"Mein Bruder, Hal, kümmert sich um die Auktion, Prinzessin. Er wird auch den Rest überwachen können. Wenn ihr es wünscht könnte ich euch die Burg zeigen und euch ein wenig über unsere Zucht erzählen.", sagte er leise. Mit anderen Worten bestätigte er ihr, dass er schon jetzt Zeit hatte um mit ihr zu reden. Die anderen Adeligen unterhielten sich weiter, doch er war sich sicher, dass manch anderer sein Angebot verstanden hatte, falls er lauter gesprochen hätte.

"Oh, das wäre sehr nett", meinte das Mädchen halb strahlend und liess sich den Weg vom Earl zeigen. Er erzählte ihr einiges über die Zucht und die Gegend und sie hörte aufmerksam zu, zu mindest solange, bis sie ausser Hör- und Sichtweite der anderen Adeligen waren. Linea und ihr Bruder, als auch die Leibwachen der Infantin begleiteten sie im Hintergrund.

Er führte sich hoch in eines der Gästezimmer und wies Leofric an ihnen etwas zu trinken zu bringen. Durch das Fenster hatten sie eine herrliche Aussicht über das bunte Treiben des Marktes und die Auktion. Der Junge tauchte nach einigen Minuten mit einem Tablett und einigen Bechern wieder auf und schenkte ihnen allen ein Glas ein. Anschliessend zog er sich diskret in eine Ecke zurück.
"Nun, da wir vor jedweden unerwünschten Hörern sicher sind, könnt ihr mir vielleicht verraten was ihr mit mir zu besprechen wünscht, Prinzessin?", fragte Numair.

Sie warf Leofric einen Blick zu, welcher mehr als nur sagte, dass sie niemandem mehr traute. Die Prinzessin atmete durch. "Wie stürzt man einen Rat?", fragte sie dann gerade heraus. Linea verschluckte sich beinahe Wein und musste sich zusammen reissen, um nicht zu husten.

"Es gibt verschiedene Möglichkeiten, doch jede ist so verwerflich wie die andere. Bestechung, Einschüchtern, Mord und dann könnte man sie noch mit Hilfe von Waffengewalt zwingen Entscheidungen zu fällen, die in eurem Sinne sind. Und eine solche Aktion würde euch wohl kaum etwas nützen. Ihr solltet viel mehr versuchen, die Leute in den Rat hineinzubringen, die euch unterstützen. Das dauert seine Weile, doch in der Politik braucht man Geduld und ihr habt noch drei Jahre bis zu eurer Krönung Zeit.", erwiderte Numair und drehte sein Glas nachdenklich in den Händen. "Ich nehme an ihr habt schon von der letzten Entscheidung des Rates gehört. Meine zukünftige heisst Rowenia von Schwarzschnee."

Maeva nahm einen grossen Schluck Wein auf Numairs Worte hin. Natürlich hatte sie vorgehabt Leute einzuschleusen, die sie unterstützten, doch due waren wenige und seit dem Tod des Königs hatte der Rat macht gekostet und die wollte er nicht hergeben.
"Ich habe auch von Schwarzschnees Besuch gehört", meinte sie bitter und verzog das Gesicht. "Ein wirklich unangenehmer Klotz." Maeva schielte zu Linea, diese sagte nichts, sondern blickte lediglich aus dem Fenster.
"Ewgeran war auch nicht gerade vom 'Angebot' des Königs und den darauffolgenden Besuch von Koliwa Huilendorn begeistert. Soviel ich weiss hätte er Koliwa am liebsten den Kopf abgerissen."
Linea schnaubte leise amüsiert im Hintergrund.

"Nun ja. Es besteht immer noch Hoffnung. Rowenia verabscheut meine Familie und ich bezweifle, dass Kjartan sie davon überzeugen kann mich zu heiraten und meine Einwilligung braucht er natürlich auch.", fügte er mit einem schmalen Lächeln hinzu. "Wenn ihr einen Rat von mir wollt, Prinzessin. Lasst euch Zeit. Ihr habt noch drei Jahre. Lasst das Volk wissen, dass ihr ihre Interessen vertretet und nicht daran interessiert seid nur euren eigenen Reichtum zu mehren. Die Sache mit der Krippe wird sich herumsprechen und jedermann wird wissen, wem die Kinder das zu verdanken haben. Wenn das Volk euch unterstützt habt ihr schon eine grosse Macht inne. Nehmt Graf Durien als Beispiel. Er schaffte die Leibeigenschaft und die Sklaverei ab und das Volk liebte ihn dafür. Sie würden ihn wahrscheinlich sogar noch lieben, wenn er den Thron an sich nehmen würde."

Maeva seufzte. "Ihr habt recht", meinte sie. "Verzeiht, aber wo könnte ich mich umkleiden? Das Korsett bringt mich noch um..."

Numair lachte leise. "Ihr könnt euch hier umziehen, wenn ihr es wünscht. Ich warte so lange draussen." Er stand auf und ging aus dem Zimmer.

Maeva winkte den anderen - den Leibwachen, Linea und ihrem Bruder - das Zimmer ebenfalls zu verlassen.
Linea verabschiedete das Mädchen und die Grafentochter verstand den Wink und folgte Numair. "Earl, würde es euch etwas ausmachen mich herum zu führen?", fragte sie freundlich.