"Für den Jarl meines Dorfes arbeitete ich eine Weile als Leibwache. Er wurde aber vom Blitz erschlagen.", fügte er hinzu. "Ich musste ihn einfach viel begleiten, mehr nicht. Richtig kämpfen musste ich nur zwei oder drei mal. Habt ihr eigentlich noch mehr Wachen, ausser mir?", fragte er dann.

"Ja, zwei... Aber die begleiten mich nur zu Anlässen", antwortete sie. "Ihr werdet wahrscheinlich nicht viel zu tun haben... Aber ich brauche jemanden, wenn ich den Palast verlasse, weil ich mich dann meist an Orten aufhalte, die ein nüchterner Mensch meiden würde."

"Klingt wie eine gute Arbeit.", meinte Ainbheartach nur und setzte sich dann auf eine Bank im Schatten eines kleinen Baumes. Er liess den Blick schweifen und entdeckte Hiran. Dieser hatte üble Schwellungen im Gesicht und wie es aussah Mühe beim Sprechen. Wahrscheinlich fehlten ihm einige Zähne, was auch kein Wunder wäre. "Was wären das denn für Orte?", fragte er neugierig und richtete seinen Blick zurück auf seine Dienstherrin.

Sie spähte zu ihrem Lehrmeister, der gerade abgewandt war und ein paar Knappen anfuhr. "Die ehemaligen Gebiete der Schwarzhändler und Assassinen. Seitdem mein Cousin regiert sind erstere spurlos verschwunden und zweitere nur anzutreffen, wenn sie gerade nach der Pfeife des Königs tanzen müssen... Ich will versuchen herauszufinden wieso und wohin sie verschwunden sind... das ganze kommt mir etwas merkwürdig vor", antwortete sie und prüfte sie Schärfe ihrer Klinge. "Meister!", rief sie dann. "Ich muss mich entschuldigen, ich muss gehen!" Der Mann drehte sich um, trat zu ihr heran und wechselte ein paar Worte mit ihr, bevor sich die Prinzessin verabschiedete und ihrer neuen Leibwache deutete ihr zu folgen.
Sie gingen zu den Stallungen und holten sich zwei Pferde. "Ich zeige euch die Stadt wenn ihr mögt. Bei Tageslicht ist sie ungefährlich und ihr solltet den ein oder anderen Weg der Altstadt kennen, bevor wir sie am Abend betreten", meinte sie und reichte ihm die Zügel.

"Ich kenne die Altstadt zwar schon ein bisschen von meinen Rundgängen, doch ich soll immer den offiziellen Routen der Wache folgen. Eine kleine Führung wäre daher schon angebracht." Ohne zu überlegen, hielt er ihr den Steigbügel, als sie sich auf ihr Pferd schwang. Dann kletterte er ebenfalls in den Sattel. "Warum interessiert es euch, was mit den Händlern des Schwarzmarktes passiert ist?"

"Weil sie zu einem gewissen Teil für den Reichtum der Stadt und Umgebung verantwortlich waren... und weil sie gefährlich sind", sagte sie und trieb ihr Pferd an. Sie ritten durch die grosse Allee und dann weiter nach Osten auf den grösseren Straßen, die der Nordmann bereits kannte. Dann bogen sie in die Seitengassen und Maeva erklärte ihm wo welcher Distrikt der Händler war. Wo früher mit Substanzen, Waffen, Artefakten, Tieren, Sklaven und veielen anderen Dingen gehandelt wurde. Dann machten sie Kehrt und gingen nach Westen, an den Stadtränden entlang zu den Häusern der Assassinen, die zu einem beachtlichen Teil plötzlich leer zu stehen schienen. Vor der Schenke, die Mei hielt, machten sie Halt. "Wir werden am Abend zuerst hier her kommen", sagte sie dann. "Ich will einen Sklavenhändler treffen. Man nennt ihn den Goblin und er ist gefährlich."

Ainbheartach nickte. Wenn sie sich in Gebäuden aufhalten würden, würde er seine Kurzschwerter mitnehmen und den Speer in der Festung lassen. Die waren im Kampf in engen Räumen praktischer. "Inwiefern ist er gefährlich? Beherrscht er Magie oder hat er ein paar Finsterlinge angeheuert?" Er wollte wissen auf was er würde achten müssen, falls es zu einer Auseinandersetzung kommen würde.

"Nein, keine Magie. Aber er hat zwei Goblins... Die sehen aus wie Trolle und sind genauso stark", meinte sie. "Ausserdem ist er einer der grösseren Fische im Schwarzmarktteich..."

"Okay. In dem Fall nehme ich eine Wurfaxt mit oder am besten gleich zwei.", meinte er. "Warum ist der Goblin eigentlich noch hier? Ihr habt ja vorhin gesagt, der Schwarzmarkt wäre aufgelöst worden."

"Auf Durchreise", sagte sie und wendete ihr Pferd. "Und weil", aie verstummte, als ihnen ein paar Leute entgegen kamen und wartete, bis sie wieder ausser Hörweite waren, "Und weil ich ihn her gebeten habe."