"Was ist denn schon guter Umgang?", meinte sie amüsiert und folgte ihm wieder, als er hie und da die Menge auseinander schob, damit sie voran kamen.
In der Burg wurden sie freundlich empfangen und Maeva freute sich aif das Bad, zog sich um und wenige Stunden später ging sie flankiert von ihren Leibwachen hinunter, wo das Fest stattfand.

Numair blickte ihnen entgegen und hiess sie willkommen. Er bot Maeva einen Platz am Kopfende der Tafel an und wandte sich dann den anderen Gästen zu, die nach und nach eintrudelten. Sobald alle eingetroffen waren, wurde das Essen aufgetragen. Aalpastete, Hühnchen im Kräutermantel, Kaninchen, Spannferkel, Fasan. Der Graf von Midvale verzog ein wenig das Gesicht, als er an die Preise für all die Köstlichkeiten denken musste. Vielleicht stimmte es was sein Bruder sagte und er war tatsächlich geizig, doch er fand es klüger nicht mit Geld um sich zu werfen, dass er nicht hatte, wie manche Adelige es taten.
Die Autkion hatte ihm wie immer ein Polster verschaffen, doch er würde einen guten Teil davon in die Zucht investieren müssen und ausserdem die Soldaten bezahlen. Numair hatte ganz am Kopfende des Tisches und betrachtete die anderen Grafen unauffällig. Da war ein kleiner aber breiter Mann mit einem grossen roten Bart, der kräftig zulangte. Lord Caran aus den Grenzlanden. Er musste seine Ländereien häufig gegen Plünderer aus dem wilderen Teil Dreitans verteidigen und war dementsprechend Kriegserfahren. Ihn scherte es nicht sonderlich wer auf dem Thron sass, sondern er wollte nur die Grenze sichern. Er hatte heute 20 Pferde für seine Reiterei gekauft. Wenn Maeva ihn für sich gewinnen könnte, hätte sie einen mächtigen Verbündeten gefunden. Da waren noch einige andere Lords, die ebenfalls schwankten, doch seiner Meinung nach, sollte Maeva es zuerst bei Caran probieren. Er warf ihr einen Blick zu um zu sehen ob sie die Gelegenheit nutzen wollte um ein paar Verbündete zu suchen.

Maeva sagte nicht viel, erfasste eher die Situation und versuchte die Leute einzuschätzen, den gefräßigen Rotschipf kannte sie vom Sehen her. Ein relatuv geradliniger Charakter, mit dem man am besten reden konnte, wenn er zufrieden war.
Es gab noch einige andere, aber bei denen würde die Prinzessin mehr Fingerspitzengefühl benötigen. Sie bemerkte Numairs Blick und lächelte automatisch, liess ihren Blick durch die Menge streifen und wartete noch kurz, bis genügend Wein geflossen war.
Gerade als sie sich auf den Weg machen wollte, Leute anzusprechen, kam ihr eine streng aussehende Lady entgegen. Die Gnädigste schien ihre besten Tage schon seit einer Weile hinter sich gelassen zu haben und ihrem Gesichtsausdruck zufolge, war sie nicht erfreut die Prinzessin hier anzutreffen, schien aber noch einen bissigen Kommentar abfeuern zu wollen, bevor sie das Mädchen wieder ignorierte.

Die Prinzessin lächelte dünn, dünn aber dennoch höflich.
"Ebenfalls erfteut Lady Trewana", erwiderte sie knapp.

"Ich wusste, dass einige Adelige der Auktion hier beiwohnen würden, doch nicht welche", antwortete sie. "Der Tod meines Vaters hat vieles verändert... Man muss einiges neu organisieren."

"Die Hoheit Gevros tat dies?", fragte Maeva trocken und ein gefährliches Funkeln, dass so gar nicht zu einem frommen, 13-jährigen Mädchen passte erschien in ihren Augen. "Nun, dann seid willkommen... Sagt, wie geht es Prinz Sembra? Ich habe gehört, er sei in der Nachtzinne unterwegs?"