dom werden Schriften über sie und den Schwarzen Fürsten aufbewahrt. Ihr könnt sie lesen wenn ihr wollt. Aber dafür müsst ihr eine der Wachen nach dem Alchemisten fragen und sagen, dass euch Mei schickt. Er wird euch dann eine Kopie der Schriften ausleihen", schlug sie vor.

"Wisst ihr auch, warum alle Magier in den Osten gerufen wurden?", fragte er. "Und danke für das Angebot. Ich werde morgen nachfragen, aber lange kann ich hier nicht bleiben, da ich noch zur Feste und nach Murgird muss. Was den Ruf angeht, wenn er ausgesandt wurde, dann wird ihn mein Meister auch vernommen haben. Vielleicht steht er ja in Kontakt mit den vier Göttern des Chaos."
Er überlegte. Hier hatte er bereits viel Neues erfahren. Diese Mei schien viel zu wissen.

"Nein, ich weiss nur, dass sie seit November dort sind. Der Alchemist ist Tag und Nacht im Dom", sie behielt für sich, dass sie bezweifelte das Candor, Narum, Naja und Akkaya etwas von dem Magier wussten und sie eigentlich eine Armee gegen Schadaran aufbauten und fragte sich insgeheim, wieso der Mann nicht nach Ladril ging. Die Elfen waren eher für Magie bekannt, als Zwerge.

"Okay, ich danke euch. Falls ich das mal fragen darf, wieso seid ihr noch nicht dem Ruf gefolgt?"

"Weil wir hier mehr gebraucht werden als da", antwortete sie lächelnd. Eigentlich war der Grund, der dass sie wieder zurück geschickt wurden, aber das musste der Mann ja nicht wissen.

"Wenn es euch Recht ist, wüsste ich gerne, wo ich hier die Nacht verbringen kann. Morgen wollte ich zunächst in die Bibliothek und dann abreisen, es sei denn, jemand aus eurem Clan würde mich gerne begleiten, um zu meinem Meister zu gehen."
Besonders viele Magier hatte er noch nirgends gefunden. Nur drei Stück bisher, die Wenigsten wollten mir nichts, dir nichts einfach zu einem wildfremden Magier aufbrechen.

"Im Gasthaus nebenan oder im Dom solltet ihr noch eine Unterkunft finden", sagte sie. "Mein Clan wird leider hier gebraucht, aber Vairo kann euch begleiten. Er sollte sowieso ins südliche Gebirge. Bitte entschuldigt mich, ich muss mich noch um leere Krüge kümmern", fügte sie hinzu und rauschte davon, um einigen wartenden Männern einzuschenken. "Behalt den Typ im Auge, folge ihm und finde heraus, was er in den Zwergenstädten zu suchen hat. Du bist ein genug starker Magier, um allein klar zu kommen", befahl sie Veiro, welcher den Auftrag bestätigte. Es störte ihn nicht mit diesem Fremden mitzugehen, dann würde mindestens etwas Aufregendes passieren. "Soll ich euch morgen zur Bibliothek führen?", schlug Vairo vor.

Als sie einen der Ältesten in der Nähe wusste, auf den alle im Notfall hören würden, schlich sie nach draussen. Es war besser, wenn sie zuerst allein den Alchimisten aufsuchte. Zum ersten Mal seit langem liess sie ihren Geist über Loney gleiten und erschrak. Jemand rief sie. Zuerst verstand sie nicht, da dies so selten vorkam in letzter Zeit, aber sie erkannte Maenavry. Er war im Dom und suchte nach ihr. Schnell tastete sie die Gegend nach dem Schwarzmagier ab und fand ihn. Er sass auf dem Dach des Palastes und sobald ihr Geist den seinen streifte, schienen sich seine Augen in ihre Seele zu brennen, doch der Schwarzmagier tat weiter nichts. Es schien ihn nicht zu stören, wer sie rief und warum, solange sie die Stadt nicht zerstörten. Sie atmete durch, sagte Maenavry, dass sie in wenigen Minuten bei ihm wäre und eilte so schnell sie konnte zum Dom.
Sie begegnete beinahe niemandem auf ihrem Weg und wenn, dann nur Wachen, die sie bereits kannten und keine Fragen stellten.

Als sie in den Dom kam, versuchte sie die schwere Tür so behutsam, wie nur möglich zu öffnen, doch natürlich gelang das nicht. Alle Aufmerksamkeit galt nun ihr, für einen kurzen Moment, denn hier schien sich niemand um überhaupt jemanden zu scheren. Mei sah sich um und trat ein. Der Dom war einfach zu gross. Sie mochte nicht solche Räume. Sie schienen sie zu verschlucken und nicht mehr hinauslassen zu wollen und ihre Seele, die wie ein Echolot sich ihren Weg durch die Welt suchte, schien hier merkwürdig wiederzuhallen. Sie wusste, dass dies an den magischen Barrieren lag, aber dennoch fühlte sie sich unruhig. Eine Hand an ihrer Schulter liess sie zusammenzucken, sie fuhr herum und blickte in Maenavrys grüne Augen. Er lächelte. "Gut, dass du hier bist. Können wir irgendwo ungestört reden? Es ist wichtig", sagte er und sah sich um. Sie wusste, dass er mit ungestört 'vom Schwarzmagier unbeobachtet' meinte, doch sie wusste keinen Ort, ausser der Stadt der Nymphen. "Ich muss zuerst noch zum Alchemisten. Wir haben einen merkwürdigen Gast. Er behauptet von einem Magier aus Immen geschickt worden zu sein und ist auf der Suche nach Magiern, die an einer besseren Welt mit Magiern Interesse hätten. Kommst du schnell mit? Der Alchemist kennt sicherlich auch einen Ort, wo wir ungestört sind", fügte sie hinzu und zerrte ihn am Arm hinter sich her. Er folgte ihr und sie liess ihn los. Zwischen den Bänken suchten sie sich den Weg zum Altar. Als sie vor der Falltür zu den Katakomben standen, zog sie diese auf und rief nach unten. Es dauerte eine Weile, bis der Alchemist antwortete und seine schlurfenden Schritte auf dem Steinboden zu hören waren. Bald tauchte seine geduckte Gestalt am unteren Ende der Treppen auf und er hob die Fackel höher. "Kommt herunter", krächzte seine Stimme vom Schlaf noch heiser.