Lor, Eran, Pave und Devro

Sie hatten doch nicht viel weniger lang gebraucht für den Weg, weil sich "Scheiss auf Strassen" irgendwie nicht so ganz bewährt hatte. Zweimal waren sie in einem Sumpf gelandet, um einen Bach zu überqueren hatten sie zwei Tage lang eine Furt gesucht und sie hatten sich in einem Wald verirrt und einen vollen Tag gebraucht um heraus zu finden - auf der falschen Seite natürlich.
Als sie Loney erreichten war es Anfang Februar, schon dunkel und regnete wie aus Kübeln. Dementsprechend waren sie einigermassen schlecht gelaunt und froh darüber, endlich eine brauchbare Unterkunft in Aussicht zu haben, als sie durch das Tor in die Stadt ritten. Sie gingen nicht sehr weit, sondern stellten ihre Pferde im Nächstbesten Wirtshaus, dass über einen Stall verfügte unter und wärmten sich in der Schankstube mit einem Becher Glühwein auf.

"Wenn ihr uns was zu Essen bringen könnt, ja", sagte Eran. "Und wenn sich jemand um unsere Pferde kümmern könnte."
Sie hatten im Stall niemanden angetroffen.

"Ja", sagte Pave. "Wir waren heute verdammt lange unterwegs. Echt, Mann..." Er sah Eran an. "Nächstens bring ich diese Gäule zum Schlachter. Die Vieher können nicht normal laufen."
"Du kannst nicht normal reiten", erwiderte Eran.

Eran schlang einen halben Teller Eintopf hinunter, dann begann er langsamer zu essen und sich dabei umzusehen. Für die Tageszeit war es in der Schenke aussergewöhnlich ruhig und ihm fiel auf, dass auch Kinder und alte Leute darunter waren. Allgemein wirkten sie nicht wie die übliche Bande von Säufern, sondern eher wie Leute, die mit der ganzen Familie hier sassen. Waren sie etwa Flüchtlinge?
Während Eran noch nachdachte, hatte sich Lor offenbar von seiner Müdigkeit erholt, denn er wandte sich kurzerhand dem Tisch neben ihnen zu und fragte mit halb vollem Mund: "Kommt ihr von hier?"

"Ja, oder sowas in der Art", sagte Lor grinsend. Der Mann war irgendwie merkwürdig. Seine Stimme klang wie die eines sanftmütigen Ochsen, aber sein Körper trug die Narben eines verrückten Kriegers. "Die letzten zwei Wochen waren wir Reisende. Jetzt sind wir Leute, die in einem Wirtshaus sitzen. Was wir morgen sind, sehen wir morgen."
Devro blickte von seinem Eintopf auf und musterte den Fremden. "Woher habt ihr denn die Narbe?", fragte er. "Sieht eindrucksvoll aus."
Söldner fragten sich oft nach den gegenseitigen Narben. Es war ein praktischer Gesprächseinstieg und bot dem anderen die Gelegenheit, seine Heldengeschichten zu erzählen, was schliesslich jeder gerne tat.