"Ihr werdet noch lernen wie man Kriege führt, Prinzessin. Bis dahin solltet ihr euch gute und ehrliche Berater suchen, die nur das Beste für Loney wollen und so wenig wie möglich auf ihren eigenen Profit aus sind." Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Morgen ziehen wir nach Loney. Euer Nordmann hat mir erzählt, dass er einige Freunde unter der Stadtwache hat. Wir sollten also leicht reinkommen. Dann ist der ganze Spuk auch schon vorbei. Wir sollten ebenfalls noch 100 Mann zur Schwarzschneeburg schicken. Sie können die Umgebung im Auge behalten und verhindern, dass uns Rowenia eventuell in den Rücken fällt. Vielleicht duldet sie aber auch diese Machtverschiebung." Er nahm noch einen Schluck und drückte Maeva kurz die Schulter.

Maeva nickte langsam und dachte nach, versuchte Numairs Worte zu verarbeiten. Doch je weiter ihre Gedanken abschweiften und sich mit all dem befassten, desto öfter sah sie Carans Kopf rollen, das Blut, das aus seinem Hals geschossen war und ihr wurde schlecht.
"Numair... Ich will nicht Loney kaputt machen... Es ist doch unser aller Zuhause", nuschelte sie kleinlaut und war kurz davor in Tränen auszubrechen.

Numair setzte sich neben ihr auf das Feldbett. "Wir werden die Stadt nicht zerstören, noch plündern. Wir sind dort wegen des Königs und das wissen meine Soldaten. Euer Cousin ist noch immer in der Stadt, oder? Wenn ja, werde ich ihn zum Duell fordern. Das wird der sicherste Weg sein um weiteres Blutvergiessen zu vermeiden." Wahrscheinlich würde der König die Forderung einfach ignorieren und sie zum Kampf zwingen, doch so wie es im Moment aussah, hatte er keine Verbündeten mehr, die ihn schnell genug mit genügend Soldaten erreichen konnten. Und wenn er auf Numairs Forderung einging, dann würde der König sicherlich einen Stellvertreter schicken. Seinen besten Krieger. Nun Numair war gut im Schwertkampf. Er würde es dem Kerl nicht allzu leicht machen.

"Nein", meinte die Prinzessin leise. "Kein Duell... Er würde nicht selber kämpfen... Ausserdem hat er einen Pakt mit Gevira und die mit den Tieflandelfen... Munkelt man mindestens. Was wenn deren Soldaten uns vor Loney einholen? Was wenn...wenn er einen Schwarzmagier statt seinerseits zum Duell schickt?", sie sah hoch zu ihm. "Ich habe, bevor ich mit den Schiffen los bin... Newayer den Alchemisten gebeten, zu überprüfen, ob die Gerüchte stimmen... Bis jetzt habe ich noch keine Botschaft von ihm bekommen..."

"Der König und Gevira hat einen Pakt mit den verfluchten Schwarzmagiern? Warum denn, dass? Und warum hat der König von Gevira dann die Nachtzinner in der Schlacht gegen die Untoten unterstützt." Er begriff das nicht. Hatte das öffentliche Erscheinen der Magier den König von Gevira dazu gezwungen einen Teil seiner Truppen zu entsenden, oder war das ganze nur ein Deckmantel für etwas grösseres gewesen. "Wenn das der Fall ist, dann müssen wir Boten zur Nachtzinne schicken. Wenn wir ein militärisches Bündnis eingehen, wird Gevira es nicht wagen gegen uns vorzugehen."

"Nicht!", rief sie fast aus und packte Numair am Arm. "Nicht Gevira selber... Verzeih... Ich...hab mich falsch ausgedrückt... Ein Teil des Königshauses und der Adeligen. Aber es ist ein Gerücht, das im Untergrund kursiert. Gevira hat einen Friedensvertrag mit der Nachtzinne. Und ich bin mit Prinz Sembra verlobt... Wenn wir jetzt ein Bündnis mit der Nachtzinne unter dem Vorwand eingehen, Gevira hätte etwas mit den Tieflandelfen am laufen, dann würden beide Friedensabkommen ... nichtig gemacht. Oder zumindest bedroht. Wir brauchen keinen größeren Krieg. Und Gevira keinen Grund uns als Feind oder Verräter anzusehen."

Numair nickte erleichtert. "Ihr habt mir einen schönen Schreck eingejagt, Prinzessin.", meinte er und rieb sich dann mit der Hand übers Gesicht. "In dem Fall sollten wir weiter so vorgehen wie bisher. Wir müssen versuchen euren Cousin in die Hände zu bekommen, dann können wir weitersehen. Doch auch wenn er einen Schwarzmagier ins Duell schicken würde, würde es ihm nichts nützen. Unsere Gesetze besagen, dass Magie bei einem solchen Zweikampf nicht eingesetzt werden darf. Es sei denn ich würde ebenfalls Magie beherrschen und das tue ich nicht.
Ausserdem denke ich, dass die Chance ziemlich klein ist, dass die Elfen den König offen unterstützen würden. Das würde nur den Zusammenhalt der Menschen stärken. Wenn sie klug sind halten sie sich bedeckt und mischen sich nicht ein."

"Ich weiss ja nicht, ob die Elfen menschliche Verbündete haben", murmelte sie und zog die Knie an. "Aber... glaubt ijr wirklich... selber kämpfen zu müssen?", fragte sie und schielte zu ihm hinauf. "Ich meine... was soll aus euren Geschwistern werden, wenn ihr...verliert? Ihr solltet auch an euch denken."

"Ja, das wäre eigentlich das beste. Wenn ich sterbe wird sich Hal um Isabella und Midvale kümmern. Er ist sehr reif für sein Alter.", erwiderte Numair bestimmt.

Sie musterte den Lord. "Ich glaube nicht...", murmelte sie und umarmte ihn. "Ihr müsst das ganze überleben Earl Midvale."