Maeva räusperte sich breit grinsend. "Wie ich sehe, hattet ihr eine angenehme Nacht, Earl", meinte die Prinzessin und lud ihn ebenfalls zu den Besprechungen ein. "Da wäre noch etwas", meinte sie besorgt. "Ich habe die Gefangenen besucht, Details erfährt ihr beu der Besprechung... Lady von Schwarzschnee bat um einen Besuch von euch... Und ich würde mich freuen, wenn ihr der Bitte heute noch nachkommen könntet, Numair." Sie sprach recht höflich, denn sie war geschäftlich unterwegs, was sie bereute, denn sie hätte den Earl gern noch etwas geärgert zum Thema Arnesta. Aber das blieb vorerst Algernon überlassen, der, wie es schien, seine süsse Freude daran hatte.

"Verflucht! Wo ist eigentlich Kjartan? Den Kerl habe ich völlig vergessen. Ist er mit dem König geflohen? Wenn sie die Burg Schwarzschnee nehmen, werden wir ein Problem haben.", sagte Numair und schlug sich gegen die Stirn, dann blickte er Maeva wieder an. "Wo ist Rowenia überhaupt? Ist sie noch in Festung Schwarzschnee?"

"Sie sitzt unten im Kerker... Ich habe gestern Nacht einige Meiner Ritter mit ihren Soldaten zu dem Festungen der Verräter geschickt... Sie haben sie besetzt und regeln momentan dort alles", sie lächelte ob Numairs Reaktion, "Kjartan haben sie unterwegs aufgegabelt und er sitzt jetzt mit dem Rest unserer Gefangenen in einer weniger bequemen Zelle unserer Kerker."

Numair fühlte sich jetzt ein wenig unbehaglich. Rowenia einzusperren, schien ihm ein wenig übertrieben. Sie hatte den König aus Überzeugung unterstützt und schien ihm eine ehrliche Seele zu sein. Er würde sich jetzt wesentlich besser fühlen, wenn Rowenia in einem der gemütlichen Zimmer unter Arrest stand. Ein goldener Käfig war besser als irgendein Loch in den Verliesen. "Ich werde sie sofort aufsuchen.", sagte er und stiefelte los. Lady Schwarzschnee war in eine der obersten Zellen untergebracht worden. Das bedeutete, dass sie ein Fenster, Licht und trocken haben würde. Er legte bei der Wache seine Waffen ab und stieg dann durch die Türe in den Raum. Er war einigermassen komfortabel eingerichtet. Ein Bett mit Matratze, frisches Bodenstroh, ein Waschbecken und sogar einen Eimer mit Verschluss. Ein Luxus im Vergleich was er in den Kerkern Loneys erlebt hatte. Numair erschauerte unwillkürlich.

"Ich hätte nicht gedacht, dass ihr mich so schnell besuchen kommt, Lord Midvale", begrüßte ihn Rowenia, die sich vom Fenster abwandte, als die Tür hinter ihm zifiel.

"Warum nicht?", fragte er ehrlich erstaunt. "Die Abneigung, die ich gegenüber Kjartan hege, erstreckt sich nicht über euch. Ich dachte so viel hatten wir bei unserem letzten Gespräch schon geklärt."

", das meinte ich nicht", lächelte sie verlegen. "Ich dachte, ihr wärt beschäftigt und hättet vielleicht erst am Abend Zeit... Ich bin aber froh, euch zu sehen. Geht es euch gut? Man hat mir erzählt, ihr wärt vergiftet worden..."

"Die Klinge meines Gegners war vergiftet. Ich hatte aber Glück und verlor nur einen Teil meines kleinen Fingers.", erwiderte er und hob die linke Hand, die immer noch dick einbandagiert war. "Wie geht es euch?", fragte er, "Nun ja, abgesehen von dieser Situation.", fügte Numair mit einem schwachen Lächeln hinzu.

Sie sah seine Hand besorgt an, aber war erleichtert. "Es freut mich, dass ihr den Kampf gut überstanden habt", sagte sie wahrheitsgemäß. "Ich wollte euch aber um einen Gefallen bitten... Die Prinzessin hat mir ein grosszügiges Angebot gemacht, das ich angenommen habe... Ich will mich revanchieren indem ich einen ihrer Vertrauten heirate und..", sie stockte und sah ihn vielsagend an.

Für ein paar Sekunden sah er sie nur verdutzt an, bis sein Hirn die Information verarbeitet hatte. "Ihr wollt mich?", fragte er erstaunt.