"Willst du keine andere Waffe? Eine die nicht so leicht zerbricht? Eine Bauernwehr, oder ein Langes Messer zum Beispiel. Sie sehen zwar nicht hübsch aus, doch sind wirksam."

Sie schüttelte den Kopf. "Ich hab noch ein Schwert... Aber ein Rapier ist mir lieber", meinte sie.

"Eure Entscheidung." Mit einem solchen Zahnstocher könnte ich aber nicht umgehen, fügte er in Gedanken hinzu. "Wollt ihr jetzt zum Unterricht?"

Sie nickte und reichte die abgebrochene Waffe ihrem Fesmchtmeister, dann machten sie sich auf den Weg in dem Innenhof, wo sie bereits einer der Gelehrten Loneys erwartete.
Der Unterricht fiel trocken aus, handelte von Politik, Sprachen und Sprechen und Mathematik. Ein paarmal wäre sie beinahe eingeschlafen und war froh, als sie endlich wieder gehen durfte.
Sie verliessen den Innenhof und Maeva gähnte herzhaft. "Wollt ihr einen Spaziergang durch die Stadt machen oder lieber einen Ausritt dem Loney entlang zu den westlichen Dörfern?", fragte sie den Nordmann und sah zu ihm hoch.

"Die westlichen Dörfer klingen gut. Soll ich der Halbzwergin bescheid sagen, dass sie uns ebenfalls begleiten soll?", erwiderte er.

Numair sass gegenüber Mernia, der Hausherrin, und ging noch einmal die Rechnungen durch. "Das letzte Jahr war schwer, Mylord. Wegen dem Krieg sind viele nach Loney geflohen und wir haben mehr Waisen, als wir durchfüttern können. Wir konnten nicht einmal an den Feiertagen Fleisch auf den Tisch bringen.", sagte sie mit nüchterner Stimme. "Wenn das so weitergeht müssen wir schliessen."
"Ich weiss, aber dank der Prinzessin haben die Kinder in ein paar Tagen wenigstens ein Dach über dem Kopf. Und dann..." Er unterbrach sich und lauschte. Trotz der geschlossenen Türe hörte er pfeifende, zweifellos harte Schläge. Numair schnitt eine Grimasse. "Da schein jemand ganz schön in Schwierigkeiten zu sein."
Merenia sah nicht auf, sondern fuhr fort, die Münzen zu sortieren. "Es ist Leofric. Er wurde wieder einmal beim Stehlen erwischt und wir mussten zahlen. Master Robert wollte es ihm dieses Mal nicht durchgehen lassen, wenn sie ihn nochmal erwischen, wird er der Stadtwache übergeben und die werden Gott weiss was mit ihm anstellen."
Numair nickte ruhig. "Wenigstens trägt der Junge die Folgen klaglos.", dachte er und streckte die Beine unter dem Tisch aus. "Ich denke ich werde ihn als Pagen einstellen. Dann kommt er endlich mal aus der Stadt raus und ich habe einen Vorwand um nicht mehr am Hofe zu erscheinen. Ich habe ein Gerücht gehört, dass der König mich mit Rowenia von der Schwarzschneeburg verloben will." Seine Ländereien würden dadurch zwar beträchtlich erweitert werden, allerdings war er sich fast sicher, dass der König einen Teil des Landes dem Onkel von Rowenia zusprechen würde. Doch das kümmerte ihn nicht sonderlich. Mehr der Symbolgehalt dieser Geste bereitete ihm Sorgen. Die Adeligen von Schwarzschnee waren der Familie des Königs schon immer treu ergeben gewesen.
"Das Mädchen ist schon 18 oder?", fragte Merenia nach.
Numair schüttelte den Kopf. "Sie ist 16 und Erbin der Festung und allen seinen Ländereien. Ihr Onkel ist aber praktisch der Herr der Grafschaft, da sie erst mit 21 Jahren als mündig gilt. Sie sind sich Spinnefeind, doch noch mehr verabscheut sie wahrscheinlich meine Familie."
"Warum?"
"Mein Vater tötete den ihrigen bei einem Duell. Ich denke es ging dabei um eine Frau.", entgegnete er ruhig. "Jetzt lass uns den Bücherkram zu Ende bringen. Ich will so schnell wie möglich losziehen."

Sie nickte und als sie los zogen erzählte sie etwas über jedes Dorf in der Gegend und welche Strasse wichtig war. Sie wollte, dass ihre Leibwachen auch das Gebiet ausserhalb der Stadt kannten, für den Fall, dass sie flüchten musste und/oder wollte.
Am Abend, kurz bevor die Tore geschlossen wurden, kamen sie auch schon zurück und Maeva gab den Wachen frei, ging zum König und bat höflich um eine Audienz - was überhaupt nicht ihre Art war.
Kurz vor Mitternacht schlich sie dann aus dem Palast mit Eules Hilfe. Sie klopfte an die Tür des Waisenhauses und wartete, dass man ihr öffnete.

Numair hatte gerade seinen Schwertgurt umgeschnallt als es an die Türe klopfte. Leofric stand vor der kleinen Kammer des Earls und trug eine mürrische Miene zur Schau. Es gefiel ihm nicht, dass der Earl ihn einfach mitnahm. Numair hingegen fand, dass der Bengel gefälligst ein wenig Dankbarkeit zeigen konnte. Er hatte ihm eine anständige Arbeit verschafft und ihn höchstwahrscheinlich vor den Stadtgefängnissen gerettet.
"Warte hier.", beschied er dem Jungen knapp und öffnete die Türe. Er war gelinde gesagt überrascht Maeva mitten in der Nacht vor dem Waisenhaus zu treffen, doch seinem Gesichtsausdruck war nichts anzusehen. "Prinzessin. Ich habe euer Kommen nicht erwartet, vor allem nicht zu solcher Stunde. Tretet ein!" Er machte einen Schritt zur Seite und hielt ihr die Türe auf.

Sie streifte sich die dunkle Kapuze vom Kopf, die zu der Jagdkleidung gehörte, die sie trug. "Ich wollte nicht stören, aber ich wollte euch treffen, bevor ihr geht", begann sie und trat ein. "Habt ihr etwas Zeit für mich?"

"Ja." Er winkte sie herein und führte sie in die kleine Kammer, die er bewohnte falls er in der Stadt zu Besuch war. "Leofric! Klopf an die Türe, falls jemand kommt."
Der Junge nickte und Numair schloss die Türe hinter ihnen. "Also?" Er wandte sich zu Maeva. "Warum wolltet ihr mich treffen, Prinzessin?"

"Ich war heute beim König", sagte sie und lehnte sich an einr Stuhllehne. Sie liess den Blick beiläufig über eine Wand schweifen an der ein Bücherregal stand. "Ich wollte euch selbst die Neuigkeiten überbringen und nicht einen Boten schicken müssen. Es geht um das Gebäude neben dem Dom. Ich konnte den König überzeugen, er wird euch das gesamte Haus zur Verfügung stellen, um das Waisenhaus darin unter zu bringen", sie lächelte und sah ihn dann ernst an, "Dann gibt es eine weitete Neuigkeit... Wie ihr sicherlich am Hof aufschnappen konntet, wird euch der König den 'Vorschlag' unterbreiten Lady Rowenia Schwarzschnee zu heiraten, mit der Begründung eine mögliche Fehde zwischen dem euren und dem ihren Haus zu verhindern. Es wird ein Maskenball zum alljährlichen Fest der Lichter veranstaltet. Dort wird sie euch vorgestellt werden... Aber so wie ich Rowenia kenne, wird sie der Idee eure Ehefrau zu werden abgeneigt sein."